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Kapitel 

VOLKSDICHTUNGEN AUS OBERGUINEA


I. BAND


FABULEIEN DREIER VÖLKER

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 4 BILDBEILAGEN

26. Aromo und Kirimis Farm

Kirimi (ein grauer Wiesenvogel, der Burutu der Haussa; Ehuru der Joruba; Gbodu der Nube) legte eine große Farm an. Auf der Farm pflanzte er Erdnüsse (Ahi) an.

Aromo pflegte jeden Tag auf Kirimis Farm zu gehen und da Erdnüsse zu stehlen. Zuletzt ging Aromo gar nicht mehr weg von Kirimis Farm, sondern blieb ununterbrochen da. Kirimi sah, daß Aromo immer auf seiner Farm aß und gar nicht mehr wegging. Da ging denn Aromo nach Hause und holte einen großen Korb (ikaesae). Den füllte er mit Tabaksblättern. Dazu schnitt er sich einen tüchtigen Stock und legte den auf die Tabaksblätter. Es holte glühende Asche und legte sie auf die Blätter, so daß der Tabakrauch aufstieg. Diesen Korb stellte er so mitten in seine Farm. Er setzte den Korb vor sich. Er steckte den Knüppel mit dem einen Ende in den Korb, aus dem der Rauch aufstieg, mit dem andern in den Mund. Er tat, als rauchte er.

Aromo sang dazu: "Dies ist meine Tabakspfeife (itu). Ich kann töten den Noro (Elefant). Ich kann töten den Ziara (Büffel). Welches



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Tier, welcher Vogel kann mir widerstehen?" Kirimi hörte das. Kirimi sah den Rauch aufsteigen. Kirimi floh weit fort. Aromo blieb nun ganz allein in der Farm. Kirimi floh zu Noro. Kirimi sagte zu Noro: "Ich komme aus der Farm. Da ist jemand, der raucht aus einer großen Tabakspfeife und singt: Ich kann töten den Noro! Ich kann töten den Ziara! Wer kann dich töten? Wer kann Ziara töten?" Noro sagte: "Ich kann jedes Tier töten." Alle Tiere kamen zusammen. Alle Tiere hörten das. Alle Tiere sagten: "Wir müssen uns alle das Tier ansehen, das den Noro töten kann!"

Alle Tiere machten sich auf den Weg. Alle Tiere kamen zu Kirimis Farm. Aromo sah alle Tiere kommen. Aromo füllte seinen Korb aufs neue mit Tabaksblättern. Als die Tiere nahe herangekommen waren, legte er glühende Asche darauf, blies sie an, steckte den Knüppel in den Mund und sang: "Das ist meine Tabakspfeife. Ich kann töten den Noro. Ich kann töten den Ziara. Welches Tier, welcher Vogel will mir widerstehen?!" Als die Tiere das sahen und hörten, liefen sie alle miteinander so schnell wie möglich von dannen.

Iwua (der Hund) hörte, daß jemand alle Tiere von Kirimis Äcker vertrieben hatte und nun allein auf Kirimis Farm war und dessen Erdnüsse verzehrte. Iwua sagte: "Dieses Tier muß ich mir ansehen." Iwua lief durch den Busch zu Kirimis Farm. Er kam ganz dicht zur Farm; dann duckte er sich nieder und schlich ganz vorsichtig näher. Aromo hörte nichts. Aromo saß nahe seinem großen Korbe. Aromo fraß Erdnüsse. Iwua sprang auf Aromo zu. Er fing Aromo. Er tötete Aromo nicht. Er riß ihm aber einige Haare aus. Dann ließ er Aromo laufen. Mit den Haaren ging Iwua zu Kirimi und sagte: "Kennst du diese Haare ?" Kirimi sagte: "Gewiß kenne ich die Haare. Es sind Aromos Haare." Iwua sagte: "Nun siehst du, das ist das Tier, das Noro töten und Ziara töten kann. Das ist das Tier, das dir deinen Acker weggenommen hat." Kirimi sagte: "Gut, wenn es so ist, will ich wieder auf meine Farm gehen."

Kirimi machte sich auf den Weg, um wieder auf seine Farm zu gehen. Auf dem Wege traf er einen Mann. Der Mann sagte: "Wo gehst du hin?" Kirimi sagte: "Ich gehe zu meiner Farm. Aromo hat mir meine erste Farm weggenommen. Ich lief weg, denn ich wußte nicht, daß es Aromo war. Nun will ich aber meine Farm wiedernehmen." Der Mann sagte: "Dann will ich mit dir gehen. Die Farm möchte ich wohl auch einmal sehen." Der Mann ging mit Kirimi. Sie kamen zu Kirimis Farm. Dem Mann gefiel die Farm.



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Er versuchte die Erdnüsse. Die Erdnüsse schmeckten ihm gut. Der Mann vertrieb Kirimi von der Farm.

Seitdem gehören die Erdnußfarmen nicht mehr Kirimi, sondern den Menschen.


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