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Märchen und Sagen


Mit 100 Bildern nach Aquarellen von Ruth Koser-Michaëls


Die Teufelsbrücke

Vom Multhorn, nicht allzu fern von St. Gotthard, stürzt sich mit raschem Rollen und unbändigen Sprüngen ein wildes Bergwasser, die Reuß.

Ein Allpenhirt liebte eine Sennerin, die er zum öftern besuchte, aber er hatte oft mit dem wilden Fluß seine Not, hinüberzukommen, und mußte doch hinüber und auch wieder herüber zu seiner Hütte und Herde. Als nun einstmals die Reuß recht angeschwollen war und wilder als jemals über die Felsen herabstürzte, sah der Hirte keine Möglichkeit, hinüber und zu seiner Geliebten zu gelangen, und rief aus:

"Ei, so wollt' ich, daß der Teufel käme und baute eine Brücke über dich verfluchtiges Wasser.

Und da kam der Teufel gleich hinter einem Felsklumpen hervor und

"He! was gibst mir, wenn ich dir die Brücke baue?

"Was soll ich dir geben?" fragte der Hirte.

"Die erste lebendige Seele, die darüber geht", sagte der Teufel und dachte, es werde niemand schneller sein als der Hirte, hinüberzukommen.

"Ich bin's zufrieden", sagte der Hirt.

"Topp, schlag ein!" sagte der Teufel, und der Bub schlug ein.

Jetzt baute der Teufel mit Hilfe aller seiner höllischen Geister die Brücke in ganz kurzer Frist, und als sie fertig war, setzte er sich hin und lauerte. Wer aber nicht darüberging, war der Hirtenbub, er jagte vom Gotthardgebirg' unterm Hospital eine Gemse auf und trieb sie abwärts, immer der Reuß zu, bis an die Brücke, und da setzte sie flink hinüber. Der Teufel fuhr zu, wurde teufelswild über solches Wild und zerriß die Gemse in Stücke, nachdem er sie hoch in die Luft hinaufgetragen hatte.



275 Ludwig Bechstein Märchen Flip arpa

Nun ging der Hirte ungehindert, sooft er wollte, über die Brücke herüber und hinüber, doch soll es an ihr, die auf ewige Zeiten die Teufelsbrücke heißt, nicht recht geheuer sein, und es geht auch die Sage, der Teufel reiße alle Jahre ein Stück ein, daß immerdar daran gebaut werden müsse.


Copyright: arpa, 2015.

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