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Kapitel 

VOLKSDICHTUNGEN AUS OBERGUINEA


I. BAND


FABULEIEN DREIER VÖLKER

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 4 BILDBEILAGEN

11. Ninga

In einem Dorfe waren elf Mädchen. Die Leute sagten: "Zehn lyon unsern Mädchen sind schlecht. Ninga (die elfte) ist aber gut." Die zehn Mädchen hörten das. Sie sagten untereinander: "Weshalb soll eine besser sein als wir andern? Wir wollen es Ninga besorgen." Sie gingen alle zehn zusammen zum Holzschlagen in den Busch. Die Mädchen sagten untereinander: "Morgen wollen



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wir Ninga zeigen, daß sie besser sein soll als wir." Sie kamen in das Dorf zurück. Sie sagten zur Ninga: "Morgen wollen wir wieder Feuerholz schlagen gehen. Du mußt mit uns kommen."Ninga sagte: "Es ist gut."

Am andern Morgen gingen alle elf in den Busch, um Feuerholz zu schlagen. Sie sammelten und packten zusammen. Die zehn schlechten Mädchen machten sich jede eine kleine, leichte Last. Ninga band aber eine schwere Last zusammen. Die zehn Mädchen konnten sehr schnell vorwärts laufen und kamen bald in das Dorf. Ninga aber blieb immer mehr zurück, denn ihre Last war sehr schwer.

Nach einiger Zeit kamen die Hyäne (Usaquam, Plural: Isaquami) und Uaquuli (Plural: Jiquuli, ein Wesen, dessen linke Hand und linker Fuß kurz, linke Auge zu, linke Ohr halb, dessen rechte Seite aber normal gebildet ist) des Weges. Die Hyäne und Uaquuli sagten: "Das Mädchen wollen wir mitnehmen." Sie packten Ninga und schleppten sie mit sich fort. Sie wollten das Mädchen essen. Nach einiger Zeit kamen sie an einen Kreuzweg.

Sie kamen an den Kreuzweg. Ninga sagte zu der Hyäne und Uaquuli: "Ich will euch etwas singen, damit ihr tanzen könnt." Die beiden sagten: "Es ist gut."Ninga band das Gras am Kreuzweg zusammen. Dann sang sie. Die Hyäne und Uaquuli begannen zu tanzen. Als sie beim besten Tanzen waren, sprang Ninga fort und lief, so schnell sie laufen konnte, den Weg ihrem Dorfe zu. Als sie wieder an einem Kreuzweg angekommen war, blieb sie stehen und band das Gras zusammen. Die Hyäne und Uaquuli kamen hinter ihr her. Als sie nahe bei ihr waren, sagte Ninga: "Ich will euch etwas singen, damit ihr tanzen könnt." Die beiden sagten: "Es ist gut."Ninga sang. Die Hyäne und Uaquuli begannen zu tanzen. Als sie beim besten Tanzen waren, sprang Ninga fort und lief, so schnell sie konnte, den Weg ihrem Dorfe zu. Als sie wieder an einem Kreuzweg angekommen war, blieb sie stehen und band das Gras zusammen. Die Hyäne und Uaquuli kamen hinter ihr her. Als sie nahe bei ihr waren, sagte Ninga: "Ich will euch etwas singen, damit ihr tanzen könnt." Die beiden sagten: "Es ist gut." Ninga sang. Als die beiden beim besten Tanzen waren, sprang Ninga auf und lief, so schnell sie laufen konnte, den Weg ihrem Dorfe zu.

Ninga lief. Die Hyäne und Uaquuli liefen hinter ihr her. Die Hütten des Dorfes tauchten auf. Die Hyäne rief: "Da sind die Hütten



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des Dorfes."Uaquuli sagte: "Nein, das sind nur rote Termitenhaufen." Ninga sah die Dorfhütten. Sie lief nun schnell von dannen. Da merkten die Hyäne und Uaquuli, daß Ninga sie immer weiter gelockt hatte und daß ihnen das Mädchen entwischen wollte. Sie sahen jetzt, daß das geknüpfte Gras am letzten Kreuzweg nicht das am ersten Kreuzweg war. Ninga lief schnell von dannen. Uaquuli jagte hinterher. Ninga erreichte das Dorf. Uaquuli sprang hinter ihr herein. Ninga sprang durch die Tür der väterlichen Hütte. Just kam Uaquu lian. Ninga war in der Hütte. Uaquuli hatte aber Ningas Fuß erwischt und hielt ihn fest. Ninga rief von innen: "Weshalb packst du das Holz an der Tür meines Vaters und quetschst meinen Fuß?" Da meinte Uaquuli, er habe das falsche ergriffen und packte das daneben befindliche Holz. Ninga konnte nun den Fuß hineinziehen. Sie rief von innen: "Halte das Holz nicht zu fest; es könnte dem armen Holz weh tun. Und wenn du das Holz frißt, paß auf, daß es dir nicht im Halse stecken bleibt." Ninga aber war damit gerettet.


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