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VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN


AUS DEM ZENTRAL-SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 2 KARTENBEILAGEN

1. Dagbatschi als Farmdieb

Dagbatschi (die Schildkröte) kam zu Dagba (dem Elefant) und sagte: "Mein Dagba, wenn du mir eine Kauri leihst, will ich dein Verpfändeter werden und für dich arbeiten, was du willst." (Verpfändeter in Nupe =Sopha; in Joruba Wofa; in Haussa = Jinginna. Die Sitte soll von den Joruba zu den Nupe, die sie vordem nicht kannten, gekommen sein, während die Haussa einen gleich alten oder anderweitig aufgegriffenen Sittenursprung in der Menschenverpfändung zu haben angaben.) Dagba sagte: "Das ist mir recht." Dagba gab Dagbatschi eine Kauri. Dagbatschi war nun Dagbas Sopha. Dagbatschi sagte zu Dagba: "Verwende mich nun zur Farmarbeit. Die verstehe ich." Dagba sagte: "Das soll geschehen."

Dagba sagte zu Dagbatschi: "Geh heute hinaus und lege eine Farm von Etju (oder Eju =große Bohnen, Quaruru) an."Dagbatschi sagte: "Es ist gut, ich werde das schnell tun. Sage mir nur noch vorher, welche Farbe von Bohnen du haben möchtest."Dagba sagte: "Ich möchte gerne rote Bohnen haben."Dagbatschi sagte: "Wenn du rote Bohnen haben willst, so mußt du die roten Bohnen, die ich verpflanzen soll, zuerst in rotem Palmöl gar kochen und genügend roten Pfeffer zusetzen. Bereite es; ich will das dann mit hinaus zur Farm nehmen und pflanzen."Dagba sagte: "Es ist gut." Dagba kochte die Bohnen in rotem Palmöl und mit Pfeffer, gab das Gericht Dagbatschi und sagte: "Nun pflanze das!"

Dagbatschi ging mit den Bohnen zum Farmland. Dagbatschi schaufelte ein gut Stück Land um. Dann nahm er die Bohnen, die er pflanzen sollte, und aß sie alle auf. Als er die Bohnen gegessen hatte, klopfte er sich auf den Bauch. Er begann zu tanzen und sang: "Ich habe gut gegessen. Ich habe gut gegessen!" Als er getanzt hatte, sprang er in ein naheliegendes Wasser, kam naß heraus und wälzte sich im Schmutz, so daß er über und über mit Schmutz bedeckt ward. Danach machte sich Dagbatschi in vollem Schmutzüberzug auf den Heimweg.

Dagbatschi kam nach Hause in das Haus Dagbas. Dagbatschi sagte: "Oh! Ah! Oh! Ah!"Dagba sah Dagbatschi in seinem vollen Schmutz. Dagba hörte sein Stöhnen. Dagba fragte Dagbatschi: "Was ist denn, mein kleiner Dagbatschi ?"Dagbatschi sagte: "Ah! Ah! die Arbeit war heute doch recht schwer. Die Arbeit war sehr schwer, sehr schwer! Aber ich bin nun dein Sopha, und da will ich auch schöne Farmen für dich anlegen. Das Land dort bearbeitet sich



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recht schwer, sehr schwer, sehr schwer! Aber es ist ein guter Boden, und du wirst ausgezeichnete rote Bohnen ernten."Dagba sagte: "Dann bist du also mit der ganzen Farm heute und an einem Tage fertig geworden?"Dagbatschi sagte: "Siehst du es mir nicht an, wie ich gearbeitet habe." Dagba sagte: "Ja, mein Dagbatschi, du mußt sehr gearbeitet haben! Ich will dir auch ein Bad bereiten lassen." Dagba ließ seine Frauen Wasser bringen. Dagbatschi badete sich.

