Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

DICHTKUNST DER KASSAIDEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1928

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_12-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT ZWEI KARTEN UND ZEHN ABBILDUNGEN

Kassongo (Bassonge; Bena Ki; Zappu Zapp)

Kalandoa Batua hatte fünf Söhne. Vier seiner Söhne gingen an das Wasser baden. Sie wurden alle vier von Gandu (Krokodil) verschlungen. Kassongo, der fünfte, sagte: "Meine vier Brüder sind im Wasser verschlungen. Ich will nicht allein hier bleiben. Ich werde auch in das Wasser gehen." Kassongo zog Ziegen das Fell ab. Er zog solches wie Stiefel über die Beine. Er steckte innen Papaiholz hinein.

Kassongo kam an das Wasser. Kassongo ging in das Wasser. Gandu kam. Gandu schnappte nach den Beinen Kassongos. Das Papaiholz knackte. Gandu sagte: "Die Beine dieses Menschen sind gebrochen." Gandu nahm Kassongo und schleppte ihn unter das Wasser in sein Haus.

In dem Hause sah Kassongo viele, viele Menschen. Sie hatten alle gebrochene Beine, sonst waren sie gesund. Kassongo sah seine vier



Atlantis Bd_12-260 Flip arpa

Brüder. Die Leute sagten zu Kassongo: "Wir leben hier sehr gut, nur können wir nicht fort, denn wir haben zerbrochene Beine." Kassongo sagte: "Ich habe mir Ziegenfell übergezogen und Holz von Papai hineingesteckt. Als Gandu zubiß, knackte es und Gandu glaubte, nun seien meine Beine gebrochen. Aber das Ziegenfell hat mich geschützt." Die andern sagten: "Du bist sehr klug gewesen."

Gandu war nicht zu Hause. Kassongo sah einen langen Strick in das Haus hereinragen, daran war unten ein Korb. Der Strick kam von oben. Kassongo begann zu klettern. Er kletterte, er kletterte, er kletterte. Er kam zuletzt auf die Erde. Er ging seine Straße; er war aber sehr ermüdet und fühlte sich sehr schwach. Gandu kam nach Hause und sah, daß Kassongo entwichen war. Er ging zu den Leuten mit den zerbrochenen Beinen und zerbiß einen nach dem andern. Die Stücke stiegen im Wasser auf. Die Leute sahen es und sagten: "Seht, wie Gandu alle zerfleischt."

Die Schwester seiner Mutter fand Kassongo im Walde. Sie nahm ihn und trug ihn in das Dorf. Die Leute fragten Kassongo: "Wo warst du?" Kassongo sagte: "Ich band mir Ziegenfell um die Beine und steckte vom Holze der Papai hinein. Ich ging in das Wasser. Gandu schnappte nach mir. Gandu hörte das Knacken der Papaihölzer und sagte: ,Die Beine dieses Menschen sind zerbrochen!' Gandu nahm mich mit in sein Haus. Ich sah da viele Menschen mit gebrochenen Beinen. Ich sah meine Brüder. Ich sah einen Strick, der von oben hereinkam. Ich kletterte empor und kam auf die Erde." Tschibambi (ein Mann in Kassongos Dorfe) wollte es ebenso machen. Er zog Ziegenfell an die Füße und steckte Papaiholz hinein. Tschibambi ging ins Wasser. Gandu kam und schnappte nach Tschibambi. Er packte aber nicht die Füße, sondern die Hände. Dann biß Gandu Tschibambi in der Mitte durch. Tschibambi war in zwei Teile gebissen und schwamm tot auf dem Wasser.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt