VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN
AUS DEM
ZENTRAL-SUDAN
HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS
1924
VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA
Atlantis Bd_09-0004 | Flip | arpa |
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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE
MIT 2 KARTENBEILAGEN
37. Der Kriegszug der BlindenEin Blinder (jebotschi, Plur. jebotschizi; Haussa =makobo) machte sich mit vielen Blinden in Mokwa kriegsbereit. Als die Blinden sich gerüstet hatten, machten sie sich auf den Weg, um die Rabba zu bekriegen. Sie brachen auf. Als sie auf der Hälfte des Weges waren, stand da ein Baobab (Mutschi; Haussa =Kuka). Die Blinden setzten sich im Schatten des Baobab nieder, um auszuruhen.
Als sie einige Zeit gesessen hatten, löste sich oben eine große Frucht ab und fiel laut tönend einem der Blinden auf den Kopf. Der Blinde sprang auf und rief: "Die Rabbaleute sind da! Die Rabbaleute sind da! Sie schlagen auf mich los!" Er zog sein Schwert und schlug um sich. Die anderen Blinden sprangen auf und schlugen um sich. Sie schlugen untereinander aufeinander los.
Inzwischen kam ein Sehender von Rabba her des Wegs. Er sah, wie die Blinden untereinander aufeinander losschlugen. Er sah eine Weile zu. Dann fragte er: "Weshalb schlagt ihr euch eigentlich?" Die Blinden schrien: "Wir schlagen uns mit den Rabbaleuten!" Der Mann aus Rabba sagte: "Es ist ja aber niemand aus Rabba da!" Da hörten die Blinden mit dem Umsichschlagen auf und gingen wieder nach Mokwa zurück.
Seitdem gehen die Blinden nicht mehr in den Krieg. Sie erschlagen sich sonst noch untereinander. Das kam früher in Nupe häufig vor. Auch für Sehende ist es schon schwer genug, den wahren Feind zu bemerken.
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