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DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSEND UND EIN NÄCHTEN

VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE AUSGABE IN SECHS BANDEN

ZUM ERSTEN MAL NACH DEM ARABISCHEN URTEXT DER CALCUTTAER AUSGABE AUS DEM JAHRE 1839

ÜBERTRAGEN VON ENNO LITTMANN

BAND 3

IM INSEL-VERLAG


DIE GESCHICHTE VON DER SKLAVIN TAWADDUD

Einst lebte zu Baghdad ein angesehener Mann; der hatte viel Geld und Gut und gehörte dem Stande der Großkaufleute an. Allah hatte ihm weltliche Habe in Fülle beschert; aber er hatte ihm nicht die ersehnte Nachkommenschaft gewährt. So hatte er schon eine lange Spanne Zeit geharrt, ohne daß ihm ein Mädchen oder ein Knabe geboren ward. Seiner Jahre wurden viel, und gebrechlich ward sein Gebein; sein Rücken ward gebeugt, und große Schwäche und Sorge stellten sich bei ihm ein. So fürchtete er denn, all sein Gut und Wohlstand würde zerstieben. wenn er keinen Sohn hätte, der ilm beerbte und durch den sein Name und Andenken erhalten blieben. Darum nahte er sich flehend Allah dem Erhabenen, fastete bei Tage und betete bei Nacht; er gelobte Allah dem Erhabenen, dem Lebendigen und ewig Beständigen, viele Gelübde, besuchte die Heiligen und flehte immer inniger zum Höchsten. Schließlich erhörte Allah ihn und gewährte ihm, was er zu erbitten wagte; denn Er erbarmte sich seiner, wie er so flehte und klagte. Und nachdem nur wenige Tage verstrichen waren, geschah es, daß eine seiner Frauen, als er sie heimsuchte, in derselben Nacht, zur selben Zeit und Stunde, von ihm empfing. Als ihre Monate erfüllet waren, ward ihre Last von ihr genommen, und sie brachte ein Knäblein zur Welt, das einem Stück vom Monde glich. Da erfüllte der Kaufmann sein Gelübde in Dankbarkeit gegen Allah, den Allgewaltigen und Glorreichen; er spendete Almosen und kleidete die Witwen und die Waisen. Und in der Nacht zum siebenten Tage nach der Geburt des Knaben gab er ihm den Namen Abu el-Husn'; die Ammen nährten



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ihn, die Pflegerinnen hegten ihn, und die Mamluken und Eunuchen trugen ihn, so daß er wuchs und sproß und gedieh und in die Höhe schoß; und er lernte den heiligen Koran, die Lehrsätze des Islams und den Weg auf des wahren Glaubens Bahn, auch lernte er schreiben und dichten, rechnen und den Bogen richten. So ward er zur Perle seiner Zeit und zum schönsten Jüngling weit und breit, mit einem Antlitz der Lieblichkeit, einer Zunge der Beredsamkeit, der sich wiegte und neigte im Ebenrnaß seiner Gestalt und selbstgefällig dahinschritt in seines Stolzes Gewalt, die rote Wange mit blütenweißer Stirn gepaart und bedeckt mit einem Flaume, dunkel und zart; wie denn ein Dichter sagte, der seinesgleichen besang:

Der Lenz des dunklen Wangenflaums erschien dem Blick.
Wie kann die Rose dauern, wenn der Lenz verflossen?
Siehst du denn nicht, wie das, was auf der Wang ihm wächst,
Den Veilchen gleicht, die zwischen grünen Blättern sprossen?

Lange Zeit lebte er daheim im schönsten Glück, während sein Vater seine Lust und Freude an ihm hatte, bis er zum Manne herangewachsen war. Eines Tages aber gebot sein Vater ihm, er solle sich vor ihm niedersetzen, und er sprach zu ihm: ,Mein Sohn, jetzt ist die Stunde genaht; die Zeit meines Hinscheidens ist gekommen, und mir steht es nunmehr bevor, daß ich vor Allah, den Allgewaltigen und Glorreichen, treten muß. Ich hinterlasse dir so großen Reichtum, der sich aus Geld, Landgütern, Grundbesitz und Gärten zusammenfügt, daß er dir und deinen Kindeskindern genügt. Darum fürchte Allah den Erhabenen, mein Sohn, in der Verwaltung dessen, was ich dir hinterlasse, und folge nur denen, die dir treue Helfer sind!' Bald darauf erkrankte der Kaufmann und starb: da rüstete sein Sohn ihm ein schönes Leichenbegängnis, ließ ihn bestatten und kehrte nach Hause zurück. Während er nun Tage und Nächte



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trauernd dasaß, kamen einmal seine Freunde zu ihm und sprachen: ,Wer einen Sohn wie dich hinterließ, ist nicht des Todes Gewinn; doch was dahin ist, ist dahin. Trauer kann nur Mädchen und Frauen gebühren, die im Harem ein abgeschlossenes Leben führen.' In dieser Weise redeten sie immer weiter zu ihm, bis er ins Badehaus ging; und auch sie gingen dorthin und machten seiner Trauer ein Ende. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 437. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß Abu el-Husn, der Sohn des Kaufmanns, als seine Freunde zu ihm ins Badehaus gekommen waren und seiner Trauer ein Ende gemacht hatten, die Mahnung seines Vaters vergaß; da raubte ihm der große Reichtum den Verstand, er glaubte, das Glück habe bei ihm Bestand, und das Geld müsse ihm immerdar bleiben unverwandt. Er aß, und er trank den Wein, und er wollte immer lustig und fröhlich sein; er teilte Kleider und Geldgeschenke aus und gab das Gold mit vollen Händen hinaus; er pflegte stets nur von Hühnerfleisch zu naschen, und er brach die Siegel der Flaschen; er hörte den Traubensaft gurgelnd aus den Flaschen rinnen und lauschte den Liedern der Sängerinnen. So trieb er es lange Zeit, bis die Waren waren und der Stand schwand. Alles ging dahin ganz und gar, was sein Erbe und Eigentum gewesen war; und nachdem er so alles durchgebracht hatte, verblieb ihm nur noch eine Sklavin, die ihm sein Vater mit seiner anderen Habe vermacht hatte. Diese Sklavin aber hatte nicht ihresgleichen an Schönheit und Lieblichkeit, an strahlender Vollkommenheit und an des Wuchses Ebenmäßigkeit. Sie war Meisterin in den Künsten und der feinen Bildung zumal und besaß trefffiche Eigenschaften ohne Zahl; sie war herrlicher



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als alle Menschen ihrer Zeit, und ihre Schönheit ragte stolzer empor als ein Banner, sichtbar weit und breit. Sie übertraf die Schönen im Wissen und Handeln und ihres Ganges sich wiegendem Wandeln. Ihr Wuchs betrug fünf Spannen der Hand, und sie war des Glückes Unterpfand. Ihre Stirn war wie der Neumond im verehrten Monate Scha'bân anzuschauen: sie hatte Gazellenaugen und schön gewölbte Brauen. Ihre Nase war wie des Schwertes Schneide; und ihre Wangen prangten im Anemonenkleide. Ihr Mund schien das Siegel Salomos zu sein; ihre Zähne waren wie Perlenreihn. Ihr Nabel konnte eine Unze Behennußöl fassen; ihr Rumpf war schlanker als der Leib dessen, den die Liebe verzehrt und heimliche Sehnsucht hatte dahinsiechen lassen; und ihre Hüften waren wie der Sandhügel Massen. Kurz, sie war durch ihre Schönheit und Lieblichkeit würdig der Worte, die ihr ein Dichter geweiht:

Erscheint sie, so entzückt die Schönheit ihres Wuchses:
Doch tödlich ist der Trennungsschmerz, geht sie dahin.
Der Sonne gleichet sie, dem Monde und dem Zweige,
Doch Sprödigkeit und Hörte ist nie in ihrem Sinn.
Die Gärten Eden tun sich auf in ihrem Kleide;
Der helle Vollmond kreist auf ihrem Halsgeschmeide.

Sie war wie der Vollmond, der am Himmel steht, und wie die Gazelle, die auf der Weide geht; sie, ein Mägdlein, neun und fünf Jahre alt, beschämte Mond und Sonne bald, wie ein Dichter, beredt und gewandt, für sie die Worte fand:

Dem Vollmond ist sie gleich, da sich
Zu Fünf und Fünf die Vier gesellt.
Ich bin nicht schuld, bin ich durch dich
Ihm gleich, wenn er die Nacht erhellt.'



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Ihre Haut war rein, ihr Duft wie Zephir fein; es war, als sei sie dem Feuer entsprossen oder aus Kristall gegossen; ihre Wange war rosenrot, während sich in ihrer Gestalt und ihrem Wuchse ein Bild des Ebenmaßes bot, wie ein Dichter, der ihresgleichen beschrieb, von ihr sang:
In bunten: Brokat, mit Saflor gefärbt, erscheint sie stolz,
Mit Silber geschmückt und duftend nach Rosen und Sandelholz.
Sie ist eine Blume im Garten, ein kostbarer Edelstein
In Gold gefaßt, oder ein Bild im christlichen Altarschrein.
Die Schlanke - wenn auch die Gestalt ihr zurät: Schreite einher!
So sprechen doch ihre Hüften: Bleib stehn und gehe nicht mehr!
Und bitte ich um ihre Gunst, hör ich, wie die Schönheit spricht:
Gewähre! Doch ihre Scheu rät zierend: Tue es nicht!
Gepriesen sei Er, der die Schönheit zu ihrem Erbteil gemacht
Und der über ihren Geliebten die Reden der Tadler gebracht!

Sie nahm jeden, der sie sah, durch ihre herrliche Schönheit und ihr liebliches Lächeln gefangen; und sie entsandte auf ihn das Geschoß der Pfeile, die aus ihren Augen drangen. Zudem war sie redegewandt und durch ihre schönen Verse bekannt. Als nun all das Gut, das Abu el-Husn besaß, sich erschöpft hatte, ganz und gar, und als seine arge Not offenkundig geworden war und er nun nichts mehr sein eigen nannte außer dieser Sklavin, da lebte er drei Tage hin, ohne sich am Geschmack von Speisen wohlzutun oder sich im Schlafe auszuruhn. Doch nun sprach die Sklavin zu ihm: ,Mein Gebieter, führe mich zum Beherrscher der Gläubigen Hartûn er-Raschîd '— —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 438. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Sklavin sprach: ,Mein Gebieter, führe mich zum Beherrscher der Gläubigen



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Harûn er-Raschid, dem fünften Kalifen aus dem Geschlechte der Abbasiden, und verlange von ihm als Preis für mich zehntausend Dinare! Wenn er mich zu teuer findet, so sprich zu ihm: O Beherrscher der Gläubigen, meine Sklavin ist noch mehr wert; prüfe sie, so wird ihr Wert in deinen Augen noch höher steigen; diese Sklavin hat nicht ihresgleichen, und sie gebührt nur einem Herrn wie dir!' Und sie fügte noch hinzu: ,Hüte dich, mein Gebieter, mich für einen geringeren Preis zu verkaufen, als ich dir gesagt habe; denn der ist noch niedrig für meinesgleichen.' Zwar kannte ihr Herr die Höhe ihres Wertes nicht, noch auch wußte er, daß sie in ihrer Zeit ohnegleichen war; dennoch führte er sie zum Beherrscher der Gläubigen Harûn er-Raschîd, ließ sie vor ihn treten und sprach, wie sie ihm gesagt hatte. Da fragte der Kalif: ,Wie heißest du?' ,Ich heiße Tawaddud', gab sie zur Antwort; und er fragte weiter: ,Tawaddud, in welchen Wissenschaften bist du bewandert?' Sie erwiderte: ,Mein Gebieter, ich kenne die Grammatik, die Dichtkunst, die Rechtswissenschaft, die Auslegung der Heiligen Schrift und die Sprachkunde; ferner bin ich bewandert in der Tonkunst. der Pflichtenlehre, der Rechenkunst in allen ihren Zweigen, der Erdmessung und den Geschichten der Alten. Ich kenne auch den erhabenen Koran, und ich habe ihn nach den sieben, den zehn und den vierzehn Lesarten gelesen. Ich weiß die Zahl der Suren und Verse und der Abschnitte, auch die seiner Halbteile, Viertel, Achtel und Zehntel; und ebenso weiß ich, wie viele Niederwerfungen zum Gebet und wie viele Buchstaben in ihm vorkommen, welche Stellen aufgehoben werden und wodurch das geschieht, welche Suren in Mekka, welche in Medina offenbart wurden und welches die Anlässe der Offenbarungen waren. Ferner keime ich die heilige Tradition nach ihrem Inhalte und auch ihre Überlieferung durch die



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Gewährsmänner; ich weiß, was von ihr auf den Propheten zurückgeht und was nicht so sicher beglaubigt ist. Ich habe mich umgesehen in den exakten Wissenschaften, in der Geometrie, in der Philosophie, der Heilkunde, der Logik, der Synonymik und der Metonymik. Ja, ich habe viel Wissen in mir aufgespeichert, und ich liebe die Dichtkunst leidenschaftlich. Ich schlage die Laute und weiß genau, wann zum Spiel gesungen wird, und wann die Saiten erklingen und ruhen müssen. Wenn ich singe und tanze, verführe ich die Herzen; doch bin ich geschmückt und mit Spezereien gesalbt, so bringe ich tödliche Liebesschmerzen. Kurz, ich habe einen solchen Gipfel der Vollkommenheit erreicht, daß nur die Meister der Wissenschaften ihn würdigen können.' Als nun der Kalif Harûn er-Raschid sie trotz ihren jungen Jahren so sprechen hörte, war er über die Beredsamkeit ihrer Zunge erstaunt, und er wandte sich an ihren Herrn mit den Worten: ,Ich will Männer berufen, die mit ihr über alles, was sie zu wissen behauptet, disputieren sollen. Wenn sie dann richtig antwortet, so will ich dir ihren Preis zahlen, ja, noch mehr. Vermag sie das aber nicht zu tun, so kommt sie eher dir zu als mir.' ,Herzlich gern, o Beherrscher der Gläubigen!' erwiderte Abu el-Husn. Darauf schrieb der Kalif an den Statthalter von Basra. er solle ihm Ibrahim ibn Saijâr en-Nazzâm senden, der unter allen seinen Zeitgenossen die Argumentation, die Beredsamkeit, die Dichtkunst und die Logik am vollkommensten beherrschte; und der solle Koranleser, Rechtsgelehrte, Ärzte, Astronomen, Mathematiker, Philosophen, Gelehrte von allen Wissenszweigen mit sich führen; Ibrahim aber war gelehrter als alle anderen. Nach kurzer Zeit kamen sie im Palaste des Kalifen an; doch sie wußten nicht, welche Aufgabe sie hatten. Der Beherrscher der Gläubigen ließ sie in seinen Staatssaal rufen und hieß sie sich setzen. Als sie sich



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niedergelassen hatten, befahl er, die Sklavin Tawaddud solle kommen. Wie die nun eintrat und sich entschleierte, glich sie einem funkelnden Stern. Ein goldener Schemel ward für sie hingesetzt, und sie sagte den Gruß und begann mit beredter Zunge zu reden, indem sie anhub: ,O Beherrscher der Gläubigen, befiehl den Rechtsgelehrten, den Koranlesern, den Ärzten, den Astronomen, den Mathematikern, den Philosophen, allen Gelehrten, die hier zugegen sind, daß sie mit mir disputieren!' Da sprach er zu ihnen: ,Ich wünsche von euch, daß ihr mit dieser Sklavin über alles, was ihren Glauben betrifft, disputiert und daß ihr alle Beweise, die sie für ihre Behauptungen anführt, entkräftet!' Sie antworteten: ,Wir hören und gehorchen Allah und dir, o Beherrscher der Gläubigen!' Da senkte Tawaddud ihr Haupt und sprach: ,Wer von euch ist der Rechtskundige, der Schriftgelehrte, der den Koran und die Tradition kennt?' Einer von ihnen hub an: ,Ich bin der Mann, den du suchest.' Darauf sagte sie zu ihm: ,Frage, wonach du willst!' Jener fuhr fort: ,Hast du das hochgeehrte Buch Allahs gelesen, kennst du die Stellen, die andere aufheben, und die, so durch sie aufgehoben werden, und hast du die Verse und die Buchstaben genau erwogen?' ,Jawohl', erwiderte sie. Da sprach er zu ihr: ,So will ich dich denn zuerst nach den unerläßlichen Pflichten und nach den ewig bestehenden Normen fragen. Gib mir darüber Auskunft, Mädchen, und sage mir, wer ist dein Herr, wer ist dein Prophet, welches ist deine Richtschnur, wie ist deine Gebetsrichtung, wer sind deine Brüder, welches ist dein geistlicher Weg und Pfad?' Sie gab zur Antwort: ,Allah ist mein Herr; Mohammed - Gott segne ihn und gebe ihm Heil! — ist mein Prophet; der Koran ist meine Richtschnur; die Kaaba ist meine Gebetsrichtung; die Gläubigen sind meine Brüder; das Gute ist mein geistlicher Weg; und die Sunna ist



