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DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSEND UND EIN NÄCHTEN

VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE AUSGABE IN SECHS BANDEN

ZUM ERSTEN MAL NACH DEM ARABISCHEN URTEXT DER CALCUTTAER AUSGABE AUS DEM JAHRE 1839

ÜBERTRAGEN VON ENNO LITTMANN

BAND 3

IM INSEL-VERLAG


DIE GESCHICHTE VON EL-MUTALAMMIS UND SEINEM WEIBE UMAIMA

Einst floh el-Mutalammis vor en-Nu'mân ibn el-Mundhir' und blieb so lange fort, daß man glaubte, er sei gestorben. Nun hatte er eine schöne Gattin, Umaima geheißen; und die Ihren rieten ihr, sich wieder zu vermählen; doch sie weigerte sich dessen. Da aber viele Freier um sie warben, so drangen die Ihren in sie und wollten sie wider ihren Willen zur Ehe zwingen; schließlich gab sie ihnen nach, obgleich sie es nicht wünschte. Und so ward sie mit einem Manne aus ihrem Stamme vermählt, sie, die an ihrem Gatten el-Mutalammis immer noch mit herzlicher Liebe hing. Aber in eben der Nacht, inder sie jenem Manne, dem sie wider ihren Willen vermählt war, zugeführt wurde, kam el-Mutalammis zurück; und als er im Lager den Klang der Pfeifen und Schellen vernahm und die Zeichen der Hochzeitsfeier erblickte, fragte er einige Knaben, was die Feier bedeute. Die gaben ihm zur Antwort: ,Umaima, die Frau von el-Mutalammis, ist mit dem und dem vermählt, und er wird heute nacht zu ihr eingehen.' Nachdem er das gehört hatte, schlich er sich heimlich mit der Schar der Frauen ein, und da sah er das Paar unter ihrem Hochzeitsbaldachin sitzen. Der neue Gatte war schon zu ihr gekommen, und nun begann sie traurig zu seufzen und zu weinen, und sie sprach diesen Vers:

Das Schicksal birgt so mancherlei - o daß ich's wüßte!
In welchem Land magst du, o Mutalammis, sein?



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Ihr Gatte el-Mutalammis war ein berühmter Dichter, und so antwortete er ihr alsbald:
Ganz nah bei dir im Hause, o Umaima, wisse:
An jedem Halteplatz dacht ich in Treuen dein.

Da nun erriet der neue Gatte, wie es um die beiden stand, und er stand eilends auf, indem er sprach:

Ich war im Glück; doch jetzo hat es sich gewendet;
Ein gastlich Haus und Raum schließt nun euch beide ein.

So verließ er die beiden und ging davon. Ihr Gatte el-Mutalammis aber blieb wieder bei ihr, und sie lebten immerdar in Freuden und in Fröhlichkeit, in Wonnen und Glückseligkeit, bis der Tod sie hieß auseinandergehn. Preis sei Ihm, auf dessen Geheiß einst Himmel und Erde auferstehn! Ferner wird erzählt


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