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VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN


AUS DEM ZENTRAL-SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



Atlantis Bd_09-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 2 KARTENBEILAGEN

56. Wie man zum Sorghum kam

König Sule war der allererste Vater der Tagba. Zu seiner Zeit kannte man das Guineakorn noch nicht und wußte keine Farmen anzulegen. Zu seiner Zeit kam es aber zu den Menschen, und das kam folgendermaßen.

Zu seiner Zeit ging einmal ein Dazi (Jäger; Haussa = mahalubi) zur Jagd. Er ging sehr weit fort. Als er weit in den Busch gekommen war, kam er an einen Termitenhaufen. In dem Termitenhaufen war eine Höhlung; in der lag eine große Menge Guineakorn.



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Der Dazi hörte in dem Termitenhaufen singen: "Es ist zu schwer; es ist zu schwer (die Erde); ich kann sie nicht heben; ich kann sie nicht heben (um emporzuwachsen)." Als der Dazi das hörte, erschrak er sehr und lief eilig weg. Er lief in die Stadt und erzählte dem Etsu und allen Leuten: "Draußen ist ein Termitenhaufen, der singt. Ich habe diesen Sang im Busch gehört; ich kenne ihn aber nicht (soll heißen: verstehe die Sprache nicht)."

Der König rief seine Krieger zusammen. Am anderen Morgen zogen sie in den Busch. Der Dazi führte sie. Er guckte rechts und guckte links. Er guckte rechts und guckte links, bis er in der Entfernung die Spitze des Termitenhügels sah. Der Dazi sagte: "Dort ist es."

Der König fragte: "Wo ist nun das Merkwürdige?" Der Dazi sagte: "Dort unter dem Termitenhaufen ist es!" Der Etsu schlich sich ganz langsam hin und kam ganz leise heran. Er lauschte. Da hörte er, wie die Kinder der Termiten das Korn auf Steinen neben. Er sah hin. Da sah er auch die Kinder der Termiten bei der Arbeit. Als er das gesehen hatte, kam er schnell wieder zurück.

Als der König wieder bei seinem Volke angekommen war, sagte er zu seinem Djama (d. i. das Chamäleon; das gama der Joruba; Haussa =auwenia): "Wir wollen zusammen hingehen und es sehen." Der Djama sagte: "Bleib du zurück, damit das Leben des Königs nicht in Gefahr kommt." Der Djama schlich sich allein hin und sah die Höhle. Er ging ganz vorsichtig bis zu ihrem Eingang und lugte darunter. Er gewahrte die große Menge Guineakorn unter dem Hügel. Als er alles gesehen hatte, kam er zum Etsu zurück und sagte: "Wir werden in Zukunft viel zu essen haben." Der König fragte: "Was hast du gesehen?" Der Djama sagte: "Komm mit!" Sie gingen an den Termitenhaufen. Sie traten in die Höhle.

Früher waren die Termiten sehr stark. Der Djama setzte aber seinen Fuß auf sie und nun verloren sie für immer ihre Kraft. Dann ergriff der König Sule das erste Bündel Guineakorn und trug es heraus. Und alles Volk kam nach und trug Guineakorn heraus.

So kam das Guineakorn unter die Menschen.


Copyright: arpa, 2015.

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