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Märchen und Sagen


Mit 100 Bildern nach Aquarellen von Ruth Koser-Michaëls


Die Herdmanndli ziehen weg

Es schon viel gesagt, wie gut gegen die guten Menschen die Bergzwergli des Pilatus waren; kleine, zwei Fuß hohe Männlein mit grünen oder grauen Röckchen, mit Füßen, die man nicht sah, langem Silberbart bis zur Erde herunter, die hüteten das edle Gestein im Berge, waren den Menschen hilfreich, kamen wohl auch und begehrten Speise, liebten insonderheit das Schweinefleisch, und wer ihnen gab, hatte es gut und erfreute sich ihrer Gunst. Wenn ihnen die Sennerinnen etwas Milch beiseitestellten, so molken und fütterten sie und waren ganz heimisch bei den



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Mägden; sie konnten auch wahrsagen aus Karten und Händen und waren geschick zu allen Dingen, aber erzürnen durfte man sie nicht. Wem sie im Sommer beim Heuen halfen, der konnte zufrieden sein, sie mehrten das Heu wunderbar. Manchmal sahen sie auch dem Heuen zu und halfen nicht. Einstmals verdroß das einen Heuer, der machte mit noch einem Kameraden, bevor die Arbeit anging, ein Feuer auf den Felsstein, darauf die Herdmanndli zu sitzen und zuzusehen pflegten, und kehrten dann geschwind Asche und Kohlen vom heißen Steine weg. Als die Manndli kamen und den Stein betraten, verbrannten sie sich ihre Füße. Da schrien überlaut: "O böse, böse Welt!" — und kamen nimmermehr wieder.

So auch kamen Bergmanndli vom Pilatus ing Haslital von den Felsen herunter, den Heuern zuzuschauen; sie waren gewohnt, sich auf die ASSe und Zweige eines schattigen Ahornbaumes zu setzen. Das merkten Schalke und sagten die Asse knapp durch, daß die armen Manndli herunterfielen. Da erhuben sie ein jämmerlich Geschrei und riefen:

"O wie ist der Himmel so hoch!
O wie ist die Untreu so groß!
Heute hier und nimmermehr!

Und nachher hat sich im Haslital niemals wieder eins sehen lassen.


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