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mein Pfad.' Der Kalif wunderte sich über ihre Worte und über ihre beredte Zunge, da sie ja noch so jung an Jahren war. Der Gelehrte aber fuhr fort: ,Nun sage mir, Mädchen, wodurch erkennst du Allah den Erhabenen?' ,Durch den Verstand', antwortete sie. 'Weiter fragte er: ,Und was ist der Verstande' Sie erwiderte: ,Der Verstand ist von zwiefacher Art: der natürliche und der erworbene.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 439 Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Sklavin sprach: ,Der Verstand ist von zwiefacher Art: der natürliche und der erworbene. Der natürliche Verstand ist der, den Allah, der Allgewaltige und Glorreiche, erschaffen hat, um die von seinen Dienern, die Er auserwählt, durch ihn zu leiten; der erworbene Verstand aber ist der, den sich der Mensch durch Bildung und trefffiche Kenntnisse erwirbt.' Der Gelehrte sagte darauf: ,Du hast gut geantwortet', und fragte weiter: ,'Wo ist der Sitz des Verstandest' Sie erwiderte: ,Allah legt ilm ins Herz; und von dort steigen seine Strahlen ins Gehirn, wo sie dann bleiben.' ,Trefflich geantwortet! Nun sage mir, wodurch erkennst du den Propheten - Allah segne ihn und gebe ihm Heil --' ,Durch das Lesen des Buches Allahs des Erhabenen, durch die Zeichen und Hinweise, die Beweise und Wunder.' ,Gut geantwortet! Jetzt gib mir Auskunft über die unerläßlichen Pflichten und die ewig bestehenden Normen.' ,Unerläßlicher Pflichten gibt es fünf: das Bekenntnis, daß es keinen Gott gibt außer Allah allein, der keinen Genossen hat, und daß Mohammed sein Diener und sein Gesandter ist; die Verrichtung des Gebets; die Almosenspende; das Fasten im Monate Rarnadân; die Pilgerfahrt heiligen Hause Allahs für alle, denen die Reise dahin möglich



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ist. Der ewig bestehenden Normen aber sind vier: Nacht und Tag, Sonne und Mond; sie errichten den Bau des Lebens und der Hoffnung auf Erden, und der Mensch weiß nicht, ob sie am Ende der Zeiten vernichtet werden.' ,Gut geantwortet! Sage mir ferner, welches die Erfordernisse des Glaubens sind!' ,Des Glaubens Erfordernisse sind das Gebet, das Almosengeben, das Fasten, die Pilgerfahrt, der Glaubenskampf und das Meiden der Sünde.' ,Gut! Sage mir, wie erhebst du dich zum Gebet?' ,Mit der Gesinnung der Dienstbarkeit als Bekenntnis zur Göttlichkeit.' ,Sage mir, wieviel Pflichten hat Allah dir auferlegt, ehe du dich zum Gebete erhebst?' ,Die Reinigung, das Bedecken der Scham, das Meiden unreiner Kleider. das Weilen an einer reinen Stätte, die Richtung nach der Kaaba, die aufrechte Haltung, die Absicht und das Allâhu Akbar der Weihe.' ,Gut! Mit welcher Absicht sollst du aus deinem Hause zum Gebete gehen?' ,Mit der Absicht, Gott zu verehren.' ,Und mit welcher Absicht sollst du die Moschee betreten?' ,Mit der Absicht, Gott zu dienen.' ,Weshalb betest du in der Richtung nach der Kaaba?' ,Auf Grund von drei göttlichen Verordnungen und einer Tradition.' ,Gut! Sage mir auch, welches ist der Anfang des Gebetes, worin besteht seine Heiligung und wodurch wird es beendet?' ,Der Anfang des Gebetes besteht in der Reinigung, durch das Allâhu Akbar wird es geheiligt, durch den Gruß an die Engel wird sein Weihezustand aufgehoben.' ,Was gebührt dem, der das Gebet unterläßt?' ,In der Sammlung verbürgter Traditionen wird überliefert, daß der



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Prophet gesagt hat: Wer das Gebet absichtlich und vorsätzlich ohne Entschuldigung versäumt, hat keinen Anteil am Islam.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 440. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Gelehrte, als die Sklavin die Worte der heiligen Überlieferung genannt hatte, zu ihr sprach: ,Gut geantwortet! Nun sag mir, was ist das Gebet?' ,Das Gebet ist die Vereinigung des Knechtes mit seinem Herrn, und in ihm sind zehn Vorzüge enthalten: es erleuchtet das Herz und verklärt das Antlitz; es erregt des Barmherzigen Wohlgefallen und läßt den Satan die Fäuste ballen; es treibt das Unheil von dannen und vermag die Tücke der Feinde zu bannen; es mehrt die göttliche Barmherzigkeit und schützt vor der Strafen Herzeleid; es bringt den Knecht seinem Herren nah und bewahrt ihn vor bösem und verworfenem Tun. Daher ist es eine der unerläßlichen religiösen Pflichten und die Säule des Glaubens.' ,Gut! Welches ist der Schlüssel zum Gebet?' ,Die religiöse Waschung.' ,Und welches ist der Schlüssel zur Waschung?' ,Der Ausspruch: Im Namen Gottes.' ,Und welches ist der Schlüssel zum Ausspruche: Im Namen Gottes?' ,Der sichere Glaube.' ,Welches ist der Schlüssel zum sicheren Glauben?' ,Das Vertrauen.' ,Welches ist der Schlüssel zum Vertrauen?' ,Die Hoffnung.' ,Welches ist der Schlüssel zur Hoffnung?' ,Der Gehorsam.' ,Welches ist der Schlüssel zum Gehorsam?' ,Das Bekenntnis zur Einheit Allahs des Erhabenen und die Anerkennung seiner Göttlichkeit.' ,Gut! Nun nenne mir die Pflichten für die kleinere Waschung.' ,Es sind ihrer sechs nach der Lehre des Imam esch-Sehâfi'i Mohammed ibn Idris —Allah habe ihn selig! —: die Absicht, wenn man das Gesicht



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zu waschen beginnt; die Waschung des Gesichtes; die Waschung der Hände und der Unterarme; das Abwischen eines Teiles des Kopfes; die Waschung der Füße und der Knöchel; die Beobachtung der rechten Reihenfolge. Verdienstlich sind jedoch zehn Handlungen bei ihr: der Ausspruch ,Im Namen Gottes'; die Waschung der Hände, ehe man sie in das Becken taucht; das Spülen des Mundes; das Spülen der Nase durch Einziehen von Wasser; das Abwischen des ganzen Kopfes; das Reinigen der Ohren drinnen und draußen mit frischem Wasser; das Kämmen des dichten Bartes mit den Fingern; das Spreizen der Finger und Zehen beim Waschen; das Waschen der Rechten vor der Linken; und die dreifache Reinigung in ununterbrochener Folge. Wenn der Gläubige die Waschung beendet hat, so soll er sprechen: Ich bezeuge, daß es keinen Gott gibt außer Allah allein, der keinen Genossen hat, und daß Mohammed sein Diener und sein Gesandter ist. O Allah, gib, daß ich zu denen gehöre, die da bereuen, und mache, daß ich zu den Reinen gehöre! Preis sei dir, o Allah, und zu deinem Ruhme bezeuge ich, daß es keinen Gott gibt außer dir. Ich bitte dich um Verzeihung, und ich bereue vor dir. Denn in der heiligen Überlieferung vom Propheten -Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —heißt es, daß er gesagt hat: Wer diese Worte nach jeder Waschung spricht, dem stehen die acht Tore des Paradieses offen; er darf eintreten, durch welches er will.' ,Gut! Wenn nun aber ein Mensch sich zur Waschung anschickt, was widerfährt ihm dann von den Engeln und von den Teufeln?' ,So sich ein Mensch zur Waschung rüstet, kommen die Engel zu seiner Rechten und die Teufel zu seiner Linken. Wenn er dann beim Beginne der Waschung den Namen Allahs des Erhabenen nennt, so fliehen die Teufel vor ihm, und die Engel schirmen ihn mit einem Zelte aus Licht, das vier Stricke hat; und an



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jedem Stricke steht ein Engel, der Allah den Erhabenen lobpreist und für den Gläubigen um Vergebung fleht, solange er schweigt oder Gottes Namen nennt. Wenn er aber Allah, den Allgewaltigen und Glorreichen, beim Beginne der Waschung nicht anruft und nicht schweigt, so gewinnen die Teufel Gewalt über ihn, und die Engel wenden sich von ihm; dann flüstern die Teufel ihm arge Gedanken ein, so daß er dem Zweifel verfällt und den Wert seiner Waschung zunichte macht. Denn der Prophet - Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —hat gesagt: Eine fehlerlose Waschung treibt den Teufel von dannen und vermag die Grausamkeit des Sultans zu bannen. Und ferner hat er gesagt: Wenn jemanden, der die Waschung nicht vollzogen hat, ein Unheil trifft, so schelte er niemanden als sich selber.' ,Gut! Sage mir, was soll der Mensch tun, wenn er vom Schlafe erwacht.' ,Wenn der Mensch vom Schlafe erwacht. so soll er seine Hände dreimal waschen, ehe er sie ins Wasserbecken taucht.' ,Gut! Sage mir weiter, welches sind die Pffichten und die verdienstlichen Handlungen bei der Ganzwaschung?' ,Die Pflichten bei der Ganzwaschung bestehen darin, daß man die Absicht ausspricht und den ganzen Leib mit Wasser wäscht, das heißt, man soll das Wasser an jede Stelle der Haut und der Haare gelangen lassen. Die verdienstlichen Handlungen aber sind diese: zuerst wird die kleinere Waschung vorgenommen, dann wird der Leib gerieben, die Haare werden geschlichtet, und die Waschung der Füße wird mit ausdrücklichen Worten bis an das Ende der Ganzwaschung verschoben.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 441. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Gelehrte, als die Sklavin ihm über die Pflichten und die verdienstlichen Handlungen



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bei der Ganzwaschung Auskunft gegeben hatte, sprach: ,Gut! Jetzt nenne mir die Gründe, aus denen die Waschung mit Sand erlaubt ist, ferner die Pffichten und die verdienstlichen Handlungen bei dieser Reinigung!' ,Der Gründe sind sieben: Wassermangel; Furcht vor Wassermangel; Bedürfnis nach Wasser; Verirrung auf der Reise; Siechtum; Knochenbrüche in Schienen; und offene Wunden. Die Pffichten dabei sind vier an der Zahl: die Absicht, das Aufheben des Sandes, das Bewerfen des Gesichts und das Bewerfen der Unterarme und Hände. Die verdienstlichen Handlungen sind zwei: der Ausspruch ,Im Namen Gottes' und das Vorangehen der Rechten vor der Linken.' ,Gut! Nenne mir ferner die Bedingungen, die wesentlichen und die verdienstlichen Handlungen des Gebetes.' ,Der Bedingungen sind fünf: die Reinigung der Glieder; die Bedeckung der Scham; die Beobachtung der Zeit nach Gewißheit oder nach bestem Glauben; das Einhalten der Gebetsrichtung; und das Weilen an einem reinen Orte. Die wesentlichen Handlungen sind diese: die Absicht; das Allâhu Akbar der Weihe; das Stehen, soweit es möglich ist; das Rezitieren der ersten Sure und von Koranversen samt dem Ausspruche ,Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers' nach der Lehre des Imam esch-Schâfi'i; die Verbeugung und das Verharren darin; die aufrechte Haltung und das Verharren darin; die Niederwerfung und das Verharren darin; das Sitzen zwischen den beiden Niederwerfungen und das Verharren darin; das letzte Aussprechen der Formel mit dem Glaubensbekenntnisse und das Sitzen dabei; der Segenswunsch für den Propheten -Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —; der erste Gruß, und die in Worten ausgedrückte Absicht, das Gebet zu beschließen. Die verdienstlichen Handlungen aber sind diese: das Aussprechen des Gebetsrufes, wenn er nicht von der Moschee



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her gehört wird; der Ruf, zum Gebete aufzustehen; das Erheben der Hände beim Beginn der Weihe; der Eröffnungsvers vor dem Rezitieren der ersten Sure und der Zufluchtsruf zu Allah sowie das Amen; das Rezitieren einer Sure nach der ersten Sure; das Sprechen der Worte ,Allâhu Abkar' beim Wechsel der Stellungen; das Sprechen der Worte: ,Möge Allah den erhören, der ilm preist!' und: ,O unser Herr, dir gebührt der Preis!'; das laute Beten und das leise Beten an den vorgeschriebenen Stellen; die erste Formel mit dem Glaubensbekenntnis, und das Sitzen dabei, verbunden mit dem Segenswunsch für den Propheten -Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —; der Segenswunsch für das Haus des Propheten beim letzten Aussprechen der Formel mit dem Glaubensbekenntnis; und der zweite Gruß.' ,Gut! Nun sage mir, wovon muß die Armenspende entrichtet werden?' ,Sie muß entrichtet werden von Gold, Silber, Kamelen, Rindern, Schafen, Weizen, Gerste, Hirse. Durra, Bohnen, Kichererbsen, Reis, Rosinen und Datteln.' ,Gut! Sage mir auch, wieviel beträgt die Armensteuer auf Gold?' ,Von weniger als zwanzig Dinaren wird keine Armensteuer erhoben; wenn aber zwanzig erreicht sind, so beträgt sie einen halben Dinar, und was darüber ist, wird im gleichen Verhältnisse berechnet.' ,Sage mir ferner, wie hoch ist die Armensteuer auf Silber?' ,Von weniger als zweihundert Dirhems wird keine Armensteuer erhoben; wenn aber zweihundert erreicht sind, so beträgt sie fünf Dirhems, und was darüber ist, wird im gleichen Verhältnisse berechnet.' ,Gut! Sage mir weiter, wie hoch die Steuer auf Kamele ist!' ,Auf je fünf ein Schaf, bis zu fünfundzwanzig; dann beträgt sie eine Kamelin, die ein Jahr alt ist.' ,Gut! Sage mir, wieviel beträgt sie bei Schafen?' ,Wenn vierzig erreicht sind, so beträgt sie ein Schaf.' ,Gut! Nun gib mir Auskunft über das Fasten und die



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Pffichten, die damit verbunden sind.' ,Die Pflichten des Fastens sind diese: die Absicht, die Enthaltsamkeit von Essen, Trinken, fleischlicher Gemeinschaft und absichtlichem Erbrechen. Es ist eine bindende Pflicht für alle, mit Ausnahme der Frauen während ihrer Reinigung und der Wöchnerinnen; und es ist geboten beim Anblick des Neumondes des Fastenmonats oder sobald ein einwandfreier Zeuge, dessen Worte sich dem Herzen des Hörers als Wahrheit kundgeben, davon Nachricht bringt. Ferner gehört zu den Pffichten, daß man in der Nacht vor jedem Fasttage die Absicht formuliert. Die verdienstlichen Handlungen beim Fasten sind diese: schnelles Brechen des Fastens, sofort nach Sonnenuntergang; spätes Genießen des Frühmahles, kurz vor Anbruch der Morgenröte; das Unterlassen der Rede, es sei denn zum Zwecke guter Werke oder um den Namen Allahs anzurufen oder um den Koran zu rezitieren.' ,Gut! Sage mir aber auch, welche Dinge das Fasten nicht ungültig machen.' ,Der Gebrauch von Salben und Augenschminke, der Staub der Straße, das Verschlucken des Speichels, der Erguß im Traume oder beim Anblick einer fremden Frau, der Aderlaß und das Schröpfen; all das macht das Fasten nicht ungültig.' ,Gut! Sprich mir nun vom Gebet der beiden Feste!" ,Es besteht aus zwei Rak'as', und die gelten als verdienstliche Handlung, ohne den Gebetsruf und den Ruf, zum Gebete aufzustehen. Doch soll der Gläubige bei der ersten Rak'a sagen: Das Gebet versammelt alle! und siebenmal ,Allâhu Akbar', abgesehen von diesem Ausspruch beim Eintritt der Weihe; und bei der zweiten Rak'a soll er es fünfmal sagen, abgesehen von diesem Ausspruch beim Aufstehen, nach der Lehre des Imam



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esch-Schîfi'i -Allah habe ihn selig! —, und dann soll er das Glaubensbekenntnis sprechen.' —

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 442. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Gelehrte, als die Sklavin vom Gebete der beiden Feste gesprochen hatte, zu ihr sagte: ,Gut! Doch nun tu mir kund, welches Gebet bei der Verfinsterung der Sonne und des Mondes stattfindet!' ,Zwei Rak'as, doch ohne den Gebetsruf und ohne den Ruf, zum Gebete aufzustehen. Der Gläubige soll bei jeder Rak'a zweimal aufstehen, zweimal sich verbeugen, zweimal sich niederwerfen, und dann soll er sich aufrecht setzen, das Bekenntnis und den Gruß sprechen.' ,Gut! Weiter berichte mir vom Gebete um Regen!' ,Zwei Rak'as, ohne den Gebetsruf und ohne den Ruf, zum Gebete aufzustehen, aber mit Glaubensbekenntnis und Gruß. Dann soll der Vorbeter die Predigt halten und Allah den Erhabenen um Verzeihung bitten an der Stelle, an der bei der Predigt an den beiden Festen ,Allâhu Akbar' gesagt wird; darauf soll er seinen Mantel umwenden, so daß die Außenseite nach innen kommt, und um Gnade und Erbarmen flehen.' ,Gut! Was kannst du mir vom freiwilligen Gebete in der Nacht sagen?' ,Das freiwillige Gebet in der Nacht soll zum mindesten aus einer Rak'a, höchstens aber aus elf Rak'as bestehen.' ,Gut! Wie stellt es mit dem freiwilligen Vormittagsgebet?' ,Zum mindesten zwei und höchstens zwölf Rak'as.' ,Gut! Nun sage mir, was die Zurückgezogenheit ist!' ,Sie ist eine verdienstliche Handlung.' ,Welches sind die Bedingungen dafür?' ,Die Absicht; das Verweilen in der Moschee, außer wenn ein dringendes



