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Gustav Schwab -

Sagen des Klassischen Alterthums



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König Ödipus zeigt sich seinem Volke


Herakles und Deianira

Nachdem der Heros noch mancherlei Taten im Peloponnes verrichtet, kam er nach Ätolien und Kalydon zum König -neus, der eine wunderschöne Tochter, Deianira mit Namen, hatte. Diese erlitt mehr als irgend ein anderes Ätolerweib bittere Not durch eine sehr lästige Brautbewerbung. Sie lebte anfangs zu Pleuron, einer andern Hauptstadt ihres väterlichen Reiches. Dort hatte sich ein Fluß, Acheloos genannt, als Freier eingefunden, und in drei Gestalten verwandelt, erbat er sie von ihrem Vater. Das eine Mal kam er in einen leibhaftigen Stier verzaubert, das andre Mal als schillernder, gewundener Drache, endlich zwar in Menschengestalt, aber mit einem Stierhaupt, dem vom zottigen Kinn hernieder frische Quellbäche strömten. Deianira konnte einem so entsetzlichen Freier nicht ohne tiefe Bekümmernis entgegensehen; sie flehte zu den Göttern



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inbrünstig um ihren Tod. Lange hatte sie dem Bewerber widerstrebt, aber dieser wurde immer dringender, und ihr Vater zeigte sich nicht abgeneigt, sie dem. Stromgott von uraltem Götteradel zu überlassen. Da erschien, wenn auch spät, doch immer noch zu rechter Zeit, als zweiter Freier Herakles, dem sein Freund Meleagros von der hohen Schönheit dieser Königstochter erzählt hatte. Er kam mit der Vorahnung, daß er die liebliche Jungfrau nicht ohne heißen Kampf gewinnen würde, daher war er streitbar ausgerüstet, wie wenn er sonst in Fehden zog. Während er auf den Palast zuwandelte flatterte ihm die Löwenhaut im Winde vom Rücken, sein Köcher hallte von Wurfpfeilen, und er schwang in der Luft prüfend die Keule. Als der gehörnte Stromgott ihn kommen sah, quollen die Adern seines Stierhauptes auf, und er versuchte sein Horn im Stoße. Der König Hneus. wie er beide so kampflustig und furchtbar mit ihrer Werbung vor sich stehen sah, wollte keinen der mächtigen Liebhaber durch eine abschlägige Antwort beleidigen und versprach seine Tochter demjenigen zum Weibe, der den andern im Kampfe überwinden würde.

Bald begann auch vor den Augen des Königs, der Königin und ihrer Tochter Deianira der wütende Zweikampf. Von der Faust des Herakles, von seinem Bogen klang es, aber mitten durch Streich und Schuß fuhr, lange unverwundet, das gewaltige Stierhaupt des Stromgottes und suchte den Gegner mit den tödlichen Stößen seiner Hörner auf. Endlich wurde das Gefecht zum Ringkampf, Arm verschlang sich mit Arm, Fuß in Fuß, der Schweiß strömte den Ringern von Haupt und Gliedern, beide stöhnten laut unter übermenschlicher Anstrengung. Zuletzt bekam der Sohn des Zeus die Oberhand und warf den starken Flußgott zu Boden. Dieser verwandelte sich sofort in eine Schlange, aber Herakles, der mit Schlangen längst zu hantieren verstand, faßte sie und hätte sie erdrückt, wenn nicht Acheloos, plötzlich zu einer andern Verwandlung schreitend, die Gestalt eines Stieres angenommen hätte. Doch Herakles ließ sich nicht irre machen, er ergriff das Untier an einem Horn und stürzte es mit solcher Macht zur Erde, daß das ergriffene Horn abbrach. Nun erkannte sich der Stromgott für überwunden und überließ dem Sieger die Braut. Acheloos, der vor Zeiten von der Nymphe Amalthea das Horn des überflusses, mit Obst aller Art, Granatäpfeln und Trauben angefüllt, erhalten hatte, tauschte gegen dieses Horn das eigene, das ihm Herakles abgebrochen hatte, wieder ein.



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Die Vermählung des Helden brachte in seiner Lebensweise keine Veränderung hervor, er eilte wie zuvor von Abenteuer zu Abenteuer, und als er wieder bei seiner Gattin und ihrem Vater zu Hause war, nötigte ihn der unvorsätzliche Totschlag eines Knaben, der ihm bei der Mahlzeit das Wasser zum Händewaschen reichen sollte, abermals zur Flucht, auf welcher ihn seine junge Gemahlin und sein kleiner Sohn Hyllos, den sie ihm geboren hatte, begleiteten.


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