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Die deutschen Heldensagen


von

Friedrich von der Leyen

Zweite, völlig neubearbeitete Auflage München 1923

C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung

Oskar Beck


5. Die-Burgunden. Hagen und Etzel

In den nordischen Liedern und Berichten vom Untergang der Nibelungen lädt Attila Gunther und die Seinen aus Gier nach ihrem Schatz verräterisch ein. Gunther, nicht Hagen ist der burgundische Held, den Mord der Brüder rächt die Schwester, sie



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tötet den Attila und wirft Feuer in seine Halle. — Im deutschen Nibelungenlied rächt Kriemhild den Tod Siegfrieds, sie ist die Verräterin, sie läßt die Halle in Flammen aufgehen, in der die Burgunden kämpfen, durch sie fallen die Brüder. Der Held der Burgunden ist Hagen, Etzel bleibt am Leben. Der Dichter faßt den Etzel auf, wie die Heldendichtung der (boten ihn auffaßt. Im alten Hildebrandslied war er der milde Herr der Hunnen, die Lieder von Dietrich von Bern, die mit den Goten von Italien nach Tirol und Österreich wanderten und die sich dort zu Epen erweiterten, schildern den Etzel immer als den gütigen König, der den Dietrich beschützt, gegen den Ermanarich waffnet, der ihm sogar in echt königlicher Huld verzeiht, daß seine Söhne, nicht ohne des vertriebenen Herrschers Schuld, den Tod finden.

Wenn nun zu den Bayern und Österreichern ein fränkisches Lied kam, dessen Attila ihrem Etzel so widersprach, mußte dies Lied sich umgestalten. Ohne ein bestimmtes Vorbild ist solche Umgestaitung kaum möglich.

Wir erinnern uns nun, daß, nachdem Attila ihre Herrscher und Krieger überwunden, die überlebenden der Burgunden sich in Savoyen ansiedelten und daß sie dort nach hundert Jahren (538) abermals und zwar von den Franken vernichtet wurden. Auch dieses Untergangs bemächtigt lid) eine Dichtung, die sich fast vor unsern Augen entwickelt. Im siebenten Jahrhundert ist sie das Lied von der Chrothild: das an ihr begangene Verbrechen, der Mord ihrer Eltern, rächt die Chrothild, eine burgundische Königstochter, an ihrem burgundischen Oheim Gundobad. Sie folgt der Werbung des fränkischen Königs Chlodwig, damit sie diesen zur Rache treiben kann, Gundobads weiser Ratgeber, Aridius , beschwört seinen königlichen Herrn umsonst, er möge um jeden Preis Werbung und Ehe verhüten (siehe oben S. 50).

Dies zweite Lied vom Untergang der Burgunden wanderte nach unsrer überzeugung nach dem Osten und vermischte sich dort



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mit dem ersten, dem es vielfältig verwandt war; galt es doch auch dem gleichen Volk. Vermischungen dieser Art zeigten uns die Lieder oon Dietrich von Bern und von Wolfdietrich. Wir haben nun das Urbild der deutschen Kriemhild: eben die Chrothild, wir haben das Urbild des deutschen Hagen: eben den Aridius , wir haben das Urbild des Königs, der die Frau gewähren läßt und ganz zurücktritt: eben den Chlodwig. Diese Stellung des Chlodwig war auch dem Etzel angemessen, den die Bayern und Österreicher kannten. Das Lied vom Untergang der Burgunden wurde nun im deutschen Osten, und wohl schon im achten Jahrhundert, ein Lied von Kriemhilds Rache. In Kriemhild hatte, wie in Wieland, das Verlangen nach Rache alle Liebe fortgerissen; man hatte sie verraten, ihr den Mann gemordet, an dem ihr Leben hing, seinen Schatz ihr geraubt: das gab ihr das Recht zu unerbittlicher Vergeltung.

Dies Lied von Kriemhilds Rache, die Schöpfung eines bayrisch-österreichischen Dichters des achten Jahrhunderts, eines Landsmanns und eines Zeitgenossen vom Dichter des Hildebrandliedes , wies die Geschichte der Nibelungendichtung neue Bahnen . — Schon in germanischer Zeit wird das Lied von Siegfried und Brünhild dem Lied vom Untergang der Burgunden nah gekommen sein. Den Hort, um dessentwillen Attila die Burgunden zu sich lockte, wird ein germanischer Dichter für den Nibelungmhort gehalten haben, der Siegfried gehörte und dessen sich nach seinem Tod die Mörder bemächtigten; eben jene Burgunden , deren Schwester Attilas Gattin wurde. Das eine Lied führte gewissermaßen zum anderen, zu einer Dichtung verschmolzen beide nicht, ebensowenig wie aus den Liedern von Alboin ein Epos wurde. Nun, im achten Jahrhundert, wurde Kriemhilds Rache die Seele des zweiten Liedes, die Vorgeschichte der Rache erzählte das erste Lied, dadurch wurden beide Lieder eigentlich Glieder eines Ganzen. Wenn sie auch äußerlich noch lange Zeit



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eins neben dem andern lebten, im Wesen waren sie nun schon eines. Gegenspieler in diesem Lied waren Kriemhild und Hagen: wer besiegte den Hagen? Und wer bezwang Gunther? Und wie reizte Kriemhild den Etzel gegen seine Gäste? Und durfte sie ihre Rache überleben?

Die späte Thidreksaga gibt der Forschung auf diese Fragen bestimmte und einleuchtende Antworten.

Kriemhild opfert schon im Germanischen die Kinder, die sie dem Attila geboren: nunmehr reizt sie durch ihr ungebärdiges Söhnchen die Burgunden, so daß Hagen es tötet. Etzel, des geliebten Kindes beraubt, gibt den Kampf gegen die Burgunden zu. Als Bundesgenossen wirbt sich die Königin den Bruder Etzels, Budel, der besetzt die Halle, in der die Burgunden waren, und aus der nur das Königspaar und Blödel entrinnen. Blödel bezwingt den Gunther. Als das Feuer die Burgunden aus der Halle treibt und sie sich draußen ihrer Widersacher erwehren, fällt Hagen den Blödel. Das darf Dietrich von Bern nicht dulden, er überwältigt den Hagen und bringt ihn gefesselt der Königin. Sie fragt ihn nach dem Hort, er weigert trotzig die Antwort, muß den Trotz mit dem Tod büßen, sie fällt von Dietrichs Hand.

Die alte asiatische Grausamkeit des germanischen Burgundenliedes ist dem bayrischen Lied genommen, die Handlung ist reicher und abgeglichener, seine heroische Kraft und sein heroischer Trotz und seine heroische Tragik sind geblieben. Die Helden stehen größer, lebendiger vor uns, sie entfalten sich mächtiger und stehen in reicherer Spiegelung vor uns. Der Dichter war, wie der des alten Heldenliedes, ein großer Vertreter seiner Kunst — Die Darstellung unsres Nibelungenliedes von den Kämpfen und dem Ende der Burgunden geht nun nicht unmittelbar auf dies Lied des achten Jahrhunderts zurück. Zwischen ihnen steht ein Epos, etwa aus den Jahren 1160 —70, das ein bayrischer Spielmann schuf, eben auf Grund des alten Liedes. Dies Epos hat die Thidretsaga nacherzählt, im wesentlichen treu, aber nicht ohne Entstellungen, Verwirrungen, Vergröberungen, Auslassungen und



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Zusätze. Die Erkenntnis dieses Sachverhalts verdankt die Forschung wieder Andreas Heusler.

Das Vorbild dieses Epos war die deutsche Spielmannsdichtung aus der Mitte des zwölften Jahrhunderts. Ein Spielmannsepos über Dietrich von Bern aus dieser Zeit ging uns verloren, das rheinische Spielmannsgedicht vom König Rother ist uns erhalten, es machte in Bayern großen Eindruck und wurde dort erweitert. Geistliche Dichter, die der Spielmannskunst manches verdankten, hatten das Rolandslied und das Alexanderlied schon früher aus dem Französischen übertragen. Unser Spielmann gab dem alten bayrischen Lied die Fülle der Auftritte und Helden, den Reichtum der Kämpfe und Schilderungen, dessen das Epos bedarf und den seine Hörer begehrten, er gab ihm auch die breitere Charakterzeichnung. Der österreichische Boden, auf dem er dichtete, war der Boden einer echten, jugendstarken Dichtung, im Epos und Zauberspruch, im geistlichen Gedicht und im Minnesang.

Im bayrischen Lied waren Kriemhild, Etzel, Hagen, Gunther, Dietrich, Blödel die Helden. Unser Dichter gab außerdem von den Burgunden dem Giselher und dem Gernot ein neues Leben, dem Dietrich von Bern gab er den alten Hildebrand als Begleiter , zu diesen Recken traten die vielbesungenen Thüringer Irinc und Irminfried. Was Namen und Klang hatte von den Fürsten und Mannen der Burgunden, der Amelungen, der Thüringer, das breitet nun das Nibelungenepos aus. Im Nordischen ziehen die berühmten Heldengeschlechter, die Schildungen, die Wölsungen, die Gjukungen, Ahnen, Söhne und Enkel in langer Reihe an uns vorüber, im Deutschen stellen sie sich im großen Kreis vor uns. Den Kriegern der germanischen Zeit schließen sich Volker und Rüdeger an, diese beiden danken wir der Kunst unsres Spielmanns, sie zeigen uns, welch ein begnadeter Dichter auch er war.

Bei der Todesfahrt der Burgunden verweilt dieser Dichter länger



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als seine Vorgänger, sie ist ahnungsschwerer geworden, der Hauch reiners Tragik umwittert sie.

Während der Fahrt auf der Donau, im hellen Mondschein, sucht Hagen für die Burgunden ein Schiff, erblickt die Meerfrauen, hört von ihnen, daß keinem Burgunden die Rettung beschieden, gewinnt durch reichen Lohn einen Fergen und sein Boot, das nun Gunther und seine Mannen besteigen, Hagen rudert es so gewaltig, daß die Ruder brechen und die Pflöcke abgehn — diese Kraftleistung erzählt auch das grönländische Atlilied —, erschlägt den Fergen, damit er die Burgunden nicht bei den Hunnen meldet. Als alle übergesetzt sind, schlägt er das Schiff in Stücke, keiner soll zurück über den Strom, als Helden sollen sie alle in den Tod schreiten.

Der edle Rüdeger nimmt die Burgunden gütig, liebevoll und ehrerbietig auf. Mit seiner Tochter Gotelind verlobt sich der junge Giselher und empfängt Rüdegers Schwert, ein Bund für das Leben scheint geschlossen. Diese Rast bei Rüdeger, kurz vor den Schrecken des Endes, ist das reinste Glück, das den Burgunden das Schicksal bescheidet, ein letzter, tiefer Atemzug in Unschuld und Frieden.

Den Empfang bei Etzel und den Untergang der Helden entwickelt das Epos wieder in einer großen Reihe von Bildern, es läßt den Wogenprall der Kämpfe immer mächtiger und vernichtender aufbranden. Dietrich reitet den Gästen entgegen und warnt sie, die Nibelungen reiten in stolzem Aufzug durch die Straßen nach der Königsburg, an der mächtigen Gestalt Hagens haften die Blicke der Hunnen. In der Schloßhalle begrüßt Kriemhild die Helden. Sie fragt Hagen nach dem Hort. Er sagt: Ich trage an meinem Helm, meinem Panzer und meinem Schwert genug und bringe dir den Teufel. Sie erkennt, daß die Burgunden gewaffnet und gewarnt sind; auf den Ausbruch ihres Zorns erwidert Dietrich: "Ich war es, der sie gewarnt hat." Zwischen Gunther und Giselher sitzend bricht sie, von ihren bittern Erinnerungen überwältigt , in Tränen aus. "Latz Siegfried ruhn," sagt Hagen, "habe du nun deinen Etzel lieb."

Dietrich bringt die Burgunden zu Etzel. Dem fällt Hagen auf, er fragt nach ihm, erinnert sich seiner und gedenkt der alten Tage, in denen Hagen bei ihm als Geisel geweilt. Der Hunnenkönig gibt seinen Gästen das erste große Gelage, sie erkennen die Herrlichkeit seiner Hofhaltung. In der Nacht halten Hagen und Volker die Wache, Volkers Weisen singen die Helden in den Schlaf. Am zweiten Tage beginnt das



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letzte mörderische Ringen. Von der Gewinnung Blödels durch Kriemhild bis zur Gefangennahme Gunthers durch Blödel folgten sich die Vorgänge ungefähr so wie im alten bayrischen Lied. Aber dem alten Dichter galt Etzels Palast als Holzhalle, dem Dichter der Stauferzeit als Steinbau. Der Brand vertrieb darum die Burgunden nicht aus der Halle, das Feuer ergriff Dach und Decke, quälte die Eingesperrten und zwang sie, ihren Durst mit Blut zu löschen. Blödel versuchte nun in die Halle zu dringen. Dabei geriet er in Kampf mit Gernot und fiel. Den Hagen wagte nun, von Kriemhilds Bitten und von ihrem Gold betört, Irini anzugreifen, ihn durchbohrte Hagens Speer. Etzel beschwört den Rüdeger, den Tod seines Bruders, des Blödel, zu rächen; Rüdeger muß seinem Lehnsherrn gehorchen und gegen seine Gastfreunde kämpfen. Giselher versetzt ihm mit dem Schwert, das er dem Verlobten seiner Tochter geschenkt, den tödlichen Streich. Als Dietrich hört, daß sein treuester Freund gefallen, führt er selbst seine Helden in den Kampf: wie Achill nach dem Fall des Patroklos von seinem Zorn läßt und den Kampf für die Griechen entscheidet. Im letzten Ringen fallen alle Burgunden bis auf Gernot, Giselher, Volker, Hagen. Den Gernot und den Giselher erschlägt Hildebrand, den Volker Dietrich, er fesselt auch den Hagen. Das Ende war wieder wie im alten bayrischen Lied.

Rüdeger gehört eigentlich in das Epos von Dietrich von Bern, als Markgraf Etzels, als vertriebener Fürst, als Freund und rater Dietrichs. Die Güte und Milde, den abgeklärten Sinn, das reife und bescheidene Heldentum hat er mit dem deutschesten König unsrer Heldendichtung gemeinsam. Wie der alte Hildebrand muß er nach härtestem Widerstreit der Gefühle den Jüngling fällen, der ihm der liebste ist, den Verlobten seiner Tochter — ihn fällen, nachdem ihm nach langem heimatlosen Heldentum nun endlich das Glück der Ruhe und der Liebe von Frau und Kind lächeln wollte, — wie dem Hildebrand auch. Wie schön hebt sich wieder Giselhers strahlende, unschuldige Jugend ab von dem gefaßten und männlichen Heldentum der Amelungen und von der ungerührten Härte Hagens! Er, aus dessen Mund wir sonst nur Worte des Trotzes und der Verachtung hören, bittet für Giselher: der habe den Siegfried nicht erschlagen. — Rüde



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geis Tod reiht Giselher und Gernot und Volter und Hagen in die Vernichtung, er treibt zugleich den Dietrich an zur unerbittlichen Bewährung seines königlichen Amtes. Wenn die heroische Dichtung der Germanen den Boden betritt, auf dem die Lieder von Dietrich von Bern und den Seinen wuchsen, so strömt das adligste Blut ihr in das Herz, kein Heldentum der Welt ist ihr dann gleich. Der Rüdeger unsres staufischen Nibelungendichters ist ein Besitz, um dessentwillen wir den Verlust mancher Dichtung von Dietrich von Bern verschmerzen.

Weis er Dichter und Spielmann zugleich war, schuf unser Dichter sich in dem Spielmann Boner ein Gegenbild. Spielleute, die als tapfere Helden auszeichneten, pries zuerst das altfranzösische Epos, von der rheinischen Dichtung gelangten sie in die deutsche. Doch das Heldentum dieses Sängers, seinen Todesmut und Stolz in allen Ehren, und wenn auch niemand die wundervolle Szene wird missen wollen, nider seine Weisen die Helden in den Schlaf singen — uns scheint, als sei Boker den burgundischen Helden nicht immer ebenbürtig und etwas laut und aufdringlich. überhaupt tritt für unser Empfinden im älteren Epos das Spielmännische da und dort zu stark hervor: wenn z. B. Hagen die Meefrauen und Dietrich die Kriemhild entzweischlägt, wenn das sechsjährige Söhnchen Etzels dem Hagen einen Backenstreich gibt und dieser nicht nur das Kind tötet, sondern auch dessen Erzieher, weil der ihn so schlecht erzog. Auch neigt der Dichter dazu, Zahlen und Kämpfe zu übertreiben, in Einzelheiten ist er nicht immer klar. Doch welcher Große zahlt keinen Tribut an seine Zeit und seine Hörer? Die alte germanische Nibelungendichtung fand in den Jahrhunderten der Völkerwanderung , im Jahrhundert Karls des Großen, im Jahrhundert des Friedrich Rotbart immer wieder den großen Sänger; der Form des Liedes waren die ästen, der Form des Epos waren die jungen Dichter gewachsen.



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Der Dichter unsres Nibelungenliedes stand, wenn er seinen Vorgängern gewachsen bleiben wollte, vor einer schweren Aufgabe: er hat sie gelöst. Auch er war ein Spielmann und auch seine Heimat war Österreich. Etwa um 1200 hat er gedichtet: er nennt Rumolt einen Küchenmeister, dies Amt ist am deutschen Königshof 1202 eingeführt. Den wünneclichen hof ze Wiene, den Walther so liebte, hat unser Dichter wohl auch gekannt. Die herrlichste seiner Hochzeiten, die Etzels, verlegt er dorthin. In Pilgrim, von Passau, einem Bischof des zehnten Jahrhunderts, dessen Ruhm im zwölften Jahrhundert sich wieder auffrischte, als man seine Gruft öffnete, hat er vielleicht den Nachfolger Pilgrims feiern wollen, den Bischof Wolfger von Ellenbrechtskirchen , einen hohen Gönner der Fahrenden, der auch Walther von der Vogelweide beschart hat. 1199 fielen bayerische Grafen ins Bistum Passau ein: den Bayern ist unser Dichter nicht wohlgesinnt. Der bayrische Ferge, dem Hagen begegnet, ist ein recht rauhes Exemplar bayrischer Grobheit, den bayrischen Herren wird als Gewohnheit Straßenraub nachgesagt.

Das Ziel unsres Poeten war ein Epos ritterlichen Stils, feiner und höfischer als das seines Vorgängers, den er auch aus der Gunst seiner Hörer verdrängte, und großartiger und breiter in der Anlage, ein Epos aus der heimischen, nicht aus der höfischen Weit. Die alten deutschen heldischen überlieferungen waren ihm lebendiger als Artus, Parzival und Tristan. Doch hat er Wolframs Parzival gekannt und Wolfram hat sich an seinem Rumolt ergötzt. Eine große Szene aus Hartmanns Jwein hat sich dem Nibelungendichter tief eingeprägt: die Wunden des Ermordeten beginnen wieder zu bluten, wenn der Mörder in seine Nähe tritt. So bluten Siegfrieds Wunden, als Hagen der Leiche naht: nun ist es Kriemhild ganz gewiß, daß er der Mörder war. In Hartmanns Jwein ist die Szene eigentlich nichts als ein spannender und erregender Zug, fast nur dekorativ, im Nibelungenlied



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steht die Szene in feierlicher, düstrer Umgebung-siegfried — Siegfried liegt aufgebahrt im Dom — und sie entscheidet das Schicksal der Burgunden.

Im Versmaß folgte der Nibelungendichter den heimischen Weisen, er wählte nicht die Reimpaare der höfischen Dichter. — In kurzen und leichten Strophen, die sie gern und kunstreich variierten , haben die Spielleute ihre deutschen Lieder im zehnten und elften Jahrhundert oft erklingen lassen. Von besonderem künstlerischen Reiz war die Strophe der Salman und Morolf-Dichtung. Um die Mitte des zwölften Jahrhunderts wählte ein bayrisch -österreichischer Dichter, der Kürenberger, für seinen Minnesang ein neues Versmaß: zwei Langzeilenpaare aus je zwei Kurzzeilen, die Langzeilen reimten miteinander, der letzte Kurzvers fällt durch einen volleren Schluß merklich ins Ohr. Dies Maß war im wesentlichen das Maß des älteren epischen Dichters und auch unsres Dichters; in Schwellungen und Ausweitungen kehrt es in der Gudrun, in Dichtungen von Wolfdietrich und Dietrich von Bern und im Volkslied wieder. Uns scheint es eher lyrisch als episch, doch stimmt es schön zu dem bewegten Tempo des germanischen Epos, bald feierlich einhaltend, bald rasch vordrängend, bald verströmend und weich, bald kurz und hart, Spannungen und Gegensätze sind ihm leicht erreichbar, alles in allem bleibt es der Strophe der Edda und der germanischen Strophe seltsam nah und verwandt.

Die Verspaare des Dichters von 1160 waren noch härter, sie standen schärfer und eckiger gegeneinander, die Renne und Versschiüsse waren altertümlicher, die Worte derber. Unser Nibelungendichter gleicht aus, seine Sätze zieht er über das Langzeiienende in die nächste Reihe, oder gar über das Strophenende in die nächste Strophe, seine Reime und Füllungen werden reicher, seine Worte gewählter und milder, oft zu bewußt ritterlich. Aber das Alte, Reckenhafte bewahrt uns der Vers noch



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oft; die Gegenwirkung von ruhenden und bewegten, von raschen und langsamen Kurzzeilen, der Klang mit seinem altertümlichen Reichtum und seiner wunderbaren Abstufung zeigen ihn als großen Künstler auch im Vers.

Der Dichter unsres Nibelungenliedes also hat das Spielmannslied von Siegfried und Brünhild und das Epos von der Todesfahrt der Burgunden zur Einheit verschmolzen. Wenn ihn auch die Jahrhunderte vorbereitet hatten, ohne Risse und Brüche gelang dieser Guß nicht. Giselher, im zweiten Teil des Epos ein Kind, ist im ersten ein reifer Mann, ein Eckehard — ein Warner im Dienst Rüdegers, und ein anderer, ein Kämmerer Kriemhilds — sind nicht klar voneinander geschieden, ebensowenig der Küchenmeister Rumolt und ein anderer Rumolt, der kurz hinter dem ersten, man weiß nicht warum, die Burgunden nochmals warnt. Solche Unstimmigkeiten besagen wenig; schwerer wiegt der Unterschied des Tons im ersten und im zweiten Teil. Im ersten Teil ermüden uns die vielen Feste, Botenfahrten, Hochzeiten recht oft, ebenso ein zur Schau getragenes höfisches Wesen und der Kleiderprunk . Wir müssen durch leere und weitschweifige Schilderungen hindurch. Im zweiten Teil ist der Gang gemessener, ernster, die Schilderung gleichmäßiger und getragener. Manches von den leeren Versen des ersten Teils mag Zutat späterer Spielleute sein, die ihre Hörer nach all dem Aufwand an königlichen Höfen lüstern machen wollten. Aber auch wenn wir uns das Lästigste fortdenken, das Lied, aus dem er seinen ersten Teil schuf, mußte unser Dichter stärker und öfter erweitern als das Epos, das er im zweiten Teil vor sich hatte, an der Ungleichheit der beiden Teile des Nibelungenliedes hat die Ungleichheit der Vorlagen die Hauptschuld. — Die Kämpfe um Brünhild trägt der Dichter frisch und lebendig vor, die Vorbereitungen zur Fahrt sind freilich gar zu breit. Der Brünhild gönnt er nicht einmal Schönheit, sie steht seinem Herzen nicht nah. Dafür hat er die Jagd, die der ahnungslose Siegfried mit



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dem Tod büßt, mit dem ganzen Aufgebot seiner künstlerischen Kraft geschildert. Das goldene Licht des süddeutschen Sommers flutet durch den Wald, dem Siegfried fällt die größte Beute zu, er treibt in die Küche einen gefangenen Bären, so daß die Köche schreiend durcheinanderfahren, dann verlangt er umsonst das köstliche Naß des Weins, schilt in derben Worten, daß man gerade den Trunk vergessen, läuft, um sich am Brunnen im Wasser zu erquicken, mit Hagen und Gunther in großen Sprüngen durch den Wald. Als ihn der Ger Hagens getroffen und er nach verzweifelter Gegenwehr erbleicht und in die Blumen sinkt, denkt er wehmütig noch einmal der geliebten Frau und des kleinen Söhnchens.

Das Entscheidende ist unserm Dichter gelungen, als künstlerische Einheit steht das Nibelungenlied vor uns, nicht als zweigeteiltes Epos. Die Mitte, aus der dies Epos zu entwickeln war, hat der Dichter erkannt: das Schicksal und die Tragik der Kriemhild . Das Nibelungenlied dürfte wirklich heißen, wie es im Mittelalter gelegentlich genannt wird, das Buch von Kriemhild. Gleich die ersten Verse künden, ein weissagender Traum, Kriemhilds Los. Dann zeigt sich das scheue, stolze und schöne Mädchen, ihre hingebende Liebe, ihr strahlendes Glück, die zärtliche und unbedachte Sorge und der grenzenlose Stolz auf den geliebten Mann, die ihres besten Lebens beraubte Frau, die einsame Witwe, von den Mördern ihres Mannes umgeben, ihre fürstliche Würde stolz wahrend. Je länger sie ihn entbehrt, um so weniger kann sie Siegfried vergessen. Das Verlangen, seinen schmählichen Tod zu rächen, verdrängt alle andern Gefühle, und als es sich nach langen Jahren endlich erfüllt, durch grausamen Hohn und bittere Kränkungen immer wieder verschärft, greift es, alle vernichtend, ungeheuer um sich und stürzt die besten Helden und Fürsten in Verzweiflung und Tod.

Hagen ist eigentlich eine gerade für die fränkischen Zustände bezeichnender Held: der fränkische Major domus, der königliche



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Hausmeister, wie er schon im Waltharius vor uns trat. Im deutschen Nibelungenlied steht er als der starke, herrschsüchtige, unbeugsame, ränkevolle und doch treue Diener den schwachen, unschlüssigen, leicht bestimmbaren Fürsten gegenüber. Er sieht viel weiter als sie in die Zukunft und ist, wie man heute sagen würde, ihnen an staatsmännischer Einsicht sehr überlegen. Dadurch wird er auch gerade das Gegenbild des froh in den Tag hineinlebenden Siegfried, der nur der Gegenwart gehört und nur die lachende Freude des Kampfes und des Lebens kennt. Hagen hängt leidenschaftlicher noch als die Herrscher selbst an der Größe seines Herrscherhauses und seines Landes. Er kann die Schmach und die Einbuße an Ruhm nicht verwinden, die Siegfried über die Burgunden brachte. Den Mord Siegfrieds plant er auch darum, weil dessen Tod für die Burgunden einen Zuwachs an Macht und Reichtum bedeutet, er versenkt seinen Schatz — das hat wieder unser Dichter erfunden —, damit Kriemhild ihn nicht gegen die Burgunden verwertet. Nicht aus Bosheit und Mißgunst und feiger Gesinnung, sondern aus der Staatsräson, weil er weiß, daß Kriemhilds Verbindung mit Etzel und die Fahrt Gunthers und der Seinen zum Hunnenkönig den Untergang der Fürsten und des Reichs nach sich ziehen, widerrät er die Heirat und widerrät die Reise. Dann geht er, weil es sein Amt und seine Treue fordern, mit offenen Augen in seinen Tod. Er weiß für die Könige zu sterben, wie er mit allen Fasern seines Herzens für sie und nur für sie gelebt hat. Jeder seiner Gedanken und seiner Sorgen galt seinem Reich, ihm danken die Burgunden ihren großen und heldenhaften Untergang. Sie aber vergelten ihrem größten Diener die Treue und sterben alle lieber den grausamsten Tod, ehe sie den opfern, dessen Auslieferung sie leicht retten würde.

Kein anderer germanischer Dichter hat den fränkischen königlichen Hausmeister so leidenschaftlich aufgefaßt und sein Wesen in allen seinen germanischen Tiefen und Ewigkeiten so wundervoll



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und so sachlich geschildert und zugleich verklärt wie der Dichter unsres Nibelungenliedes.

