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DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSEND UND EIN NÄCHTEN

VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE AUSGABE IN SECHS BANDEN

ZUM ERSTEN MAL NACH DEM ARABISCHEN URTEXT DER CALCUTTAER AUSGABE AUS DEM JAHRE 1839

ÜBERTRAGEN VON ENNO LITTMANN

BAND 3

IM INSEL-VERLAG


DIE GESCHICHTE VON EL-AMÎN UND SEINEM OHEIM IBRAHIM IBN EL-MAHDÎ

El-Amin. der Bruder von el-Mamûn. trat einst in das Haus seines Oheims Ibrahîm ibn el-Mahdî und erblickte dort eine Sklavin, wie sie die Laute schlug. Und da sie eine der schönsten Frauen war, so neigte sein Herz sich ihr zu. Doch als sein Oheim Ibrahim erkannte, wie es um ihn stand, schickte er ihm die Sklavin zu, angetan mit prächtigen Gewändern und kostbarem Juwelenschmuck. Als el-Amîn sie sah, glaubte er, sein Oheim Ibrahîm habe sie bereits erkannt, und darum mochte er ihr nicht mehr beiwohnen. So nahm er denn hin, was sie an Geschenken mitgebracht hatte; sie selbst aber sandte er zurück. Ibrahim ward jedoch über das Geschehnis von einem der Eunuchen unterrichtet; da nahm er ein Hemd aus geblümter Seide und schrieb auf den Saum in goldenen Lettern diese beiden Verse:



1000-und-1_Vol-03-578 Flip arpa

Fürwahr, bei ihm, vor dem sich alle Stirnen neigen,
Was unter diesem Saume ist, das keim ich nicht.
Auch ihren Mund berührt ich nie; mein einzig Trachten
War, was das Auge sieht und was die Zunge spricht.

Darauf hieß er sie das Hemd anlegen, reichte ihr eine Laute und sandte sie abermals zu el-Amîn. Als sie zu ihm eingetreten war, küßte sie den Boden vor ihm, stimmte die Laute und sang dazu diese beiden Verse:

Du nahmst die Gabe nicht und zeigtest, was du denkest;
Daß du dich von mir trennest, ward mir kund und klar.
Doch wenn du Anstoß nimmst an etwas, das vergangen,
Verzeih du als Kalif was längst schon nicht mehr war!

Als sie das Lied beendet hatte, schaute el-Amîn sie an und sah, was auf dem Saume des Hemdes geschrieben stand. Nun hielt er nicht länger an sich - —« Da bemerkte Schehrezâd, daß der Morgen begann, und sie hielt in der verstatteten Rede an. Doch als die 419. Nacht anbrach, fuhr sie also fort: »Es ist mir berichtet worden, o glücklicher König, daß el-Amîn, als er die Sklavin anschaute und sah, was auf dem Saume des Hemdes geschrieben stand, nicht mehr länger an sich hielt, sondern ihr nahte und sie küßte. Und er wies ihr ein eigenes Gemach in seinem Palaste an; ferner dankte er seinem Oheim für die Gabe und verlieh ihm die Statthalterschaft von Kai.'

Ferner wird erzählt


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