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VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN


AUS DEM ZENTRAL-SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 2 KARTENBEILAGEN

55. Wie das Guineakorn zu den Menschen kam

Anfangs hatten die Menschen kein Guineakorn. Das Guineakorn hatten die Ebe (= gelber Hundskopf; Haussa = Djambilli) und die Ebe hatten auch die Farmen.

Einmal ging ein Jäger in den Busch. Er kam an Ebes Farm. Da sah er das Guineakorn. Er betrachtete das Korn. Inzwischen kam Ebe. Er sah den Jäger und sagte: "Was willst du hier?" Der Jäger sagte: "Ich habe nichts zu essen. Ich bitte dich, mir etwas zu essen zu geben. Du hast so viel. Wenn du mir zu essen geben willst und außerdem ein wenig Geld leihst, will ich auch gerne hier auf deiner Farm für dich arbeiten." Ebe sagte: "Das ist mir recht."

Ebe lieh dem Jäger Geld und gab ihm zu essen. Der Jäger arbeitete dafür auf der Farm Ebes. Das dauerte so eine längere Zeit. Dann kaufte sich der Jäger für das geliehene Geld einen Hund. Den Hund nannte er Tschegelli (die Haussabezeichnung für Feste) und sperrte ihn in seinem Hause ein. Am Tage, nachdem er den Hund gekauft hatte, kam der Jäger zu spät zur Arbeit. Ebe war schon auf der Farm. Als der Jäger kam, fuhr er ihn hart an und fragte: "Wo bist du den Morgen über gewesen?" Der Jäger sagte: "Ich war zu Hause bei meinem Tschegelli."Ebe sagte: "Wenn du bei dem Tschegelli bleiben willst, so gib mir nur gleich das Geld wieder, das ich dir geliehen habe. Dann mach aber, daß du fortkommst, denn ich brauche dich



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und deine Arbeit nicht." Der Jäger bat und sagte: "Laß mich nur bei dir, ich bitte dich!" Dann blieb der Jäger noch bei Ebe und arbeitete weiter auf dessen Farm.

Einige Zeit ging es wieder ganz gut. Eines Tages kam aber der Jäger doch wieder zu spät zur Arbeit. Er traf den Ebe, der auch gerade die Farm mit ihm betreten wollte. Ebe fuhr den Jäger hart an und sagte: "Was kommst du jetzt erst, wo die Sonne schon hoch steht, zur Arbeit? Weshalb kommst du nicht pünktlich zur Arbeit?" Der Jäger sagte: "Ich habe zu Haus mein Tschegelli. Ich sagte dir schon davon. Tschegelli hat mich aufgehalten." Ebe sagte: "Jeden Tag, wenn ich dich frage, wo du bleibst, wenn du so spät kommst, sagst du mir, du seist bei deinem Tschegelli gewesen. Ich will nun heute das Tschegelli sehen!" Der Jäger fragte: "Wenn du mein Tschegelli sehen willst, so kann das leicht geschehen. Willst du wirklich?" Ebe sagte: "Ja, ich will dein Tschegelli kennenlernen."

Darauf pfiff der Jäger und rief: "Tschegelli! Tschegelli! Tschegelli! Komm! Ebe will dich sehen." Der Hund hörte das. Er sprang aus dem Hause und rannte herbei. Als Ebe Tschegelli sah, wandte er sich ab und rannte so schnell als möglich von dannen. Der Jäger rief aber Tschegelli zu: "So ist es recht! Lauf nur schnell hinter Ebe her, denn der will dich heute noch kennenlernen!"Tschegelli lief, was er konnte. Ebe sprang aber in großer Angst vor dem Hunde weiter und weiter. Endlich kehrte Tschegelli, nachdem er ihn weit fortgejagt hatte, wieder um.

Ebe kam nicht wieder auf die Farm zurück. Der Jäger behielt die Farm. So kam das Guineakorn in die Hände der Menschen. Wenn aber die Menschen ihre Farmen gepflanzt haben, kommen die Ebe und suchen darin zu stehlen. Die Menschen rufen dann die Hunde und die jagen dann die Ebe wieder fort.


Copyright: arpa, 2015.

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