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Bedürfnis vorliegt, sie zu verlassen; das Meiden des Verkehrs mit Frauen; das Fasten und das Schweigen.' ,Gut! Unter welchen Voraussetzungen muß die Pilgerfahrt stattfinden?' ,Wer mannbar ist, seine Verstandeskräfte hat, sich zum Islam bekennt und die Reise ausführen kann, ist verpflichtet, einmal in seinem Leben vor seinem Tode die Wallfahrt zu machen.' ,Welches sind die Pflichten bei der Pilgerfahrt?' ,Der Weihezustand; das Verweilen in 'Arafa'; der Lauf'; das Rasieren oder das Kürzen der Haare.' ,Welches sind die Pflichten bei der kleineren Wallfahrt?' ,Der Weihezustand; der Umzug um die Kaaba; der Lauf.' ,Welches sind die Pflichten des Weihezustandes?' ,Ablegung genähter Kleider, Meiden der Wohlgerüche, Unterlassen des Kopfrasierens, des Nägelschneidens, des Tötens von Wild und des Beischlafs.' ,Welches sind nun die verdienstlichen Handlungen bei der Wallfahrt?' ,Der Ruf: ,Hier bin ich!'; die Prozession um die Kaaba Ankunft und Abschied. das Übernachten in al-Muzdalifa und Mina und das Steinwerfen.",Gut! Was ist der Glaubenskrieg und welches sind seine wesentlichen Bestandteile?' ,Seine wesentlichen Bestandteile sind: der Angriff der Ungläubigen auf uns; die Gegenwart des Imams; die Bereitschaft und die Festigkeit beim Zusammenstoß mit dem Feinde. Die verdienstliche Handlung bei ihm ist das Anfeuern zum Kampfe; denn Allah der Erhabene hat gesagt: O Prophet, feure die Gläubigen zum Kampfe



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an!",Gut! Nun sage mir, welches sind die Pflichten und die verdienstlichen Handlungen beim Verkauf!' ,Die Pflichten sind Angebot und Annahme und die Voraussetzung, daß, wer einen weißen Sklaven, durch den man Nutzen hat, verkaufen will, berechtigt ist, ihn wegzugeben; ferner soll man sich des Wuchers enthalten. Die verdienstlichen Handlungen sind: das Recht der Aufhebung und des Vorbehalts vor der Trennung, gemäß den Worten dessen, den Allah segnen und dem Er Heil geben möge: Käufer und Verkäufer sollen das Recht der freien Bestimmung haben, solange sie noch nicht auseinander gegangen sind.' ,Gut! Nun gib mir Auskunft über Dinge, die man nicht füreinander verkaufen soll!' ,Darüber kenne ich eine verbürgte Tradition, die Nâfi' vom Gesandten Allahs Er segne ihn und gebe ihm Heil! —überliefert hat und die besagt, daß er verboten hat, trockne Datteln gegen frische, oder frische Feigen für getrocknete zu verkaufen, ebenso auch Dörrfleisch gegen frisches Fleisch oder frische Butter gegen zerlassene, kurz alles Eßbare, das von derselben Art ist, darf nicht eins für das andere verkauft werden.'

Als der Gelehrte ihre Worte vernommen und dadurch erkannt hatte, daß sie scharfsinnig, einsichtig und von durchdringendem Verstande war und wohlbewandert inder Rechtskunde, der Tradition, der Koran-Auslegung und vielen anderen Dingen, da sprach er bei sich selber: ,Ich muß sie überlisten, auf daß ich sie in der Versammlung vor dem Beherrscher der Gläubigen besiege.' Und so fragte er sie: ,Mädchen, welches ist die Wortbedeutung von wudû?",Die Wortbedeutung von wudû ist Reinlichkeit und Freisein von unreinen Dingen.' ,Und was ist die Wortbedeutung von salât?",Das



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Flehen um Gutes.' ,Was ist die Wortbedeutung von ghusl?" ,Die Reinigung.' ,Und was ist die Wortbedeutung von saum?" ,Die Enthaltung.' ,Und was istdie Wortbedeutung von zakât? ,Die Mehrung.' ,Und was ist die Wortbedeutung von haddsch ,Das Streben nach dem Ziele.' ,Und was ist die Wortbedeutung von dschihad? 5' ,Die Abwehr.' Hiermit waren die Überführungsversuche des Gelehrten zu Ende. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 443. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Gelehrte, als er mit seinen Überführungsversuchen zu Ende war, sich auf seine Füße erhob und sprach: ,Sei Zeuge wider mich, o Beherrscher der Gläubigen, daß die Sklavin besser in der Gesetzeskunde bewandert ist als ich!' Darauf sprach die Sklavin zu ihm: ,Nunmehr will ich Fragen an dich richten, und wenn du wirklich ein Gelehrter bist, so gib mir rasche Antwort!' ,Stell deine Fragen', erwiderte er. Sie fuhr fort: ,Welches sind die Angelpunkte der Religion?' Da antwortete er: ,Es sind zehn: erstens das Bekenntnis, das ist der Glaube; zweitens das Gebet. das ist die religiöse Natur; drittens die Almosenspende, das ist die Reinigung; viertens das Fasten, das ist die Schutzwaffe; fünftens die Wallfahrt, das ist das Gesetz; sechstens der Glaubenskampf das ist die allgemeine Pflicht: siebentens und achtens: Gebot guter und Verbot schlechter Werke, und in beiden besteht der heilige Eifer; neuntens die Gebetsgemeinschaft, das ist der Ausdruck des Gemeinsamkeitsgefühls; und zehntens das Streben nach Wissenschaft, und das ist der preisenswerte Weg.' ,Gut geantwortet !'versetzte sie; ,nun hast du noch eine



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Frage zu beantworten: Welches sind die Wurzeln oder Grundlagen des Islams?' Er erwiderte: ,Es sind ihrer vier: Lauterkeit des Glaubens, Aufrichtigkeit der Absicht, Beobachtung des Gesetzes und Erfüllung des Gelöbnisses.' Da sagte sie: ,Jetzt habe ich noch eine andre Frage für dich. Beantwortest du sie, so ist es gut; wo nicht, so nehme ich dir dein Gewand!' Er sprach: ,Rede, Mädchen!' Und nun fragte sie: ,Welches sind die Äste der Pfflchtenlehre im Islam?' Er schwieg eine Weile, ohne eine Antwort zu geben. Da rief sie: ,Leg dein Gewand ab; ich will sie dir erklären!' Doch der Beherrscher der Gläubigen rief: ,Erkläre sie ihm; dann will ich an deiner Statt es ihm abnehmen!' Und sie fuhr fort: ,Es sind zweiundzwanzig Äste: Festhalten am Buche Allahs des Erhabenen; Nacheiferung seines Gesandten -Er segne ihn und gebe ihm Heil! —; Enthaltung von Unrecht; Genießen dessen, was gesetzlich erlaubt ist; Vermeiden des Unerlaubten; Rückgabe dessen, was zu Unrecht genommen ist, an seine rechtmäßigen Besitzer; Reue; Kenntnis des göttlichen Rechtes; Liebe zu Abraham dem Gottesfreunde; und zu den Trägern der Offenbarung; Glaube an die Gottesgesandten; Furcht vor der Abtrünnigkeit; Bereitschaft zum Heimgang; Glaubensstärke; Vergebung, wo immer es möglich ist; Kraft zu Zeiten der Schwäche; Geduld im Unglück; Erkenntnis Allahs des Erhabenen; und dessen, was uns sein Prophet -Er segne ihn und gebe ihm Heil! —gebracht hat; Widerstand gegen den verfluchten Teufel; Kampf und Streit gegen das eigene Gelüst; und endlich aufrichtige Hingabe an Allah.' Wie der Beherrscher der Gläubigen diese Worte aus ihrem Munde vernommen hatte, befahl er dem Gelehrten, sein Gewand und seinen Turban abzulegen; der gehorchte dem Befehle und verließ die Versammlung des Kalifen, beschämt vor der Sklavin und geschlagen.



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Da erhob sich ein anderer Mann vor ihr und sprach: ,Mädchen, vernimm einige Fragen von mir!' ,Sprich!' erwiderte sie ihm. So fragte er denn: ,Worin besteht die Gültigkeit einer Lieferung?' ,Darin, daß der Wert festgesetzt ist, daß die Art der Ware festgesetzt ist und daß der Termin festgesetzt ist.' ,Gut! Welches sind die Pffichten und die verdienstlichen Handlungen beim Essen?' ,Die Pflichten sind: das Bekenntnis, daß Allah der Erhabene dem Essenden das tägliche Brot gibt, ihm Speise und Trank gewährt; und der Dank an Allah den Erhabenen dafür.' ,Und worin besteht der Dank?' ,Darin, daß Allahs Knecht alles verwendet, was Er ihm gnädig gewährt hat, dieweil Er es um seinetwillen geschaffen hat.' ,Und welches sind die verdienstlichen Handlungen beim Essen?' ,Der Ausspruch ,Im Namen Allahs'; das Waschen der beiden Hände; das Sitzen auf der linken Hinterbacke; das Essen mit drei Fingern; und daß man von dem ißt, was vor einem steht.' ,Gut! Doch nun sage mir, welches sind die Regeln der guten Sitte beim Essen!' ,Daß man kleine Bissen nimmt und wenig auf den Nachbar bei Tische schaut.' ,Gut!' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 444. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Gelehrte, der die Fragen stellte, zu der Sklavin sagte, als sie über die Regeln der guten Sitte beim Essen gefragt war und ihre Antwort gegeben hatte: ,Gut! Gib mir weiter Auskunft über die Grundsätze des Herzens und ihre Bezeichnungen durch die Gegensätze.' ,Deren sind drei, und auch ihrer Bezeichnungen durch die Gegensätze sind drei: erstens der feste Glaube, und durch Gegensatz ausgedrückt, das Meiden des Unglaubens; zweitens das Festhalten an der Überlieferung, und durch Gegensatz ausgedrückt,



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das Meiden der Neuerung; drittens das Festhalten am Gehorsam, und durch Gegensatz ausgedrückt, das Meiden des Ungehorsams.' ,Gut! Sag mir ferner, welches sind die Bedingungen für die kleinere Waschung?' ,Das Bekenntnis zum Islam; das Unterscheidungsvermögen; die Reinheit des Wassers; das Nichtvorhandensein einer physischen Behinderung; und das Nichtvorhandensein einer rituellen Verhinderung.' ,Gut! Jetzt erkläre mir den Glauben!' ,Der Glaube zerfällt in neun Teile; die sind: der Glaube an den, der angebetet wird; der Glaube an das Knechtschaftsverhältnis des Anbeters; der Glaube an die Eigenpersönlichkeit Gottes; der Glaube an die beiden Handvoll'; der Glaube an die Vorsehung; der Glaube an das, was anderes im Koran aufhebt; der Glaube an das, was aufgehoben wird; der Glaube an Allah, seine Engel und seine Gesandten; und der Glaube an das Schicksal und das Verhängnis und an das, was es bringt, Gutes und Böses, Süßes und Bitteres.' ,Gut! Tu mir drei Dinge kund, die drei andere aufheben!' ,Jawohl! Es wird von Sufjân ath-Thaurî berichtet, daß er gesagt hat: Drei Dinge lassen drei andere verloren gehen: die Geringschätzung der Frommen bringt den Verlust des jenseitigen Lebens, Geringschätzung der Könige den Verlust des irdischen Lebens und Geringschätzung der Ausgaben den Verlust des Vermögens.' ,Gut! Nun sage mir, welches sind die Schlüssel der Himmel und wie viele Tore haben sie?' ,Allah der Erhabene spricht: Und der Himmel öffnet sich und wird zu Toren.' Und er, über dem Segen und Heil sei, hat gesagt: Niemand kennt die Zahl der Himmelstore außer Ihm, der den Himmel erschaffen hat. Und es gibt niemanden unter den



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Menschenkindern, dem nicht zwei Tore im Himmel bestimmt sind, eines, durch das sein täglich Brot herabsteigt, und ein anderes, durch das seine guten Werke hinaufsteigen; das Tor seines täglichen Brotes wird erst geschlossen, wenn sein letztes Stündlein schlägt; und ebenso auch das Tor seiner guten Werke erst verriegelt, wenn seine Seele gen Himmel fährt.' ,Gut! Nenne mir ein Ding, ein Halbding und ein Unding!' ,Das Ding ist der Gläubige, das Halbding der Scheingläubige und das Unding der Ungläubige.' ,Gut! Jetzt nenne mir die verschiedenen Arten des Herzens!' ,Das gesunde Herz, das kranke Herz, das reuige Herz, das gottgeweihte Herz und das leuchtende Herz. Das gesunde Herz ist das des Gottesfreundes Abraham; das kranke Herz ist das des Ungläubigen; das reuige Herz ist das der Frommen, die Gott fürchten; das gottgeweihte Herz ist das unseres Herrn Mohammed -Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —; und das leuchtende Herz ist das Herz derer, die ihm nachfolgen. Und von den Herzen der Schriftgelehrten gibt es drei Arten: das Herz, das an dieser Welt hängt; das Herz, das am Jenseits hängt; und das Herz, das an seinem Herrn hängt. Weiter heißt es, daß es noch drei Arten von Herzen gibt: das unfreie Herz, und das ist das Herz des Ungläubigen; das nicht vorhandene Herz, und das ist das Herz der Scheingläubigen; das feststehende Herz, und das ist das Herz der Gläubigen. Und es heißt, daß es wiederum drei Arten des feststehenden Herzens gibt: das Herz, das von Licht und Glauben erfüllt ist; das Herz, das von der Furcht vor der Trennung verwundet ist; das Herz, das fürchtet, von Gott verlassen zu werden.' ,Gut!'——«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 445. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir



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berichtet worden, o glücklicher König, daß der zweite Gelehrte, als er die Sklavin befragt und sie ihre Antwort gegeben hatte, zu ihr sprach: ,Gut!' Doch da sagte sie: ,O Beherrscher der Gläubigen, er hat mich gefragt, bis er sich erschöpft hat. Nun will ich zwei Fragen an ihn richten; wenn er die beantwortet, so ist es gut; wo nicht, so will ich ihm sein Gewand abnehmen, und er mag in Frieden von dannen gehen!' Der Gelehrte erwiderte ihr: ,Frage mich, was du willst!' Nun fragte sie: ,Was kannst du mir über den Glauben sagen?' Er antwortete: ,Der Glaube ist das Bekenntnis mit der Zunge, die Überzeugung des Herzens und die Handlungsweise der Glieder. Er, über dem Segen und Heil sei, hat gesagt: Der Gläubige ist erst dann im Glauben vollkommen, wenn er in ihm fünf Eigenschaften vollkommen erreicht hat: das Vertrauen auf Allah; die Hingabe an Allah; die Ergebung in Allahs Gebot; die Zufriedenheit mit dem Ratschlusse Allahs; und das Tun aller Dinge um Allahs willen. Dann gehört er zu denen, die Allah am liebsten haben, die um Allahs willen geben und um Seinetwillen verwehren; und er ist vollkommen im Glauben.' Dann fuhr sie fort: ,Nenne mir die höchste Pflicht, die am Anfang aller Pflichten steht; die Pflicht, deren jede andere Pflicht bedarf; die Pflicht, die alle anderen Pflichten umschließt; die verdienstliche Handlung, die in die Pflicht eindringt; und die verdienstliche Handlung, auf der die Vollendung der Pflicht beruht!' Da schwieg er und gab keine Antwort. Der Beherrscher der Gläubigen aber befahl ihr, die Fragen zu erklären, und dem Gelehrten, danach sein Gewand abzulegen und es ihr zu geben. Sie hub also an: ,O du Mann der Wissenschaft, die höchste Pflicht ist die Erkenntnis Allahs des Erhabenen: die Pflicht, die am Anfang aller Pflichten stellt, ist das Bekenntnis, daß es keinen Gott gibt außer Allah und daß Mohammed der



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Gesandte Allahs ist; die Pflicht, deren jede andere Pflicht bedarf, ist die kleinere Waschung; die Pflicht, die alle anderen Pffichten umschließt, ist die Ganzwaschung nach der Beflckkung; die verdienstliche Handlung, die in die Pflicht eindringt, ist das Spreizen der Finger beim Waschen und das Kämmen des dichten Bartes; und die verdienstliche Handlung, auf der die Vollendung der Pflicht beruht, ist die Beschneidung.' So war das Unvermögen des Gelehrten offenkundig geworden; und er sprang auf und sprach: ,Ich rufe Allah zum Zeugen an, o Beherrscher der Gläubigen, daß diese Sklavin gelehrter ist in der Rechtskunde und den anderen Wissenschaften als ich.' Darauf legte er sein Gewand ab und ging besiegt von dannen.

Sehen wir nun, wie es ihr mit dem Korangelehrten erging! Sie wandte sich zunächst an die übrigen Gelehrten, die noch zugegen waren, und sprach: ,Wer von euch ist der Meister in der Korankunde, der die sieben Lesarten kennt, dazu noch die Grammatik und die Lehre von der Wortbedeutunge' Da trat der Korangelehrte zu ihr hin, setzte sich vor ihr nieder und fragte sie: ,Hast du das Buch Allahs des Erhabenen gelesen und bist du sicher in deiner Kenntnis seiner Verse, seiner Stellen, die andere aufheben, und solcher, die aufgehoben werden, seinen klaren und seinen zweifelhaften Versen, seinen mekkanischen und medinensischen Suren? Verstehst du auch seine Auslegung, und kennst du es nach den Überlieferungen und dem Ursprunge seiner Lesarten?' ,Jawohl', erwiderte sie; und er fuhr fort: ,So sage mir denn, wie groß ist die Zahl der Suren des Korans, wie viele Zehntteile sind darin, wie viele Verse, wie viele Buchstaben, wie viele Niederwerfungen und wie viele Propheten werden in ihm erwähnt, wie viele medinensische Suren und wie viele mekkanische sind in ihm enthalten, und



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wie viele Vögel werden in ihm genannt?' Sie antwortete: ,Meister, die Zahl der Suren beträgt einhundertundvierzehn, davon sind siebenzig Suren in Mekka und vierundvierzig in Medina offenbart. Die Zahl der Zehntteile beträgt sechshundertundeinundzwanzig; die Zahl der Verse beläuft sich auf sechstausendzweihundertundsechsunddreißig, die Zahl seiner Worte auf 79430 die Zahl seiner Buchstaben auf 320670 dem Leser aber werden für jeden Buchstaben zehn Segnungen zuteil. Was die Niederwerfungen betrifft, so sind es ihrer vierzehn.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 460. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Sklavin, als der Korangelehrte sie nach dem heiligen Buche befragte, des weiteren antwortete: ,Was die Propheten anlangt, deren Namen im Koran erwähnt werden, so sind es fünfundzwanzig: Adam, Noah, Abraham, Ismael, Isaak, Jakob, Joseph, Elisa, Jonas, Lot, Sâlih', Hûd', Schu'aib', David, Salomo, Dhû el-Kifl', Idrîs', Elias, Johannes, Zacharias, Hiob, Moses, Aaron, Jesus und Mohammed -Gottes Segen und Heil sei über ihnen allen! —Von geflügelten Wesen werden neun genannt. ',Wie heißen sie?' ,Die Mücke, die Biene, die Fliege, die Ameise, der



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Wiedehopf, der Rabe, die Heuschrecke, die Ababîl' und der Vogel Jesu -über ihm sei Heil! —, das ist die Fledermaus." ,Gut! Nun sage mir, welches ist die vorzüglichste Sure im Koran!' ,Die Sure von der Kuh.",Und welches ist der herrlichste Verse' ,Der hronvers'; er besteht aus fünfzig Worten, und jedes dieser Worte birgt fünfzig Segnungen.' ,In welchem Verse sind neun Wunder enthaltene' ,Der, in dem der Erhabene spricht: ,Siehe, in der Erschaffung der Himmel und der Erde und dem Wechsel von Nacht und Tag und dem Schiffe, das durch das Meer hinfährt, beladen mit Dingen, so der Menschheit nützen', und so weiter bis zum Ende des Verses.",Gut! Sage mir ferner, welcher Vers ist der gerechteste?' ,Der, in dem der Erhabene spricht: ,Siehe, Allah gebietet Gerechtigkeit und Güte und Gaben an die Anverwandten, und er verbietet Schlechtigkeit, Verworfenheit und Unbill.",Welches ist der begehrlichste?' ,Der, in dem der Erhabene sagt: ,Begehrt jeder mann von ihnen, in einen Garten der Wonne einzugehen?" ,Welches ist der hoffnungsreichste?' ,Der, in dem der Erhabene spricht: ,Sprich: O meine Diener, die ihr euch gegen euch selbst versündigt habt, verzweifelt nicht an der Barmherzigkeit Allahs; denn Er verzeiht die Sünden allzumal; er ist der



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Verzeihende, der Barmherzige." ,Gut! Nun sage mir, nach welcher Lesart liesest du?' ,Nach der Lesart der Leute des Paradieses, das ist die Lesart des Nâfi'.' ,In welchem Verse lügen die Propheten?' ,In dem Verse, in dem der Erhabene spricht: ,Und sie taten an sein Hemd erlogenes Blut", sie, nämlich Josephs Brüder.' ,Nun sage mir, in welchem Verse sprechen die Ungläubigen die Wahrheit?' ,In dem, darin der Erhabene sagt: ,Die Juden sagen: Die Christen haben keinen Glaubensgrund. Und die Christen sagen: Die Juden haben keinen Glaubensgrund. Und doch lesen beide die Schrift." Und beide sprechen die Wahrheit.' ,Und in welchem Verse spricht Allah von sich selber?' ,In dem, darin der Erhabene sagt: ,Ich habe die Geister und die Menschen nur dazu geschaffen, daß sie mir dienen.",Und in welchem Verse sprechen die Engel?' ,Indem, darin der Erhabene sagt: ,Wir preisen dich, indem wir dein Lob verkünden, und wir heiligen dich.",Nun gib mir Auskunft über die Worte: ,Ich nehme meine Zuflucht zu Allah vor dem gesteinigten' Satan', und über das, was mit ihnen zusammenhängt.' ,Das Aussprechen der Zufluchtsformel ist nach Allahs Gebot eine unerläßliche Pflicht, wenn der Koran vorgetragen wird; und der Beweis dafür liegt in den Worten des Erhabenen: ,So du den Koran hersagst, nimm deine Zuflucht zu Allah vor dem gesteinigten Satan.",Sage mir, welches ist der Wortlaut der Zufluchtsformel, und welche Abweichungen



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gibt es für sie?' ,Einige sagen: Ich nehme meine Zuflucht zu Allah, dem Allhörenden und Allwissenden, vor dem gest einigten Satan; andere: Ich nehme meine Zuflucht zu Allah dem Allmächtigen. Doch das Beste ist, was im herrlichen Koran steht und durch die Sunna überliefert ist. Denn er. dem Allah Segen und Heil spenden möge, pflegte, ehe er aus dem Koran rezitierte, zu sagen: Ich nehme meine Zuflucht zu Allah vor dem gesteinigten Satan. Und von Nâfi', der es von seinem Vater gehört hatte, wird überliefert, daß er berichtete: Wenn der Gesandte Allahs -Er segne ihn und gebe ihm Heil! —bei Nacht sich zu beten anschickte, so pflegte er zu sagen: ,Allah ist der Größte in seiner Macht! Und Allah sei Lob im Übermaß dargebracht! Und gepriesen sei Allah in der Frühe und bei Anbruch der Nacht!' Dann fuhr er fort: ,Ich nehme meine Zuflucht zu Allah vor dem gesteinigten Satan und vor den Einflüsterungen und den Versuchungen der Teufel.' Ferner wird von Ibn 'Abbâs -Allah habe ihn und seinen Vater selig! - überliefert, daß er berichtete: ,Das erste Mal, als Gabriel zum Propheten -Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —mit einer Offenbarung herabkam, lehrte er ihn die Zufluchtsformel, indem er sagte: ,Sprich, o Mohammed: Ich nehme meine Zuflucht zu Allah, dem Allhörenden und Allwissenden; dann sprich: Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers! Dann rezitiere im Namen deines Herrn, der erschaffen hat, den Menschen aus geronnenem Blute erschaffen hat.' Als der Korangelehrte ihre Worte vernahm, verwunderte er sich über ihre Aussprache, ihre Beredsamkeit, ihr Wissen und ihren edlen Sinn; und weiter fragte er sie: ,Mädchen, was weißt du über die Worte des Erhabenen ,Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers'? Sind sie einer der Verse des Korans?' ,Jawohl,' erl.



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widerte sie, ,sie sind ein Vers aus dem Koran, und zwar aus der Amseiensure.' Ferner sind sie ein Vers zwischen je zwei Suren; doch darüber herrschen viele Meinungsverschiedenheiten zwischen den Gelehrten.' ,Gut!' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 447. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Korangelehrte, als die Sklavin ihm antwortete, über die Worte ,Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers' herrschten viele Meinungsverschiedenheiten zwischen den Gelehrten, erwiderte: ,Gut! Nun sage mir, weshalb stehen die Worte ,Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers' nicht am Anfang der Sure von der Schuldlosigkeit?' ,Als die Sure von der Schuldlosigkeit zur Auflösung des Bundes, der zwischen dem Gottgesandten und den Göttergläubigen bestand, offenbart war, schickte der Prophet - Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —den' Alîbn Abî Tâlib -Allah erhalte ihm seine hohe Ehrenstellung! —mit dieser Sure zu jenen Leuten hin, und der trug sie ihnen vor, ohne zu sprechen ,Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers'.' ,Nun sage mir, welcher Vorzug und welcher Segen ruht in den Worten ,Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers'?' ,Es wird überliefert, daß der Prophet -Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —gesagt hat: In allem, über dem die Worte ,Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers' gesprochen werden, ruht Segen. Und ferner hat der Gottgesandte gesagt: Der Herr der Herrlichkeit hat bei seiner Herrlichkeit geschworen, daß jeder Kranke, über dem diese Formel gesprochen werde, von seiner Krankheit genesen solle. Auch heißt es: Als Allah den Himmels thron erschaffen hatte.



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begann er gewaltig zu schwanken; da schrieb Er die Worte ,Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers' auf ihn, und er hörte auf zu schwanken. Als die Formel der Basmala' dem Gesandten Allahs -Er segne ihn und gebe ihm Heil! —offenbart war, sprach er: Jetzt bin ich sicher vor drei Dingen, vor dem Versinken in die Erde, der Verzauberung in Tiergestalt und vor dem Ertrinken. Der Vorzug dieser Formel ist so groß und ihrer Segnungen sind so viele, daß ihre Aufzählung zu lange währen würde. Vom Gesandten Allahs -Er segne ihn und gebe ihm Heil! —wird auch überliefert, daß er gesagt hat: So am Tage der Auferstehung ein Mann vor Ihn gebracht wird und Er mit ihm abrechnet, und wenn dann an ihm kein gutes Werk gefunden wird und der Befehl lautet, daß er ins Höllenfeuer geworfen werden solle, — wenn dann der Mann sagt: ,O mein Gott, du handelst nicht gerecht an mir', so wird Allah, der Allgewaltige und Glorreiche, sagen: ,Weshalb nichte' Und wenn der Mann antwortet: ,O Herr, weil du dich selbst den barmherzigen Erbarmer genannt hast und mich dennoch mit dem Höllenfeuer bestrafen willst', so wird Allah der Hochherrliche sagen: ,Ich habe mich wirklich den barmherzigen Erbarmer genannt; führet meinen Knecht ins Paradies durch meine Barmherzigkeit, denn ich bin der Barniherzigste von allen, so Erbarmen üben!' ,Gut! Nun gib mir Auskunft über den Ursprung der Basmala!' ,Als Allah der Erhabene den Koran herabsandte, da schrieben sie: In deinem Namen, o Allah. Als aber Allah der Erhabene die Worte offenbarte: Sprich: ,Rufet Allah an, oder rufet den Erbarmer an, —wie ihr Ihn auch anrufet, Er hat die schönsten Namen", —da schrieben



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sie: Im Namen Allahs des Erbarmers. Doch als er die Worte offenbarte: Euer Gott ist ein einiger Gott; es gibt keinen Gott außer Ihm; Er ist der barmherzige Erbarmer', —da schrieben sie: Im Namen Allahs, des barmherzigen Erbarmers.' Als nun der Korangelehrte ihre Worte vernommen hatte, senkte er das Haupt und sprach bei sich selber: ,Dies ist wahrlich ein Wunder der Wunder! Wie dies Mädchen über den Ursprung der Basmala gesprochen hat! Aber, bei Allah, ich muß ihr eine Falle stellen; vielleicht kann ich sie doch noch überwinden!' Dann fragte er sie: ,Mädchen, hat Allah den Koran ganz auf einmal offenbart, oder hat er ihn in einzelnen Abschnitten herabgesandt?' Sie antwortete: ,Gabriel der Getreue -Friede sei über ihm! —brachte ihn von dem Herrn der Welten herab zu seinem Propheten Mohammed, dem Fürsten der Apostel und dem Siegel der Propheten, mit Gebot und Verbot, mit Verheißung und Drohung, mit Geschichten und Gleichnissen, im Laufe von zwanzig Jahren, wie es die Umstände erforderten.' ,Gut! Sage mir ferner, welches ist die erste Sure, die dem Gesandten Allahs -Er segne ihn und gebe ihm Heil! —offenbart wurdet' ,Nach Ibn 'Abbâs die Sure ,Das geronnene Blut", nach Dschâbir ibn 'Abdallâh die Sure ,Der Eingehüllte";: danach sind dann die anderen Suren und Verse offenbart worden.' ,Sage mir, welcher Vers wurde zuletzt herabgesandt?' ,Als letzter Vers wurde offenbart der Vers, der vom Wucher handelt'; nach anderen auch der Vers: Wenn da kommt die Hilfe Allahs und der Sieg." — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 448.



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Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Korangelehrte, als die Sklavin ihm den zuletzt offenbarten Vers des Korans genannt hatte, zu ihr sprach: ,Gut! Nun nenne mir die Zahl der Gefährten. die den Koran zu Lebzeiten des Gesandten Allahs -Er segne ihn und gebe ihm Heil! —gesammelt haben!' ,Es waren ihrer vier: Ubaij ibn Ka'b, Zaid ibn Thâbit, Abu 'Obaida 'Âmir ibn al-Dscharrâh und 'Othmân ibn 'Affân - Allah habe sie alle selig! —' ,Gut! Nenne mir weiter die Leser, von denen die Lesarten angenommen werden!' ,Es sind ihrer vier: 'Abdallâh ibn Mas'ûd, Ubaij ibn Ka'b, Mu'âdh ibn Dschabal und Sâlim ibn 'Abdallâh.' ,Was kannst du mir über die Worte des Erhabenen sagen: Und was auf den Steinmalen geopfert wirde" ,Die Steinmale sind Götzen, die aufgestellt und anstatt Allahs des Erhabenen verehrt wurden; davor bewahre uns Allah der Erhabene!' ,Was kannst du mir über die Worte des Erhabenen sagen: Du weißt, was in meiner Seele ist; doch ich weiß nicht, was in deiner Seele ist?",Sie bedeuten: Du kennst mein innerstes Wesen und weißt, wie ich beschaffen bin; aber ich weiß nicht, wie du beschaffen bist. Der Beweis dafür liegt in den Worten des Erhabenen: Fürwahr, du bist es, der alle verborgenen Dinge kennt.' Nach anderen bedeuten sie: Du kennst mein Wesen; aber ich kenne dein Wesen nicht.' ,Wie erklärst du die Worte des Erhabenen: O ihr Gläubigen, verwehrt euch nicht selber die guten Dinge, die Allah euch erlaubt hat?" ,Der Meister -Allah der Erhabene habe ihn selig! —berichtete mir nach einer Überlieferung, die auf ed-Dahhâk' zurückgeht: Es waren einmal Leute unter den Muslimen, die da sprachen: Wir wollen uns verstümmeln und



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uns in Sacktuch kleiden; darauf wurde dieser Vers verkündet. Doch Katâda' sagt, der Vers sei offenbart worden wegen einer Anzahl von Gefährten des Gesandten Allahs - Er segne ihn und gebe ihm Heil! —, das waren 'All ibn Abî Tâlib, 'Othmân ibn Mus'ab und noch andere; die sagten: Wir wollen uns verstümmeln und uns in härene Gewänder kleiden und Mönche werden: damals sei dieser Vers offenbart worden.' ,Wie erklärst du die Worte des Erhabenen: Und Allah nahm sich Abraham zum Freunde?' ,Der Freund bedeutet hier: der Bedürftige, dem der Beschützer not tut. Nach anderen bedeutet das Wort: der Liebende, der sich von der Welt zu Allah dem Erhabenen zurückgezogen hat und dessen Zurückgezogenheit von jeder Störung frei ist.' Als der Korangelehrte sah, daß ihre Rede dahinzog, wie die Wolken dahineilen, ohne daß sie in ihren Antworten zögerte, da sprang er auf und sprach: ,Ich rufe Allah zum Zeugen an, o Beherrscher der Gläubigen, daß dies Mädchen in der Kenntnis der Lesarten und der übrigen Koranwissenschaften gelehrter ist als ich.' Da sagte die Sklavin: ,Ich will eine Frage an dich richten. Wenn du sie beantwortest, so ist es gut; wo nicht, so will ich dir dein Gewand abnehmen.' Der Beherrscher der Gläubigen gebot: ,Frage ihn!' Und so fragte sie denn: ,Was weißt du von einem Koranverse, in dem dreiundzwanzigmal der Buchstabe Kâf vorkommt, und von einem anderen, in dem sechzehnmal Mîm vorkommt, und von einem dritten, der einhundertundvierzig 'Am enthält, und von einem Abschnitte, in dem die Herrlichkeitsformel fehlt?' Als der Korangelehrte ihr keine Antwort geben konnte, sprach sie zu ihm: ,Leg dein Gewand ab!' Er zog sein Gewand aus, und sie fuhr fort: ,O Beherrscher



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der Gläubigen, der Vers, in dem sechzehnmal Mini vorkommt, steht in der Sure von Hod, und zwar beginnt er mit den Worten des Erhabenen: O Noah, ziehe in Frieden hinab von uns, und Segen ruhe auf dir!' Und der Vers, in dem dreiundzwanzigmal Kâf vorkommt, steht in der Sure von der Kuh, und das ist der Vers von der Schuld.' Der Vers aber, der einhundertundvierzig 'Am enthält, steht in der Sure von den ,Höhen", und das ist der Vers des Erhabenen: Und Moses wählte aus seinem Volke siebenzig Mann für die von uns bestimmte Zeit. Jeder Mann aber hat zwei Augen. Und der Abschnitt, in dem die Herrlichkeitsformel fehlt, umfaßt die Suren ,Genaht ist die Stunde und gespalten der Mond', ,Der Erbarmer' und ,Die Eintreffende." —Alsbald legte der Korangelehrte sein Gewand ab und zog beschämt von dannen. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 449 Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Rechtsgelehrte, als die Sklavin ihn besiegt hatte, sein Gewand ablegte und beschämt von dannen zog, und daß dann ein kundiger Arzt auf sie zutrat und sprach: ,Wir sind fertig mit der Theologie; nun schicke dich an zur Physiologie. Sage mir also, wie der menschliche Leib beschaffen ist: wieviel Adern hat er, wieviel Knochen, wieviel Rückenwirbel? Wo ist die Hauptader, und weshalb erhielt Adam den Namen Adam?' ,Adam erhielt seinen



