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VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN


AUS DEM ZENTRAL-SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



Atlantis Bd_09-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 2 KARTENBEILAGEN

20. Frauensitte und Wanderameise

Ein Mann heiratete zwei Frauen. Die ältere (also Hauptfrau) rief ihn immer (schicklich, also der Sitte des Landes und seiner Stellung entsprechend): Uaschin, d. h. Sohn des Häuptlings. Die zweite und jüngere aber rief ihn (was sehr unschicklich ist) mit seinem Namen: Uosigi. Uosigi war hierüber sehr entrüstet. Voller Entrüstung packte er seine Sachen auf und verließ das Haus. Die Frauen packten auch ihre Sachen und verließen das Haus. Sie folgten ihm.

Uosigi ging mit seinen Sachen weit weg. Die Frauen folgten ihm. Sie kamen an einen Bach. Die älteste (erste) Frau ging voran und durchschritt unbehelligt das seichte Wasser. Dann kam die jüngste Frau, die ihren Mann so unschicklich angerufen hatte. Die Frau trat mit einem Fuß in das Wasser. Das Wasser stieg sogleich stark empor. Es stieg ihr bis an die Brust. Das Wasser sagte: "Sage zu deinem Manne Uaschin!" Die junge Frau sagte: "Nein, ich nenne meinen Mann Uosigi."Sogleich stieg das Wasser noch mehr und schlug über ihrem Kopf zusammen, so daß nur noch das Haar heraussah. Uosigi sprang herzu. Er wollte die Frau herausziehen. Er packte sie an den Haaren. Das Wasser riß die Frau in die Tiefe fort. Uosigi hatte nur die Haare in der Hand. Er warf die Haare auf das Ufer. Da verwandelten sie sich in die Sungberri (Haussaname = Korrokosa; das sind die kleinen Wanderameisen, die meist an Bachrändern ihre dicht belebten Straßen ziehen).


Copyright: arpa, 2015.

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