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Kapitel 

DICHTKUNST DER KASSAIDEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1928

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_12-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT ZWEI KARTEN UND ZEHN ABBILDUNGEN

Kamama (Bakuba; Lussambo)

Ein Häuptling gab seinen Leuten Fischgeräte. Sie gingen zum Fang und hatten reiche Beute. Sie gaben einem Kamama (Stummen) drei Fische, damit der sie dem Häuptling bringe. Nachher erfuhr der Häuptling, daß seine Leute acht Fische gefangen hatten, daß ihm also vier Fische zukamen. Die Fischer sagten: "Wir haben dir vier Fische gesandt." Der Häuptling sagte: "Nein, Kamama hat nur drei Fische gebracht." Der Häuptling rief den Kamama und sagte: "Wieviel Fische hast du mir gebracht?" Kamama hob drei Finger auf. Der Häuptling sagte: "Ein anderes Mal bringt alle Fische her, und dann werde ich teilen."

Die Leute gingen abends wieder ans Ufer um zu fischen. Sie nahmen (da sie ja die ganze Nacht zum Fischen draußen zu bleiben und jedenfalls bis zum Morgen auf den Sandbänken zu verweilen pflegen) die Töpfe mit der Fischspeise mit und ließen sie unter dem Schutze von Kamama und einigen Knaben zurück. Sie sagten: "Paßt gut auf und eßt nicht. Wenn wir wiederkommen, essen wir dann alle zusammen." Die Fischer gingen an die Arbeit. Sie waren kaum einige Zeit im Wasser, da aß ein Knabe aus dem Fischtopfe. Die Fischer im Wasser sagten sogleich: "Sicher hat einer der Jungen soeben von unsern Fischen gegessen." Sie gingen schnell zurück und fanden, daß ein Knabe wirklich von ihren Fischen gegessen hatte. Da hängten die Fischer den Knaben am Baum auf und sagten: "Nie darf ein Knabe vom Essen der Fischer genießen, solange die Fischer im Wasser sind. Tut der Knabe es, so frißt ein Ngandu (Krokodil) einen Fischer. Darum soll man den Dieb hängen."


Copyright: arpa, 2015.

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