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Namen wegen seiner udma, das ist seiner rötlichen Farbe; nach anderen auch, weil er aus dem adîm der Erde geschaffen wurde, das ist aus ihrer obersten Bodenschicht. Seine Brust wurde aus der Erde der Kaaba gebildet, sein Haupt aus der Erde des Ostens, seine Beine aus der Erde des Westens. Sieben Türen wurden für sein Haupt geschaffen: die beiden Augen, die beiden Ohren, die beiden Nasenlöcher und der Mund. Ferner erhielt er zwei Auswege des Leibes, einen vorn und einen hinten. Die Augen wurden für den Gesichtssinn bestimmt, die Ohren für den Gehörssinn, die Nasenlöcher für den Geruchssinn, der Mund für den Geschmackssinn und die Zunge dazu, daß sie ausspreche, was im Herzen des Menschen verborgen ist. Die Natur Adams ward aus einer Mischung von vier Elementen geschaffen, und die sind: das Wasser, die Erde, das Feuer, die Luft. Die gelbe Galle ist das Temperament des Feuers, denn sie ist heiß und trocken; die schwarze Galle ist das Temperament der Erde, denn sie ist kalt und trocken; der Schleim ist das Temperament des Wassers, denn er ist kalt und feucht; das Blut ist das Temperament der Luft, denn es ist heiß und feucht. Im Menschen sind dreihundertundsechzig Adern erschaffen, zweihundertundvierzig Knochen und drei Seelen, die animalische, die geistige und die natürliche; und einer jeden von ihnen wies Allah eine bestimmte Funktion zu. Ferner erschuf Er ihm ein Herz, eine Milz, eine Lunge, sechs Eingeweide, eine Leber, zwei Nieren, zwei Hinterbacken, Gehirn, Knochen, Haut und fünf Sinne: Gehör, Gesicht, Geruch, Geschmack, und Gefühl. Das Herz legte Er auf die linke Seite der Brust, den Magen vor das Herz und machte die Lunge zu einem Fächer für das Herz; die Leber legte Er auf die rechte Seite, gegenüber dem Herzen. Ferner schuf Er ihm das Zwerchfell und die Eingeweide, setzte die Brustknochen zusammen und vergitterte



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sie mit den Rippen.' ,Gut! Nun sage mir, wieviel innere Kammern sind im Kopfe des Menschen?' ,Drei; und sie enthalten die fünf Kräfte, die man die inneren Sinne heißt, das sind: der gesunde Menschenverstand, die Einbildungskraft, das Denkvermögen, die Vorstellungskraft und das Gedächtnis.' ,Gut! Gib mir nun Auskunft über das Knochengerüst!'——«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 450. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Arzt zu der Sklavin sprach: ,Gib mir nun Auskunft über das Knochengerüst!' ,Es ist aus zweihundertundvierzig Knochen zusammengesetzt und zerfällt in drei Teile: Kopf, Rumpf und Glieder. Der Kopf besteht aus Schädel und Gesicht: der Schädel ist aus acht Knochen zusammengesetzt, zu denen noch die vier Gehörknöchelchen kommen. Das Gesicht besteht aus Oberkiefer und Unterkiefer; der Oberkiefer hat elf Knochen, der Unterkiefer nur einen, und dazu kommen noch die Zähne, zweiunddreißig an der Zahl, sowie das Zungenbein. Der Rumpf sodann zerfällt in Wirbelsäule, Brust und Becken. Die Wirbelsäule besteht aus vierundzwanzig Knochen, die man Wirbel nennt; die Brust aus dem Brustbein und den Rippen, vierundzwanzig an der Zahl, auf jeder Seite zwölf; das Becken aus den beiden Hüftknochen, dem Kreuzbein und dem Steißbein. Was die Glieder betrifft, so zerfallen sie in die beiden oberen und die beiden unteren Gliedmaßen. Jedes der beiden oberen Glieder besteht erstens aus der Schulter, die aus Schulterblatt und Schlüsselbein zusammengesetzt ist; zweitens aus dem Oberarm, der nur einen Knochen enthält; drittens aus dem Unterarm, der aus zwei Knochen, der Speiche und dem Ellenbein, zusammengesetzt ist; und viertens aus der Hand, die in Handwurzel,



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Mittelhand und Finger zerfällt. Die Handwurzel ist aus acht Knöcheln zusammengesetzt, die in zwei Reihen, zu je vier Knöcheln, stehen; die Mittelhand enthält fünf Knochen; und von den Fingern, fünf an der Zahl, ist jeder aus drei Knochen, die man Fingerglieder nennt, zusammengesetzt, mit Ausnahme des Daumens, der nur aus zweien besteht. Von den unteren beiden Gliedern besteht ein jedes erstens aus dem Oberschenkel, der nur einen Knochen hat; zweitens aus dem Unterschenkel, der aus drei Knochen zusammengesetzt ist, dem Wadenbein, Schienbein und der Kniescheibe; und drittens aus dem Fuße, der wie die Hand eingeteilt ist, und zwar in Fußwurzel, Mittelfuß und Zehen. Die Fußwurzel ist aus sieben Knöcheln zusammengesetzt, die in zwei Reihen stehen, in der ersten stehen zwei, in der zweiten fünf; der Mittelfuß enthält fünf Knochen; und von den Zehen, fünf an der Zahl. ist jede aus drei Zehengliedern zusammengesetzt, mit Ausnahme der großen Zehe, die nur zwei Glieder hat.' ,Gut! Was weißt du von der Wurzel der Adern?' ,Die Wurzel der Adern ist die Herzader, von der sich die anderen Adern abzweigen; und ihrer sind viele, keiner kennt ihre Zahl außer Ihm, der sie erschaffen hat; es heißt jedoch, daß es ihrer dreihundertundsechzig gebe, wie ich bereits gesagt habe. Ferner hat Allah die Zunge zum Dolmetsch gemacht, die Augen zu zwei Leuchten, die Nasenlöcher zu zwei Riechwerkzeugen und die Hände zu zwei Greifern. Die Leber ist der Sitz des Mitleids, die Milz der des Lachens, die Nieren sind der Sitz der List. Die Lunge dient als Fächer, der Magen als Vorratskammer, und das Herz ist der Stützpfeiler des Leibes: wenn das Herz gesund ist, so ist der ganze Leib gesund; aber wenn es verdorben ist, so ist auch der ganze Leib verdorben.' ,Sage mir ferner, welches sind die äußeren Merkmale und Symptome, durch die man die Krankheit



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erkennen kann, sei es daß sie in den äußeren oder inneren Körperteilen ihren Sitz hat?' ,Nun wohl, wenn der Arzt ein Mann von Verstand ist, so untersucht er den Zustand des Leibes und gewinnt seine Merkmale dadurch, daß er die Hände betastet, je nachdem sie straff, heiß, trocken, kalt oder feucht sind. Durch sinnliche Wahrnehmung kann man auch Merkmale innerer Krankheiten gewinnen: so deutet zum Beispiel die gelbe Farbe des Weißen in den Augen auf Gelbsucht, und ein gekrümmter Rücken weist auf Lungenkrankheit hin.' ,Gut!'——«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 451. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Arzt, als die Sklavin ihm die äußeren Symptome beschrieben hatte, zu ihr sprach: ,Gut! Welches sind aber die inneren Symptomen' ,Die Erkenntnis der Krankheiten durch innere Symptome wird durch sechs Grundregeln gewonnen: erstens durch Beobachten der Handlungen; zweitens der Leibesentleerung; drittens der Art des Schmerzes; viertens des Sitzes der Schmerzen; fünftens der Geschwulste; und sechstens der Ausdünstungen. ,Tu mir kund, wodurch Kopfschmerzen entstehen!' ,Dadurch, daß man Speise auf Speise zu sich nimmt, ehe die erste verdaut ist, und durch Sättigung auf Sättigung; das ist es, was Völker ins Verderben gestürzt hat. Wer also lange leben möchte, der nehme sein Frühmahl frühe und sein Nachtmahl nicht spät; er sei sparsam im Verkehr mit Frauen und gebrauche wenig, was schädlich wirken kann, das heißt, er lasse sich nicht zu oft Blut abzapfen oder schröpfen; ferner teile er seinen Bauch in drei Teile, ein Drittel für die Speise, ein Drittel für das Wasser und ein Drittel für die Luft; denn die Därme der Menschenkinder



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messen achtzehn Spannen, und es geziemt sich, daß der Mensch ihrer sechs für das Essen, sechs für das Trinken und sechs für das Atmen bestimme. Wenn er geht, so schreite er gemessen; das ist besser für ihn und zuträglicher für seinen Leib und mehr im Einklange mit dem Worte des Erhabenen: Schreite nicht stolz einher auf Erden.",Gut! Sage mir nun, welches sind die Symptome der gelben Galle, und was ist von ihr zu befürchten?' ,Ihre Symptome sind: blasse Farbe, bitterer Geschmack im Munde, trockene Zunge, Mangel an Appetit und schneller Pulsschlag. Und der Kranke hat folgendes zu befürchten: hitziges Fieber, Delirium, Karbunkel, Gelbsucht, Geschwulste, Eiterungen in den Eingeweiden und übermäßigen Durst. Dies sind also die Kennzeichen der gelben Galle.' ,Gut! Sage mir nun auch, welches die Symptome der schwarzen Galle sind, und was der Kranke von ihr zu befürchten hat, wenn sie in seinem Leibe überhand nimmt!' ,Die von ihr ausgehenden Symptome sind: falscher Appetit, große Unruhe, Sorge und Kummer; sie muß alsbald ausgeschieden werden, sonst erzeugt sie Melancholie, Aussatz, Krebs, Schmerzen in der Milz und Eiterungen in den Eingeweiden.' ,Gut! Sag mir, in wie viele Teile wird die Heilkunst eingeteilte' ,Sie wird in zwei Teile eingeteilt: erstens die 'Wissenschaft, kranke Körper zu erkennen; und zweitens die Kunst, sie wieder gesund zu machen.' ,Nun gib mir Auskunft über die Zeit, wann das Einnehmen der Arzneien am nützlichsten ist!' ,Wenn der Saft im Holze rinnt, wenn die Beere in der Traube Gestalt gewinnt, wenn die beiden Glückssterne' aufgegangen sind, dann ist die günstigste Zeit genaht, uni Arzneien zu trinken und die



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Krankheit von sich zu winken.' ,Sag an, zu welcher Zeit ist der Trank, den man aus einem neuen Gefäße trinkt, gesünder und besser bekömmlich als zu anderer Zeit, indem ihm zugleich ein süßer und lieblicher Duft entsteigt?' ,Wenn man eine Weile nach dem Essen wartet, wie auch der Dichter sagt:

Beeil dich nicht, sogleich nach deinem Mahl zu trinken;
Sonst führst du deinen Leib zum Leid am Halfierseil.
Nein, warte in Geduld ein Weilchen nach dem Mahle:
So wird dir bald, mein Freund, was du begehrst, zuteil!'

,Nun laß uns zu der Nahrung übergehen, durch die keine Krankheiten entstehen!' ,Das ist die, so man nicht eher ißt, als bis man Hunger verspürt, und die, wenn sie genossen ist, die Rippen nicht füllt, wie denn Galen, der Arzt, gesagt hat: Wer da Speise zu sich nehmen will, der gehe langsam zu Werke; so wird er nicht fehlgehen. Und nun laß uns hier mit dem Ausspruche dessen schließen, auf dem Segen und Heil ruhe: Der Magen ist das Haus der Krankheit, und Diät ist der Heilung Anfang; denn der Ursprung aller Krankheit ist Indigestion, das ist Unverdaulichkeit.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 452. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Sklavin zu dem Arzte sprach: ,Der Magen ist das Haus der Krankheit, und Diät ist der Heilung Anfang; denn der Ursprung aller Krankheit ist Indigestion, das ist Unverdaulichkeit.' Dann fragte er weiter: ,Was sagst du über das Warmbad?' ,Kein Satter betrete es! Der Prophet -Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —hat gesagt: Der Segen des Hauses ist das Bad; es säubert den Leib und erinnert an das Höllenfeuer.' ,Welche Bäder sind die besten?' ,Wo gutes Wasser gleitet und wo der Raum



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sich weitet und reine Luft sich breitet; denn dann vereinen sich in seiner Atmosphäre die vier Jahreszeiten: Sommer und Herbst, Winter und Frühling.' ,Nun sage mir, welche Nahrung am besten ist!' ,Bereitet von Frauen, mühlos zu brauen, und leicht zu verdauen. Die vortrefflichste Speise ist Brot in Brühe, wie er, über dem Segen und Heil sei, gesagt hat: Brot in Brühe übertrifft alle anderen Speisen, wie 'Âïscha alle anderen Frauen übertrifft.' ,Welche Zukost ist die beste?' ,Das Fleisch, nach dem Ausspruche dessen, über dem Segen und Heil sei: Die beste Zukost ist das Fleisch; denn es ist die Wonne dieser und jener Welt.' ,Und welches Fleisch ist das beste?' ,Hammeifleisch; doch Dörrfleisch in Streifen ist zu vermeiden, da es von keinem Nutzen ist.' ,Was kannst du mir von den Früchten sagen?' ,Iß sie, wenn ihre Zeit gekommen ist; doch laß von ihnen ab, wenn ihre Zeit vorüber ist!' ,Wie steht es mit dem Wassertrinken?' ,Trink es nicht mit Gewalt. noch auf einen Zug ohne Halt; sonst wird dich der Kopfschmerz peinigen, und mit ihm werden sich dir noch mancherlei Leiden vereinigen. Trink es auch nicht sogleich, wenn du das Bad verlassen hast, noch nach der Beiwohnung oder dem Essen; vielmehr soll ein junger Mann fünfzehn, ein alter Mann aber vierzig Minuten warten; und ebenso trink es nicht gleich nach dem Erwachen aus dem Schlafe!' ,Gut! Nun sprich mir vom Weintrinken!' ,Genügt dir zum Verbote nicht das, was im Buche Allahs des Erhabenen steht, wo er sagt: Wein, Glücksspiel, Götzenmale und Pfeile sind ein Greuel von Satans Werk; meidet sie, auf daß es euch wohl ergehe!' Und wiederum spricht der Erhabene: Sie werden dich nach dem Weine und dem Glücksspiele fragen; dann sprich: In beiden liegt eine große Sünde und zugleich ein Nutzen für die Menschen;



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doch die Stände in ihnen ist größer als ihr Nutzen.' um sagt der Dichter:

Du Trinker des Weines, ach, schämst du dich nicht?
Du trinkst eine Sache, die Gott dir verbot!
Drum tue ihn von dir und komm ihm nicht nah:
Denn Gott hat sein Trinken mit Strafe bedroht.

Und ein anderer sagt in demselben Sinne:

Ich trank die Sünde, bis mir der Verstand entschwand:
Welch arger Trank, da der Verstand sein Ende fand!

