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H. C. Andersens Märchen


Herausgegeben von


Dr. Karl Martin Schiller

Mit den Abbildungen Holzschnitte nach Originalzeichnungen von


Ludwig Richter, Graf Pocci, Theodor Hosemann und Raymond de Baux und 12 Kunstblättern von Otto Speckter und Graf Pocci


Leipzig F. W. Hendel Verlag 1927


Der kleinen Jda Blumen

Meine armen Blumen sind ganz verwelkt" sagte die kleine Ida. "Sie waren so schön gestern abend, und nun hängen alle Blätter vertrocknet dal Weshalb tun sie das?" fragte sie den Studenten, der im Sofa saß, denn sie mochte ihn sehr gern leiden, er wußte die allerschönsten Geschichten und schnitt so belustigende Bilder guo: Herzen mit kleinen Damen darin, welche tanzten, Blumen und große Schlösser, an denen man Türen öffnen konnte; es war ein munterer Studenti "Weshalb sehen die Blumen heut so jämmerlich aus?" fragte sie wieder und zeigte ihm einen ganzen Strauß, welcher ganz vertrocknet war.

"Ja, weißt du, was ihnen fehlte" sagte der Student. "Die Blumen sind diese Nacht zu Ball gewesen, und deshalb lassen sie heute die Köpfe hängen."

"Aber die Blumen können ja nicht tanzen!" sagte die kleine Ida

"Jawohl," sagte der Student, "wenn es dunkel wird und wir andern schlafen, dann springen sie lustig umher; fast jede Nacht halten sie Bam"

"Können keine Kinder mit auf diesen Ball kommen?"

"O ja," sagte der Student, "ganz kleine Gänseblümchen und Maiblümchen."

"Wo tanzen die schönen Blumen?" fragte die kleine Ida.

"Bist du nicht oft vor dem Tore bei dem großen Schlosse gewesen, wo der König im Sommer wohnt, und wo der herrliche Garten mit den vielen Blumen ist? Du hast ja die Schwäne gesehen, welche zu dir hinschwimmen, wenn du ihnen Brotkrumen geben willst. Glaube mir, da draußen ist großer Balt."

"Ich war gestern mit meiner Mutter draußen im Garten!" sagte Ida, "aber alle Blätter waren von den Bäumen, und da waren durchaus keine Blumen mehr! Wo sind sie? Im Sommer sah ich so viele!"

"Sie sind drinnen im Schlosse!" sagte der Student. "Wisse, sobald der



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König und alle Hofleute zur Stadt ziehen, dann laufen die Blumen gleich aus dem Garten in das Schloß und sind lustig. Das solltest du sehen! Die beiden allerschönsten Rosen setzen sich auf den Thron, und dann sind sie König und Königin, alle die roten Hahnenkämme stellen sich zu beiden Seiten auf und stehen und verbeugen sich, das sind die Kammerjunker. Dann kommen die niedlichsten Blumen, und dann ist da großer Ball; die blauen Veilchen stellen kleine Seekadetten vor, sie tanzen mit Hyazinthen und Krokus, welche sie Fräulein nennen. Die Tulpen und die großen Feuerlilien, das sind alte Damen, die passen auf, 'daß hübsch getanzt wird, und daß es hübsch ordentlich zugeht!"

"Aber", fragte die kleine Ida, "ist da niemand, der den Blumen etwas zuleide tut, weil sie in des Königs Schloß tanzen?"

"Es weiß eigentlich niemand so recht darum!" sagte der Student. "Zuweilen kommt freilich in der Nacht der alte Schloßverwalter, welcher dort draussen aufpassen soll; er hat ein großes Bund Schlüssel bei sich; aber sobald die Blumen die Schlüssel rasseln hören, sind sie ganz stille, verstecken sich hinter den langen Gardinen und stecken den Kopf hervor. Ich rieche, daß hier Blumen sind', sagt der alte Schloßverwalter, aber sehen kann er sie nicht."

"das ist lustig!" sagte die kleine Ida und klatschte in die Hände. "Aber würde ich die Blumen auch nicht sehen können?"

Ja," sagte der Student, "denke nur daran, wenn du wieder hinauskommst; daß du in das Fenster siehst, so wirst du sie schon gewahr werden. Das tat ich heute, da lag eine lange gelbe Lilie im Sofa und streckte sich: das war eine Hofdame!"

"Können auch die Blumen aus dem botanischen Garten da hinaufkommend Können sie den weiten Weg machen?"

"Ja gewiß!" sagte der Student, "denn wenn sie wollen, so können sie fliegen. Hast du nicht die schönen Schmetterlinge gesehen, die roten, gelben und weißen? Die sehen fast ans wie Blumen; das sind sie auch gewesen; sie sind vom Stengel ab hoch in die Luft geflogen und haben da mit den Blättern geschlagen, als wenn es kleine Flügel wären, und da flogen sie; und da sie sich gut aufführten, bekamen sie die Erlaubnis, auch bei Tage herumzufliegen brauchten nicht zu Hause und stille auf dem Stiel zu sitzen, und da wurden die Blätter am Ende zu wirklichen Flügeln. Das hast du ja selbst gesehen! Es kann übrigens sein, daß die Blumen im botanischen Garten noch nie im Schlosse des Königs gewesen sind, oder nicht wissen, daß es dort des Nachts so munter hergeht. Deshalb will ich dir etwas sagen! Dann wird er recht erstaunen, der botanische Professor, welcher hier nebenan wohnt, du kennst ihn ja nohl? Wenn du in seinen Garten kommst, mußt du einer der Blumen erzählen, daß draußen auf dem Schlosse großer Ball ist, dann sagt diese es allen andern wieder, und dann fliegen sie fort; kommt dann der Professor in den Garten hinaus, so ist



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nicht eint einzige Blume da, und er kann gar nicht begreifen, wo sie geblieben sind."

"Aber wie kann die Blume es den andern erzählen? Die Blumen können ja nicht sprechen!"

"Nein, das können sie freilich nicht!" erwiderte der Student, "aber dann geben sie sich Zeichen! Hast du nicht oft gesehen, daß, wenn es ein wenig weht, die Blumen sich beugen und alle die grünen Blätter bewegen? Das ist ebenso deutlich, als ob sie sprächen!"

"Kann denn der Professor die Zeichen verstehen?" fragte Ida.

"Ja, sicherlich! Er kam eines Morgens in seinen Garten und sah eine große Brennessel stehen und mit ihren Blättern einer schönen roten Nelke Zeichen geben. ,Du bist so niedlich, und ich bin dir so gut, sagte sie; aber dergleichen kann der Professor nicht leiden und schlug sogleich der Brennessel auf die Blätter; denn das sind ihre Finger, aber da brannte er sich, und seit der Zeit wagt er nicht, eine Brennessel anzurühren."

"Das ist lustig!" sagte die kleine Ida und lachte.

"Wie kann man einem Kinde so etwas erzählen!" sagte der langweilige Kanzleirat, welcher zu Besuch gekommen war und im Sofa saß. Dieser konnte den Studenten gar nicht leiden und brummte immer, wenn er ihn die possierlichen, munteren Bilder ausschneiden sah: bald war es ein Mann, der am Galgen hing und ein Herz in der Hand hielt, denn er war ein Herzensdieb; bald eine alte Hexe, welche auf einem Besen ritt und ihren Mann auf der Nase hatte; das konnte der alte Herr nicht leiden, und dann sagte er, gerade wie jetzt: "Wie kann man einem Kinde so etwas weismachen! Das sind dumme Luftschlösser!"

