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Kapitel 

VOLKSDICHTUNGEN AUS OBERGUINEA


I. BAND


FABULEIEN DREIER VÖLKER

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 4 BILDBEILAGEN

24. Der Krieg der Tiere

Ein Hahn kam zu einer Frau. Er sagte: "Ich möchte dich heiraten. Willst du mit mir kommen?" Die Frau sagte: "Ich bin wohl bereit." Die Frau sprach mit dem Hahn. Beide hörten draußen den Elefanten kommen. Die Frau sagte zum Hahn: "Schlüpfe schnell in einen Korb. So bist du gut geborgen und der Elefant tut dir nichts." Der Hahn schlüpfte in den Korb. Der Elefant kam herein. Der Elefant sagte zu der Frau: "Ich möchte dich heiraten. Willst du mit mir kommen?" In dem Augenblick flatterte der Hahn im Korbe. Der Elefant sagte: "Was ist das?" Die Frau sagte: "Das ist der Wind, der vor dem Hahne herfährt, wenn er kommt!" Der Elefant sagte: "Nun, das macht nichts, ich fürchte mich nicht vor dem Wind des Hahnes." Der Elefant wollte bleiben. Aber der Hahn flatterte wieder auf. Da befiel den Elefant ein Schrecken. Der Elefant schrie: "Ich will alle meine Leute zusammenrufen, um gegen den Hahn und seinen Wind Krieg zu führen." Dann lief der Elefant in wilder Angst von dannen.

Darauf versammelte der Elefant alle Löwen, Leoparden, Hyänen, Nilpferde, Affen, Antilopen, Katzen, Ratten, Mäuse und alles, was auf der Erde läuft. Der Hahn aber versammelte alle Vögel, alle Adler, Weihen, Reiher, Marabus, Singevögel, dann aber auch alle



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Fledermäuse, Fliegen, Mücken, Bienen, Wespen, Motten und alles, was in der Luft fliegt. Alle laufenden Tiere versammelten sich auf der einen Seite um den Elefanten. Alle fliegenden Tiere versammelten sich auf der andern Seite um den Hahn.

Der Elefant sagte: "Es muß jemand hingehen und sehen, wo die Feinde sind und was sie vorhaben." Der schwarze Affe sagte: "Das will ich tun." Die andern sagten: "Es ist gut." Der schwarze Affe machte sich darauf auf den Weg und kletterte heimlich durch die Räume nach dem Lager der fliegenden Tiere hin. Kaum aber war er ein Stück weit fort, noch nicht so weit, daß es die eigenen Freunde nicht hätten beobachten können, da schoß aus der Luft ein Adler herab und hackte ihn mit einem scharfen Schlage den Kopf ab. Die Tiere um den Elefanten sahen es. Der Elefant sagte: "Es muß ein anderer gehen und sehen, wo die Feinde sind und was sie vorhaben." Der rote Affe sagte: "Das will ich tun."Die andern sagten: "Es ist gut." Daraufhin machte sich der rote Affe auf den Weg und kletterte heimlich durch die Bäume nach dem Lager der fliegenden Tiere hin. Kaum aber war er ein Stück weit fort, noch nicht so weit, daß ihn die eigenen Freunde nicht hätten sehen können, da schoß aus der Luft eine Weihe herab und hackte ihm mit einem scharfen Schlage den Kopf ab. Die Tiere um den Elefanten sahen das.

Der Elefant und seine Tiere bekamen einen Schrecken. Der Elefant sagte: "Ich kann meine Freunde nicht mehr einzeln dieser Gefahr aussetzen. Wir wollen alle gemeinsam angreifen." Die laufenden Tiere versammelten sich. Inzwischen tat der Hahn alle Bienen in eine Kalebasse und schloß sie. Der Adler mußte sie mit in die Luft nehmen. Nach einiger Zeit kamen alle Elefanten, Löwen, Leoparden, Hyänen, Flußpferde, Antilopen usw. angestürmt. Als sie aber ganz dicht beim Lager der fliegenden Tiere angekommen waren, ließ der Adler aus der Luft die mit Bienen angefüllte Kalebasse herabfallen. Sie stürzte auf den Kopf des Elefanten herab und zerschellte an ihm. Alle Bienen schwärmten in voller Wut auseinander. Die Vögel krähten, kreischten, schrien. Bienen, Mücken und Wespen flogen um Augen, Ohren, Nasen und Mäuler der laufenden Tiere. Sie stachen überall. Die Tiere wehrten sich eine Zeitlang, dann machten sie kehrt und jagten in wilder Flucht angstvoll von dannen.

Das ist der Grund dafür, daß der Hahn im Hause bei den Frauen, Elefant und Antilope aber im Busch leben.



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ANHANG


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