Dagba sagte am anderen Tage zu Dagbatschi: "Wenn du nicht zu ermüdet bist von gestern, dann gehe heute doch wieder hinaus und lege mir eine zweite Farm von Bohnen an. Dagbatschi sagte: "Wie könnte ich zu müde sein! Bin ich nicht dein Sopha? Ich werde also schnell deine Farm anlegen. Sage mir nur noch, welche Farbe von Bohnen du heute gepflanzt haben möchtest."Dagba sagte: "Ich möchte noch eine Farm mit weißen Bohnen haben."Dagbatschi sagte: "Wenn du weiße Bohnen haben willst, so mußt du die weißen Bohnen, die ich pflanzen soll, mit Schibutter und Salz kochen. Dazu muß ich noch Milch haben, um sie nachher darüber zu gießen. Bereite das, ich will es dann mit hinaus zur Farm nehmen und pflanzen." Dagba sagte: "Es ist gut."Dagba kochte die Bohnen mit Schibutter und Salz, nahm eine Schale mit Milch, gab das Bohnengericht und die Milch Dagbatschi und sagte: "Nun pflanze das!"

Dagbatschi ging mit den Bohnen und mit der Milch zum Farmland. Dagbatschi schaufelte ein gutes Stück Land um. Dann nahm er die Bohnen, die er pflanzen sollte, und aß sie alle auf. Dann nahm er die Milch, mit der er die Bohnen begießen sollte, und trank sie. Als er die Bohnen gegessen und die Milch getrunken hatte, klopfte er sich auf den Bauch. Er begann zu tanzen und zu singen. "Ich habe gut gegessen und getrunken! Ich habe gut gegessen und getrunken!" Als er getanzt hatte, sprang er in ein nahes Wasser, kam naß heraus und wälzte sich im Schmutz, so daß er über und über mit Schmutz bedeckt ward. Danach machte sich Dagbatschi mit dem vollen Schmutzüberzug auf den Heimweg.

Dagbatschi kam nach Hause in das Haus Dagbas. Dagbatschi sagte: "Oh! Ah! Oh! Ah!"Dagba sah Dagbatschi in seinem vollen Schmutz. Dagba hörte Dagbatschis Stöhnen. Dagba sagte zu Dagbatschi: "Was ist dir denn, mein kleiner Dagbatschi?"Dagbatschi sagte: "Ah! Ah! Die Arbeit war heute doch wieder recht schwer. Die Arbeit war sehr schwer, sehr schwer! Aber ich bin nun dein Sopha, und da will ich auch schöne Farmen für dich anlegen. Das Land dort bearbeitet sich recht schwer! Sehr schwer! Aber es ist



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ein guter Boden, und du wirst ausgezeichnete weiße Bohnen ernten." Dagba sagte: "Dann bist du also mit der ganzen Farm heute und an einem Tage fertig geworden?"Dagbatschi sagte: "Siehst du es mir nicht an, wie ich gearbeitet habe ?" Dagba sagte: "Ja, mein Dagbatschi, du mußt sehr gearbeitet haben. Ich will dir auch ein Bad bereiten lassen."Dagba ließ seine Frauen Wasser bringen. Dagbatschi badete sich.

Dagba sagte am anderen Tage zu Dagbatschi nichts. Dagbatschi wartete einige Zeit. Aber Dagba sagte nichts. Dagbatschi ging zu Dagba und sagte: "Dagba, du willst doch nicht, daß dich jemand wegen Torheit beschimpft."Dagba sagte: "Warum soll man mich schimpfen? Mache ich nicht alles klug?" Dagbatschi sagte: "Gewiß bist du klug, aber ich bin nun einmal dein Sopha, und da will ich nicht, daß jemand dich beschimpfen kann, nur weil du eine Kleinigkeit vergessen hast."Dagba sagte: "Was habe ich denn vergessen?" Dagbatschi sagte: "Vorgestern hast du mich eine Farm mit roten Bohnen anlegen lassen. Gestern hast du mich eine Farm mit weißen Bohnen anlegen lassen. Da mußt du mir denn heute auftragen, eine Farm mit schwarzen Bohnen anzulegen. Das ist es, was du vergessen hast."

