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Kapitel 

VOLKSDICHTUNGEN AUS OBERGUINEA


I. BAND


FABULEIEN DREIER VÖLKER

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 4 BILDBEILAGEN

31. Aromo verliert seine Braut an das Chamäleon

Ein Toro hatte eine Tochter. Das Mädchen wuchs heran. Das Mädchen wurde groß. Jeder kam, das Mädchen zur Frau zu bitten. (M)berra (Löwe) kam und bat um das Mädchen. Das Mädchen wollte ihn nicht. Anjama (Leopard) kam und bat um das Mädchen. Das Mädchen wollte ihn nicht. Jjarra (Büffel) kam und bat um das Mädchen. Das Mädchen wollte ihn nicht. Alle Tiere kamen. Das Mädchen wollte keines von allen Tieren zum Manne haben. Es wies sie alle zurück.

Der Toro baute darauf ein großes Haus. Er entleerte sich immer in diesem Hause, bis das Haus von oben bis unten mit seinen Exkrementen gefüllt war. Der Toro sagte: "Meine Tochter hat alle, die sich um sie beworben haben, abgewiesen. Wer nun imstande ist, alle diese Exkremente in den Busch zu bringen, dem gebe ich meine Tochter zur Frau."

Es kam ein anderer Mann, der wollte die Tochter des Toro heiraten. Der Toro sagte: "Wenn du imstande bist, alle diese Exkremente aus dem Hause in den Busch zu tragen, dann gebe ich dir meine Tochter zur Frau." Der Toro zeigte dem Manne die Arbeit. Der Mann sah sie und lief schnell davon. Es kamen viele Leute, die den Toro um seine Tochter baten. Der Toro sagte zu jedem: "Wenn du imstande bist, alle diese Exkremente aus dem Hause in den Busch zu bringen, dann gebe ich dir meine Tochter zur Frau."Jeder sah die Arbeit und lief dann so schnell er konnte wieder von dannen.

Aromo kam zum Toro und sagte: "Gib mir deine Tochter zur Frau." Der Toro sagte: "Wenn du imstande bist, alle diese Exkremente aus dem Hause in den Busch zu bringen, dann gebe ich dir meine Tochter zur Frau."Der Toro zeigte Aromo die Arbeit. Aromo besah die Arbeit. Aromo sagte: "Gut, das werde ich machen."Aromo begann die Arbeit. Aromo begann alle Exkremente aus dem Hause in den Busch zu tragen. Aromo arbeitete vom Morgen bis zum Abend. Am Abend hatte er die Arbeit vollendet. Dann ging er zum Wasser und wusch sich.



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Als Aromo sich gereinigt hatte, ging er zum Toro und sagte: "Die Arbeit, die du von mir verlangt hast, habe ich gemacht. Das Haus ist von oben bis unten sauber." Der Toro ging hin und besah das Haus. Der Toro sagte: "Das hast du richtig gemacht."Aromo sagte: "Nun gib mir deine Tochter zur Frau." Der Toro sagte: "Du sollst meine Tochter haben!"

Der Toro schmückte nun seine Tochter. Er legte ihr Perlen um Hals und Arme. Er gab das Mädchen dem Aromo und sagte: "Hier hast du meine Tochter." Aromo nahm sie, Aromo ging mit ihr von dannen. Als Aromo mit dem Mädchen ein Stück weit gegangen war, traf er Homu (das Chamäleon; in Haussa=sama).

Das Mädchen ging voran, Aromo folgte ihr. Aromo fragte Homu: "Wo gehst du hin?" Homu fragte: "Wo kommst du her?" Aromo sagte: "Ich komme soeben von meiner Hochzeit. Ich habe dieses Mädchen geheiratet." Homu sagte: "Ich kann es nicht zugeben, daß du dieses Mädchen heiratest. Ich muß das Mädchen nehmen." Homu warf seinen Schwanz um Aromos Hals. Homu hielt das Mädchen mit der Hand. Dann ließ er den Schwanz vom Halse Aromos. Aromo rannte von dannen.

Wenn Aromo Kinder gebiert, wirft er immer vier; und zwar eines nach Janga-miren (Westen), eines nach Aikie (Süden), eines nach Janga-due (Osten), eines nach Mbussu (Norden).


Copyright: arpa, 2015.

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