Seine nützlichen Eigenschaften aber sind diese: er zerbröckelt die Nierensteine, stärkt die Eingeweide, verscheucht die Sorgen und treibt zur Großmut an; er bewahrt die Gesundheit und fördert die Verdauung, er hält den Leib gesund, vertreibt die Krankheiten aus den Gelenken, reinigt den Körper von schlechten Säften und erzeugt Heiterkeit und Freude; er stärkt die Natur, zieht die Blase zusammen, kräftigt die Leber, öffnet die Verstopfung, rötet die Wangen, säubert den Kopf und das Hirn von Grillen und verzögert das Ergrauen der Haare. Und hätte Allah, der Allgewaltige und Glorreiche, ihn nicht verboten, so gäbe es auf dem Angesichte der Erde nichts, was ihm gliche. Das Glücksspiel aber ist eine Sache des Zufalls.' ,Welcher Wein ist der beste?' ,Wein, der achtzig Tage alt oder noch älter ist und der aus weißen Trauben gekeltert wird; der ist nicht gleich Wasser, und ihm gleich gibt es nichts auf dem Angesichte der Erde.' ,Was weißt du über das Schröpfen zusagen?' ,Das ist für den, der des Blutes übervoll ist und der keinen Fehler in seinem Blute hat; und wer sich schröpfen lassen will, der tue es bei abnehmendem Monde an einem Tag ohne Wolken, ohne Wind und ohne Regen, am besten am siebzehnten Tag



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im Monat; und wenn der auf einen Dienstag fällt, wird der Nutzen um so eher wirksam sein. Nichts ist heilsamer als das Schröpfen für das Gehirn und die Augen und zur Klärung des Geistes.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 453. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Arzt, als die Sklavin die nützlichen Wirkungen des Schröpfens beschrieben hatte, sie weiter fragte: ,Gib mir über die beste Zeit zum Schröpfen Auskunft!' ,Am besten ist es bei nüchternem Magen; dann stärkt es den Verstand und das Gedächtnis. So wird auch von ihm, über dem Segen und Heil sei, berichtet, daß er jedesmal, wenn jemand ihm über Schmerzen im Kopfe oder in den Füßen klagte, ihm riet, er solle sich schröpfen lassen, und nach dem Schröpfen solle er bei nüchternem Magen nichts Salziges essen, da das Krätze erzeugt; ebenso solle er gleich nach dem Schröpfen nichts Saures essen.' ,Und zu welcher Zeit soll man das Schröpfen meiden?' ,Am Samstag und am Mittwoch; wer sich an einem dieser beiden Tage schröpfen läßt, der tadle niemanden als sich selbst. Ferner soll man sich nicht schröpfen lassen, wenn es sehr heiß oder sehr kalt ist; und die beste Jahreszeit zum Schröpfen ist der Frühling.' Darauf sagte der Arzt: ,Nun gib mir Auskunft über die Gemeinschaft von Mann und Weib!' Als sie das hörte, senkte sie ihr Haupt aus Scheu vor der Majestät des Beherrschers der Gläubigen; dann sprach sie: ,Bei Allah, o Beherrscher der Gläubigen, ich bin nicht außerstande, zu antworten, doch ich scheue mich, es zu tun, obgleich die Worte mir auf der Zungenspitze schweben.' Da sagte der Kalif: ,Rede, Mädchen!' So fuhr sie denn fort: ,Die eheliche Gemeinschaft hat viele Vorzüge und



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preiswerte Eigenschaften; darunter sind diese: sie erleichtert den Körper, der voll schwarzer Galle ist, sie beruhigt die Liebesglut, führt zu herzlicher Neigung, weitet das Herz und verscheucht die Trauer der Einsamkeit. Ausschweifung im Liebesgenusse ist in den Tagen des Sommers und des Herbstes schädlicher als zur Zeit des Winters und des Frühjahrs.' ,Welch nützliche Eigenschaften hat sie sonst noch?' ,Sie verbannt Sorgen und Unruhe, beruhigt das heiße Verlangen und den Zorn und ist gut gegen Geschwüre, und zwar besonders, wenn Kälte und Trockenheit im Körper überhand nehmen. Ausschweifung dagegen schwächt die Sehkraft, erzeugt Schmerzen in den Beinen und im Kopfe und im Rücken. Doch man hüte sich, und noch einmal, man hüte sich vor der Gemeinschaft mit einem alten Weibe; denn die führt zum Tode. Der Imam 'Alî -Allah erhalte ihm seine hohe Ehrenstellung! —hat gesagt: Vier Dinge schwächen den Leib und führen zum Tode: Baden bei vollem Magen; Essen von salziger Speise; eheliche Gemeinschaft bei zu starkem Blute; und solche mit einer Kranken. Denn die Kranke schwächt deine Kraft und macht deinen Leib krank; ein altes Weib aber ist tödliches Gift. Und einer von den Weisen hat gesagt: Hüte dich, ein altes Weib zur Frau zu nehmen, wäre sie auch reicher an Schätzen als Karûn." ,Und welches ist die beste Liebesgemeinschaft?' ,Wenn die Frau noch jung an Jahren ist, von Wuchse zierlich, von Antlitz lieblich, mit schwellender Brust und sich einer edlen Abkunft bewußt; sie wird dir die Kraft der Gesundheit in deinem Leibe mehren, und sie wird sein, wie einer von denen, die über ihresgleichen gedichtet, von ihr berichtet:



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Wann du nur immer schaust, so weiß sie, was du wünschest;
Sie rät es, eh ein Wink, ein Zeichen ihr gemacht.
Und wenn du dann auf ihre hohe Anmut blickest,
Sind ihre Reize schöner als des Gartens Pracht.'

,Sage mir, zu welcher Zeit die eheliche Gemeinschaft am besten ist!' ,Wenn bei Nacht, nachdem die Speise verdaut ist; wenn bei Tage, nach dem Morgenmahl.' ,Sage mir, welches sind die trefflichsten Früchte!' ,Granatäpfel und Limonen.' ,Und welches ist das trefflichste Gemüse?' ,Endivien.' ,Welche Blumen duften am lieblichsten?' ,Rosen und Veilchen.' ,Wie entsteht der Same des Mannes?' ,Es gibt im Manne eine Ader, die alle anderen Adern speist. Nun wird der Saft aus den dreihundertundsechzig Adern gesammelt, dann tritt er als rotes Blut in den linken Hoden ein; dort wird er durch die Hitze des angeborenen menschlichen Temperamentes zu einer dicken, weißen Flüssigkeit abgekocht, deren Geruch gleich dem der Palmenblüte ist.' ,Gut! Nenne mir einen Vogel, der Samen absondert und der die monatliche Reinigung hat!' ,Der Tagblinde, das ist die Fledermaus.' ,Nenne mir etwas, das lebt. wenn es gefangen ist, aber stirbt, wenn es an die Luft kommt!' ,Der Fisch.' ,Nun nenne mir noch eine Schlange, die Eier legt!' ,Der Drache.' Da wurde der Arzt des vielen Fragens müde, und er schwieg. Die Sklavin aber sprach: ,O Beherrscher der Gläubigen, er hat mich so lange gefragt, bis er sich erschöpft hat. Jetzt will ich eine einzige Frage an ihn richten; wenn er die nicht beantwortet, so will ich ihm sein Gewand abnehmen als das, was mir rechtmäßig zukommt.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 454. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Beherrscher



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der Gläubigen, als die Sklavin zu ihm sprach: ,Er hat mich so lange gefragt, bis er sich erschöpft hat. Jetzt will ich eine einzige Frage an ihn richten; wenn er die nicht beantwortet, so will ich ihm sein Gewand abnehmen als das, was mir rechtmäßig zukommt', ihr darauf zurief: ,Frage ihn!' Sie hub also an: ,Was ist das für ein Ding, das an Rundung der Erde gleicht, und dessen Rückgrat und Ruhestätte kein Blick der Augen erreicht? Es ist gering an Wert, engbrüstig und wenig geehrt; es trägt eine Fessel um den Hals und ist doch kein entlaufener Sklav, es ist gebunden und doch keiner, den man beim Diebstahl traf; es ist durchbohrt, aber nicht im Kampf mit der Lanze, verwundet, aber nicht im Waffentanze: es frißt der Zeiten Länge und trinkt des Wassers Menge; bald wird es ohne Schuld geschlagen, bald muß es endlose Knechtschaft ertragen; nach der Trennung ist es wieder im trauten Verein, es ist gefügig, aber nicht durch Schmeichelein; es ist schwanger, ohne daß es ein Kind in sich trägt, es neigt sich, ohne daß es sich auf die Seite legt; es wird schmutzig und macht sich selbst wieder rein, es hält aus und kann auch wieder anders sein; ohne Rute paart es sich, es ringt, doch niemals wahrt es sich; es ruht sich aus und läßt andere ruhn, es wird gebissen, ohne einen Schrei zu tun; ihm werden mehr Ehren als einem Gaste geweiht, und doch ist es unwillkommener als die Hitze zur Sommerszeit; es verläßt seine Gattin bei Nacht und umarmt sie bei Tage, und in den Ecken der Wohnungen vornehmer Leute pflegt es sich zu verstecken.' Da schwieg der Arzt und konnte keine Antwort geben; er war verwirrt, seine Farbe erblich; er senkte sein Haupt eine Weile und sagte kein Wort. Sie aber rief: ,O du Arzt, rede; sonst ziehe ich dir dein Gewand aus!' Darauf hub er an: ,O Beherrscher der Gläubigen, sei Zeuge wider mich, daß diese Sklavin gelehrter ist als ich in der Heilkunde



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und in anderen Wissenschaften, und daß ich mich nicht mit ihr messen kann!' Und alsbald legte er sein Gewand, das er trug, ab und lief davon. Nun sprach der Kalif zu ihr: ,Deute uns dein Rätsel!' Sie erwiderte: ,O Beherrscher der Gläubigen, es ist der Knopf und das Knopfloch.'

Hören wir weiter, wie es ihr mit dem Astronomen erging! Als sie rief: ,Wer von euch ein Astronom ist, der trete vor!' erhob sich ein Sternkundiger und setzte sich dann vor ihr nieder. Und wie sie ihn erblickte, fragte sie lächelnd: ,Bist du der sternkundige Mann, der da rechnen und schreiben kanne' ,Jawohl', erwiderte er; und sie fuhr fort: ,So frage denn nach allem, was du willst; doch die Hilfe kommt von Allah!' Nun begann er: ,Gib mir Auskunft über die Sonne, über ihren Aufgang und Untergang!' Sie antwortete: ,Die Sonne geht auf und unter in bestimmten Himmelsrichtungen; die Richtung des Aufganges liegt in der östlichen Hemisphäre und die Richtung des Unterganges in der westlichen Hemisphäre, und jede von beiden wird in hundertundachtzig Grade geteilt. Allah der Erhabene sagt: ,Ich schwöre bei dem Herrn des Ostens und des Westens!" Und ferner sagt der Erhabene: ,Er ist es, der die Sonne zu einer Leuchte und den Mond zu einem Licht gemacht und der ihm Stationen bestimmt hat, auf daß ihr die Zahl der Jahre und die Zeitrechnung erkennt."Der Mond ist der Herrscher der Nacht, und die Sonne ist die Herrschern des Tages, und beide kreisen miteinander um die Wette. Allah der Erhabene sagt: ,Es ist nicht gut, daß die Sonne den Mond einhole, noch auch überholt die Nacht den Tag, sondern beide schweben je in ihrer eigenen Sphäre.", Sage mir, wenn Nacht kommt, was wird da aus dem Tage? Und was wird aus der Nacht, wenn der Tag kommt?' ,Er läßt die Nacht in den Tag



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eindringen und läßt den Tag eindringen in die Nacht.",Nenne mir die Stationen des Mondes!' ,Der Stationen sind achtundzwanzig: esch-Scharatân', el-Butain', eth-Thuraija', cd-Dabarân', el-Hak'a'. el-Han'a'. edh-Dhirâ' '. en-Nathra'. et-Tarf', el-Dschabha', ez-Zubra'. es-Sarfa'. el-'Auwâ'°, es-Sirnâk'°, el-Ghafr'°, ez-Zubanajân", el-Ikîl", el-Kalb", esch-Schaula", en-Na'âïm". el-Balda". Sa'd edh-Dhâbih". Sa'd Bula", Sa'd es-Su'ûd", Sa'd el-Achbija", el-Fargh el-Mukaddam", el-Fargh el-Muachchar, er-Rischâ". Sie sind nach den Buchstaben des Abgad-Hawaz angeordnet, und in ihnen liegt ein tiefes Geheimnis, das nur Allah, der Gepriesene und Erhabene, und die, so ganz in die Wissenschaft eingedrungen sind, kennen. Was ihre Verteilung auf die zwölf Sternbilder des Tierkreises angeht, so kommen je zweiundeindrittel Stationen auf ein Sternbild: esch-Scharatân und el-Butain und ein Drittel von eth Thuraija gehören zum Widder; zwei Drittel von Thuraija, ed-Dabarân und zwei Drittel von el-Hak'a zum Stiere; ein Drittel von el-Hak'a. dazu el-Han'a und edh-Dhirâ' zu den Zwillingen; en-Nathra, et-Tarf und ein Drittel von el-Dschabha



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zum Krebs; zwei Drittel von el-Dschabha, dazu ez-Zubra und zwei Drittel von es-Sarfa zum Löwen; ein Drittel von es-Sarfa, dazu el-'Auwâ und es-Simâh zu der Jungfrau; el-Ghafr, ez-Zubanajân und ein Drittel von el-Iklil zu der Waage; zwei Drittel von el-Iklil, dazu el-Kalb und zwei Drittel von esch-Schaula zum Skorpion; ein Drittel von esch-Schaula, dazu en-Na'âïm und el-Balda zum Schützen; Sa'd edh-Dhâbih, Sa'd Bula' und ein Drittel von Sa'd es-Su'ûd zum Steinbock; zwei Drittel von Sa'd es-Su'ûd, dazu Sa'd el-Achbija und zwei Drittel von el-Fargh el-Mukaddam zum Wassermann; ein Drittel von el-Fargh el-Mukaddam, dazu el-Fargh el-Muachchar und er-Rischâ zu den Fischen.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 455. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Astronom, als die Sklavin die Mondstationen aufgezählt und sie auf die Sternbilder verteilt hatte, zu ihr sprach: ,Gut! Nun gib mir Auskunft über die Planeten, ihre Natur, ihr Verweilen in den Sternbildern des Tierkreises, über ihren glückbringenden und unheilbringenden Aspekt, über ihre Häuser, ihre Aszendenz und Deszendenz.' Da erwiderte sie: ,Die Sitzung ist zwar kurz bemessen; doch ich will dir Auskunft geben. Der Planeten sind sieben: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn. Die Sonne ist heiß, trocken, unheilbringend inder Konjunktur, glückbringend im Aspekt; sie verweilt in jedem Tierkreisbild dreißig Tage. Der Mond ist kalt, feucht und glückbringend; er verweilt in jedem Tierkreisbild zwei und ein drittel Tag. Merkur ist von gemischter Natur, glückbringend in Konjunktur mit Glücksgestirnen, unheilbringend in Konjunktur mit Unglücksgestirnen; er verweilt in jedem Tierkreisbild siebenzehn Tage



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und einen halben Tag. Venus ist gleichmäßig glückbringend; sie verweilt in jedem Tierkreisbild fünfundzwanzig Tage. Mars ist unheilbringend; er verweilt in jedem Tierkreisbild zehn Monate. Jupiter ist glückbringend; er verweilt in jedem Tierkreisbild ein Jahr. Saturn ist kalt, trocken, unheilbringend, er verweilt in jedem Tierkreisbild dreißig Monate. Das Haus der Sonne ist der Löwe; ihre Aszendenz ist im Widder und ihre Deszendenz im Wassermann. Das Haus des Mondes ist der Krebs; seine Aszendenz ist im Stier und seine Deszendenz im Skorpion, und sein Unheilsgestirn ist der Steinbock. Das Haus des Saturn sind Steinbock und Wassermann; seine Aszendenz ist in der Waage und seine Deszendenz im Widder, und seine Unheilsgestirne sind der Krebs und der Löwe. Das Haus des Jupiter sind die Fische und der Schütze; seine Aszendenz ist im Krebs und seine Deszendenz im Steinbock. und seine Unheilsgestirne sind die Zwillinge und der Löwe. Das Haus der Venus ist der Stier; ihre Aszendenz ist in den Fischen und ihre Deszendenz in der Waage, und ihre Unheilsgestirne sind der Widder und der Skorpion. Das Haus des Merkur sinddie Zwillinge und die Jungfrau; seine Aszendenz ist in der Jungfrau und seine Deszendenz in den Fischen, und sein Unheilsgestirn ist der Stier. Das Haus des Mars sind der Widder und der Skorpion; seine Aszendenz ist im Steinbock und seine Deszendenz im Krebs, und sein Unheilsgestirn ist die Waage.' Als der Astronom ihren Scharfsinn und ihre Gelehrsamkeit, ihren Verstand und ihre Beredsamkeit erkannt hatte, da suchte er nach einer List, durch die er sie vor dem Beherrscher der Gläubigen zuschanden machen könnte. Und so fragte er sie: ,O Mädchen, wird in diesem Monat Regen fallen?' Sie senkte darauf ihr Haupt und blieb eine lange Weile in Gedanken, so daß der Kalif glaubte, sie vermöge keine Antwort zu geben. Schließlich



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fragte der Astronom sie wiederum: ,Warum redest du nicht?' Sie erwiderte: ,Ich werde nur reden, wenn der Beherrscher der Gläubigen es mir erlaubt!' Lachend rief der Kalif ihr zu: ,Wieso?' Da sprach sie: ,Ich wünsche, daß du mir ein Schwert gibst, mit dem ich ihm den Kopf abschlage; denn er ist ein Ketzer!' Da lachte der Kalif von neuem, und alle, die um ihn waren, lachten mit ihm: Sie aber sprach: ,O du Sterndeuter, es gibt fünf Dinge, die nur Allah der Erhabene kennt', und rezitierte den Vers: ,Siehe, bei Allah steht das Wissen von der Stunde des Gerichts, und er sendet den Regen herab, und er weiß, was in den Mutterschößen ist, aber keine Seele weiß, was sie am nächsten Tage gewinnen wird, und keine Seele weiß, in welchem Lande sie sterben wird; fürwahr, Allah ist allwissend und allweise!",Gut!' antwortete der Astronom, ,ich habe, bei Allah, dich nur auf die Probe stellen wollen.' Darauf hub sie wieder an: ,Wisse, die Kalendermacher haben gewisse Zeichen und Merkmale für die Konstellationen der Planeten beim Beginn des neuen Jahres; auch haben die Menschen ihre Erfahrungen dabei gewonnen.' Als er sie dann fragte: ,Welches sind die?' fuhr sie fort: ,Jeder einzelne Tag hat einen Planeten, der ihn beherrscht. Wenn der erste Tag des Jahres ein Sonntag ist, so gehört er der Sonne, und dies deutet auf folgende Dinge — Allah aber weiß es am besten -: Bedrückung durch Könige, Sultane und Statthalter, viel Krankheitsstoff und wenig Regen; das Volk wird in gewaltigen Aufruhr geraten, die Kornfrüchte werden gut sein, doch die Linsen werden zugrunde gehen und die Trauben werden verderben; der Flachs wird teuer sein und der Weizen billig von Beginn des Monats Tûba bis zum Ende des Barmahât.' In jenem Jahre wird es viel Kampf zwischen



