Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

DICHTKUNST DER KASSAIDEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1928

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_12-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT ZWEI KARTEN UND ZEHN ABBILDUNGEN

Die Affenlegende (Bapende)

Zwei Leute gingen zusammen. Sie schliefen zusammen. Sie tranken zusammen. Sie aßen zusammen. Sie tanzten zusammen. Sie verstanden



Atlantis Bd_12-071 Flip arpa

sehr gut zu tanzen. Alle Leute verstanden nicht so gut zu tanzen. Der eine starb. Er ward ein Mwumbi oder Wumbi (Geist eines Verstorbenen). Er kam zu den andern Wumbi. Die Wumbi tranken, aßen, schliefen, tanzten zusammen. Der jüngste Wumbi sagte: "Ach, keiner kann so gut tanzen wie mein Freund und ich zusammen." Die andern Wumbi sagten: "Du lügst." Der jüngste Wumbi sagte: "Nein, ich lüge nicht." Die andern sagten: "Nein, so laß doch deinen Freund kommen!"

Der lebende Freund kam. Sie tanzten. Die Wumbi trommelten. Die Wumbi sagten: "Das ist sehr schön." Die beiden tanzten. Die Wumbi sagten: "Es ist wahr; es ist sehr schön, sehr schön!" Der jüngste Wumbi sagte zu seinem lebenden Freunde: "Du bist hierbei den Wumbi. Geh nicht an ihr Feuer. Trink nicht ihren Palmwein. Iß nicht ihre Speise. Bade nicht in ihrem Wasser. Ich werde deine Frau kommen lassen. Sie mag dir Essen bereiten. Das iß. Geh nicht aus dem Hause, wenn ich nicht hier bin." Die Frau kam. Sie kochte dem Manne Essen. Er blieb zwanzig Tage bei dem Freunde. Es ging alles gut.

Eines Tages ging Freund Wumbi aus. Der andere war mit seiner Frau in seinem Hause. Die andern Wumbi kamen am Hause vorbei und riefen: "Komm mit uns, wir gehen baden." Der Mann im Hause sagte: "Ja, ich will baden gehen." Die Frau sagte: "Dein Freund hat gesagt: ,Geh nicht mit ihnen baden.' Also geh nicht." Der Mann sagte: "Ich gehe doch baden." Der Mann ging hinter den Wumbi her.

Die Wumbi gingen zu dem Wasser. Jeder riß am Ufer vom Tundulugras ab und schlug sich damit. Er ward darauf ein Tschima (ein Affe) und sprang in die Büsche. Der Mann kam auch an das Ufer. Er nahm auch vom Tundulugras und schlug sich. Er ward auch ein Tschima. Er ward ein Tschima und schlüpfte in die Zweige.

Der Wumbifreund kam inzwischen zurück. Er kam an das Haus. Er fand nur die Frau. Er fragte: "Wo ist mein Freund?" Die Frau sagte: "Ach, ich habe ihm gesagt: ,Geh nicht!' Er ging aber mit den andern Wumbi baden." Der Wumbi ging sogleich hinterher. Er schlug sich mit dem Tundulugras. Er ward auch Tschima. Er sprang in die Büsche. Er sah alle Wumbi. Seinen Freund sah er nicht. Endlich fand er ihn ganz traurig in einer Ecke sitzend. Der Wumbi sagte: "Sieh, ich habe dich gewarnt. Diese Nacht kannst du noch bleiben. Morgen mußt du aber zu den Menschen zurückkehren." Der Wumbi machte den Freund wieder zum Menschen. Sie gingen in das Haus. Am andern Morgen gab der Wumbifreund dem Manne eine Hacke, Stoff und andere Geschenke. Er sagte: "Jetzt kehre zurück. Iß aber nie vom Fleisch des Tschima. Sprich nie von allen deinen Erlebnissen. Denn sowie du das tust, wirst du selbst Tschima."



Atlantis Bd_12-072 Flip arpa

Der Mensch ging wieder zurück. Zwei Jahre ging alles recht gut. Dann gingen alle Leute zur Jagd. Auf der Jagd wurden viele Affen geschossen. Der Freund sagte: "Oh, die Affen kenne ich." Er aß von den Affen und sagte: "Ich war einmal bei den Wumbi." Da starb er. Er ward sogleich ein Wumbi. Er kam bei seinem Freunde als Tschima an. Der Wumbifreund sagte: "Was habe ich dir gesagt?"


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt