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Kapitel 

DIE ATLANTISCHE GÖTTERLEHRE

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1926

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT EINER FARBIGEN TAFEL, 16 KARTEN

UND 87 ZEICHNUNGEN IM TEXT

20. Das Mädchen, das nur den Sklaven heiraten will

Ein Mann heiratete eine Frau. Sie hatten ein Kind. Es war ein Mädchen. Das Mädchen wurde Omanide genannt. Das Mädchen wuchs heran. Oka (die kleine Schlange) kam und sagte: "Ich will das Mädchen heiraten." Das Mädchen sagte: "Ich mag Oka nicht." Edjula (die große Schlange) kam und sagte: "Ich will das Mädchen heiraten." Das Mädchen sagte: "Ich mag Edjula nicht."Alle Tiere



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kamen und wollten das Mädchen heiraten. Das Mädchen sagte zu jedem: "Ich mag dich nicht!"

Vor dem Hause des Vaters Omanides stand ein Zitronenbaum (Ossa). Der Vater fragte Omanide: "Wen willst du heiraten?" Das Mädchen sagte: "Laß sie versuchen, von unseren Ossa eine Zitrone herabzubringen. Ich will einen von denen nehmen, die das können." Alle Tiere kamen zusammen und versuchten auf den Ossa zu steigen. Edjula (die große Schlange) kroch an dem Baume hinauf. Edjula pflückte eine Zitrone. Edjula sang: "Alle wollten dich heiraten. Du mochtest keinen. Du wolltest nicht Oka. Du wolltest nicht Agwari (kleine Antilope; Haussa: Maso). Du wolltest nicht mich. Du wolltest den, der dir die Zitrone bringt. Nun habe ich aber die Zitrone!" Edjula kam herab. Edjula gab Omanide die Zitrone. Omanide sagte: "Du warst der erste, der mir eine Zitrone vom Ossa meines Vaters brachte. Ich nehme dich aber doch nicht, denn ich mag dich nicht."

Alamu (Siedleragave, Eidechse; Haussa: gadangare; Nupe: jekumgwara) war der Sklave aller Tiere. Nach Edjula versuchten alle Tiere auf den Baum zu steigen. Aber keines kam auf den Ossa. Alamu sagte: "Ich will es versuchen." Alamu begann hinaufzuklettern. Alamu kam hinauf. Alamu pflückte eine Zitrone. Alamu begann mit der Zitrone herabzusteigen. Alamu gab Omanide die Zitrone. Omanide sagte: "Dich mag ich. Dich werde ich heiraten." Alle Tiere sagten: "Omanide will Alamu heiraten. Alamu ist unser Sklave. Alamu hat kein eigenes Haus. Wir wollen Alamu kein Haus geben!" Die Tiere waren böse.

Alamu nahm seine Frau und ging mit ihr zur Stadt. Vor der Stadt sagte er zu ihr: "Warte hier. Ich will erst nach meinem Hause gehen. Dann komme ich wieder und hole dich. Omanide blieb vor der Stadt zurück. Alamu ging in die Stadt, um ein Haus zu suchen. Er hatte selbst kein Haus. Alamu suchte und suchte. Er bekam kein Haus. Da ging er dahin zurück, wo er seine Frau zurückgelassen hatte. Er kam an den Platz. Er sah sich um. Omanide war nicht mehr da.

Omanide hatte gewartet. Die Tiere waren vorbeigekommen und hatten gefragt: "Wo ist dein Mann?" Omanide sagte: "Mein Mann sieht nach seinem Hause!" Die Tiere sagten: "Dein Mann hat gelogen. Dein Mann hat kein Haus! Dein Mann ist unser Sklave." Omanide ging wieder nach Hause. Omanide versteckte sich hinter dem Hause ihres Vaters. Alamu kam. Alamu fragte den Vater Omanides: "Wo ist Omanide? Wo ist meine Frau?" Omanides Vater



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sagte: "Du hast sie ja mitgenommen! Wo soll ich nun wissen, wo du Omanide hingebracht hast?"

Seitdem hebt die Eidechse, wenn sie auf Mauern und Bäumen sitzt, immer den Kopf in die Höhe. Alamu schaut dann nach seiner Frau aus. Aber er findet Omanide nicht.


Copyright: arpa, 2015.

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