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Kapitel 

DICHTKUNST DER KASSAIDEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1928

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT ZWEI KARTEN UND ZEHN ABBILDUNGEN

Kaseschi und Nge (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)

Nge (Leopard, auch wohl Inge gesprochen) nahm seine Frau und ging mit ihr zu Mbou (Büffel). Er sagte zu Mbou: "Verkaufe mir diese meine Frau." Mbou sagte: "Nein, das tue ich nicht. Du bist mir zu listig."Nge ging mit seiner Frau zu Nsevu (Elefant). Er sagte zu Nsevu: "Verkaufe mir diese meine Frau." Nsevu sagte: "Nein, das tue ich nicht. Du bist mir zu listig."

Nge ging endlich mit seiner Frau zu Kaseschi (Antilope). Kaseschi sagte: "Warte, das will ich machen. Ja, ich will es machen." Nge ging. Kaseschi verkaufte Nges Frau.



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Nach zwölf Wochen sandte Nge Gulungwe (Antilope) zu Kaseschi und sagte: "Ich will den Kaufpreis oder meine Frau haben. "Gulungwe kam zu Kaseschi und sagte: "Nge will seine Frau oder den Kaufpreis haben." Kaseschi sagte: "Es ist recht, ich will den Preis oder die Frau holen. Sie ist weit fort verkauft. Ich will hingehen. Komme nach zwei Tagen wieder, und warte dann hier auf mich. Meine Frau wird dir Essen machen."Gulungwe ging und sagte es Nge. Kaseschi sagte zu seiner Frau: "Gieße erst Öl über mich, dann wirf Mehl über mich, dann nimm mich in die Arme und setze dich mit mir dicht an das Wasser. Wenn Gulungwe kommt, sage: ,Kaseschi ist über Land weit fortgegangen. Hier habe ich meinen Sohn, er ist sehr krank. Nimm ihn eine Weile in die Arme. Ich will dir Essen machen.' Geh dann hin, und wenn du wiederkommst und siehst, daß ich nicht mehr hier bin, so sage: ,Oh, du hast meinen Sohn in das Wasser geworfen! Oh, du hast meinen Sohn in das Wasser geworfen!'" Die Frau Kaseschis sagte: "Es ist recht."

Gulungwe kehrte zurück. Er sah Frau Kaseschi am Wasser sitzen. Frau Kaseschi sagte: "Kaseschi ist weit fort gegangen. Hier habe ich meinen Sohn, er ist sehr krank. Nimm ihn eine Weile in die Arme. Ich will dir Essen machen." Gulungwe nahm den weißen Kaseschi. Als die Frau eine Weile im Hause war, sprang Kaseschi aus den Armen Gulungwes und in das Wasser. Dann kam die Frau aus dem Hause, sah, daß der weiße Kaseschi nicht mehr da war und weinte: "Oh, du hast meinen Sohn ins Wasser geworfen! Oh, du hast meinen Sohn ins Wasser geworfen."

Nach einer Weile kam Kaseschi. Er hatte sich im Wasser abgewaschen. Nge kam von der andern Seite. Kaseschi sagte: "Ich war auf dem Wege hierher mit Nges Frau. Die Leute sagten: ,Gulungwe hat deinen Sohn ins Wasser geworfen!' Da habe ich die Frau Nges zurückgelassen und bin schnell hergelaufen. Wo ist mein Sohn, wo ist mein Sohn !"

Nge sagte: "So soll Gulungwes Sohn an Stelle deines Sohnes dein Sklave sein. Du magst außerdem meine Frau behalten. Damit ist die Sache mit deinem ertränkten Sohne erledigt."

Also hatte Kaseschi die Frau Nges umsonst und Gulungwes Sohn als Sklaven.


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