DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSENDUNDEIN NÄCHTEN
VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE AUSGABE IN SECHS BÄNDEN
ZUM ERSTEN MAL NACH DEM ARABISCHEN URTEXT DER CALCUTTAER AUSGABE AUS DEM JAHRE 1839
ÜBERTRAGEN VON ENNO LITTMANN
BAND 4
IM INSEL-VERLAG
DIE GESCHICHTE VON DEM WALKER
UND SEINEM SOHNE
Ein Walkersmann pflegte jeden Tag zum Ufer des Tigris zu gehen und dort das Zeug zu walken. Dann ging sein Sohn mit ihm und sprang in den Strom, um so lange darin zu schwimmen, wie der Vater dort verweilte; und der Vater verwehrte es ihm nicht. Eines Tages aber, als er wieder schwamm, ermatteten seine Arme, und er sank unter. Sobald der Vater das sah, sprang er ihm nach und warf sich auf ihn. Doch wie der Vater ihn gefaßt hatte, klammerte der Sohn sich so fest, daß beide, Vater und Sohn, ertranken. — So steht es mit dir, o König. Wenn du deinem Sohne nicht wehrst und mir nicht Recht verschaffest wider ihn, so fürchte ich, daß ihr alle beide untergehen werdet.' — —«
Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 580. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Odaliske, als sie jenem König die Geschichte von dem Walker und seinem Sohne erzählt hatte, mit diesen Worten schloß: ,So fürchte ich, daß ihr beide untergehen werdet, du und dein Sohn. Und ferner - so fuhr sie fort -ist mir über die Tücke der Männer noch berichtet worden
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