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Kapitel 

VOLKSDICHTUNGEN AUS OBERGUINEA


I. BAND


FABULEIEN DREIER VÖLKER

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_11-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 4 BILDBEILAGEN

15. Der gestohlene Hund

Eine Frau saß immer am Wege und verkaufte an die Vorübergehenden Tabak. Sie hatte fünf Töchter. Die Töchter ließ sie daheim. —Jeden Tag kam ein Mann vorbei, der hatte einen Hund bei sich. Der Mann blieb täglich bei der Frau ein wenig stehen und kaufte sich Tabak.

Eines Tages kam der Mann mit seinem Hunde auch des Weges. Er blieb stehen und kaufte ein wenig Tabak. Dann ging er weiter. Sein Hund lief nicht sogleich hinter seinem Herrn her, sondern er blieb noch ein wenig stehen und schnüffelte an dem Tabak. Der Mann war weitergegangen. Die Frau blickte sich um, ob sie den Mann noch sehen könne. Als sie sah, daß er schon zu weit war, schlug sie den Hund tot und warf ihn in den nebenstehenden Kochtopf, in dem Wasser siedete. Sie wollte den Hund mit ihren Töchtern zusammen genießen.

Der Mann gewahrte nach einiger Zeit, daß sein Hund nicht mehr bei ihm war. Er machte kehrt und ging zurück, um seinen Hund



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zu suchen. Er kam zu der Frau zurück, die den Tabak verkaufte. Er sah in den Kochtopf. Er sah seinen Hund darin. Er nahm Zaubermittel heraus und spritzte sie auf den toten Hund. Darauf sprang der Hund lebend im Kochtopf auf und heraus. Nun tötete der Mann die Frau, zerschnitt sie, warf sie in den Kochtopf und kochte sie. Dann rief der Mann die fünf Töchter der Frau und sagte: "Eure Mutter ist fortgegangen. Sie hat euch aber eine gute Speise hinterlassen, die sollt ihr verzehren." Dann ging der Mann fort. Die fünf Töchter begannen sogleich zu essen. Sie sagten: "Unsere Mutter hat uns etwas sehr Gutes gemacht!" Sie aßen den Topf bis auf den Grund leer. Auf dem Boden fanden sie eine Hand. Die Töchter nahmen die Hand heraus und betrachteten sie. Die Töchter sagten: "Das ist die Hand unserer Mutter!"Spinne saß daneben. Spinne sagte: "Eure Mutter hatte den Hund des Mannes, der euch rief, totgeschlagen und in den Kochtopf geworfen. Dann kam der Mann zurück, machte den Hund wieder lebendig und tötete, zerschnitt und kochte eure Mutter. Dann rief er euch. Dann habt ihr eure Mutter aufgegessen. Dann habt ihr die Hand eurer Mutter gefunden. Dann habt ihr Bescheid gewußt."

Darum soll man nichts nehmen, was man nicht geschenkt oder gekauft oder sonstwie zugewiesen bekommen hat.


Copyright: arpa, 2015.

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