VOLKSDICHTUNGEN AUS OBERGUINEA
I. BAND
FABULEIEN DREIER VÖLKER
HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS
1924
VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA
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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE
MIT 4 BILDBEILAGEN
4. Erste GescizlechtsverbindungAnfangs hatte Unumbotte (Gott) für Männer und Frauen je ein Dorf gemacht, die lagen getrennt voneinander, und im Männerdorfe waren nur Männer, im Frauendorfe nur Frauen. Zwischen beiden Dörfern war ein Weg, den hatte Unumbotte aber mit trockenen Blättern bestreut, damit man es knistern hörte, wenn jemand darüber hinging, und am Wege waren die Unumbotte biam (Kinder) aufgestellt; die sollten, sobald das Knistern einen darüber hingehenden Menschen verriet, denselben festhalten.
Der erste Mensch, der es wagte, den Weg zu nutzen, um zum Dorfe des andern Geschlechts zu gelangen, war eine Frau und die Frau war klug genug, Wasser mitzunehmen und das Wasser auf die trockenen Blätter zu spritzen. So wurden sie feucht, und niemand konnte es hören, als sie in das Dorf der Männer und später aus dem Männer- ins Frauendorf zurückging. Darauf wollte nun
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auch ein Mann einmal die Wanderung unternehmen, denn der hatte nun den Beischlaf kennen gelernt und sehnte sich nach weiterem Genusse. In seiner Begierde vergaß der Mann aber die trockenen Blätter anzufeuchten. Als er daher über die trockenen Blätter ging, knisterten sie, und das hörten natürlich die Gotteskinder und also faßten die Unumbotte biam den Mann ab.
Die Gotteskinder packten ihn und schleppten ihn zu Unumbotte. Unumbotte fragte den Mann: "Wo willst du denn hin?" Der Mann sagte: "Ich wollte hierhin!" Unumbotte fragte: "Wo führt das denn hin?" Der Mann sagte: "Zu den Frauen." Darauf bestimmte Unumbotte, daß die Männer in Zukunft den Frauen zahlen sollten, wenn sie mit ihnen schlafen wollten.
Und so kommt es, daß der Mann der Frau Geschenke geben muß, nicht aber die Frau dem Manne.
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