Dagba sagte: "Gut denn! Bist du aber nicht zu ermüdet von der Arbeit, die du gestern und vorgestern verrichtet hast. Wenn du nicht zu müde bist, dann gehe hinaus und lege mir eine Farm mit schwarzen Bohnen an."Dagbatschi sagte: "Wie könnte ich zu müde sein! Bin ich nicht dein Sopha? Ich werde also schnell deine Farm anlegen. Wenn du nun schwarze Bohnen haben willst, so mußt du die schwarzen Bohnen mit schwarzem Palmkernöl (Edi[n]) und Pfeffer kochen lassen, ehe ich sie pflanze. Laß das schnell herrichten. Ich will es mit hinaus zur Farm nehmen und pflanzen." Dagba sagte: "Es ist gut."Dagba kochte die Bohnen in schwarzem Palmkernöl und Pfeffer, gab das Bohnengericht Dagbatschi und sagte: "Nun pflanze das!"

Dagbatschi ging mit den Bohnen zum Farmland. Dagbatschi schaufelte ein gutes Stück Land um. Dann nahm er die Bohnen, die er pflanzen sollte, und aß sie alle auf. Als er die Bohnen gegessen hatte, klopfte er sich auf den Bauch. Er begann zu tanzen und zu singen. "Ich habe gut gegessen! Ich habe gut gegessen!" Als er getanzt hatte, sprang er in ein nahes Wasser, kam naß heraus und wälzte sich im Schmutz, so daß er über und über mit Schmutz bedeckt ward. Danach machte sich Dagbatschi mit dem vollen Schmutzüberzug auf den Heimweg.



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Dagbatschi kam nach Hause, in das Haus Dagbas. Dagbatschi sagte: "Oh! Äh! Oh! Äh!" Dagba sah Dagbatschi in seinem vollen Schmutz. Dagba hörte Dagbatschis Stöhnen. Dagba sagte zu Dagbatschi: "Was ist dir denn, mein kleiner Dagbatschi ?"Dagbatschi sagte: "Oh! Äh! Die Arbeit war heute doch wieder recht schwer. Die Arbeit war sehr schwer, sehr schwer. Aber ich bin nun dein Sopha, und da will ich auch schöne Farmen für dich anlegen. Das Land dort bearbeitet sich recht schwer, sehr schwer, sehr schwer! Aber es ist ein guter Boden, und du wirst ausgezeichnete schwarze Bohnen ernten."Dagba sagte: "Dann bist du also mit der ganzen Farm heute und an einem Tag fertig geworden?"Dagbatschi sagte: "Siehst du es mir nicht an, wie ich gearbeitet habe?" Dagba sagte: "Ja, mein Dagbatschi, du mußt sehr gearbeitet haben. Ich will dir auch ein Bad bereiten lassen." Dagbatschi sagte: "Wenn in den nächsten Tagen die ersten Blätter herauskommen, dann werde ich dich einmal hinausführen. Dann mußt du dir deine Farm ansehen." Dagba sagte: "Ja, das will ich einmal sehen." Dagba ließ seine Frauen Wasser bringen. Dagbatschi badete sich.

Eines Tages sagte Dagbatschi zu Dagba: "Mein Dagba, paßt es dir, morgen früh einmal deine Farm anzusehen?"Dagba sagte: "Es ist mir sehr recht." Dagbatschi ging abends hinaus in das Farmland. Dagbatschi schnitt viele Blätter von Tschibutterbäumen ab. Dagbatschi steckte die Blätter in Reihen in die Erde, so daß sie halb heraussahen. Danach lief Dagbatschi wieder nach Hause. Am anderen Morgen sagte Dagbatschi schon ganz früh zu Dagba: "Also du kommst doch heute früh mit hinaus, deine Farmen zu sehen." Dagba sagte: "Wir können sogleich gehen, mein kleiner Dagbatschi." Dagbatschi und Dagba machten sich auf den Weg in das Farmland.

Dagbatschi und Dagba kamen an das Farmland. Dagbatschi sagte: "Hinter dem Busch dort beginnen die Farmen."Dagba und Dagbatschi gingen um den Busch herum. Dagba sah die Farmen. Dagba sah die Blätter in der Erde hervorsehen. Dagba sagte: "Kai! (,Du!' Aus dem Haussa übernommener Empfindungsausdruck.) Das ist ja vorzüglich!"Dagbatschi sagte: "Auf dieser Seite siehst du die Blätter mit den roten Spitzen. Das werden die roten Bohnen. Dort siehst du die Blätter mit den weißen Spitzen, das werden die weißen Bohnen. In der Mitte siehst du die Blätter mit den schwarzen Spitzen. Das werden die schwarzen Bohnen. Sie stehen alle recht gut. Es ist guter Boden. Aber der Boden war schwer zu bearbeiten."



