Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN


AUS DEM ZENTRAL-SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



Atlantis Bd_09-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 2 KARTENBEILAGEN

102. Elefant und Eichhörnchen

Elefant (dji-u-a) und Eichhörnchen (kurege) machten Freundchaft. Da kam Gisu und sagte zum Elefanten: "Wenn du nicht da bist, schimpft Kurege über dich!"Und zum Eichhörnchen sagte Gisu: "Wenn du nicht da bist, redet der Elefant Schlechtes über dich."Und



Atlantis Bd_09-384 Flip arpa

jeder von ihnen ward zornig über den anderen. Da sagte der Elefant: "Gut, wenn die Sache so steht, werde ich alle meine Brüder rufen und mit Kurege Krieg führen." Und Kurege sagte: "Gut, wenn die Sache so steht, werde ich alle meine Brüder rufen und mit dem Elefanten Krieg führen." Kurege holte alle seine Leute, den Hund, Esel, Schafbock, Schakal, Milan (Schafo), Adler (Schiru-a), Schildraben (Hankaka), Kamel, schwarzen Esel. Die anderen Tiere im Busch: Löwen, Leoparden, Hyänen, Büffel, Pferdeantilopen usw. waren mit dem Elefanten zusammen. Kurege schickte zum Elefanten. "Nach drei Tagen will ich mit dir kämpfen an dem Platze, den wir dazu zurechtgemacht haben." Dann ging Kurege zu dem Kampfplatz und machte ein großes Loch in die Mitte und bedeckte es wieder, als ob nichts geschehen wäre. Dann schmückte Kurege das Kamel mit feinen Lederschnüren an den Füßen und mit einem feinen Fell als Schurz. Vorher hatte Kurege das Kamel ganz mit Stricken umwickelt und sagte nun: "Jetzt bist du fett. Das genügt mir." Dann nahm Kurege wieder Stricke und bewickelte den Esel, gab ihm einen Bente aus Stoff und sagte: "Geh zur Seite, auch du bist fertig zum Kampf." Dann brachte Kurege Medizin vom Busch, zerkleinerte sie im Mörser und rieb des Schafbocks Stirn damit ein. Er sagte: "Geh zur Seite, du bist bereit zum Kampfe." Da gab Kurege dem Raben eine Flasche Wasser und sagte: "Warte damit, bis ich dich während des Kampfes rufe." Dann nahm Kurege eine Flasche mit Blut und gab sie dem Adler mit der Weisung, sie ihm beim Kampfe zu geben. Dann ging Kurege zu Schafo, gab ihm weiße Fäden, die er zu einem Strick zusammendrehte, und sagte: "Bewahre das auf bis zum Kampfe." Dann nahm Kurege selbst eine kurze Eisenstange, bohrte ein Loch hinein und zog einen Strick durch. Da war er fertig zum Kampfe und gab noch dem Hunde ein gutes Essen. "Das ist deine Medizin!" Und der Hund fraß das Essen. Dann sandte Kurege den Fuchs zum Elefanten und ließ ihm sagen: "Ich bin bereit zum Kampfe, komm!" Der Elefant ließ antworten: "Ich bin auch bereit. Komm du zu mir." Da ging Kurege mit Trompeten, Trommeln und Lurenbläsern zum Kampffelde, wo das verdeckte Loch war. Jede Partei stand auf einer Seite. In der Mitte war das verdeckte Loch. Da legte der Elefant dem Affen eine Schnur als Schmuck um den Hals und ließ ihn in der Mitte tanzen. Er sagte zu Kurege: "Schicke einen, der mit ihm kämpfe."Kurege sandte seinen Hund, der begann mit dem Affen zu kämpfen, bekam ihn zu fassen und warf ihn auf die Erde, daß er vor Schreck seinen After öffnete.



Atlantis Bd_09-385 Flip arpa

Der Elefant sagte zum Hunde: "Du hast gesiegt, nimm und friß den Affen." Das Kamel aber, als es so viele Gegner sah, fing an zu zittern und verlor die Stricke von seinen Gliedern. Kurege aber freute sich über den Sieg des Hundes, nahm seine Eisenkeule, sprang zu dem Elefanten hin, gab ihm eins vor den Kopf und rannte lachend zurück, ging nochmals hin und schlug den Elefanten wieder vor den Kopf. Da kam auch der Rabe geflogen, goß dem Elefanten das Wasser über den Kopf. Da riefen dessen Leute: "Seht, unser König beginnt zu schwitzen, er ist schon ermüdet." Wieder lief Kurege und schlug den Elefanten auf den Kopf. Dazu kam der Adler und schüttete das Blut über den Kopf des Elefanten. Da riefen die Leute: "Seht, der König blutet." Wieder kam Kurege und schlug den Elefanten. Da flog der Milan herbei unter dem Bauch des Elefanten durch und hielt den weißen Strick im Schnabel. Da riefen die Leute des Elefanten: "Seht, unserem Könige, dem Elefanten, kommen schon die Eingeweide heraus!" Als der Elefant das hörte, bekam er Angst, und da seine Leute ihm nicht halfen, rannte er mit ihnen weg. Kurege und die Seinen verfolgten ihn drei Tage, dann kehrten sie zurück zu dem Kampfplatz und bauten sich dort an, da die anderen, ihre Feinde, endgültig vertrieben waren.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt