DIE ERZÄHLUNGEN AUS DEN TAUSEND UND EIN NÄCHTEN
VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE AUSGABE IN SECHS BANDEN
ZUM ERSTEN MAL NACH DEM ARABISCHEN URTEXT DER CALCUTTAER AUSGABE AUS DEM JAHRE 1839
ÜBERTRAGEN VON ENNO LITTMANN
BAND 3
IM INSEL-VERLAG
DIE GESCHICHTE VON 'ABDALLAH IBN MA'MAR
UND DEM MANNE AUS BASRA
MIT SEINER SKLAVIN
Einstmals kaufte ein Mann aus dem Volke von Basra eine Sklavin; die ließ er aufs beste erziehen und unterrichten. Er hing an ihr in leidenschaftlicher Liebe, und er gab all sein Geld für Vergnügungen und Feiern mir ihr aus, bis ihm nichts mehr übrig blieb und die härteste Armut ihn bedrängte. Da sprach die Sklavin zu ihm: ,Mein Gebieter, verkauf mich; denn du hast den Preis nötig, und dein Zustand jammert mich, wenn ich dich so in Not sehe. Drum, wenn du mich verkaufst und meinen Kaufpreis für dich verwendest, so ist es besser für dich, als daß ich bei dir bleibe; vielleicht wird Allah der Erhabene dir wieder zu Geld und Gut verhelfen.' Er willigte in ihre Bitte ein, weil die Not ilm so sehr bedrängte, nahm sie und führte sie auf den Markt; dort bot der Makler sie dem Emir von Basra zum Kaufe an, der da 'Abdallâh ibn Ma'mar et-Taimi hieß. Dem gefiel sie, und er kaufte sie um fünfhundert Dinare; er ließ das Geld auch sofort ihrem Herren auszahlen. Doch als dieser es erhalten hatte und fortgehen wollte, begann die Sklavin zu weinen und sprach diese Verse:
Das Geld, das du empfingst, gereiche dir zum Segen! Jetzt bleibt mir nichts als Leid und sorgenvoller Sinn. Ich sprech zu meiner Seele in ihrer tiefen Trauer: Klag wenig oder viel -der Freund ist nun dahin! |
Wie ihr Herr das hörte, begann er in Seufzer auszubrechen, und er hub an diese Verse zu sprechen:
Weißt du in deiner Not jetzt nicht mehr aus noch ein Und bleibt dir nur der Tod, vergib dem Herren dein! Nun will ich früh und spät in Treuen dein gedenken;
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Das mag dem schwerbetrübten Herzen Lindrung schenken. Wir sehen uns nicht mehr; drum ziehe hin in Frieden! Es steht bei Ma'mars Sohn; sonst sind wir stets geschieden. |
Als 'Abdallâh ibn Ma'mar die Verse der beiden hörte und ihr Leid sah, rief er aus: ,Bei Allah. ich will nicht zu eurer Trennung behilflich sein; denn ich weiß nun, daß ihr einander lieb habt. So nimm das Geld und die Sklavin, o Mann, und Allah gesegne dir beides! Wahrlich, die Trennung zweier Liebenden voneinander bringt beiden Gram.' Da küßten die beiden ihm die Hand und gingen davon; und sie sind immerdar beieinander geblieben, bis der Tod sie geschieden hat -Preis sei Ihm, dem der Tod nicht naht!
Ferner wird erzählt
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