Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN


AUS DEM ZENTRAL-SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



Atlantis Bd_09-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 2 KARTENBEILAGEN

99. Flußpferd, Alligator, Jangrua

Das Flußpferd ging zu den Jangrua (Wassergeister) und forderte sie auf, gegen den Alligator zu Felde zu ziehen. Als die Jangrua nun kamen, sagte das Flußpferd: "Ich werde hier bleiben und unser Land bewachen, ihr aber geht gegen die Alligatoren zu Feld."Die Jangrua waren's zufrieden und zogen los. In der Mitte des Weges ließen sie ihre Frauen und Kinder zurück und zogen gegen die Alligatorenstadt. In der Nähe der Stadt sandte der Jangruakönig einen Spion in die Stadt, um zu sehen, wieviel Hilfskräfte darin wären. Der Spion kam zum Alligatorkönig. Dieser fragte: "Kommst du als Feind?" "Nein," antwortete der Jangrua, "ich habe nur gehört, daß du im Begriffe bist, in den Krieg zu ziehen. Ich bin gekommen, um dich zu begrüßen." Der König beschenkte ihn mit Kola und Essen, und der Spion ging zurück und erzählte, daß der Alligatorkönig als Verbündeten nur einen großen Fisch habe. Darauf zogen die Jangrua gegen die Stadt und begannen zu schießen. Da kam der große Fisch hervor und rief: "Ihr habt gelogen. Wenn ihr Krieg beginnt, werden wir euch alle töten!""Das geht uns nichts an", rief der Jangruakönig, führte seine Leute zum Sturm und warf alle Alligatoren zur Stadt heraus, zerstörte sie und trat mit den



Atlantis Bd_09-380 Flip arpa

Seinen den Rückweg an. Unterwegs forderten die Jangrua von ihrem König, daß sie auch die Flußpferdstadt zerstören wollten, da sie auf Veranlassung der Flußpferde in den Krieg gezogen und von diesen im Stiche gelassen wären. Der König schlug vor, erst einmal zu den Frauen zurückzukehren, um zu zeigen, daß keiner getötet sei, und dann gegen die Flußpferde zu ziehen. Zu Hause angelangt, ließ der König das Orakel fragen, wann er zu den Flußpferden ziehen solle. Das Orakel sagte: "Nach drei Tagen!" Nach drei Tagen sandte der Jangruakönig einen Boten vor zu den Flußpferden, daß sie sich rüsteten. Der Bote führte seinen Auftrag aus und kam zurück; dann zog der König selbst mit seinem Volke los und griff die Flußpferdstadt an.

Zuerst ging auch alles gut, dann aber bekamen die Flußpferde die Oberhand. Der Jangruakönig floh und seine Leute flohen auch in alle Gegenden und lebten seitdem vereinzelt im Wasser. Die Flußpferde aber hatten auch Angst, verließen ihre Stadt und verstreuten sich über das Land. Seitdem findet man die Flußpferde, die Alligatoren und die Jangrua nur noch in einzelnen Trupps und nicht in großen Herden.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt