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DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSENDUNDEIN NÄCHTEN

VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE AUSGABE IN SECHS BÄNDEN

ZUM ERSTEN MAL NACH DEM ARABISCHEN URTEXT DER CALCUTTAER AUSGABE AUS DEM JAHRE 1839

ÜBERTRAGEN VON ENNO LITTMANN

BAND 4

IM INSEL-VERLAG


DIE GESCHICHTE VON DEM FUCHS UND DEN LEUTEN

Es ist mir berichtet worden, o König, daß ein Fuchs einst in eine Stadt durch eine ihrer Mauern eindrang. Dann begab er sich in den Speicher eines Gerbers und vernichtete, was darinnen war, und verdarb dem Eigentümer die Felle. Eines Tages aber geschah es, daß der Gerber den Fuchs überlistete und fing; da begann er ihn mit den Häuten zuschlagen, bis er ohnmächtig vor ihm lag. Der Gerber glaubte nun, daß der Fuchs tot wäre; deshalb schleppte er ihn hinaus und warf ihn beim Stadttor neben die Straße. Bald blieb ein altes Weib bei ihm stehen und sagte: ,Ist das nicht der Fuchs, dessen Auge gegen das Weinen der kleinen Kinder hilft, wenn es ihnen um den



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Hals gehängt wird?' Sie riß ihm also das rechte Auge heraus. Dann kam ein Knabe an ihm vorüber und sprach: ,Was soll dieser Schwanz noch an dem Fuchse dort?' Da schnitt er ihm den Schwanz ab. Ferner kam ein Mann an ihm vorbei und sprach: ,Ist das nicht der Fuchs, dessen Galle den Star vom Auge hinwegnimmt, wenn es damit gesalbt wird?' Nun sprach der Fuchs bei sich selber: ,Wir haben es hingenommen, daß uns ein Auge herausgerissen und der Schwanz abgeschnitten wurde; doch wenn man uns auch noch den Bauch aufschlitzen will, so geht das entschieden zu weit!' Mit diesen Worten sprang er auf und eilte flüchtig aus dem Stadttore hinaus; so kam er mit dem Leben davon, obgleich er kaum noch an seine Rettung glaubte.'

Da sagte der König: ,Ich will ihr meinerseits die Schuld verzeihen. Ihr Schicksal stehe in meines Sohnes Hand; wenn er will, mag er sie strafen, und wenn er will, mag er sie töten lassen!' Der Prinz aber sprach: ,Vergebung ist besser denn Rache; denn sie ist der Edlen Sache!' Als der König wiederholte: ,Die Entscheidung steht bei dir, mein Sohn', ließ er sie frei und sprach zu ihr: ,Geh fort aus meiner Nähe! Allah vergebe, was vergangen ist!' Nun erhob sich der König von dem Herrscherthrone und ließ seinen Sohn sich auf ihn setzen, er krönte ihn mit seiner Krone und ließ die Großen seines Reiches ihm den Treueid schwören und befahl ihnen, ihm fortan zu gehorchen, indem er sprach: ,Ihr Leute, ich bin alt geworden, und ich will mich zurückziehen, um mich dem Dienste des Herrn zu weihen. Jetzt rufe ich euch zu Zeugen an, daß ich mich der Herrschaft entkleidet habe, wie ich mich meiner Krone entkleidet und sie meinem Sohne auf das Haupt gesetzt habe.' Die Truppen und alle Krieger schworen dem Prinzen den Treueid; der Vater aber weihte sich nur dem Dienste des



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Herrn und tat nichts anderes, während sein Sohn über sein Königreich in Recht und Gerechtigkeit herrschte; und sein Ansehen war prächtig, und seine Herrschaft war mächtig, bis der Unerbittliche zu ihm kam. ] Ferner ist mir berichtet worden


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