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Kapitel 

DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSEND UND EIN NÄCHTEN

VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE AUSGABE IN SECHS BANDEN

ZUM ERSTEN MAL NACH DEM ARABISCHEN URTEXT DER CALCUTTAER AUSGABE AUS DEM JAHRE 1839

ÜBERTRAGEN VON ENNO LITTMANN

BAND 3

IM INSEL-VERLAG


DIE GESCHICHTE VON DEM KÖNIG UND DER TUGENDHAFTEN FRAU

Ein König zog einmal verkleidet aus, um zu sehen, wie es seinen Untertanen erging. Da kam er auch zu einem großen Dorfe und ging ohne Begleitung hinein; und weil ihn dürstete, so blieb er bei der Tür eines der Häuser des Dorfes stehen und bat um Wasser. Eine schöne Frau trat mit einem Krug Wasser



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heraus, reichte ihm den, und er trank. Doch als er sie anschaute, ward er von ihr so bezaubert, daß er sie verführen wollte. Die Frau aber kannte ihn; und sie führte ihn in ihr Haus. bat ihn, sich zusetzen, holte ihm ein Buch und sprach zu ihm: ,Schau da hinein, bis ich meine Arbeit verrichtet habe und wieder zu dir zurückkehre!' Nun saß er dort und las in dem Buche; und siehe, es handelte von dem Verbote der Unzucht und von den Strafen, die Allah für solche Sünder bereit hält. Da erschauderte er und bereute seine Absicht vor Allah dem Erhabenen; er rief die Frau, gab ihr das Buch zurück und ging davon. Der Mann jener Frau aber war nicht zugegen; und als er heimkehrte, erzählte sie ihm, was geschehen war. Da ward er bestürzt, und er sprach bei sich: ,Ich fürchte, daß des Königs Begehren auf sie gefallen ist!' Und er wagte es nicht mehr, ihr zu nahen. So blieb es eine ganze Weile; dann tat die Frau den Ihren kund, was ihr von ihrem Manne widerfuhr. Sie führten ihn zum König, und als sie alle vor dem Herrscher standen, sprachen die Verwandten der Frau: ,Allah stärke die Macht des Königs! Dieser Mann hat von uns ein Stück Land gemietet, um es zu besäen; er hat es auch eine Weile bestellt, aber dann hat er es brach liegen lassen. Und jetzt gestattet er uns nicht, es jemandem zu verpachten, der es bestellt; aber er besät es selbst auch nicht. Nun ist das Feld zu Schaden gekommen, und wir fürchten, daß es ganz verdirbt, weil es brachliegt. Denn wenn das Land nicht bebaut wird, so verdirbt es.' Der König fragte den Mann: ,Was hindert dich daran, dein Land zu besäen?' ,Allah stärke die Macht des Königs!' erwiderte er, ,es ward mir berichtet, daß der Löwe das Feld betreten hat; da fürchtete ich mich vor ihm, und ich wagte mich dem Felde nicht mehr zu nahen. Denn ich weiß, daß ich nichts wider den Löwen vermag, und ich habe Furcht vor ihm.' Der



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König aber, der das Gleichnis verstand, sprach zu ihm: ,Du da, der Löwe hat ja dein Land nicht betreten; es ist noch gut zur Saat; drum säe darauf. Gott gesegne es dir! Der Löwe tut ihm nichts zuleide.' Darauf befahl er. dem Mann und seiner Frau ein schönes Geschenk zu geben, und er entließ die Leute.'

Ferner wird erzählt


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