Die Thidreksaga macht Hagen zum Sohne eines Elben und schildert mit besonderer Genugtuung seine fahle Farbe und sein bleiches Antlitz. Es ist schwer zu begreifen, daß viele Forscher bis in die Gegenwart hinein den Hagen für ein Wesen mythischer Herkunft, für den eigentlichen Nibelungen, und den Bericht der Thidreksaga über ihn für den ursprünglichsten erklären. Die Dämonisierung Hagens ist nach unsrer Auffassung ähnlich zu beurteilen wie die von Starkad, Witege und Wate, sie vertieft nicht, sie verflüchtigt Hagens Art, die in die große und harte Welt des germanischen Heldentums gehört. Wenn ein Held ein Wesen von Fleisch und Blut ist, so ist das Hagen, er stammt nicht aus dem dunklen und gespenstischen Reich der Schwarzelben.

Gegenüber seinen Vorgängern hat unser Dichter wieder manche Zusätze und manche Änderungen. Den Krieg gegen Sachsen und Dänen, bei dem Siegfried den Gunther so ritterlich und erfolgreich unterstützt, würden wir gern entbehren. Aber Schilderungen solcher Kämpfe sind für die Spielmannsdichtung des zwölften Jahrhunderts ein nicht uninteressantes Merkmal, das die Forschung erst in den letzten Jahren fand. In solchen Schilderungen hat die Heldendichtung Erinnerungen an kriegerische Vorgänge des neunten und zehnten und der folgenden Jahrhunderte festgehalten; in den Helgidichtungen und in der Gudrun beobachteten wir das zum erstenmal, im Rother und in den Dichtungen von Wolfdietrich klingen Abenteuer aus Kreuzzügen nach, in der Thidreksaga, in den Kämpfen Dietrichs von Bern, und eben in unserm Nibelungenlied Erinnerungen an Siege und Taten des Lothar von Supplinburg, des sächsischen Königs. Das Interesse an der Zeit, ein neues geschichtliches und politisches Bewußtsein war im elften Jahrhundert in Deutschland lebendig geworden, die Geistlichen hatten es geschaffen oder verwertet, und im Annolied



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und Kaiserchronik zeitgeschichtliche Dichtungen geschaffen. Nun trugen die Spielleute diese neue Kunst auch in die Heldendichtung .

Im zweiten Teil entwickelt und ordnet unser Dichter die Kämpfe anders als sein Vorgänger; er schließt sie nicht so klar und mächtig aneinander. Die Szenen, die uns den Empfang der Burgunden schildern, geraten in Verwirrung, dafür findet sich in ihnen ein neuer großartiger Auftritt: Hagen steht vor Kriemhild nicht auf und zeigt ihr das Schwert, das den Siegfried erschlug. Das ist das Gegenstück zum Auftritt im Dom, bei dem des toten Siegfried Wunden bluten. — Blödel tritt im Nibelungenlied zurück, an seiner Stelle tritt Dankwart, ein neuer Held, auf die Bühne, ihn und die Knappen überfällt Blödel, er, als der einzige, entkommt dem Blutbad und meldet den Burgunden, die an Etzels Tafel sitzen, diesen unerhörten Treubruch. Da erschlägt Hagen zur Vergeltung den Sohn Etzels. Das ist nun kein häßlicher Mord mehr an einem unschuldigen Kind, sondern ein tragischer Zwang. Eben noch malte Etzel sich die Zukunft seines Söhnchens aus, seines Trostes und seines Glücks. Doch über dies Schicksal war schon anders entschieden, aus dem Tod des Kindes mußte unversöhnlicher Haß aufspringen, er war das Vorspiel zu Kampf und Tod ohnegleichen. Kriemhild wollte das Kind opfern, um Etzel zur Rache zu treiben, doch die Ereignisse gingen einen rascheren, gewaltigeren Gang.

Dankwart also, nicht Gernot, erschlug den Blödel. Dafür trat Gernot, nicht Giselher dem Rüdeger entgegen, beide geben sich den Heldentod, der junge Giselher fiel nicht durch den alten Hildebrand , sondern Wolfhart, der junge Neffe Hildebrands, und Giselher streckten sich nieder. Den Wolfhart hat wieder unser Dichter geschaffen, dem Sterbenden gab er die Worte: um mich weint nicht, von den Händen eines Fürsten sterbe ich den Heldentod . Nicht Dietrich, sondern Hildebrand fällte den Volker, Dietrich



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bezwang den Gunther und den Hagen und nicht er, sondern der alte Hildebrand erschlug die Kriemhild. Gunther wurde nicht schon im Beginn der Kämpfe gefesselt, er überdauert mit Hagen die andern alle und steigt wieder auf zu der heroischen Geltung, die er in der germanischen Dichtung besaß.

Die Neubildungen sind nicht immer ein Gewinn. Verloren hat das Heldentum Rüdigers. Seinen Konflikt bereitet der Dichter sorgfältig vor, dann entfaltet er sich in einer schwer zu ertragenden Rührseligkeit und Breite. Das Königspaar fleht seinen Markgrafen fußfällig um Hilfe, Rüdiger findet des Redens und Flehens kein Ende. Wenn er dabei sagt, er habe der Herrin den Leib und nicht die Seele versprochen, und was er auch tun und lassen möge, so folge er dem Bösen, wenn er Gott um Hilfe fleht, weil er selbst keinen Ausweg sieht, so erkennen wir grade hier zu unferm Schmerz, wie der Geist des Christentums und wie scholastische Dialektik das starre und große alte Heldentum zersetzten. Die germanischen Helden in ihrer Not kannten die Entscheidung, die sie zu treffen hatten, und sie trafen sie rasch. — Merkwürdigerweise ist die Darstellung von Rüdigers Konflikt die einzige tiefere Wirkung des Christentums auf das Nibelungenlied. Sonst gilt für das Epos Goethes Wort: "Grundheidnisch". "Keine Spur von einer waltenden Gottheit . . . Helden und Heldinnen gehen eigentlich nur in die Kirche, um Händel anzufangen." — Dafür strömten aus den Dichtungen von Dietrich von Bern wieder wundervolle Wirkungen in das Epos auch unsres Dichters. Wie in der alten Heldendichtung steht der geduldige König, der nie die Herrschaft über sich verliert, dem alten ungebärdigen Hildebrand gegenüber, dessen Kampflust mächtiger ist als er selbst. Wie im alten Hildebrandslied wird der Alte gegen seinen Willen vom Ungestüm eines Jungen, des Wolfhart, in den Kampf gerissen und er bleibt der einzig Überlebende. Dietrich selbst steht ritterlicher, gefaßter, geläuterter vor uns denn je. Nicht Rüdigers Fall treibt ihn in den



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Kampf, er schickt den Hildebrand, der soll fragen, was geschah. Als der Alte wiederkehrt, ganz allein, da erst geht er und macht dem Ringen ein Ende, er ein König, einst mächtig und reich und hehr, nun ohne Land und ohne Helden. Sobald er dem Hagen und Gunther gegenüber tritt, verwandelt sich das wilde Morden wieder in ritterlichen Kampf. Freilich, die beiden Fürsten sind nicht mehr zu retten.

Auch aus unserm Nibelungenlied wünschten wir manches Spielmännische fort. Die Beleidigungen, durch die Hagen und Kriemhild sich kränken, wiederholen sich zu oft und verletzen zu stark die einfachsten Forderungen der Sitte. Warum muß auf der Fahrt zu Etzel der eine Herr des Fährmanns, Gelfrat, den Hagen hinters Roß setzen, daß er kläglich nach Dankwarts Hilfe ruft, warum müssen vor dem letzten Kampf Hagen und Hildebrand sich wie die alten Weiber schelten, warum Hildebrand vor Hagen flüchten, warum Hildebrand der Kriemhild das Haupt abschlagen und sie dabei einen ungefügen Schrei ausstoßen? Das Weinerliche und Rührende ist dem Nibelungenlied auch nicht fremd. Die Burgunden vergießen Tränen der Rührung über Rüdigers Edelmut, Dietrich weint laut auf, als er seine Mannen verlor, und klagt, daß er vor Leid nicht sterben könne. Als alle Helden gefallen sind, weiß der Dichter wieder nichts zu sagen, als daß alle Liebe in Leid verendet , daß man Ritter und Frauen weinen sah, und dazu die edlen Knechte über den Tod ihrer lieben Herren.

Im Vergleich mit seinen Vorgängern hat unser Dichter gemildert. Man wirft den toten Siegfried der Kriemhild nicht mehr ins Bett, man legt ihn leise vor ihre Tür, Brünhild geht den Mördern nicht mehr triumphierend entgegen, diese feiern ihre Tat nicht mehr durch ein Gelage. Hagen empfängt von Etzels Söhnchen keinen Backenstreich, er schlägt nicht mehr die Meerfrauen, Dietrich schlägt nicht mehr die Kriemhild in Stücke. Dabei ist die alte bildhafte und sinnbildhafte Kraft der germanischen



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Dichtung geblieben: Im Morgengrauen liegt Siegfrieds Leiche auf goldenem Schild vor Kriemhilds Tür. Kriemhild läßt den Sarg des toten Gemahls aufbrechen und hebt das Haupt des Geliebten noch einmal empor, um es zu küssen. Dietrich faßt den Hagen an der Hand, Rüdiger, als er den Burgunden Fehde ansagt, setzt seinen Schild vor die Füße. — Die Einwirkung des höfischen Minnewesens und seiner Pracht steht dem Nibelungenlied freilich nicht immer gut an. Über die "Zuschneiderphantasie" des Dichters hat man schon oft gespottet. Mitten in der alten heldischen Welt befremdet es, wenn gesagt wird: Kriemhild leuchtet wie die Morgenröte aus trüben Wolken. Ihr Antlitz ist rosenrot, wie der lichte Mond lautern Scheines vor den Sternen steht, so steht sie vor ihrem Gefolge. Siegfried aber wird bleich und rot, er kann es sich gar nicht ausmalen, daß er die Kriemhild je lieben darf, wenn er sie aber nie wieder sehen würde, so wäre er lieber tot. Dabei steht er so minniglich da, "als wäre er von der Kunst eines guten Meisters auf einem Pergament entworfen" . Bei Volker verlieren wir noch immer nicht die Empfindung, daß er sich in Kreise eindrängt, in die er nicht gehört, überall will er der erste und der klügste sein, gibt Ratschläge, um die man ihn nicht bittet, kränkt ohne Grund und Recht Kriemhild, als sei er derselbe wie Hagen, tötet beim Turnier einen Hunnen, bloß weil er ihn ärgert — die Langmut und Höflichkeit Etzels gegenüber diesem Gast sind wirklich übertrieben. Ohne Volker blieben Heldentum und Tragik die gleichen, ja sie blieben ungestörter.