Aber der kleinen Ida schien es doch recht drollig zu sein, was der Student von ihren Blumen erzählte, und sie dachte viel daran. Die Blumen ließen die Köpfe hängen, denn sie waren müde, da sie die ganze Nacht getanzt hatten, sie waren sicher krank. Da ging sie mit ihnen zu ihrem andern Spielzeug, welches auf einem niedlichen kleinen Tische stand, und das ganze Schubfach war voll schöner Sachen. Im Puppenbette lag ihre Puppe Sophie und schlief, aber die kleine Ida sagte zu ihr: "Du mußt wirklich aufstehen, Sophie, und dich damit begnügen, diese Nacht im Schubkasten zu liegen, die armen Blumen sind krank, und da müssen sie in deinem Bette liegen, vielleicht werden sie dann wieder munter!" Da nahm sie die Puppe auf, aber die sah so verdrießlich aus und sagte nicht ein einziges Wort, denn sie war ärgerlich, weil sie ihr Bett nicht halten konnte.

Dann legte Ida die Blumen in das Puppenbett, zog die kleine Decke ganz über sie herauf und sagte, nun möchten sie hübsch still liegen, so wolle sie ihnen Tee kochen, damit sie wieder munter würden und morgen aufstehen könnten



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und sie zog die Gardine dicht um das kleine Bett zusammen, damit die Sonne ihnen nicht in die Augen scheine.

Den ganzen Abend hindurch mußte sie immer wieder daran denken, was ihr der Student erzählt hatte, und als sie nun selbst zu Bette sollte, mußte sie erst hinter die Gardinen sehen, weis vor den Finstern herabhingen, wo ihrer Mutter herrliche Blumen standen, sowohl Hyazinthen wie Tulpen, und da flüsterte sic ganz leise: "Ich weiß wohl, ihr sollt diese Nacht tanzen!" Aber die Blumen taten, als ob sie nichts verständen, und rührten kein Blatt; allein die kleine Ida wußte doch, sie wußte.

Alb sic zu Bett gegangen war, lag sie lange und dachte daran, wie hübsch es sein müsse, die schönen Blumen draußen im Schlosse des Königs tanzen zu sehen. "Ob meine Blumen wirklich mit dabei gewesen sein mögen?" Aber dann schlief sic ein.

In der Nacht erwachte sie wieder; sie hatte von den Blumen und dem Studenten, den der Kanzleirat mit den Worten gescholten hatte, er wolle ihr etwas weismachen, geträumt. Es war ganz stille in der Schlafstube, wo Ida lag; die Nachtlampe brannte auf dem Tische, und Vater und Mutter schliefen.

"Ob meine Blumen nun wohl in Sophiens Bett liegen?" sagte sie bei sich selbst, "wie gerne möchte ich es doch wissen!" Sie erhob sich ein wenig und blickte nach der Tür, welche angelehnt stand, drinnen lagen all ihre Blumen und ihr Spielzeug. Sie horchte, und da kam ihr vor, als höre sie, daß drinnen in der Stube auf dem Klavier gespielt würde, aber ganz leise und so hübsch, wie sie es nie zuvor gehört hatte.

"Nun tanzen sicherlich alle Blumen drinnen!" sagte sie. "O Gott, wie gerne möchte ich es doch sehen!" aber sie wagte nicht aufzustehen, denn sonst weckte sie ihren Vater und ihre Mutter.

"Wenn sie doch nur hereinkommen möchten", sagte sie; aber die Blumen kamen nicht, und die Musik fuhr fort so hübsch zu spielen; da konnte sie gar nicht mehr aushalten, denn es war allzu schön, sie kroch aus ihrem kleinen Bette hinaus und ging ganz leise nach der Tür und sah in die Stube hinein. Nein, wie herrlich war das, was sie zu sehen bekamt

Es war gar keine Nachtlampe drinnen, aber doch ganz hell, der Mond schien durch das Fenster mitten auf den Fußboden, es war fast, als ob Tag wäre. Alle Hyazinthen und Tulpen standen in zwei langen Reihen im Zimmer, es waren durchaus keine mehr am Fenster, da standen die leeren Töpfe; auf dem Fußboden tanzten alle Blumen so niedlich rings umeinander herum, machten ordentliche Kette und hielten einander bei den langen grünen Blättern, wenn sie sich herumschwenkten. Aber am Klavier saß eine große gelbe Lilie, welche die Keine Ida bestimmt im Sommer gesehen hatte, denn sie erinnerte sich deutlich, daß der Student gesagt hatte: "Nein, wie gleicht sie dem Fräulein Line!"