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den Königen geben, doch es wird auch ein Jahr der Fülle sein - doch Allah weiß es am besten!' ,Nun sage mir, was geschieht, wenn es ein Montag ist!' ,Der Tag gehört dem Monde; und das deutet auf Rechtschaffenheit der Verwalter und Statthalter; das Jahr wird reich an Regen sein, die Kornfrüchte werden gut geraten, doch der Leinsamen wird verderben, und der Weizen wird billig sein im Monate Kijîk. Aber auch viel Pestilenz wird es geben, über die Hälfte des Viehes, Schafe und Ziegen, wird der Tod kommen; viel Trauben und wenig Honig wird es geben, und die Baumwolle wird billig sein -doch Allah weiß es am besten!' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 456. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Astronom, als die Sklavin über die Bedeutung des Montags zu Ende geredet hatte, zu ihr sprach: ,Nun sage mir, was geschieht, wenn der erste Tag des Jahres auf einen Dienstag fällt!' Da antwortete sie: ,Der Tag gehört dem Mars; und das deutet auf den Tod der Großen unter den Menschen, viel Zerstörung, Blutvergießen, Teuerung des Korns und wenig Regen. Mangel an Fischen wird herrschen; denn bald werden ihrer viel und bald ihrer wenig sein. Linsen und Honig werden in jenem Jahr billig sein. Leinsaat aber teuer, und von allen Kornfrüchten wird nur die Gerste gedeihen. Es wird viel Kampf unter den Königen geben, blutiger Tod wird sein, und viel Esel werden sterben - doch Allah weiß es am besten!' ,Berichte mir weiter über den Mittwoch!' ,Der Tag gehört dem Merkur; und das deutet auf großen Aufruhr unter dem Volke und auf viel Feindschaft; die Regenzeiten werden gleichmäßig verteilt sein, aber dennoch



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werden einige Saaten verderben; und es wird ein großes Sterben sein unter dem Vieh und den kleinen Kindern, und auf dem Meere wird viel gekämpft werden. Weizen wird teuer sein vom Barmûda' bis zum Misra'; aber die anderen Kornfrüchte werden billig sein. Es wird viel donnern und blitzen; der Honig wird teuer werden, die Dattelpalrnen werden reichliche Frucht tragen, auch wird es viel Flachs und Baumwolle geben, aber Rettiche und Zwiebeln werden teuer sein -doch Allah weiß es am besten!' ,Und was wird geschehen, wenn Neujahr auf einen Donnerstag fällt?' ,Der Tag gehört dem Jupiter; und das deutet auf Gerechtigkeit bei den Ministern und Rechtschaffenheit bei den Kadis und Fakiren und allen Dienern des Glaubens. Es wird ein Jahr reichen Segens sein; viel Regen und Früchte wird es geben, Bäume und Getreide werden gut gedeihen; Flachs und Baumwolle, Honig und Trauben werden billig sein, und eine Fülle von Fischen wird kommen -doch Allah weiß es am besten!' ,Weiter sage mir, worauf Neujahr am Freitag deutet!' ,Der Tag gehört der Venus; und das deutet auf Tyrannei bei den Großen unter den Dämonen und auf viel Gerede voll Falschheit und bösen Leumunds. Tau wird reichlich fallen, die Herbsternte wird gut sein im Lande, und in dem einen Landstrich wird alles billig, im andern aber teuer sein. Viel Zwietracht wird herrschen zu Lande und zu Wasser. Die Leinsaat wird teuer sein und ebenso auch der Weizen im Hatûr', doch billig im Amschîr.' Honig wird teuer sein, Trauben und Wassermelonen werden verderben -doch Allah weiß es am besten!' ,Nun sage mir noch, was geschieht, wenn Neujahr am Sonnabend beginnt!' ,Der Tag gehört dem Saturn; und das deutet auf Bevorzugung der Sklaven und Griechen



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und aller derer, in denen und bei denen nichts Gutes ist. Große Teuerung und Dürre wird herrschen, viel Nebel wird es geben, ein großes Sterben wird über die Menschen kommen, und des Wehlkagens wird viel sein beim Volke von Ägypten und Syrien ob der Tyrannei des Sultans; auf der Saat wird kein Segen ruhen, und das Getreide wird verderben -doch Allah weiß es am besten!' Da neigte der Astronom sein Haupt und senkte es tief; doch sie sprach zu ihm: ,O du Sterndeuter, jetzt will ich eine Frage an dich richten. Wenn du die nicht beantwortest, so werde ich dir dein Gewand abnehmen.' ,Sprich!' erwiderte er. Da hub sie an: ,Wo ist die Wohnung des Saturn?' ,Im siebenten Himmel.' ,Und die des Jupiters?' ,Im sechsten Himmel.' ,Und die des Mars?' ,Im fünften Himmel.' ,Und die der Sonne?' ,Im vierten Himmel.' ,Und die der Venus?' ,Im dritten Himmel.' ,Und die des Merkur?' ,Im zweiten Himmel.' ,Und die des Mondes?' ,Im ersten Himmel.' ,Gut! Nun bleibt nur noch eine andere Frage für dich übrig.' ,Frage nur!' ,Sage mir, in wie viele Abteilungen zerfallen die Sterne?' Da schwieg er und konnte keine Antwort geben. Sie aber rief: ,Leg dein Gewand ab!' Er legte es ab, und nachdem sie es hingenommen hatte, sprach der Kalif zu ihr: ,Nun beantworte du uns diese Frage!' Darauf erwiderte sie: ,O Beherrscher der Gläubigen, die Sterne zerfallen in drei Abteilungen. Ein Teil von ihnen hängt am Erdenhimmel wie Lampen, und der spendet der Erde Licht. Der zweite Teil dient dazu, daß mit ihnen die Satane geworfen werden, wenn sie die Gespräche im Himmel heimlich belauschen wollen; Allah der Erhabene sagt: ,Fürwahr, wir haben den untersten Himmel mit Leuchten geschmückt, und die haben wir zu Geschossen für die Satane bestimmt.' Der dritte Teil aber hängt in der Luft, und der erleuchtet die Meere und was dari. 1. Sure 67, Vers .



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innen ist.' Nun sagte jedoch der Astronom: ,Ich habe noch eine Frage zu stellen; und wenn sie die beantwortet, will ich mich für überwunden erklären.' ,Sprich!' antwortete sie. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 457. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Astronom sprach: ,Nenne mir vier gegensätzliche Dinge, die auf vier andere gegensätzliche Dinge gegründet sind!' Sie erwiderte: ,Das sind Hitze, Kälte, Feuchtigkeit und Trockenheit. Allah erschuf aus der Hitze das Feuer, dessen Natur heiß und trocken ist; aus der Trockenheit schuf er die Erde, deren Wesen kalt und trocken ist; aus der Kälte machte er das Wasser, das eine kalte und feuchte Natur hat; und aus der Feuchtigkeit ließ er die Luft entstehen, deren Wesen heiß und feucht ist. Dann erschuf Allah die zwölf Zeichen des Tierkreises: Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische. Und zwar machte er sie von vierfacher Natur: drei feurig, drei irdisch, drei luftig und drei wässerig; Widder und Löwe und Schütze sind feurig, Stier und Jungfrau und Steinbock sind irdisch, Zwillinge und Waage und Wassermann sind luftig, Krebs und Skorpion und Fische sind wässerig.' Da hub der Astronom an und sprach: ,Leg Zeugnis ab wider mich, o Kalif, daß sie gelehrter ist als ich!' und ging geschlagen von dannen.

Der Beherrscher der Gläubigen aber rief: ,Wo ist der Philosoph?' Alsbald erhob sich ein Mann und trat vor die Sklavin hin und sprach: ,Sage mir, was ist die Zeit, welches sind ihre Grenzen und ihre Tage, und was bringt sie?' Sie gab zur Antwort: ,Die Zeit ist ein Name, der angewandt wird für die Stunden der Nacht und des Tages, und die sind nur die Maße



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für den Umlauf der Sonne und des Mondes in ihren Sphären, wie Allah der Erhabene verkündet hat, als er sprach: ,Ein Zeichen für sie ist auch die Nacht; wir nehmen den Tag von ihr fort, und siehe da, Finsternis umgibt die Menschen. Und die Sonne eilt zu ihrem Ruheplatze; jenes ist die Ordnung des Allmächtigen und Allwissenden." ,Sage mir, wie der Unglaube zum Menschen kommt!' ,Von dem Gesandten Allahs —Er segne ihn und gebe ihm Heil! —wird überliefert, daß er gesagt hat: ,Der Unglaube rinnt im Menschen, wie das Blut in seinen Adern rinnt, wenn er die Welt, die Zeit', die Nacht und die Stunde verflucht.' Und ferner hat er, auf dem Allahs Segen und Heil ruhe, gesagt: Keiner von euch fluche der Zeit; denn die Zeit ist Gott. Und keiner von euch fluche der Welt; denn sie spricht: Möge Allah dem nicht helfen, der mir flucht. Und keiner von euch fluche der Stunde; denn: Die Stunde naht, daran ist kein Zweifel.' Auch fluche keiner von euch der Erde; denn sie ist ein Wunderzeichen nach dem Worte des Erhabenen: Aus ihr haben wir euch erschaffen, und in sie lassen wir euch zurückkehren, und aus ihr werden wir euch dereinst auferwecken." ,Nenne mir die fünf, die da aßen und tranken und doch nicht aus Lenden und Mutterleib hervorgegangen waren.' ,Adam, Simeon', die Kamelin des Sâlih', der



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Widder Ismaels' und der Vogel, den Abu Bakr der Wahrhaftige in der Höhle sah.' ,Nenne mir die fünf, die im Paradiese leben und doch weder Menschen noch Geister noch Engel sind!' ,Der Wolf Jakobs, der Hund der Siebenschläfer, der Esel Esras, die Kamelin des Sâlih und Duldul, das Maultier des propheten' -Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —' ,Nenne mir einen Mann, der ein Gebet sprach, während er weder auf der Erde noch im Himmel war!' ,Das ist Salomo, als er auf seinem Teppich betete, der vom Winde getragen wurde.' ,Nun gib mir hierüber Auskunft: Ein Mann sprach das Frühgebet; da blickte er auf eine Sklavin, doch sie war ihm verwehrt. Als es Mittag ward, war sie ihm erlaubt; am Nachmittag war sie ihm wieder verwehrt; als die Sonne unterging, war sie ihm wieder erlaubt; doch zur Zeit des Abendgebetes war sie ihm zum dritten Male verwehrt. Und schließlich, als die Zeit des Frühgebetes kam, war sie ihm von neuem erlaubt.' ,Das war ein Mann, der zur Zeit des Frühgebetes die Sklavin eines anderen erblickte; die war ihm verwehrt. Um die Mittagszeit kaufte er sie; da war sie ihm erlaubt; am Nachmittage aber ließ er sie frei; und so war sie ihm wieder verwehrt. Als die Sonne unterging, nahm er sie zur Frau, und da war sie ihm erlaubt; doch zur Zeit des Abendgebetes verstieß er sie; da war sie ihm zum dritten Male verwehrt. Und schließlich, als die Zeit des Frühgebetes kam, nahm er sie zurück; so ward sie ihm von neuem erlaubt.' ,Nun nenne mir ein Grab, das mit seinem Bewohner umherzog!'



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,Der Walfisch des Jûnus ibn Mattai', als er ihn verschlungen hatte.' ,Nenne mir eine Senke, auf die nur ein einziges Mal die Sonne geschienen hat und auf die sie nie wieder scheinen wird bis zum Jüngsten Tage!' ,Das ist das Rote Meer, als Mose es mit seinem Stabe schlug und als es sich in zwölf Teile zerteilte nach der Zahl der Stämme; da schien die Sonne auf seinen Grund, aber sie wird es bis zum Tage der Auferstehung nie wieder tun.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 458. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Philosoph dann zu der Sklavin sprach: ,Nenne mir den ersten Saum, der über das Angesicht der Erde schleifte!' ,Das war der Saum Hagars, als sie Scheu vor Sarah hatte; und dies ward eine Sitte unter den Arabern.' ,Was ist das, was da atmet ohne Lebensgeist?' ,Allah der Erhabene hat gesagt: ,Bei dem Morgen, wenn er aufatmet." ,Löse mir dies Rätsel: Eine ffiegende Taubenschar kam zu einem hohen Baume, und ein Teil von ihnen setzte sich auf den Baum, ein anderer darunter. Da sprachen die auf dem Baume zu denen, die unten waren: ,Wenn eine von euch herauffliegt, so seid ihr ein Drittel von uns allen; und wenn eine von uns hinabfliegt, so werden wir euch an Zahl gleich sein.' ,Es waren im ganzen zwölf Tauben; sieben von ihnen setzten sich auf den Baum, fünf darunter: Wenn nun eine hinauffllog, so waren die droben doppelt soviel wie die drunten; wäre aber eine hinabgeflogen, so wären die droben und die drunten von gleicher Zahl gewesen - doch Allah weiß es am besten.' Da legte der Philosoph sein Gewand ab und lief eilends davon.



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Sehen wir nun, wie es ihr mit en-Nazzâm selbst erging! Als nämlich die Sklavin sich nunmehr an all die noch anwesenden Gelehrten wandte und zu ihnen sprach: ,Wer von euch ist es, der über alle Künste und Wissenschaften reden kanne' hub en-Nazzâm' an und sprach zu ihr: ,Glaube nicht, daß ich wie die anderen bin!' Doch sie erwiderte ihm: ,Ich bin um so sicherer. daß du überwunden wirst, da du anmaßend bist. Allah wird mir zum Siege über dich verhelfen, so daß ich auch dir dein Gewand abnehmen kann. Es wäre also besser für dich, wenn du schon jetzt jemand fortschickst, der dir etwas bringt, das du anziehen kannst!' ,Bei Allah,' rief er, ,wahrlich, ich werde dich sicher besiegen und dich zum Gerede der Leute machen, auf daß man von Geschlecht zu Geschlecht über dich spricht!' Die Sklavin antwortete ihm: ,Tu Buße im voraus für deinen Meineid!' Dann begann er zu fragen: ,Tu mir kund, welche fünf Dinge erschuf Allah der Erhabene, bevor er die Kreatur ins Leben riefe' Sie erwiderte: ,Das Wasser, die Erde, das Licht. die Finsternis und die Früchte der Erde.' ,Weiter sage mir, was schuf Allah mit der Hand der Allmacht?' ,Den Himmelsthron, den Paradiesesbaum Tûba, Adam und den Garten Eden -alle diese erschuf Allah mit der Hand seiner Allmacht; doch zu allem anderen, was er erschaffen hat, sprach er: ,Werdet!' und da wurden sie.' ,Nenne mir deinen Vater im Islam!' ,Mohammed -Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —' ,Wer ist Mohammeds Vater im Islam?' ,Abraham, der Freund Gottes.' ,Worin besteht der Glaube des Islams?' ,In dem Bekenntnis, daß es keinen Gott gibt außer Allah und daß Mohammed der Gesandte Allahs ist.' ,Jetzt tu mir kund, welches dein Anfang und dein Ende ist!' ,Mein Anfang ist ein Tropfen schmutziger Flüssigkeit, mein Ende ist ein Leichnam, der Verwesung ges.



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weiht. Mein Anfang ist Staub, und mein Ende ist Staub, wie der Dichter gesagt hat:

Aus Staub geschaffen wurde ich zum Menschen
Und ward in Prag und Antwort sprachgewandt;
Ich kehre heim und bleibe in dem Staube.
Dieweil ich früher aus dem Staub entstand.'

Weiter fragte er: ,Was ist das, was zuerst Holz war und später Leben bekamt' ,Das ist der Stab Mosis; als er ihn in den Talgrund warf, da ward er zu einer ringelnden Schlange, mit Erlaubnis Allahs des Erhabenen.' ,Erkläre mir das Wort des Erhabenen: ,Und er diente mir noch zu anderen Zwecken.' ,Moses pflegte seinen Stab in die Erde zu stecken; dann blühte er und trug Frucht, spendete ihm Schatten vor der Hitze und schützte ihn vor der Kälte; er stützte ihn, wenn er müde war. und behütete ihm seine Schafe vor den wilden Tieren, wenn er schlief.' ,Sage mir, welches Weib wurde allein vom Manne und welcher Mann allein vom Weibe geboren?' ,Eva von Adam und Jesus von Maria.' ,Nenne mir vier Feuer: ein Feuer, das frißt und trinkt; ein Feuer, das frißt, aber nicht trinkt; ein Feuer, das trinkt, aber nicht frißt; und ein Feuer. das weder frißt noch trinkt!' ,Das Feuer, das frißt, aber nicht trinkt, ist das Feuer dieser 'Welt: das Feuer, das frißt und trinkt, ist das Höllenfeuer: das Feuer, das trinkt, aber nicht frißt, ist die Sonnenglut; das Feuer, das weder frißt noch trinkt, das ist das Feuer des Mondes.' ,Sage mir, was ist das Freistehende und was das Gebundene?' ,O Nazzâm, das Freistehende sind die verdienstlichen Handlungen, das Gebundene sind die Pflichten.' ,Deute mir die Dichterworte:

Es haust im Grabe; seine Kost steht ihm zu Häupten;
Es redet Worte, wenn es seine Nahrung schmeckt.



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Bald steht es auf und schreitet schweigend, aber redend
Und kehre! heim zur Gruft, aus der es auferweckt.
Lebendig ist es nicht und wird doch hochgeehrt;
Es ist nicht tot und doch der Gnade Gottes wert.'