Die nordische Überlieferung von den Nibelungen ist mannigfaltiger als die deutsche, sie verteilt sich gleichmäßig über ein halbes Jahrtausend. Die Lieder nehmen an Umfang zu, den Weg zum Epos gehen sie nicht. Ihre Darstellung bleibt dramatisch oder sie verlieren sich in lyrische und seelische Schwelgereien. Am Ende der nordischen Zeit löst man die Heldenlieder auch in Prosa auf, setzt, oft sehr mechanisch, die aufgelösten Lieder eins neben



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das andere oder in das andere und schafft daraus jene Heldensagen , die im Äußeren der isländischen Saga gleichen. Im Deutschen hat sich schon im zehnten Jahrhundert aus dem Lied das Epos entwickelt. Ganz hat es das Lied nicht verdrängt und dies hat sich neue Formen gesucht, aber das Epos blieb die herrschende Gattung. Spielmännische, ritterliche, christliche Elemente nahm es in sich auf und blieb in seinen großen Leistungen doch germanische Kunst. Ganz rein zusammenklingende Werke gerieten nicht, doch ihre Vielfältigkeit begünstigte die Kunst des Erzählens und die Kunst des seelenkundigen Gestaltens. Im Nibelungenlied ersteht das ganze Leben der Helden vor uns und geht den vom Schicksal gewiesenen Gang, aus der Fülle der Szenen und Taten entfaltet sich, Zug um Zug, ihr tragisches Handeln. Im ganzen gesehen, bleibt es ein Wunder, wie rein und groß, ja wie geläutert und verklärt ein Dichter der großen staufischen Zeit uns das Heldentum der Vorfahren zeigte. Nicht jedes Volk hat das stolze Erbe seiner Vergangenheit so bewahrt und erworben!

Von den germanischen Völkern aus der Zeit der Völkerwanderung gingen gerade die ganz Heldenhaften, Wilden und Großen zugrunde, die Longobarden, die Heruler, die Wandalen, die Burgunden, die Goten. Die höchsten Gebote ihres Heldentums haben sie gegeneinander getrieben und vernichtet, Treue und Untreue, Rache und Ehre verschlangen sich unlösbar ineinander, wie ist noch im Nibelungenlied Hagen um seiner Treue willen zugleich der treuloseste Held. Der Kampf, und immer wieder der Kampf wandte sich feindselig gegen die Helden selbst und schlug sie mit tragischer Verblendung, so daß sie alles zerstörten, woran ihr Leben hing. Es erkannten das wohl einige, aber sie erkannten es, als es zu spät war, in ihrer Todesstunde. Wäre das Christentum nicht zu ihnen gedrungen, hätte es ihre Blicke nicht in das Jenseits gelenkt und über die Rache die Gnade gestellt, hätte es nicht den Gehorsam und die Liebe um ihrer selbst willen in ihre



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Herzen gesenkt, die Germanen alle wären längst vom germanischen Boden verschwunden.

Aber ohne die Mächte ihres Heldentums können die Germanen ebensowenig leben, wie von diesen Mächten allein. Weil sie Sein waren von ihrem besten Sein, lebten die germanischen Heldenlieder in allen germanischen Ländern durch lange Jahrhunderte. Und uns treibt es immer von neuem unwiderstehlich zum germanischen Heldentum zurück, in den ernsten Stunden unsrer Geschichte erwacht jedesmal dies alte Heldentum, stellt Ehre und Treue über Tod und Leben, geht unbeugsam und still die Wege, die es gehen muß, sieht im Kampf die Höhe des Daseins und erwehrt sich, bis zum letzten Atemzuge kämpfend, jeder Übermacht.

Wie die unbarmherzigen Kämpfe der Völkerwanderung dies germanische Heldentum erzeugten und es schmiedeten, bis es starr und überwältigend vor uns stand, wie es im Norden sich stolz entfaltete, und wie es in der Dichtung des Mittelalters gerade in den großen und hohen nationalen Schöpfungen noch einmal gewaltig aufloderte, das haben wir nun im einzelnen erfahren. Mancher hat zu seinem Staunen wohl gesehen, wie reich und überwältigend , trotz aller bitteren und unwiederbringlichen Verluste, unser Besitz an diesem Heldentum noch ist. Die Forschung hat uns den Weg zu diesen Schätzen und zu diesen Quellen unsres Lebens und unsres Schicksals gewiesen. Sie hat auch gezeigt, daß die Germanen für ihr Wesen eine große künstlerische Form fanden, fähig mancher Umbildung, natürlich sich anschmiegend mancher Zeit, und in allen Verwandlungen doch immer die eine gleiche Ausprägung eben unsrer Art.

Uns bleibe unser Heldentum ein dauernder Besitz und eine hohe und ernste Mahnung! Nicht, wenn sie den Hörer unterhielten und zerstreuten, nein, wenn sie den schlummernden Heldengeist in ihm weckten, wenn sie ihn stählen wollten, daß er um des Heldentums und seiner Gebote willen alles gern opfert und gern in



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gewissen Tod geht, dann strömt aus diesen Dichtungen ihre echte und ewige Kraft. Aus allem Untergang, aus aller Zerstörung, aus allen wilden und grausamen Kämpfen hat die Dichtung uns das Wesen unsres alten Heldentums gerettet, in der Heldendichtung erkannten die Germanen zum erstenmal sich selbst. Mögen die Enkel des großen Vermächtnisses wert bleiben, das ihnen die Ahnen geschaffen haben und geschenkt!



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Anmerkungen

Die zweite Auflage der Heldensagen bemüht sich, den Grundgedanken der ersten Auflage, die Überzeugung, daß aus dem germanischen Heldenlied der Völkerwanderungszeit die ganze germanische Heldendichtung gewachsen sei, schärfer und methodischer auszuführen: durch genauere Interpretation der Motive und der Charaktere, durch eine bessere Ordnung und Gliederung der Lieder und durch vermehrte Hinweise auf Ähnlichkeiten und Verwandtschaften. Außerdem sucht sie den großen Reichtum von neuen Einsichten zu verwerten, den das letzte Jahrzehnt der Forschung der germanischen Heldendichtung gebracht hat, vor allen Dingen die Ergebnisse der Untersuchungen von Andreas Heusler und seinen Schülern. Das an neuen überzeugenden Feststellungen reiche Buch von Andreas Heusler über Nibelungensage und Nibelungenlied machte eine Umformung der Abschnitte über die Nibelungendichtung notwendig. Wenn mein Empfinden mich nicht trügt, ist auf dem Gebiet der germanischen Heldendichtung der Besitz an Überzeugungen und Auffassungen, die als Gemeingut der Wissenschaft und als gesichert gelten können, jetzt recht stattlich. Das ist ein großer Gewinn, um seinetwillen schied ich in dieser zweiten Auflage alles aus ersten aus, das zu unsicher und zu problematisch war, z. B. das Kapitel über die Urzeit. Einige Fälle blieben, in denen ich mich der Mehrheit der Forscher nicht anschließen konnte, dann stelle ich meine Überzeugung der Überzeugung der andern gegenüber und gebe dem prüfenden Leser die Mittel in die Hand, die ihm ein eigenes Urteil ermöglichen. Die Anmerkungen sind nach dem Vorbild der Anmerkungen zu den Göttersagen (in der zweiten Bearbeitung) eingerichtet und ein Register ist nun auch den Heldensagen beigegeben. Der Verfasser wünscht auch dieser zweiten Auflage, daß sie der deutschen Sache gute Dienste leisten möge: wenige Dichtungen haben das Wesen der Germanen und Deutschen so tief erkannt, wenige das germanische Heldentum so groß und so klar, so künstlerisch und so sachlich geschildert wie unsere heroische Dichtung. Wenige besitzen darum eine so unvergängliche, tröstende, warnende und weissagende Kraft.

Allgemeine Literatur zur deutschen Heldensage: Wilhelm Grimm, Die deutschen Heldensagen, 3. Auflage, Gütersloh 1889. — O. L. Jiriczet,



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Die deutsche Heldensage, Sammlung Göschen 32, 5. Auflage, Leipzig 1914. — Andreas Heusler in dem von Hoops herausgegebenen Realleiikon der germanischen Altertumskunde, Straßburg 1911 —1919. —Edda, 1. Band, Heldendichtung, übertragen von Felix Genzmer, mit Einleitungen und Bemerkungen von Andreas Heusler, Jena 1912 (jetzt 1921 neue Ausgabe) . — Friedrich Wolters und karl Petersen, Die Heldensagen der germanischen Frühzeit, Breslau 1921 (Wiedererzählung der germanischen Heldendichtungen in Prosa; die Wiedergabe ist schön, aber alle Unterschiede der Zeiten, der Länder, der dichterischen Form sind verwischt, die Einleitung ist beachtenswert). Axel Olrik, Nordisches Geistesleben, Heidelberg 1908. — Derselbe, Danmarks garnle Heltedigtning (DOH), Kopenhagen 1903 und 1910. — Woldemar Vedel, Helteliv, Kopenhagen 1903 (in deutscher, gekürzter Ausgabe Leipzig 1910). — W. P. Ker, Epic and Romance, 3. Auflage, London 1922. — Munro Chadwick, The heroic age, London 1913.

1. Die Völkerwanderung. S. 7 ff. Hildebrand: s. Wolfskehl und v. der Leyen, Älteste deutsche Dichtungen, 3. Auflage, Leipzig 1923, S. 2 —13 und Nachwort S. 177 ff. — Gustav Ehrismann, Geschichte der althochdeutschen Literatur, München 1918, S. 115 ff. —Wilhelm Scherer, Geschichte der deutschen Literatur, 6. Auflage, S. 28. — S. 16ff. Sage von Theoderich und Ermanarich: Otto Jiriczek, Deutsche Heldensagen 1, Straßburg 1898, S. 55 ff. — R. C. Boer, Die Sagen von Ermanarich und Dietrich von Bern, Halle 1910. — A. Heusler, bei Hoops 1, S. 627 f. — Strafe der Sunilda, vgl. J. u. W. Grimm, Deutsche Sagen (D. (3.) Nr. 406, 448 (in ursprünglicher Fassung zertreten die Rosse die Verräterin kaum aus Zufall). —R. W. Charnbers, Widsith, London 1911, (3.15 —(3.18 Alboin. Nach Grimm, D. S. Nr. 399, 400, 401. — Alboin bei Gregor von Tours, nach der Übersetzung von Giesebrecht Hellmann in den Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit, Band 8, S. 234. — Ker S. 66ff. — Wolf Aly, Volksmärchen usw. bei Herodot, Göttingen 1921, S. 34 f. — S. 23. Turismod: Jordanes, De origine actibusque Getarum, ed. Holder, Freiburg und Tübingen 1882, cap. 43. — S. 25 Tod des Helden, dem vorher Schwert geraubt: Wolf Ali) a .a O. S 102. — S. 25. Untergang der Heruler, Grimm, D. S. Nr. 396. — S .26. Die Heruler bei Procop, Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit, 2. Auflage, Band 7, (3.120. — S. 28. Über die Heruler s. Kaspar Jeuß, Die Deutschen und ihre Nachbarstämme, 2. Auflage, Göttingen 1904, S. 476 und Literatur zu Starkad, zu (3.115f. —Amsivaren, Grimm, D. S. Nr. 367. — Verteilung



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von Wolken und Sonne, Hinweis von Friedrich Ranke. Ähnlicher Wetterzauber bei Paul Herrmann, Nordische Mythologie, Leipzig 1903, S. 75 (aus der Jomswikingasaga). —S. 29. Ostrogotha, bei R. W. Chambers, Widsith, London 1911, S. 13 —15. — Ludwig Uhland über den Untergang der Heruler, s. R. Kögel, Geschichte der althochdeutschen und altniederdeutschen Literatur, Pauls Grundriß der germanischen Philologie, 2. Auflage, Straßburg 1898, 2, S. 60. — S. 30. Athaulf, Grimm, D. S. Nr. 374. — S. 31. Spielmännisches im Herulerlied Zachariae, Zeitschrift des Vereins für Volkskunde 25, 402. 26, 88. — Paul Herrmann, Saws Heldensagen, Leipzig 1922, S. 474. —Brawallawlacht, s. Sagenbuch 1, 180. —S. 32. Lamissio, Grimm, D. S. Nr. 393, Aistulf, ebenda, Nr. 411. —S. 33. Wolfdietrich, oben S. 208. — Grimoald, Grimm Nr. 406. — Authari, Grimm Nr. 402. Heusler bei Hoops 3, 533 f. — S. 35. Dietlind, Grimm Nr. 404. — S. 36. Gelimer, Grimm Nr. 376. Procop, Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit, 2. Auflage, Band 6, S. 68ff. — Gunnars Tod, oben S. 266. — S. 37. Alarich, Grimm Nr. 373, nach Jordanes, cap. 30. — Beowulfs Begräbnis, Wilhelm Hertz, Gesammelte Dichtungen, Stuttgart 1900, S. 476. — S. 39. Attilas Bestattung, Jordanes, cap. 49. — Edward Schröder, Zeitschrift für deutsches Altertum 59, 240. Der Klagegesang nach dem Umritt scheint mir nach wie vor germanisch, die Künste beim Umritt werden, wie Edw. Schröder zeigt, vor allem hunnische Reiterkünste gewesen sein; die Sitte des Umritts selber wird magische Bedeutung gehabt haben; ich denke mir, der Umritt sollte das Grab vor dem Andringen feindlicher Geister schützen, einen feierlichen und geweihten Umkreis schaffen, in den nichts Böses eindringen konnte. Diesen religiösen Sinn des Umritts halte ich für germanisch. Das Pferd war ja bei den Germanen ein heiliges Tier, vgl. auch Georg Schierghofer, Umrittsbrauch und Roßsegen, Bayerische beste für Volkskunde 8, München 1921, S. 1 ff. — S. 39. Jngeld Beowulf (Ausgabe von Heyne Socin, 8. Auflage, Paderborn 1908) y. 2025 f. — Chambers, Widsith, S. 78 —81. — Derselbe, Introduction to Beowuif, Cambridge 1921, S. 21 ff. — (3.41 f. Kampf in Finnsburg, Heusler bei Hoops 2, S .505 f. Ker, Epic and Romance S. 94 f., Chadwick, Origins S. 52 f., Chambers, Introduction to Beowulf, S. 245 f., Rudolf Imelmann, Forschungen zur altenglischen Poesie, Berlin 1920, S. 342 f. J. hält die erhaltenen Verse nicht für das Fragment einer Dichtung von Einladung, Kampf, Rache, Heimholung der Frau, sondern für das Fragment einer Dichtung, die dem Hengest, dem Eroberer Englands, galt. Hengest und die Seinen



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wären von Finn und den Friesen freundlich aufgenommen worden, hätten sich lästig gemacht und mehr Land gefordert, seien deshalb bekriegt worden und zum Schluß doch die Stärkeren geblieben. Diese germanische Siedlungsdichtung bringt J. in Zusammenhang mit ähnlichen Dichtungen in Vergils Aneis. — Das klingt verführerisch; solche unbotmäßigen Forderungen stellen ja auch die Heruler und die Sachsen bei Wermund: sie bekommen ihnen aber schlecht. Siegfried im Nibelungenlied fordert von den Burgunden: seid meine Freunde oder kämpst mit mir. — Gegen Imelmann muß ich aber einwenden: 1. nicht Hengest, sondern Hnäf ist der Führer der Dänen. 2. Hildburgs Schicksal findet in der Rekonstruktion Imelmans keinen Platz; und damit ist aus dem Organismus der Finnsburgdichtung ein lebenswichtiges Glied genommen. 3. Hengest nennt sich wohl friedlos, aber nur für die Zeit, in der er am Hof der Dänen weilt. — S. 44. Die Schildungen, Heusler, bei Hoops 4, 186 f. Chambers, Widsith S .78ff. — S .46. Skyld, Olrik, D. G. H. i, S. 223 ff., 2, 239 ff. — S. 47. Offa, Heusler, bei Hoops 3, 361. — Chambers, , Beowulf, S. 31 ff. —Chlothar, Die Franken, Grimm, D. S. Nr. 435. — Voretzsch, Einführung in das Studium der altfranzösischen Litteratur, 2. Auflage, Halle 1913, S. 92 ff. — Suchier, Zeitschrift für romanische Philologie 18 (1894), S. 175 ff. — Bédier, Les legendes épiques, Paris 1911, 4, 289 f. — S. 50f. Chrothild, Grimm, D. S. Nr. 430. —Geschichtschreiber, 2. Auflage, Bd. 9, 273, 287. — Voretzsch, Epische Studien, Halle 1900, S. 305 ff. — J. de Vries, Germanisch-romanische Monatschrift, 9, 340 ff., 10, 31 ff. — S. 5 2. Childebert, Grimm, D. S. Nr. 434 u .92. — Saxo Grammaticus, ed. Holder Buch 7, 238. — Herrmann, Saxos Heldensagen, Leipzig 1922, S. 498. S. 53f. Wieland. Jiriczek, Deutsche Heldensagen, 1, S. 1—55. — S. 54 f. Inne und Irminfried. Grimm, D. S. Nr. 550, 551. — Widukind: Rerum gestarum Saxonicarum (Scriptores Rerum Germanicarum) I, 9 (Hannover und Leipzig 1904). Olrik, DOH. 2, 146. — Heusler, Hoops 2, 598 f. — S .58f. Die Hunnenschlacht, Jordanes, c. 37 —41. Richard Heinzel, Sitzungsberichte der Wiener Akademie 114 (1887), (3.417 ff. Andreas Heusler, Eddica Minora VII f., 1 ff., derselbe bei Hoops 2, 574 f., derselbe in Genzmer Edda 1, 24 ff. — S. .64. Fritigern, Jordanes, c .26, Grimm, D. S. Nr. 372. — S .65. Urajas und Ildibad, Procop. 3 ,1 (Geschichtschreiber, 2. Auflage, Band 7, S. 174), Grimm D. S. Nr. 385. — S. 67 f. Wölsungen. Wölsungensagen, herausgegeben von Wilken in der Ausgabe der prosaischen Edda, 2. Auflage , Paderborn 1912. Heusler, Hoops 4, 442. — Siegmund bei Beowulf,



