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Kapitel 

DIE ATLANTISCHE GÖTTERLEHRE

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1926

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

MIT EINER FARBIGEN TAFEL, 16 KARTEN

UND 87 ZEICHNUNGEN IM TEXT

16. Olokuns Gabe

Es gab kein Essen auf der Erde. Niemand hatte etwas zu essen. Ein junger Mann ging zu einem Wohlhabenden und sagte: "Laß mich bei dir arbeiten, damit ich zu essen habe." Der Wohlhabende sagte: "Niemand hat jetzt zu essen. Ich kann dich erst zum Arbeiten annehmen, wenn es wieder mehr zu essen gibt. Bis dahin verkaufe ich mein Gold, um selbst etwas zu haben." Der junge Mann ging weg.

Der junge Mann ging an das Ufer des Meeres (Okun). Am Meere fand er einen Palmbaum, der trug eine Frucht. Er stieg mit seinem Messer auf den Baum und schlug die Frucht ab. Die Frucht fiel in das Meer. Der junge Mann stieg herab und ging in das Meer. Er ging im Meer unter dem Wasser hin und suchte seine Frucht. Er kam an Olokuns Haus. Olokun sagte zu ihm: "Was willst du hier?"Der junge Mann sagte: "Ich hatte nichts zu essen. Ich ging an das Meer. Da stand eine Palme. Ich stieg hinauf und schlug die Frucht ab. Sie fiel ins Wasser. Nun suche ich sie." Olokun sagte: "Es ist gut. Bleib ein wenig hier. Ich werde dir zu essen geben lassen." Olokun hieß dem jungen Mann Essen geben. Der junge Mann blieb einige Tage und aß und schlief in Olokuns Gehöft.

Nach einigen Tagen sagte der junge Mann: "Ich möchte jetzt nach Hause gehen." Olokun sagte: "Es ist gut. Ich will dir etwas mitgeben. Hinter meinem Haus sind Adokürbisse. Geh hin und pflücke dir sieben Stück. Nimm sie mit nach Hause. Schließ daheim die Tür und zerbrich sie. Nimm aber keine von den Ado, die sprechen." Der junge Mann ging hinter Olokuns Haus. Er sah viele Kürbisse. Einige sagten: "Nimm mich! Nimm mich!" Die nahm er nicht. Einige Ado sagten nichts. Von denen nahm er sieben und mit den sieben ging er nach Hause. Daheim trat er in sein Zimmer, verschloß es und zerschlug die Kürbisse. Es kamen viele Stoffe und Perlen und Pferde und Sklaven und Essen und Weiber heraus. Er war ein reicher Mann.



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Der wohlhabende Mann sah das. Der wohlhabende Mann sagte: "Das kann ich auch machen." Der wohlhabende Mann ging zu einer Palme, die am Meere stand. Er stieg hinauf, schlug eine Frucht ab und warf sie ins Meer. Dann sprang er von seiner Palme aus auch gleich ins Meer. Er ging im Meer unten im Wasser hin. Er suchte Olokuns Haus. Er kam zu Olokuns Haus. Olokun fragte ihn: "Was willst du hier?" Der wohlhabende Mann sagte: "Du hast meinem Bruder viele Sachen geschenkt. Mein Bruder ist nichts. Ich aber bin ein angesehener Mann. Gib mir auch. Deshalb bin ich gekommen." Olokun sagte: "Ich will dir zeigen, wie ich die angesehenen Männer ansehe!" Olokun ließ den wohlhabenden Mann binden und in ein dunkles Zimmer legen.

Nach einigen Tagen sagte Olokun: "Nun bindet den wohlhabenden und angesehenen Mann los und bringt ihn mir her!" Die Leute banden ihn los und brachten ihn zu Olokun. Olokun sagte: "Was willst du nun von mir haben, du angesehener Mann?" Der wohlhabende Mann sagte: "Gib mir sieben von deinen Ado!" Olokun sagte: "Es ist gut. Nimm sie. Nimm aber nicht von denen, die sprechen. Nimm von denen, die nicht sprechen!" Der wohlhabende Mann ging hinter Olokuns Gehöft. Da wuchsen viele Ado. Einige Ado sagten: "Nimm mich! Nimm mich! Andere Ado sagten nichts. Der wohlhabende Mann sagte: "Die sprechenden Ado werden noch mehr enthalten, als die stummen. Olokun wird sie nur für sich behalten wollen. Ich will von den sprechenden Ado mit mir nehmen." Der wohlhabende Mann brach sieben von den sprechenden Ado ab und nahm sie mit nach Hause. Zu Hause ging er in seinen Raum, schloß ihn hinter sich und zerwarf die sieben Ado. Aus den Ado kamen Leoparden, Löwen und große Schlangen. Die fielen über ihn her, töteten ihn und verschlangen ihn.


Copyright: arpa, 2015.

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