,Das ist das Schreibrohr." ,Nun deute mir die Worte des Dichters, der da spricht:

Es hat zwei feste Taschen, und sein Blut fließt leicht;
Die Ohren sind verhüllt, doch offen steht der Mund.
Es sieht dein Hahne gleich, der auf den Bauch sich pickt';
Und als ein halber Dirhem tut sein Wert sich kund.'

,Das Schreibgerät.' ,Sage mir auch, was der Dichter mit diesen Worten meint:

Wohlan, sprich zu den Leuten von Wissen, Witz und Bildung
Und jedem Meister, reich an Ehren und Verstand:
Wohlan, verkündet mir, welch Ding saht ihr vom Vogel
Dort auf Arabiens Flur und in der Perser Land.
Es hat kein Fleisch an sich, hat auch kein Blut im Leibe;
Es hat auch kein Gefieder noch ein Flaumgewand.
Es wird gekocht gegessen, wird auch kalt genossen;
Man speist es auch gebraten, wenn's am Feuer stand.
Es hat der Farben zwei: die eine ist wie Silber.
Die andre, zar! und fein, wird kaum vom Gold erreicht.
Es ward noch nie lebendig, noch: auch tot gesehen.
Sagt mir, was ist dies Ding, das einem Wunder gleicht?'

Da rief sie: ,Du brauchst viel Worte, um nach einem Ei zu fragen, das nur einen Pfennig wert ist!' ,Nun sage mir denn, wieviel Worte sprach Gott zu Moser' ,Es wird vom Gesandten Allahs -Er segne ihn und gebe ihm Heil! —überliefert, daß er gesagt hat: ,Gott sprach zu Mose eintausendfünfhundertundfunfzehn



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Worte.' ,Nenne mir vierzehn Dinge, die zum Herrn der Welten gesprochen haben!' ,Die sieben Himmel und die sieben Erden, als sie sprachen: ,Wir nahen gehorsam." —

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 459. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß en-Nazzâm, nachdem die Sklavin ihm ihre Antwort gegeben hatte, sie weiter fragte: ,Tu mir kund, in welcher Weise Adam erschaffen wurde!' ,Allah erschuf Adam aus Lehm, den Lehm aus Schaum, den Schaum aus dem Meere, das Meer aus der Finsternis, die Finsternis aus dem Lichte, das Licht aus einem Fische, den Fisch aus einem Felsen, den Felsen aus einem Rubin, den Rubin aus Wasser und das Wasser aus seiner Allmacht heraus, wie der Erhabene gesagt hat: Wenn Er ein Ding will, so ist sein Befehl nur, daß er sagt: ,Werde!' und es wird.",Sage mir, was der Dichter meint, wenn er sagt:

Ein Fresser ist's, und hat doch weder Mund noch Leib;
Als Speise dienen ihm die Tiere und der Wald.
Gibst du ihm seine Nahrung, steht es auf und lebt;
Doch wenn du es mit Wasser tränktest, stürb es bald.'

,Das ist das Feuer!' ,Sage mir, was der Dichter mit diesen Worten meint:

Ein Liebespaar, von jeder Lust gemieden,
Ruht Arm in Arm die liebe lange Nacht.
Vor Schaden hütet es getreu die Menschen;
Es wird getrennt, sobald die Sonne wacht.'

,Das sind die beiden Türflügel!' ,Nenne mir die Abteilungen der Hölle!' ,Es sind ihrer sieben; und ihre Namen sind in diesen beiden Versen enthalten:



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Dschahannam ist's und Laza, dann el-Hatîm desgleichen,
Drauf zähle es-Sa'îr und Sakar auch zumal;
Und danach kommt Dschahîm, dann Hdwija als letzte:
Das ist im kurzen Spruche ihre ganze Zahl.'

,Sage mir weiter, was der Dichter mit diesen Worten meint:

Sie hat ein Lockenpaar, das von den Schläfen weht
Weit hinter ihrem Rücken, wenn sie kommt und geht.
Ein Auge auch, das nie des Schlummers Süße kostet,
In dem von Tränen nie auch nur ein Tropfen steht.
Sie hat ihr Lebelang noch nie ein Kleid getragen,
Doch sie ist's, die den Menschen viele Kleider näht.'

,Das ist die Nadel.' ,Sage mir, wie lang und wie breit ist die Höllenbrücke?' ,Ihre Länge ist gleich einer Reise von dreitausend Jahren, tausend im Abstieg, tausend im Anstieg und tausend eben; sie ist schärfer als ein Schwert und dünner als ein Haar.' — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 460. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß en-Nazzâm, nachdem die Sklavin ihm die Höllenbrücke beschrieben hatte, fortfuhr: ,Sage mir, wie viele Fürbitten leistet unser Prophet Mohammed - Allah segne ihn und gebe ihm Heil! —für die Gläubigen?' ,Drei Fürbitten.' ,War Abu Bakr der erste, der den Islam annahm?' ,Jawohl.' ,'All nahm doch vor Abu Bakr den Islam an?' ,'All kam zum Propheten - Allah segne ihn und gebe ihm Heil! -als ein Knabe von sieben Jahren, und Allah verlieh ihm die rechte Leitung, obgleich er noch so jung war, so daß er nie einen Götzen anbetete.' ,Sage mir, wer ist vortrefflicher, 'All oder el-'Abbâs?' Da erkannte sie - so erzählte en-Nazzâm selbst -, daß dies eine Falle für sie war; denn wenn sie sagte,



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'Alt sei vortrefflicher als el-'Abbâs, so würde der Beherrscher der Gläubigen' ihr das nie verzeihen. Sie senkte daher eine Weile ihr Haupt und ward bald rot und bald blaß; dann aber hub sie an: ,Du fragst nach zwei vortrefflichen Männern, deren jeder seinen eigenen Vorzug hat. Laß uns jetzt zudem zurückkehren, worüber wir sprachen!' Als der Kalif Harûn er-Raschîd ihre Antwort hörte, erhob er sich und blieb aufrecht stehen und rief ihr zu: ,Du hast gut gesprochen, beim Herrn der Kaaba, o Tawaddud!' Nun fragte Ibrahîm en-Nazzâm weiter: ,Sage mir, was meint der Dichter mit diesen Worten:

Es ist von schlankem Leib, und süß ist sein Geschmack;
Es gleicht dem Speer, doch hat es keine Spitze dran.
Und alle Menschen schätzen seinen Nutzen hoch:
Man Ißt es nach der Vesperzeit im Ramadân.'

,Das Zuckerrohr', erwiderte sie; und en-Nazzâm fuhr fort: ,Nun gib mir über viele Fragen Auskunft!' ,Welche sind das?' ,Was ist süßer als Honig, was ist schärfer als das Schwert, was ist schneller als das Gift? Was ist die Wonne eines Augenblicks, was die Freude dreier Tage, welches ist der schönste Tag, und was ist das Glück einer Woche? Welches ist die Schuld, die selbst der lügnerische Schuldner nicht abstreitet, was ist das Gefängnis des Grabes, was die Freude des Herzens, und was die Falle der Seele? Was ist der Tod im Leben, welches ist die Krankheit, die nicht geheilt werden kann, welches die Schmach, die sich nicht tilgen läßt, und welches ist das Tier, das nicht auf der Ackerflur wohnt, sondern in der Wüste haust, das die Menschen haßt und das von Natur die Eigenschaften sieben gewaltiger Wesen besitzt?' Da erwiderte sie ihm: ,Höre die Antwort, die ich dir gebe, und lege dein Gewand ab, auf daß ich sie dir deute!' Doch der Kalif rief ihr zu: ,Deute zuerst, dai.



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nach soll er sein Gewand ablegen!' So sprach sie denn: ,Süßer als Honig ist die Liebe frommer Kinder zu ihren Eltern; schärfer als das Schwert ist die Zunge; schneller als das Gift ist das böse Auge. Die Wonne eines Augenblicks ist die Sinnenlust; die Freude dreier Tage istdas Enthaarungsmittel für die Frauen; der schönste Tag ist der Tag des Gewinnes im Handel; und das Glück einer Woche ist die junge Frau. Die Schuld, die der lügnerische Schuldner nicht abstreitet, ist der Tod; das Gefängnis des Grabes ist ein ungeratener Sohn; die Freude des Herzens ist eine Frau, die ihrem Gatten gehorsam ist, doch es heißt auch, daß sich das Herz am Fleische erfreut, wenn das zu ihm sich neigt; die Falle der Seele ist ein ungehorsamer Sklave. Der Tod im Leben ist die Armut; die Krankheit, die nicht geheilt werden kann, ist ein schlechter Charakter; die Schande, die sich nicht tilgen läßt, ist eine mißratene Tochter. Und schließlich das Tier, das nicht auf der Ackerflur wohnt, sondern inder Wüste haust, das die Menschen haßt und die Eigenschaften sieben gewaltiger Wesen besitzt, das ist die Heuschrecke, ihr Kopf gleicht dem Kopfe des Pferdes, ihr Nacken dem des Stieres, ihre Flügel sind wie die Flügel des Geiers; ihr Fuß gleicht dem des Kameles, ihr Schwanz dem der Schlange, ihr Bauch dem des Skorpions, und ihre Hörner sind wie die der Gazelle.' Da wunderte der Kalif Harûn er-Raschîd sich über ihren Scharfsinn und ihren Verstand, und er sprach alsbald zu en-Nazzâm: ,Leg dein Gewand ab!' Der hub an und sprach: ,Ich rufe alle, die in dieser Versammlung zugegen sind, wider mich zu Zeugen auf, daß diese Sklavin gelehrter ist als ich und alle anderen Gelehrten!' Und er legte sein Gewand ab und sprach zu der Sklavin: ,Da, nimm es hin; Allah möge es dir nicht gesegnen!' Aber der Kalif ließ ihm ein anderes Gewand bringen, das er anlegen konnte.



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Darauf hub der Beherrscher der Gläubigen wieder an und sprach: ,O Tawaddud, nun bleibt noch eins übrig von dem, dessen du dich gerühmt hast, das ist das Schachspiel.' Und er ließ Meister des Schachspiels, des Kartenspiels und des Tricktrackspieles kommen. Der Schachspieler setzte sich vor ihr nieder, und nachdem sie die Figuren zwischen ihnen beiden aufgestellt hatte, tat er einen Zug, und sie tat einen Gegenzug. Zug aber, den er tat, vereitelte sie sofort durch einen Gegenzug. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 461. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß die Sklavin, als sie vor dem Beherrscher der Gläubigen Harün er-Raschîd mit dem Meister Schach spielte, jedesmal, wenn jener einen Zug tat, ihn durch einen Gegenzug vereitelte, bis sie ihn geschlagen hatte und er sich schachmatt sah. Da sprach er: ,Ich wollte dich nur aufmuntern, damit du dich für eine geschickte Spielerin hältst. Nun stelle noch einmal auf, dann wirst du sehen!' Aber wie sie zum zweiten Male aufgestellt hatte, sprach er bei sich: ,Mache dein Auge auf; sonst schlägt sie dich wieder!' Dann ging er mit jedem Zuge erst nach langer Berechnung vor, und erspielte so lange, bis sie ihm zurief: ,Schachmatt, der König ist tot!' Als er solches von ihr erfuhr, wunderte er sich über ihren Scharfsinn und ihre Klugheit. Sie aber lächelte und sprach zu ihm: ,Meister, bei unserem dritten Spiele will ich mit dir eine Wette eingehen. Ich gebe dir die Königin und den rechten Turm und den linken Springer. Wenn du mich schlägst, dann nimm meine Kleider; aber wenn ich dich schlage, so will ich dir deine Kleider abnehmen.' ,Ich bin damit einverstanden', erwiderte er. Dann stellten sie beide die Figuren auf; Tawaddud gab die Königin, den Turm und den Springer ab und



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sprach: ,Zieh, Meister!' Da tat er einen Zug, indem er sich sagte: ,Nach einer solchen Vorgabe werde ich sie sicher schlagen.' Und er machte sich einen festen Plan; derweilen aber tat sie langsam Zug um Zug, bis sie ihm eine Königin in den Weg gestellt hatte, und dann rückte sie gegen ihn vor, brachte die Bauern und anderen Figuren auch heran, und um seine Aufmerksamkeit abzulenken, opferte sie ihm eine Figur. Er nahm sie; doch da rief Tawaddud: ,Das Maß ist vollgestrichen, und die Lasten sind ausgeglichen! Friß nur, bis du übersatt bist! Nur deine Gier, du Menschenkind, bringt dich zu Falle. Merkst du denn nicht, daß ich deine Gier erweckte, um dich zu betören. Siehe da, du bist schachmatt!' Und sie fügte hinzu: ,Leg deine Kleider ab!' Er bat sie: ,Laß mir die Hosen, Allah wird es dir vergelten!' Und er schwor bei Allah, nie wieder mit jemandem einen Wettkampf einzugehen, solange Tawaddud im Reiche von Baghdad weilte. Darauf legte er sein Gewand ab, überreichte es ihr und ging davon.

Nun holte man den Tricktrackspieler herbei; zu dem sprach sie: ,Was wirst du mir geben, wenn ich dich heute schlage?' Er antwortete: ,Ich will dir zehn Gewänder geben aus Brokat, der von Konstantinopel gekommen ist, und der mit Gold bestickt ist, ferner zehn Gewänder aus Samt und tausend Dinare. Aber wenn ich dich schlage, so verlange ich von dir nichts, als daß du mir eine Urkunde mit der Bestätigung meines Sieges aussteilst.' ,Wohlan denn an dein Werk!' sprach sie; und er spielte, aber er verlor. Da stand er auf, indem er unverständliche Worte in fränkischer Sprache murmelte, und sagte dann: ,Bei der Gnade des Beherrschers der Gläubigen: ihresgleichen gibt es in der ganzen Welt nicht wieder!'

Zuletzt berief der Beherrscher der Gläubigen die Künstler der Musik; und als die gekommen waren, fragte er die Sklavin:



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,Verstehst du etwas von Musikt' ,Jawohl', erwiderte sie. Da ließ er eine Laute bringen, abgegriffen und abgeschliffen und aller Schönheit bar, deren Besitzer durch die Trennung von seiner Geliebten ins Elend geraten war, wie ein Dichter sie beschreibt:

Ein Land, von Gott getränkt, ließ frisches Holz' ersprießen,
Bald wuchsen Zweige dran, und Wurzeln wurden hart.
Die Vögel sangen drauf solang das Holz noch grün war;
Jetzt singt zu ihm die Zarte, seit es trocken ward.

Man brachte nun eine Laute in einem Beutel aus rotem Satin mit Quasten aus safranfarbener Seide; sie öffnete den Beutel, nahm Lauteheraus, und siehe da, auf ihr standen diese Worte eingegraben:

Ein frischer Ast ward hier zur Laute für die Maid,
Die ihre Lieder klagt in trauten Freundeskreisen;
Sie singt; und ihrer Stimme stifter Schall erklingt,
Als lernte sie der Nachtigallen zarte Weisen.

Sie legte die Laute auf ihren Schoß und neigte sich mit ihrer Brust darüber; sie beugte sich, wie sich eine Mutter über ihr Kind beugt, wenn sie es säugt, und dann spielte sie auf ihr zwölf Weisen, bis die ganze Versammlung im Meere des Entzückens auf und nieder wogte. Darauf sang sie:

Hör auf, mich zu meiden! Laß ab von der Hörte!
Denn, bei deinem Leben, mein Herz läßt dich nicht.
Erbarm dich der Tränen des armen Betrübten,
Dem glühende Liebe das Herze zerbricht!

Der Beherrscher der Gläubigen war entzückt und rief: ,Allah segne dich und erbarme sich dessen, der dich gelehrt hat!' Sie aber erhob sich und küßte dann vor ihm den Boden. Darauf befahl er, Geld zu bringen, und er ließ ihrem Herrn hunderts.



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tausend Dinare zahlen; und schließlich sprach er zu ihr: ,Tawaddud. erbitte dir eine Gnade von mir!' Da erwiderte sie: ,Ich erbitte von dir die Gnade, daß du mich meinem Herrn, der mich verkauft hat, zurückgibst.' ,Ich will es tun', sprach er und gab sic ihm zurück, indem er ihr zugleich fünftausend Dinare schenkte. Ihren Herrn aber ernannte er zu seinem Tischgenossen auf Lebenszeit. — —«

Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 462. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß der Beherrscher der Gläubigen der Sklavin fünftausend Dinare schenkte und sie ihrem Herrn zurückgab, daß er ihn zu seinem Tischgenossen auf Lebenszeit ernannte und ihm zugleich allmonatlich einen Sold von tausend Dinaren bestimmte. So lebte denn Abu el-Husn mit der Sklavin Tawaddud herrlich und in Freuden. — Nun staune, o König, über die Beredsamkeit dieser Sklavin, über ihr reiches Wissen, ihren Verstand und ihre vollendete Bildung in allen Wissenschaften und Künsten! Und bedenke auch die Großmut des Beherrschers der Gläubigen Harûn er-Raschîd, der ihrem Herrn all dies Geld gab und dann zu ihr sprach: ,Erbitte dir eine Gnade von mir!' und darauf, als sie die Gnade von ihm erbat, er möchte sie ihrem Herrn zurückgeben, sie ihm alsbald wiedergab, ihr selbst fünftausend Dinare schenkteund ihren Gebieter zu seinem Tischgenossen ernannte! Wo fände man wohl nach den Abbasidenkalifen noch solche Freigebigkeit? Die Barmherzigkeit Allahs walte über sie alle jederzeit!



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Ferner wird erzählt


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