VOLKSDICHTUNGEN AUS OBERGUINEA
I. BAND
FABULEIEN DREIER VÖLKER
HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS
1924
VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA
Atlantis Bd_11-0004 | Flip | arpa |
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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE
MIT 4 BILDBEILAGEN
5. Aboninga und das MädchenEines Abends sagten die jungen Mädchen eines Dorfes: "Wir wollen wollen auf den Tanzplatz gehen und tanzen." Es war schon dunkel. Die alten Leute sagten: "Es ist schon dunkel geworden. Geht heute nicht mehr." Die Mädchen sagten: "Es ist gut." Sie gingen in die Häuser. Ein Mädchen aber sagte: "Ich werde doch auf den Tanzplatz gehen. Es ist mir gleich, ob es dunkel ist." Das Mädchen ging.
An dem Tage war Aboningas Sohn gestorben. Aboninga hatte auf dem Tanzplatz ein Loch gegraben. Er hatte seinen Sohn in das Loch gelegt. Aboninga (selbst) saß unter dem großen Baum des Tanzplatzes. Er weinte. Er sang: "Ach, mein Sohn ist tot! Ach, mein Sohn ist tot!"
Das junge Mädchen kam auf den Tanzplatz. Das junge Mädchen sah den Aboninga nicht. Das junge Mädchen hörte aber den Gesang: "Ach, mein Sohn ist tot! Ach, mein Sohn ist tot!" Als das junge Mädchen das hörte, sang es auch mit (als Refrain): "Ach, mein Sohn ist tot! Ach, mein Sohn ist tot!" Aboninga hörte das Mädchen singen. Er wurde zornig darüber, daß das Mädchen mitsang. Er nahm ein Stück Holz und steckte es dem Mädchen in den Mund. Am andern Morgen fanden die Leute das Mädchen tot auf dem Tanzplatze.
Jedes Kind soll auf das hören, was die Alten sagen, und soll nicht seinem eigenen Willen folgen.
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