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Vers 876 —901. —Keltische Gastmahle, Schrader, Die Indogermanen, Leipzig 1911, S. 48. — S. 68. Siegmund und Sigirich, Gregor von Tours, bei Giesebrecht 1, S. 136. — S. 69. Siegfrieds Jugend, Panzer Siegfried , München 1911, S. 1ff. Heusler, Hoops 4, 172. — S. 70 f. Wichtigste Arbeiten von Heusler zur Nibelungensage: die Lieder der Lücke im Codex regius der Edda. Germanistische Abhandlungen für Paul, Straßburg 1902, S. .1 ff. — Artikel bei Hoops, s. u. Nibelungen, Siegfried , Wölsungen. — Geschichtliches und Mythisches in der germanischen Heldensage, Sitzungsberichte, Akademie Berlin 1909, S. 920 ff. — Die Heldenrollen im Burgundenuntergang, ebda 1914, S. 1114 ff. — Altnordische Dichtung und Prosa von Jung Sigurd, ebda 1919, S. 162 ff. — Die deutsche Quelle der Ballade von Kremolds Rache, ebda 1921, S. 445 ff. — Die Quelle der Brunhildsage in Thidrekssage und Nibelungenlied, Festschrift für Braune, Dortmund 1920, S. 47 ff. — Das Nibelungenlied und die Epenfrage, Internationale Monatschrift 13, 2 (1920), S. 97 ff., S. 225 ff. —Nibelungensage und Nibelungenlied, Dortmund 1921, ohne Literaturangaben, dort S. 9 ff., S. 37 ff. — S. 78 ff. Rückblicke. Zeugnisse über Lieder jetzt am besten bei Heusler, Hoops 1, 439 ff., 2, 490 ff. Ehrismann, Geschichte der althochdeutschen Literatur, S. 14 ff. Farm des Liedes, Heusler, Zeitschrift für deutsches Altertum 46, 189 ff. —S. 89. Zitat aus Cassiodor, Chambers, Widsith, S. 35 Anm 1.

2. England und Dänemark. (3.91. Beowulf. Literatur und alle Zeugnisse und Dokumente jetzt am besten bei Chambers, Introduction to Beowulf, , s. oben zu S. 39. Ausgaben außer der von Heyne-schücking die von Wyatt und Chambers, Cambridge 1920. Übersetzung nach Wilhelm Hertz, Aus Dichtung und Sage, Stuttgart und Berlin 1907, S. 123 ff. Panzer, Beowulf, München 1910. — S. 100. Lied und Epos, Heusler, Lied und Epos, Dortmund 1905. — S. 102. Jur geistlichen Bildung in der altenglischen Heldendichtung vgl. R. Imelmanns Bemerkungen, Hinweise und Ergebnisse in seinen zu (3.41 f. genannten Forschungen. — S. 105. Zu den Drachenkämpfen die Literaturangaben bei Chambers, bei Panzer, S. 294 f.; ferner Laistner, Rätsel der Sphinx, Berlin 1889, 2, 22 f. S. 106 f. Keltisches im Beowulf, Deutschbein, Germanischromanische Monatschrift 1 (1909), S. 103 ff. —A. Jeanroy, Origines de la poesie lyrique en France, Paris 1889, S. 17. — C. W. von Sydow, Sigurds Strid med Favne, Lunds Universitäts Arskrift, Band 14, Nr. 16 (Lund 1918). - (3.108 ff. Wermund und Uffe. Vgl. oben zu S. 47. Chambers, Introduction, S. 31 ff., S. 217 ff. Saxo Grammaticus, ed.



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Holder, Straßburg 1886, S. 113 ff. — Paul Herrmann, Saxos Heldensagen 1922, S. 296 ff., Axel Olrik, Kilderne til Sakses Oldhistorie 2, S. 181 f. — S. lii f. Hagbard und Signe, Heusler bei Hoops, 2, 360. —Saxo, Holder, S. 230f., Paul Herrmann, Saxos Heldensagen, S. 490ff. Olrik, Geistesleben, S. 47, 179. — S. usf. Starkad. Heusler bei Hoops 4, 276. — Sato, Holder, S. 182 f., 191. — Paul Herrmann, Saxos Heldensagen, S. 412 ff. — Olrik, Geistesleben S. 87 f., 190 f., derselbe, D. G. h. 2, 11-87, 149-77. — von Unwerth, Germanistische Abhandlungen 37, 89. — S. 120 f. Hrolf. S. 121f. Das Bjarkilied. Auf Grund der Wiederherstellung von Olrik versuchte Genzmer eine neue Übertragung, die noch geschlossener und schöner scheint. Edda 1, 179. —Saxo, Holder, S. 59 f. — Paul Herrmann, Saxos Heldensagen, S. 155ff. Olrik, Geistesleben , S. 181f., derselbe, D. G. H. 1,8—114. —Heusler-Ranisch, Eddica Minora, S. XXI und 21 f. — S. 128 f. Wigge. Jüngere Edda, Wilken, S. 134 f. Sato, Holder, S. 57, Paul Herrmann, Saxos Heldensagen, S. 177 f., Olrik D. G. H. 1, 127, Heusler, Zeitschr. f. deutsches Altertum 48, 78. — S. 129 f. Adils. Jüngere Edda, S. 134 f. — Saro, Holder, S. 54. Paul Herrmann, Saxos Heldensagen, S. 177. Heusler a. a. O. (3.80 . Olrik, D. G. H. 1,179. — Sage von Adelgis bei Grimm, Nr. 449. — S. 131. Spätere Dichtungen über Hrolf, Paul Herrmann, Die Geschichte von Hrolf Kraki, Torgau 1905, S. 50f. — Axel Olrik, D. G. H. 1, S. 115, 118, 121, 144 f., doch scheint Olrik das Dänische und Altertümliche dieser Geschichten zu überschätzen, und den Einfluß der damals das ganze Abendland durchwandernden Sagen und Märchenmotive zu unterschätzen.

3. Germanische Sagen im Norden. Die Wikinger, S. 134 f., Die Halfdansöhne, Paul Herrmann, Rolf Kraki, S. 5ff. Sato, Holder, S. 217. Herrmann, Saws Heldensagen, S. 469 ff. —Olrik, D. G. H. i, S. 167 f. — Eddica Minora, LV. — Heusler, Zeitschr. f. deutsches Altertum 48, S. 76. — S. 140 f. Amleth. Saxo, Holder, S. 86f., Herrmann, Saws Heldensagen, S. 248 ff., F. Detter, Zeitschr. f. deutsches Altertum 36, S .1ff. Heusler bei Hoops 1, S. 78. — S. 146 f. Ermanarich, siehe Literatur zu S. 16 f. Für die Edda verweise ich auf die Ausgabe von Neckel, Heidelberg 1913. — Bei Genzmer Heusler, Thule 1, 53 f. eine in der Reihenfolge der Strophen von der meinen abweichende Herstellung. Heusler glaubt, daß Gudrun selbst den Erp gebeten habe, den Brüdern zu helfen, weil zwei zu schwach seien im Kampf gegen Ermanarich und die Seinen. Aber hat Gudrun nicht selbst die Söhne leidenschaftlich in den Tod getrieben



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und ist der Zauber, den sie ihnen mitgibt, nicht wirksamer als die irdische Hilfe des Stiefbruders? — S. 153. Der federlose Vogel, Wolf QUI) a. a. O. S. 78. —S. 154. Liebe des Stiefsohns zur Stiefmutter. Einige Forscher glauben, dies Motiv sei aus der anderen Ermanarichdichtung herübergewandert, von der uns deutsche Zeugnisse berichten, und in der Sibiche die Neffen des Ermanarich verleumdet, sie seien in sündiger Liebe zur Gattin ihres Oheims entbrannt. Wir glauben umgekehrt: : aus der gotischen Dichtung wanderte das Liebesmotiv in die deutsche. Denn was ist natürlicher, die Liebe eines Stiefsohns zur schönen Stiefmutter oder die Liebe gleich zweier Neffen zu einer Tante? — S. 157. Koning Ermenrikes Tod, Symons, Zeitschr. f. deutsche Philologie 38, S. 145. — H. Schneider, Zeitschr. f. deutsches Altertum 51, S. 343f. —S. 157 f. Wieland. Thule 1, S. 17 ff. Jiriczek, Deutsche Heldensagen 1, S .1ff. Heusler bei Hoops 4, 528. — S. 163. Schwanenjungfrauenmärchen , Helge Holmström, Studier övar Swanjungfrumotivet i. Volundarkwidha, 1921, dazu F. R. Schröder in der Germanisch-romanischen Monatschrift 9, S. 122 f. — S. 170. Wieland in der Gascogne. Tegethoff, Französische Märchen, Jena 1923, 2, S. 260, 342. — S. 170. Egil. Heusler in der Festschrift für Theodor Plüß, derselbe bei Hoops 1, S. 498. — S. 172 f. Helgi. Thule 1, S. 142 ff. Heusler bei Hoops 2, 497. Bugge, The home of the Eddic poems, London 1899. Waldemar Haupt, Jur niederdeutschen Thidreksaga, S. 150 f. — S. 180. Helgis Jugend. Herrmann, Rolf Kraki, S. 128.

4. Das deutsche Mittelalter. S. 185. Die Spielleute. Wilhelm Hertz in seinem Spielmannsbuch, 4. Auflage, Stuttgart 1912, Einleitung. — S. 187. Waltharius, herausgegeben von karl Strecker, Berlin 1907. — Gustav Ehrismann, Geschichte der althochdeutschen Literatur, S. 381 ff. — Heusler bei Hoops 4, S. 476. Gustav Neckel, Germanisch-romanische Monatschrist 9 (1921), S. 139, 209, 277. Dieser ausgezeichneten Abhandlung schließen wir uns bei der Rekonstruktion des alten westgotischen Liedes an. — Richard Heinzel, Sitzungsberichte der Wiener Akademie der Wissenschaften Band 117, Heft 2. — (3.191. Einher. Grimm, D. S. Nr. 18, Adelgis, Grimm Nr. 449. Walther im Kloster, Grimm Nr. 412. — S. 196 f. König Rother. Ausgabe von Jan de Vries, Heidelberg 1922, mit wichtiger Einleitung, derselbe über germanische Brautwerbungssagen in der Germanisch-romanischen Monatschrift 9, S. 330 f., 10, S. 31 f. — G. Ehrismann, Geschichte der mittelhochdeutschen Literatur, München 1922 1, S. 290 f. — Die schönen Wiedergaben altdeutscher Heldensagen



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durch Ludwig Uhland, die des Rother und der Dichtungen von Wolfdietrich und von Dietrich von Bern hat Jiriczek in seinen deutschen Heldensagen, Sammlung Göschen 32, jetzt 5. Auflage, sorgfältig durchgesehen; wir geben diese durchgesehene Form wieder. — Friedrich Vogt, in seiner Geschichte der deutschen Literatur, 4. Auflage, Leipzig 1919, 1, S. 90. — S. 201 f. Wolfdietrich. Ausgaben im deutschen Heldenbuch von Janicke, Amelung, Zupitza, Berlin 1866—73, Band 3, 4. A. Holtzmann, Der große Wolfdietrich, Heidelberg 1865. karl Voretzsch, Epische Studien, Halle 1900, S. 278 ff. Heusler bei Hoops 4, S. 584. — Hermann Schneider, Die Gedichte und die Sage von Wolfdietrich, München 1913, sehr wichtig. —S. 217f. Dietrich von Bern. Deutsches Heldenbuch, Band 1, 2, 5. Jiriczek, Deutsche Heldensagen 1, S. 119 ff. Heusler bei Hoops 1, S. 484 f. Waldemar Haupt, Zur niederdeutschen Dietrichsage, Berlin 1914. — S. 225. Alpharts Tod. Emil Kettner, Zeitschrift für deutsche Philologie, Band 31. S. 24, 327. — S. 228. Ecke. Helmut de Boor, Mitteilungen der Schlesischen Gesellschaft für Volkskunde, 23 (1922) S. 29ff. Hermann Schneider, Zeitschrift für deutsches Altertum 54, S. 354 ff. — S. 232 f. Hetel und Hilde. Gudrun. Ausgabe von Ernst Martin, 2. Auflage, , Halle 1901, von B. Symons, 2. Auflage, Halle 1914; mit umfassender Einleitung. —Friedrich Panzer, Hilde Gudrun, Halle 1901. —Heusler bei Hoops 2, S. 520, 3, (3.113, 4, S .488. — Gegenüber den Forschern, die immer noch die Gudrun als spielmännische Variation und Weiterbildung des Hetel- und Hildethemas betrachten, wäre doch zu bemerken: Hetel und Hilde geht auf ein heroisches Original zurück und ist spielmännisch geworden, und Gudrun, obwohl spielmännischer Herkunft, soll in Art und Ton viel heroischer sein? Sollte der Dichter das Heroische in Hetel und Hilde ausgeblasen und in der Gudrun wieder angefacht haben? Erklärt sich dies heroische nicht viel einfacher als das Erbe einer alten Heldendichtung? Wie spielmännisch der Dichter der Gudrun verfuhr, wenn er keine alte große Vorlage hatte, zeigt doch das Gedicht von Hagen. — Literatur über den Zusammenhang von Finnsburgfragment und Gudrun Symons S. L, Anmerkung. — S. 243. Hetel und Hilde, jüngere Edda, Ausgabe von Wilken, S. 134 f.

5. Nibelungensage und Nibelungenlied. S. 257 f. Das ganze Material der Sage am ausführlichsten bei A. Raßmann, Die deutsche Heldensage, 2. Auflage, Hannover 1863. Wölsungensaga und die nordische Nibelungensaga bei Snorri nach der Ausgabe von Wilken in der jüngeren Edda, vgl. auch Wilhelm Ranisch, Eddalieder, Sammlung Göschen 171, Leipzig



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1903. —S. 266 f. Nordische Nibelungenlieder, Thule 1, 33 —53., 58-141. — S. 269 f. Das deutsche Nibelungenlied. Ausgaben von karl Bartsch, s. Auflage, Leipzig 1886, Friedrich Zarmke, 6. Auflage, Leipzig 1887, karl Lachmann, 5. Auflage, Berlin 1878. — Urteit und Simrocks Übersetzung gegenüber in der Tempelausgabe, Leipzig 1910. Josef Römer, Das Nibelungenlied, Leipzig 1921. S. 277 f. Die Wölsungen, vgl. vor allem Heusler in den Sitzungsberichten der preußischen Akademie 1919, S. 162 ff. — S. 278. Märchen von der menschenfressenden Hexe, Bolte Polioka, Anmerkungen zu Grimms Märchen, Leipzig 1913, Band 1, S. 124 Anm. 1. — S. 280. Kleidervertauschung. E. Cosquin, Les Mongols, Niort 1912, S. 51, Anm. 1. — S. 287. Siegfried kostet vom Herzsaft Fafnis, Keltisch: von Sydow, Sigurds Strid med Favne, S. 35 ff. Dagegen Heusler, Sitzungsberichte, Berlin 1919, S. 165 f. — S. 288. Der bürne Seijfrid. Ausgabe von Golther, Halle 1889; vgl. auch zu diesen Teilen fortlaufend Panzer, Siegfried. — S. 290 f. Charakteristik der Sigurdlieder auch Heusler, Lieder der Lücke, siehe oben zu S. 70. — S. 292. Siegfrieds Kampfspiele. R. Heinzel, Sitzungsberichte der Wiener Akademie 109 (1885). Brunhildmärchen, vor allem in Rußland, seit Panzer, Siegfried , S. 144 f. vielfach umstritten, vgl. zuletzt Heusler in Festschrift für Braune, 1920, oben zu S. 70 und F. R. Schröder, Nibelungenstudien, Bonn 1921, Vf. will diesmal sein Urteil im einzelnen nicht begründen, da eine von A. von Löwis vorbereitete Studie neue Materialien und neue Gesichtspunkte verspricht. — S. 293 ff. Es sei noch einmal nachdrücklich auf die zu S. 70 f. genannten Schriften von 91. Heusler verwiesen namentlich auf seine zusammenfassende Darstellung von Nibelungensage und Nibelungenlied. S. 295. Siegfrieds Tod. J. Singer, Neujahrsblatt der literarischen Gesellschaft, Bern 1917, verweist auf eine merkwürdige Ähnlichkeit der Sage von der Ermordung des Bueve (im provenzalischen Epos von Daurel et Beton) mit der Ermordung des Siegfried und zwar in der Fassung der Thidreksaga. Die Frage, ob das provenzalische Epos die Thidreksaga beeinflußt hat, oder ob umgekehrt eine der in der Thidreksaga aufgezeichneten, weit wandernden germanischen Überlieferungen auch den Weg in die Provence fand, scheint mir trotz Heusler, Nibelungensage, S. 33, der sich im ersten Sinne entscheidet, noch nicht geklärt; daß wir Einwanderungen von germanischen Heldensagen nach Frankreich belegen können, zeigt Tegethoff, Französische Märchen 2, 342. Schließlich ist die Gascogne altes westgotisches Land! —Balder, siehe Heusler a. a. O. (3.111. — S. 296. Andreas Heusler sucht, a .a. O.



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S. 48 ff., die Verschiedenheit der deutschen und der nordischen Kriemhild dadurch zu erklären, daß Etzel als Rächer zurücktrat, daß Kriemhild die Rächerin Siegfrieds wurde, daß Kriemhilds Bedeutung dann einen Gegenspieler , den Hagen, verlangt hätte. So geistreich das begründet wird, und wenn es auch die in der Forschung allgemein geltende Ansicht scheint, mich kann diese Annahme nicht überzeugen. Sie scheint mir zu errechnet und zu logisch; Umbildungen der Dichtung folgen andern Gesetzen. Daß ein Held der Geschichte von der Dichtung in sein Gegenbild verwandelt wird, erlebt man oft, daß aber in einer germanischen Dichtung dieselbe Frau sich aus der Helferin ihrer Brüder in die Mörderin derselben Brüder verwandelt, ist meines Wissens ohne jedes Beispiel und scheint mir ausgeschlossen. Die Kriemhild im bayrischen Lied ist meines Erachtens ganz andrer Herkunft als die Schwester Gunthers in der germanischen und nordischen Überlieferung. — Über die Sage von Chrothild, Voretzsch, Zeitschrift für deutsches Altertum, 51, S. 39 ff. S 298 ff. Zum Untergang der Burgunden vgl. noch L. Polak, Zeitschrift für deutsches Altertum Bd. 54, S. 427, Bd. 55 S 445, Bd. 60 S 1 ff. —S .308. aber Hagen zuletzt F. R. Schröder in seinen Nibelungenstudien. Sch. hält Hagen für eine Umbildung des "dankbaren Toten" im Märchen vom dankbaren Toten. Das ist schon deshalb nicht möglich, weil in allen diesen Märchen der Tote, sowie er seine Dankespflicht erfüllt, sofort in das Reich der Toten verschwindet, wohin er ja auch gehört, während Hagens Tod oon jeher das heldische Ende eines heldischen Lebens war. — Zeitgeschichtliches in der deutschen Heldendichtung des Mittelalters, vgl. vor allem Woldemar Haupt, Zur niederdeutschen Dietrichsage, bes. S. 83 ff. — Am Ende erinnern wir uns nochmals an das S. 283 genannte Wort aus der Wölsungensaga "Und nun glauben wir, daß du erfahren mußt, daß noch nicht alle Wölsungen tot sind!"


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