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Kapitel 

DIE ATLANTISCHE GÖTTERLEHRE

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1926

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



Atlantis Bd_10-000.4 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT EINER FARBIGEN TAFEL, 16 KARTEN

UND 87 ZEICHNUNGEN IM TEXT

35. Bestrafte Unmütterlicizkeit

Ein Osi (König) hatte eine Frau. Diese Frau (Ajolodja) hieß Molu. Die Frau Molu ward schwanger. Sie gebar einen Knaben. Der Osi gab ihr hierauf zwei Mädchen, die ihr helfen sollten, das Kind zu warten und zu pflegen. Die beiden Mädchen waren aber nicht gut. Sie gingen mit dem Kinde nicht gut um. Die Mutter sah das nicht. Als das Kind erst einige Tage alt war, ging die Mutter fort in den Busch, um sich einen Stein zum Reiben von Rotholz (Olo-ussu) zu suchen.

Während die Mutter fort war, töteten die beiden Mädchen, die den Sohn des Königs warten sollten, das Kind. Das sah aber Ahun (die Schildkröte), und Ahun lief sogleich zum König und erzählte ihm das. Als der Osi das hörte, ward er sehr zornig. Er ließ sogleich ein tiefes Loch graben und seine langen Messer (Ida) schärfen,

Inzwischen flog ein kleiner Vogel in den Wald und sagte zur Ajo-Lodja: "Die beiden Mädchen haben das Kind des Osi getötet. Der Osi ist sehr böse. Er will dich mit dem langen Messer töten, weil du so früh ausgegangen bist." Molu erschrak und sagte: "Was soll ich tun?" Der Vogel sagte: "Ehe du in das Haus gehst, mußt du singen (ori). Dann kann der Osi dich nicht töten."

Molu machte sich sogleich auf den Heimweg. Als sie am Tore war, sang sie: "Omolumolu (der Name der Mutter) igbeni ma ge; igbeni ma que (hundert Fragen; hundert Antworten). Aloguru bara, olodaoloda (lange Messer scharf gemacht)(?)." Die Frau sang so. Sie trat in das Torhaus. Der Osi hatte das Ida und tötete sie damit, weil sie nicht auf das Kind geachtet hatte.

Seitdem ist bei den Joruba Gesetz, daß eine Frau nicht eher Von daheim weggehen soll, ehe der siebente Tag nach der Geburt verfloß. Erst nach dem siebenten Tag soll sie in den Busch gehen.


Copyright: arpa, 2015.

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