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Märchen und Sagen


Mit 100 Bildern nach Aquarellen von Ruth Koser-Michaëls


Lodder

Ein verwandter Geist spukt in der Gegend um Brüssel umher.

Schnitter, die abends ihre Kleider abgelegt hatten und ruhten, hörten, von fernher kommend, ein Gerassel wie von Ketten, das näherte sich bis an den Ort, wo ihre Kleider lagen, die aber lagen ganz ruhig. Ein Gewitter zog heran, die Schnitter zogen ihre Kleider an und wollten heimgehen, da rasselte und prasselte es ganz in der Nähe und plötzlich schrie einer der Schnitter:

Lodder! Lodder! schlagt zu! schlagt zu! ich sitze drauf.

Und da ritt er schreiend fort, und keiner sah, auf was er ritt, und alle lachten, denn der Geist Lodder war unsichtbar und rannte fort mit der erfaßten Last des Schnitters und warf ihn bei einem Weiher in das Gras und plumpste ins Wasser, und jener mußte froh sein, daß nicht er in das Wasser geworfen worden.

Einem Zechgesellen begegnete es, daß er, als er abends ziemlich spät nach Hause kam, an der Erde etwas ticken und tacken hörte. Neugierig



195 Ludwig Bechstein Märchen Flip arpa

lauschend bog er sich nieder, ticketack, ticketack ging es fort und fort. Er griff hin, und siehe, unter einem Stein lag eine gehende Uhr. Er nahm sie und steckte sie ein, und in seiner Kammer zog er sie hervor, sie im Mondschein recht zu betrachten, da zeigte ihr Zeiger auf zwölf, und auf der Kirchenuhr schlug es zwölf, die Uhr ging also genau, aber sie wurde mit einmal so kalt, eiskalt und feucht und so schwer, und wie der Gesell recht hinsah, hielt er eine dick aufgeschwollene Kröte in der Hand. Schaudernd warf er das Ungetüm zur Erde, und in dem Augenblick hatte er einen großen Hund bei sich in der Kammer, der hatte ein Paar Augen wie zwei Schiffslaternen, und der Gesell fiel vor Schreck auf sein Bett, der Hund aber sprang zum Fenster hinaus und schlug ein Höllengelächter auf.

So hat der Tückebold Lodder gar viele geäfft und mit seinem nächtlichen Erscheinen, teils mit seiner Stimme und seinem Gelächter, manche zu Tode erschreckt.


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