Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

DICHTKUNST DER KASSAIDEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1928

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_12-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT ZWEI KARTEN UND ZEHN ABBILDUNGEN

Ninabitaboa und ihre Söhne (Bena Lulua; Baqua Kabollo)

Ninabitaboa (eine alte Frau, die am Krückstocke geht) hatte drei Söhne: Tschitengatschankussu (Steiß des Papagei), Muelle Mulle (langes Messer) und Tschongfomatsche (hört ganz ausgezeichnet). Die drei Söhne gingen in den Busch und setzten ihre Mutter mitsamt viel Fleisch zum Essen auf einen hohen Baum. Unter den Baum legten sie einen Stein. Die Söhne gingen weit weg in den Busch zur Jagd. Nach einiger Zeit kam Tschilumi Tschikullu unter den Baum. Er hatte ein langes Messer und begann es an dem Stein unter dem Baume zu wetzen. Tschilumi Tschikullu sang (dazu):

"Ich schleife mein Messer an einen Stein. Das Fleisch der alten Frau riecht sehr gut. Ich esse alles Fleisch."

Ninabitaboa sagte auf dem Baume: "Ninabitaboa sitzt auf dem Baum und ißt sehr viel Fleisch." Tschilumi Tschikullu schlug mit dem Messer auf den Baum, um ihn zu fällen. Ninabitaboa sang:

Es heißt: "Wo wollt ihr Bidia (Brei) essen, wenn ich sterbe?"

Alle drei Söhne kamen. Tschilumi Tschikullu floh. Am Tage darauf setzten sich die Söhne Ninabitaboas mit vielem Fleisch auf einen andern hohen Baum und legten einen Stein darunter. Sie sagten: "Singe nicht." Sie gingen weit weg in den Busch zur Jagd. Nach einiger Zeit kam Tschilumi Tschikullu unter den Baum. Er hatte ein langes Messer und begann, es am Stein unter dem Baume zu wetzen. Tschilumi Tschikullu sang: "Ich wetze mein Messer am Stein und esse alles Fleisch. Das Fleisch der alten Frau riecht sehr gut."

Ninabitaboa sagte auf dem Baume: "Ninabitaboa sitzt auf dem Baum und ißt sehr viel Fleisch." Tschilumi Tschikullu schlug mit dem Messer auf den Baum, um ihn zu fällen. Tschilumi Tschikullu schlug den Baum um. Ninabitaboa fiel mit dem Baum und ihrem Fleisch zur Erde.

Ninabitaboa sagte: "Hier nimm mein Fleisch. Ich gebe es dir." Tschilumi Tschikullu sagte: "Ich nehme dein Fleisch und dich mit mir." Tschilumi Tschikullu steckte Ninabitaboa in einen Sack und trug sie mit sich in sein Dorf. Er hängte den Sack an ein Gabelholz.



Atlantis Bd_12-258 Flip arpa

Dann ging er von dannen, um alle andern Bilumi Bikullu (Pl. zu Tschilumi Tschikullu) zum Mahl einzuladen.

Die drei Söhne kamen von der Jagd zurück. Sie kamen an den Baum, auf dem sie ihre Mutter zurückgelassen hatten. Sie sahen die Fußspur Tschilumi Tschikullus und gingen der Spur nach. Sie kamen in das Dorf Tschilumi Tschikullus. Tschilumi Tschikullu war nicht zu Hause. Sie fanden Ninabitaboa im Sack am Gabelholze hängen. Sie nahmen ihre Mutter heraus und steckten (dafür) Mangondefrüchte hinein. Sie gingen mit Ninabitaboa nach Hause.

Tschilumi Tschikullu ging in die Dörfer der Bilumi Bikullu und sagte: "Ich habe eine Frau gefangen, wir wollen sie essen." Alle Bilumi Bikullu kamen, solche mit kleinen und solche mit großen Zähnen. Tschilumi Tschikullu sagte: "Werft den ganzen Sack in das Feuer. Die Frau, ist sehr schlau, und wenn man aufmacht, ehe sie tot ist, so läuft sie fort oder ruft ihre Söhne herbei."

Die Bilumi Bikullu warfen den Sack in das Feuer. Nach einiger Zeit machten die Mangondefrüchte: "Pung, pung, pung !" Tschilumi Tschikullu sagte: "Hört, sie stirbt." Die Frauen machten Bidia. Sie begannen zu essen. Sie versuchten. Die Bilumi Bikullu sagten: "Du hast gelogen, das ist kein Fleisch." Tschilumi Tschikullu sagte: "Es ist die alte Ninabitaboa." Die Bilumi Bikullu sagten: "Du hast gelogen. Das sind Mangondefrüchte."

Die Bilumi Bikullu töteten Tschilumi Tschikullu und aßen ihn.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt