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Kapitel 

DICHTKUNST DER KASSAIDEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1928

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_12-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT ZWEI KARTEN UND ZEHN ABBILDUNGEN

Der unersättliche Jäger (Bena Lulua; Bena Kaschia, Östl. v. Luebo)

Ein Tschilembi (Jäger) ging mit seinem Hund in den Busch. Er fing erst ein Keschi (Stacheischwein). Er fing dann Zenschi (auf Bäumen ausschwärmende Insekten, die gegessen werden). Dann traf er eine Kangalla (Perihuhn). Er nahm einen Stock und warf damit. Er tötete sie. Dann traf er ein Quaddi (anderes Perlhuhn). Der Hund setzte hinter Quaddi her, ohne Quaddi zu erreichen. Der Tschilembi ergriff einen Stock und warf. Quaddi fiel tot herunter. Dann traf der Tschilembi zwei Junge des Bonkoddi (Vogel).

Eine Stimme sagte: "Du hast ein Keschi. Du hast Zenschi. Du hast eine Kangalla. Du hast ein Quaddi. Das ist viel. Nimm die kleinen Bonkoddi nicht." Der Tschilembi hörte nicht. Er nahm die kleinen Vögel und steckte sie in die Tasche. Er machte sich auf den Heimweg.

Auf dem Heimweg entfloh eines der beiden Vögelchen. Der Tschilembi lief hinter ihm her. Er fiel im Busche hin. Er fiel in die Äste eines Baumes. Ein Holz kam in sein Auge. Er verlor das Auge. Die Stimme sagte: "Ich habe dir gesagt: ,Du hast ein Keschi; du hast die Zenschi, du hast eine Kangalla, du hast ein Quaddi. Das ist viel. Nimm die kleinen Bonkoddi nicht.' — Du hast nicht gehört." Der Tschilembi hatte ein Auge und ein Bonkoddi verloren. Er ging weiter.

Der Tschilembi kam in sein Dorf. Vor der Hütte brannte ein Feuer. Neben dem Feuer stand sein kleiner Sohn. Tschilembi wollte den andern kleinen Bonkoddi in das Feuer werfen. Das Vögelchen entschlüpfte. Es kroch in die Hütte des Tschilembi. In der Hütte kochte die Frau Tschilembis in einem großen Topfe das Essen. Der kleine Sohn des Tschilembi lief hinter dem kleinen Bonkoddi her. Der kleine Bonkoddi flatterte umher. Der kleine Sohn sprang ihm nach. Er fiel. Er fiel in den Topf, in dem die Mutter das Essen kochte. Der kleine Sohn verbrannte die Haut und das Fleisch an den Armen bis auf die Knochen. Die Stimme sagte: "Ich habe dir gesagt: du hast ein Keschi, du hast die Zenschi, du hast eine Kangalla, du hast ein Quaddi. Das ist viel. Du hast nicht gehört."

Der Tschilembi ließ den kleinen Bonkoddi frei.


Copyright: arpa, 2015.

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