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aber da wurde er von allen ausgelacht. Doch nun erschien es der kleinen Ida wirklich auch, als ob die lange gelbe Blume dem Fräulein gleiche, und sie hatte auch dieselben Manieren beim Spielen, bald neigte sie ihr länglich gelbes Antlitz nach der einen Seite, bald nach der andern und nickte den Takt zur herrlichen Musik. Niemand bemerkte die Keine Ida. Nun sah sie eine große blaue Krokus mitten auf den Tisch hüpfen, wo das Spielzeug stand, gerade auf das Puppenbett zugehen und die Gardinen zur Seite zielen; da lagen die kranken Blumen, aber sie erhoben sich sogleich und nickten den andern zu, daß sie auch mittanzen wollten. Der alte Räuchermann, dem die Unterlippe abgebrochen war, stand auf und verneigte sich vor den hübschen Blumen. Diese sahen durchaus nicht krank aus, sie sprangen hinunter zu den andern und waren recht vergnügt.

Es war gerade, als ob etwas vom Tisch herunterfiele. Ida sah dorthin, es war die Fastnachtsrute, welche heruntersprang, es schien auch, als ob sie mit zu den Blumen gehörte. Sie war auch sehr niedlich, und eine kleine Wachspuppe die gerade ebensolchen breiten Hut auf dem Kopfe hatte, wie ihn der Kanzleirat trug, saß oben drein. Die Fastnachtorute hüpfte auf ihren drei roten Stelzfüßen mitten unter die Blumen und trampelte ganz laut; denn sie tanzte Mazurka, und den Tanz konnten die andern nicht, weil sie so leicht waren und nicht so stampfen konnten.

Die Wachspuppe auf der Fastnachtsrute wurde auf einmal groß und lang, drehte sich über die Papierblumen herum und rief ganz laut: "Wie kann man dem Kinde so etwas weismachen? Daz sind dumme Luftschlösser!" und da glich die Wachspuppe dem Kanzleirat mit dem breiten Hut ganz genau, sie sah ebenso gelb und verdrießlich aus. Aber die Papierblumen schlugen ihn an die dünnen Beine, und da schrumpfte er wieder zusammen und wurde eine ganz Keine Wachspuppe. Das war recht possierlich anzusehen! kleine Ida konnte



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das Lachen nicht unterdrücken. Die Fastnachtsrute fuhr fort zu tanzen, und der Kanzleirat mußte mittanzen, es half ihm nichts, er mochte sich nun groß und lang machen oder die kleine gelbe Wachspuppe mit dem großen schwarzen Hute bleiben. Da legten die andern Blumen ein gutes Wort für ihn ein, besonders die, welche im Puppenbett gelegen hatten, und dann ließ die Fastnachtsrute es gut sein. Im selben Augenblick klopfte es ganz laut drinnen im Schubkasten, wo Idas Puppe Sophie bei so viel anderm Spielzeug lag; der Räuchermann lief bis an die Kante des Tisches, legte sich lang hin auf seinen Bauch und begann den Schubkasten ein wenig herauszuziehen. Da erhob sich Sophie und sah ganz erstaunt rings umher. "Hier ist wohl Ball?" sagte sie; "weshalb hat mir das niemand gesagt?"

"Willst du mit mir tanzen?" sagte der Räuchermann.

"Ja, du bist mir der Rechte zum Tanzen!" sagte sie und kehrte ihm den Rucken zu. Dann setzte sie sich auf den Schubkasten und dachte, daß wohl eine der Blumen sie zum Tanzen auffordern würde, aber es kam keine. Dann hustete sie, hin, hin, bml aber dennoch kam keine. Der Räuchermann tanzte ganz allein, und das war nicht so schlecht!

