Märchen und Sagen
Mit 100 Bildern nach Aquarellen von
Ruth Koser-Michaëls
Oic Allensteiner Zwergmännlein
Höher hinauf an der Alle liegt das Städtchen Allenstein, dem sie ebenso den Samen verlieh wie dem tiefer abwärts liegenden Allenburg. In Allenstein hausen Zwergmännlein in großer Zahl.
Eines reichen Ratsmannes Frau, namens Schellendorf, saß eines Abends allein in ihrer Stube; die Mägde waren im Hause beschäftigt, die Frau feierte und hatte kein Licht Sie hing ihren Gedanken nach. Da öffnete sich die Stubentür ganz weit, und in die Stube wimmelten die kleinen Männlein, jedes trug einen spitzen Hut und ein Laternchen mit blau brennendem Licht, auch führte jedes ein Zwergenfrauchen oder Jungfräulein im besten Putz.
Die Frau Schellendorf erschrak und schlug die Hände vor die Augen, blinzelte aber durch die Finger und sah, daß sich die Pärlein zum Reigen stellten und ihn auch alsbald zierlich begannen. Da trat plötzlich ein Männlein aus dem Kreis vor die Frau und rief mit grölzender Stimme:
Was blinzelst du? Du sollst nicht blinzeln! Mache deine Augen ganz zu
Die Frau tat es nicht, sie äugelte ferner durch die Finger. Da sprach das Männlein wieder:
Laß dir raten, Frau, und mache deine Augen zu!
Sie aber tat es dennoch nicht. Darauf sprach das Zwergmännlein zu einem andern:
Verschließe die Fenster!
171 Ludwig Bechstein Märchen | Flip | arpa |
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Und gleich trat dieses andere Männlein vor die Frau und blies ihr in die Augen. Vom Augenblicke sah sie keinen Stich mehr und ist blind geblieben all ihre Lebetage,
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