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Kapitel 

DICHTKUNST DER KASSAIDEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1928

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_12-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT ZWEI KARTEN UND ZEHN ABBILDUNGEN

Der zurückgesetzte Knabe (Kanioka)

Ein Mann hatte zwei Frauen. Von jeder hatte er einen kleinen Sohn. Die eine Frau und ihren Sohn liebte er. Die andern beiden konnte er nicht leiden. Er scherzte mit der einen Frau und gab dem Knaben viel Essen, und er jagte das andere Kind fort, wenn es aß. Der kleine Junge weinte sehr. Das Kind sah den kleinen Vögeln, die im Baume spielten, zu und weinte und sagte: "Mein Vater liebt mich nicht, meine Mutter verstößt mich. Sie geben mir nichts. Weshalb gebt ihr kleinen Vögelchen mir nicht Perlen und Stoffe?" Die kleinen Vögelchen flogen fort.

Am andern Morgen sah der Knabe wiederum den Vögelchen zu. Sie kamen und legten Stoffe und Perlen in die Zweige eines Baumes. Der bevorzugte Knabe kam auch dazu und sagte: "Ach, das sind meine Perlen. Das ist mein Stoff." Der zurückgesetzte Knabe sagte: "Nein, ich habe mit den Vögeln gesprochen, es sind meine Sachen." Der bevorzugte Knabe stieg aber doch auf den Baum, um die Sachen zu holen. Sie lagen aber so fest an den Zweigen, daß er sie nicht wegzunehmen vermochte. Darauf sagte der zurückgesetzte Knabe: "Siehst du, daß es meine Sachen sind?" Der bevorzugte Knabe stieg vom Baume herab, der vernachlässigte hinauf. Er konnte die Perlen und Stoffe ohne weiteres abnehmen und brachte sie zur Erde.

Der zurückgesetzte Knabe konnte sich nun sehr schön kleiden. Er wurde ein großer Häuptling. Alle Männer und Frauen kamen zu ihm, und sein eigener Vater ward sein Sklave. (Erzählt von einer Frau.)


Copyright: arpa, 2015.

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