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Kapitel 

DICHTKUNST DER KASSAIDEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1928

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_12-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT ZWEI KARTEN UND ZEHN ABBILDUNGEN

Loanschia (Bassonge; Bena Tschibeschi, Lupungu)

Viele Loanschia (Heuschrecken) fielen über das Land her, und Männer, Frauen und Kinder zogen aus, sammelten und brachten Heuschrecken ins Dorf. Eine Frau sagte: "Alle Mädchen des Dorfes sind zurückgekommen. Nur meine Tochter ist noch nicht zurückgekommen." Die Tochter kam nicht. Sie kam nicht. Die Mutter wartete. Die Tochter war mit den weiter gezogenen Loanschia gegangen. Sie war weit fort.

Die Mutter sagte: "Ich gehe meiner Tochter nach." Die Mutter ging. Sie ging einen Monat weit. Dann konnte sie nicht mehr weiter gehen. Sie sagte: "Ich habe meine Tochter verloren und werde hier sterben." Sie hörte eine Stimme, die sagte: "Sieh das Haus." Sie hörte die Stimme, sie sah niemand. Sie wandte sich um und sah vier Häuser zur rechten und vier Häuser zur linken Hand. Sie sah in der Mitte ein Haus. Die Stimme sagte: "Geh in die Häuser, da wirst du deine Tochter finden."

Die Frau ging von einem Hause zum andern. In einem Hause sah sie lauter Köpfe der Heuschrecken, im andern lauter Beine, im andern lauter Bäuche, im andern lauter Kot, im andern lauter Leiber der Loanschia. Sie kam in das letzte Haus. Die Stimme Mwilles sagte: "Sieh nach oben." Oben im Dache zog ein Mattenpaket vorbei. Es war wie eine zur Bestattung vorbereitete Leiche. Mwille fragte: "Kennst du das?" Die Frau sagte: "Das ist eine Leiche." Mwille sagte: "Ja, es ist eine Leiche. Ich kann die Matte auch abziehen." Oben zog ein zweites Mattenpaket vorbei. Mwille hielt es an und zog die Matte fort. Die Frau sah die Leiche einer in ihrem Dorfe kürzlich verstorbenen Frau.

Mwille sagte: "Geh in jenes Haus, aus dem sie kommen." Die Frau ging in das anschließende Haus hinüber. Sie ging hinein, sie fand ihre Tochter. Sie ging mit ihrer Tochter heim.


Copyright: arpa, 2015.

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