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DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSEND UND EIN NÄCHTEN

VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE AUSGABE IN SECHS BANDEN

ZUM ERSTEN MAL NACH DEM ARABISCHEN URTEXT DER CALCUTTAER AUSGABE AUS DEM JAHRE 1839

ÜBERTRAGEN VON ENNO LITTMANN

BAND 3

IM INSEL-VERLAG


DIE GESCHICHTE VON EL-HADDSCHÂDSCH UND DEM FROMMEN MANNE

El-Haddschâdsch ibn Jüsuf eth-Thakafi' war lange auf der Suche nach einem von den Vornehmen, und als der schließlich vor ihn geführt ward, fuhr er ihn an: ,O du Feind Allahs, jetzt hat Er mir Gewalt über dich gegeben!' Dann rief er: ,Schleppt ihn in den Kerker, legt ihn in enge und schwere Fesseln und baut eine Zelle über ihm, so daß er nicht aus ihr entkommen und auch keiner zu ihm hereinkommen kann!' So ließ er den Mann ins Gefängnis werfen; und er entsandte auch den Schmied und die Fesseln dorthin. Doch jedesmal, wenn der Schmied mit seinem Hammer schlug, hob der Gefangene sein Haupt empor und blickte gen Himmel und sprach: ,Gehört



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Ihm nicht die Schöpfung und die Herrschaft über sie?"Und als der Schmied sein Werk getan hatte, baute der Kerkermeister die Zelle über ihm und ließ ihn mutterseelenallein dort. Nun überkamen ihn Schrecken und Graus, und die Zunge sprach seine Not in diesen Versen aus:

O Wunsch des, der da wünscht, du bist mein Wunsch allein;
Auf deine reiche Huld soll mein Vertrauen sein.
Vor dir ist nicht verborgen, was mich jetzt befiel;
Ein Blick von deinem Auge ist mein Wunsch und Ziel.
Sie sperrten mich hier ein und quälten mich mit List;
Weh meiner Seele, die allein und einsam ist!
Bin ich allein, so ist dein Name Trostes Quell;
Er ist, wenn mich der Schlummer flieht, mein Trautgesell.
Wenn du zufrieden bist, ist alles für mich gut;
Du weißt ja alles, was in meinem Herzen ruht!

Und als die Nacht dunkelte, ließ der Kerkermeister seine Wächter bei ihm zurück und ging selbst nach Hause. Wie es dann Morgen ward, ging er wieder dorthin, um nach dem Manne zu schauen; aber siehe da, die Fesseln lagen am Boden, und der Gefangene war verschwunden. Darüber erschrak er, und er sah schon den sicheren Tod vor Augen. Deshalb ging er zu seiner Wohnung und nahm von den Seinen Abschied; darauf holte er sein Leichentuch, tat Spezereien in seinen Ärmel und trat zu el-Haddschâdsch ein. Und wie er vor dem Statthalter stand, roch dieser den Duft der Spezereien und fragte: ,Was ist das?' Der Kerkermeister erwiderte: ,Mein Gebieter, ich habe es mitgebracht!' Als der Statthalter weiter fragte: ,Was hat dich dazu bewogen?' erzählte er ihm die Geschichte des Gefangenen. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 471.



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Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß el-Haddschâdsch, als der Kerkermeister ihm die Geschichte des Gefangenen erzählte, ihn anfuhr: ,Weh dir! Hast du ihn nichts sprechen hören?' ,Jawohl,' erwiderte der Kerkermeister, ,jedesmal, wenn der Schmied mit dem Hammer schlug, blickte er gen Himmel und sprach: ,Gehört Ihm nicht die Schöpfung und die Herrschaft über sie?' Da sagte el-Haddschâdsch: ,Weißt du denn nicht, daß Der, den er nannte, als du anwesend warst, ihn befreite, während du abwesend warst?' Diesem Gedanken hat die Zunge der Zeit einst diese Verse geweiht:

O Herr, wie manche Not hast du von mir gewandt!
Und ohne dich hab ich nicht Halt noch auch Bestand.
Wie oft, wie oft, wie oft hast du mich schon befreit
Aus mancher, mancher Not, die keine Zahl umspannt!

Und ferner wird erzählt


Copyright: arpa, 2015.

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