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Märchen und Sagen


Mit 100 Bildern nach Aquarellen von Ruth Koser-Michaëls


Oic sieben Schwestern

Am Khein unterhalb dem Pfalzgrafenstein stehen hochragende Burgtrümmer das Schloß Schönberg. Darauf sollen sieben so schöne Ritterfräulein gewohnt haben, day ihre Schönheit selbst dem Schlosse, darinnen sie hausten, den Namen lieh. Aber so groß der Fräulein Schönheit war, so kalt und gefühllos waren sie gegen die Minne. Keines Ritters Vewerbung



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erhörten sie, einen Freier nach dem andern wiesen sie ab, manches junge edle Herz brach an den Felsenherzen der sieben schönen Schwestern. Aber das Geschick beschloß ihre Strafe. Eines Tages landete ein Sachen unten am Fuße des Berges, darinnen sieben herrliche Jünglinge saßen, in ritterlicher Tracht und von vornehmem Gebaren. Sie kamen zur Burg, sie stellten sich den Fräulein dar, sie warben um Herzen und Hände. Es war vergebens, die sieben Schwestern blieben kalt. Mit einem Male verdunkelte sich der Himmel, eine höllische Musik ertönte, die Jünglinge umschlangen die sieben Schwestern, jeder eine, wie zum Tanzreigen, und schwangen sie tanzend und drehend aus der Burg, über die Zugbrücke, den Berg hinab in den Strom hinein, der stürmisch unter Donnern und Blitzen wogte. — Als es wieder hell und friedlich am reizenden Stromesufer geworden war, da ragten sieben Felsenspitzen aus dem Strome, in die waren die Jungfrauen mit den Felsenherzen zur Strafe ihrer unnatürlichen Härte verwandelt. Größere Flut überwogt sie, kleinere läßt sie sichtbar werden. Die Rheinschiffer kennen sie unter dem Namen der sieben Jungfern und haben unter sich die Sage: wenn einst ein Mächtiger diese Felsen dem Strombette enthübe und sie zu Säulen einer Betkapelle am Ufer bilde, so würden die Jungfrauen erlöst werden, wieder auf die sich erneuende Burg zurückkehren und jede nach der jahrhundertelangen harten Buße einen Mann beglücken.


Copyright: arpa, 2015.

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