Da nun keine der Blumen Sophien zu erblicken schien, ließ sie sich vom Schubkasten gerade auf den Boden herunterfallen, so daß es einen großen Lärm gab. Alle Blumen kamen wirklich herbeigelaufen und fragten, ob sie sich nicht aufgeschlagen habe, und sie waren alle sehr freundlich gegen sie, besonders die Blumen, welche in ihrem Bett gelegen hatten. Aber sie war ganz munter; und Idas Blumen bedankten sich alle für das schöne Bett und waren ihr so gut, nahmen sie mitten in die Stube, wo der Mond schien, tanzten mit ihr, und alle die anderen Blumen bildeten einen Kreis um sie herum. Nun war Sophie froh und sagte, sie möchten gern ihr Bett behalten, sie mache sich nichts daraus, im Schubkasten zu liegen.

Aber die Blumen sagten: "Wir danken dir herzlich, doch wir können nicht lange leben! Morgen sind wir ganz tot. Aber sage der kleinen Ida, sie solle uns draussen im Garten, wo der Kanarienvogel liegt, begraben, dann wachsen wir zum Sommer wieder und werden weit schöner!"

"Nein, ihr sollt nicht sterben!" sagte Sophie, und dann küßte sie die Blumen: da ging die Saaltür auf, und eine ganze Menge herrlicher Blumen kam tanzend herein. Ida konnte gar nicht begreifen, woher die gekommen waren, das waren sicher alle Blumen draußen vom Schlosse des Königs. Ganz vorn gingen zwei prächtige Rosen, und die hatten Keine Goldkronen auf, das war ein König und eine Königin, dann kamen die niedlichsten Levkoien und Nelken, und sie grüßten nach allen Seiten. Sie hatten Musik mit sich, große Mohnblumen und Päonien bliesen auf Erbsenschoten, so daß sie ganz rot im Gesichte waren. Die blauen Traubenhyazinthen und die Keinen weißen Schneeglöckchen klingelten, gerade



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als ob sie Schellen hätten. Das war eine merkwürdige Musik. Dann kamen noch viele andere Blumen, und die tanzten allesamt, die blauen Veilchen und die roten Tausendschönchen, die Gänseblumen und die Maiblumen. Und alle Blumen küßten einander, das war allerliebst anzusehn!

Zuletzt sagten die Blumen einander gute Nacht, dann schlich sich auch die kleine Ida in ihr Bett, wo sie von allem träumte, was sie gesehen hatte.

Als sie am nächsten Morgen aufstand, ging sie geschwind nach dem kleinen Tische hin, um zu sehen, ob die Blumen noch da seien; sie zog die Gardine pou dem Keinen Bett zur Seite, ja, da lagen sie alle, aber sie waren gang vertröstet, weit mehr als gestern. Sophie lag im Schubkasten, wohin Ida sie gelegt hatte, sie sah sehr schläfrig aus.

"Entsinnst du dich, was du mir sagen sollte?" sagte die kleine Ida, aber Sophie sah ganz dumm aus und sagte nicht ein einziges Wort.

"Du bist gar nicht gut;" sagte Ida, "und sie tanzten doch allesamt mit dir." Dann nahm sie eine kleine Papierschachtel, auf der schöne Vögel gezeichnet waren, die machte sie auf und legte die toten Blumen hinein. "Das soll euer niedlicher Sarg sein," sagte sie, "und wenn später die Vettern kommen, so sollen sie mir helfen, euch draußen im Garten zu begraben, damit ihr im Sommer wieder wachsen und weit schöner werden könnt!"

Die Vettern waren zwei muntere Knaben, sie hießen Jonas und Adolf; ihr Vater hatte ihnen zwei neue Flitzbogen geschenkt, die sie mitgebracht hatten, um sie Ida zu zeigen. Sie erzählte ihnen von den armen Blumen, welche gesiorben waren, und da erhielten sie die Erlaubnis, sie zu begraben. Beide Knaben gingen mit den Flitzbogen auf den Schultern voraus, und die kleine Ida folgte mit den toten Blumen in der niedlichen Schachtel. Draußen im Garten wurde ein niedliches Grab gegraben. Ida küßte erst die Blumen, setzte sie mit der Schachtel in die Erde, und Adolf und Jonas schossen mit den Flitzbogen über das Grab, denn sie hatten keine Gewehre oder Kanonen.


Copyright: arpa, 2015.

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