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Kapitel 

VOLKSDICHTUNGEN AUS OBERGUINEA


I. BAND


FABULEIEN DREIER VÖLKER

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_11-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 4 BILDBEILAGEN

12. Die bestrafte Spröde

Ein Toro hatte eine Tochter. Das Mädchen wuchs heran. Es kamen viele Männer. Jeder Mann wollte das Mädchen heiraten. Das Mädchen sagte zu jedem Mann: "Ich mag dich nicht!"Viele Männer kamen. Sie waren dem Mädchen alle nicht recht.

In dem Lande war ein Mann, der war ohne Hände und Füße geboren. Der Mann sagte: "Ich will das Mädchen des Toro heiraten." Der Mann ging zu einem Baum und sagte: "Ich habe keine Hände und Füße! Leihe mir deine Hände und Füße!" Der Baum gab ihm darauf Hände und Füße.

Der Mann sagte: "Nun habe ich Hände und Füße. Wenn mich die Tochter des Toro aber nehmen soll, muß ich auch ein Pferd haben." Der Mann ging zu einem Termitenhaufen. Der Mann sagte zu dem Termitenhaufen: "Ich will die Tochter des Toro zur Frau verlangen. Leihe mir ein Pferd."Der Termitenhaufen gab dem Mann ein Pferd. Der Mann stieg auf das Pferd und ritt dann in den Ort des Toro, dessen Tochter er heiraten wollte.

Der Mann ritt zu dem Hause des Toro. Als der Mann dort ankam, trat die Tochter heraus, die keinen Mann recht fand. Die Tochter wollte zum Bach gehen und Wasser holen. Die Tochter sah den Reiter. Die Tochter sagte (bei sich): "Diesen Mann will ich heiraten!"Das Mädchen sagte zu dem Manne: "Warte ein wenig!" Dann ging sie zum Bache. Sie schöpfte das Wasser. Sie sagte zu dem Manne: "Komm mit mir!" Der Mann ging mit ihr. Das Mädchen ging mit dem Mann zu seinem Vater. Das Mädchen sagte zu seinem Vater: "Mein Vater, diesen Mann hier will ich heiraten!"



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Der Toro sagte: "Wenn du diesen Mann heiraten willst, so ist es mir recht."

Die Tochter des Toro hatte eine Freundin. Die Freundin sagte: "Meine Freundin! Höre auf ein Wort! Heirate diesen Mann nicht. Dieser Mann hat weder Hände noch Füße. Dieser Mann hat eine Haut, in der viele Wasserbeulen sind." Die Tochter des Toro sagte: "Ich werde diesen Mann heiraten. Du lügst, der Mann hat Hände und Füße." Die Tochter des Toro sagte zu dem Manne: "Reite voraus aus dem Ort. Ich werde dir sogleich folgen. Warte dort auf mich!"

Der Mann ritt voraus auf die Straße. Er wartete auf der Straße. Die Tochter des Toro nahm einen Hund. Sie folgte mit dem Hunde dem Manne. Sie traf ihn auf der Straße. Der Mann ritt voraus. Die Tochter mit dem Toro folgte. Sie kamen ein Stück weit. Da kamen sie an den Termitenhaufen. Der Termitenhaufen sagte: "Gib mir mein Pferd wieder." Der Mann mußte sein Pferd geben.

Sie gingen weiter. Der Mann ging voraus. Das Mädchen mit dem Hunde folgte ihm. Sie gingen ein Stück weiter. Da kamen sie an einen Baum. Der Baum sagte zu dem Mann: "Nun gib mir die Hände und Füße wieder, die ich dir geliehen habe." Der Mann gab die Hände und Füße wieder.

Sie gingen weiter. Der Mann ging voraus. Das Mädchen mit dem Hunde folgte ihm. Sie gingen ein Stück weit. Dann kamen sie auf einen Platz, auf dem viel Gras stand. An dem Platze verschwanden alle drei in der Erde. Man hat sie nicht wieder gesehen.


Copyright: arpa, 2015.

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