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Kapitel 

DICHTKUNST DER KASSAIDEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1928

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_12-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT ZWEI KARTEN UND ZEHN ABBILDUNGEN

Der Gute und der Böse


(Bena Lulua; Bena Kajembe am Tscizilungufluß)

Bassoabosso (der alles hat, was er wünscht) hatte von seiner Frau fünf Kinder. Der älteste hieß Katubomanji (,,er kennt ihn nicht!"). Der jüngste hieß Mulomba (,,der da wünscht"). Bassoabosso kaufte jedem der ältesten vier Söhne eine Frau. Dann starb er. Der fünfte Sohn hatte noch keine Frau. Er blieb ledig, ledig, ledig. Mulomba ging zu seinem ältesten Bruder Katubomanji und bat ihn: "Kaufe mir eine Frau !"Katubomanji sagte: "Ich habe kein Geld." Die Brüder gaben ihm keine Frau.

Mulomba schlug darauf die Madimba (Holzklavier). Mulomba sang: "Langsam, langsam, langsam zu Fidi Mukullu."Fidi Mukullu warf eine Frau herab. Mulomba stieg empor zu Fidi Mukullu.

Fidi Mukullu fragte: "Ißt du Menschen ?" Mulomba sagte: "Nein." Fidi Mukullu fragte: "Willst du eine Ziege essen?" Mulomba sagte: "Nein." Fidi Mukullu sagte: "Willst du ein Huhn haben?" Mulomba sagte: "Nein." Fidi Mukullu fragte: "Willst du Matamba (Gemüse von Maniokblättern) essen?" Mulomba sagte: "Ja." Fidi Mukullu ließ Mulomba Matamba machen. Mulomba aß.

Am (andern) Morgen erhob sich Mulomba. Fidi Mukullu sagte: "Du wünschst dir eine Frau. Du sollst das Geld für eine Frau erhalten." Fidi Mukullu gab Mulomba zehn Ziegen und zehn Kanu (Plur. v. Tukanu = Kupferkreuz).

Mulomba sang: "Langsam, langsam zur Erde."(Mulomba kam zur Erde.) Mulomba ging mit fünf Kanu zuerst zu seinem Bruder und sagte: "Fidi Mukullu hat mir (reichlich) gegeben. Hier hast du ein Geschenk!"Katubomanji sah es; er nahm es. Er sagte: "Ich werde mir selbst ein anderes Geschenk holen. Mulomba ging hin und kaufte für die zehn Ziegen eine Frau und für die zehn Kanu (noch) eine Frau.

Katubomanji nahm die Madimba und sang: "Schnell, schnell zu Fidi Mukullu !" Fidi Mukullu warf ein Seil herab. Katubomanji kletterte (hastig nach der Geste des Erzählers) hinauf. Fidi Mukullu fragte: "Willst du einen Menschen essen?"Katubomanji sagte: "Ja." Fidi Mukullu fragte: "Willst du Hühner essen?"Katubomanji sagte: "Ja."Fidi Mukullu sagte: "Willst du Matamba essen?"Katubomanji sagte: "Nein." Fidi Mukullu schlachtete einen Menschen, eine Ziege



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und Hühner. Katubomanji aß alles; als die Sonne dastand (12 Uhr), sagte Katubomanji: "Ich brauche ein Matabischi wie mein Bruder !" Fidi Mukullu fragte: "Willst du einen Menschen?" Katubomanji sagte: "Ja.""Willst du eine Ziege?"Katubomanji sagte: "Ja."Fidi Mukullu fragte: "Willst du Hühner?"Katubomanji sagte: "Ja."Fidi Mukullu schlachtete alles (am gleichen Tage). Katubomanji aß alles am gleichen Tage.

Fidi Mukullu gab ihm (dann) drei Körbe, die waren geschlossen. Fidi Mukullu sagte: "Öffne nicht, ehe du nicht bei deinen Leuten bist."Katubomanji hob die Körbe; sie waren schwer. Katubomanji sang: "Schnell, schnell zur Erde." Katubomanji kam zur Erde. Die (eine) Frau vom Mulomba wollte zusehen, wenn man die Körbe öffne. Katubomanji jagte sie fort: "Du hast hier nichts zu suchen." Katubomanji öffnete den ersten Korb. Da sprangen Tausende von Schlangen heraus und bissen Katubomanjis Leute in Beine und Arme. Es starben viele. Katubomanji öffnete einen zweiten Korb. Alle Ratten kamen heraus, bissen viele von Katubomanjis Leuten und sprangen davon. Katubomanji öffnete den dritten Korb. Da kamen alle Tausendfüßler (Kanunjiminji) heraus und bissen alle Leute so arg, daß sie starben. Katubomanjis Frauen starben. Katubomanji war sehr arm. Er hatte nichts mehr.


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