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VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN


AUS DEM ZENTRAL-SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



Atlantis Bd_09-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 2 KARTENBEILAGEN

104. Betrogene Güte

Ein Mann ging in den Busch zum Gummi (Aro) suchen. Als er genug hatte, setzte er sich unter einen Baum und machte Salz lam. Da kroch eine Schlange (Mat-jegi), verscheucht von einem Reiher (Selbe), in die Tasche des Mannes. Der Mann hatte das bemerkt und sagte zu der Schlange: "Der Vogel ist weg, nun kannst du wieder aus meiner Tasche gehen." Die Schlange antwortete: "Ich bin so müde, der Vogel hat mich drei Tage verfolgt, ich habe solange nichts gegessen. Ich will Speise und Trank haben. Wenn du mich raustun willst, beiße ich dich dreimal." Als die beiden sich noch stritten, kam Dila, der Schakal, und fragte den Mann, was er da mache. Der Mann erzählte die Geschichte und der Schakal meinte: "Die Schlange hat recht. Wenn ich das wäre, würde ich dich zehnmal beißen; aber die Schlange ist noch friedlich und will dich nur dreimal beißen. Komm her, wir wollen uns auf diesen alten Baum setzen." Der Mann ging, und der Schakal rief die Schlange aus der Tasche des Mannes und sagte: "Schlafe hier auf dem Baume, ich will deine Sache erledigen." Der Mann hatte seine Axt vergessen unter dem Baume, und der Schakal sagte: "Geh, hole deine Axt, und wenn der Streit dann erledigt ist, wollen wir alle gehen."Der Mann holte die Axt, und der Schakal sagte: "Nun kannst du den Streit zwischen euch und uns beiden auf einmal erledigen." Der Mann verstand, was der Schakal meinte, und spaltete der Schlange den Kopf. — Der Mann wollte zum Danke den Schakal mit in sein Haus nehmen und ihn dort bewirten, aber der Schakal mißtraute: "Die Menschen sind schlecht, ich will nicht mit in die Stadt.""Es wird dir nichts geschehen", sagte der Mann. Der Schakal ging mit dem Manne in die Stadt. Im Hofe sagte der Mann: "Setze dich hier auf das Fell (es war das Fell, das er zum Gebet benutzte). Ich



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will hineingehen und dir zu essen holen." Im Hause empfing ihn seine Frau und klagte: "Dein Sohn ist krank geworden und der Medizinmann sagt, nur Schakalleber könnte ihm helfen." Das hörte draußen der Schakal. Da rief der Mann seine Burschen und flüsterte ihnen zu: "Nehmt Hunde und Stöcke, ich habe in meinem Sauri einen Schakal." Der Schakal aber war inzwischen hinter das Haus gelaufen und hatte ein kleines Loch in die Wand gemacht. Er sah dadurch, wie die Leute mit den Hunden und Stöcken kamen. Da lachte er sie laut aus und verschwand schleunigst in dem Busch.


Copyright: arpa, 2015.

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