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Dagba sagte: "Kai! Das ist ja vorzüglich! Das hast du sehr gut gemacht! Du hast sehr gut gearbeitet. Ich werde dir ein Kleid (Riga) schenken!"Dagba betrachtete die Farmen; dann ging Dagba mit Dagbatschi heim. Als sie wieder nach Hause gekommen waren, schenkte Dagba Dagbatschi eine Tobe und sagte: "Du hast sehr gut gearbeitet."

Nach vier Monaten sagte Dagbatschi zu Dagba: "Ich denke, in diesen Tagen werden die ersten roten Bohnen reif sein, und ich werde dir dann einige Körbe voll bringen!"Dagba sagte: "Ich werde mich freuen, wenn ich von meinen Bohnen essen kann."Dagbatschi sah sich danach um, wo andere Leute Farmen mit roten Bohnen hatten. Als er eine Farm gefunden, auf der die Leute Bohnen gebaut hatten, nahm er eine Babo (ganz große Kalebasse; in Haussa Kurrutu genannt). Mit der ging er nahe zu der Farm. Als er ganz dicht bei der Bohnenfarm war, stieg er in die Kalebasse und rollte sich mit großem Getöse gegen die Leute hin. Als die Leute das starke Geräusch hörten, rannten sie von dannen. Dagbatschi nahm aber vier Körbe voll roter Bohnen und trug sie fort.

Dagbatschi brachte die vier Körbe roter Bohnen zu Dagba. Dagbatschi stöhnte: "Ah! Ah!"Dagba sagte: "Trage nicht soviel auf einmal. Du trägst zuviel, mein kleiner Dagbatschi!"Dagba nahm Dagbatschi die vier Körbe ab und sagte: "Was bringst du denn da?" Dagbatschi sagte: "Es sind die ersten von deinen roten Bohnen. Sie kommen von den Farmen, die ich für dich angelegt habe."Dagba sagte: "Ich muß sie sogleich versuchen!"Dagba aß von den Bohnen. Dagba sagte: "Die sind ganz ausgezeichnet! Die sind sehr gut, mein kleiner Dagbatschi."Dagbatschi sagte: "Habe ich dir nicht gesagt, daß es gute Bohnen wären? Es hat allerdings viel Arbeit verlangt. Nun sind die Bohnen aber auch ganz vorzüglich. Die Arbeit war allerdings recht schwer, sehr schwer, sehr schwer!"Dagba sagte: "Dafür sollst du nun auch immer ein sehr gutes Essen haben. Ich will meinen Frauen sagen, daß sie eine Schüssel mit Palmöl und Pfeffer kochen. Das ißt du dann zur Nacht."Dagba sagte seinen Frauen, daß sie eine gute Menge von Bohnen gut zubereiteten. Das Gericht ließ er Dagbatschi geben. Dagbatschi aß es auf.

Dagbatschi ging nun in seiner großen Kalebasse oft hin, verjagte mit seinem Geräusch die Menschen und stahl Bohnen. Die Leute kamen alle zusammen und sagten: "Was können wir nur gegen diese Sache unternehmen, die uns immer wieder verjagt und uns unsere Bohnen raubt?"Einige Leute sagten: "Man kann nichts



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machen." Andere Leute sagten: "Man kann nichts machen." Ein alter Mann sagte aber: "Macht eine große Figur aus Gummi (Aetae; in Joruba =Atae; in Haussa =Danko) und stellt die in der Farm auf. Vielleicht können wir dann etwas erkennen." Die Leute sagten: "Ja, das wollen wir tun." Die Leute machten eine große Figur und stellten sie mitten in der Farm auf. Die Figur war wie ein Mensch.

Nach einiger Zeit kam Dagbatschi wieder in seiner großen Kalebasse heran und machte starkes Geräusch. Als die Leute das hörten, liefen sie wieder schnell von dannen. Dagbatschi kam aus seiner Kalebasse heraus. Dagbatschi sah die Figur aus Gummi. Dagbatschi sah sich um. Alle Leute waren weggelaufen. Es war nur die Figur aus Gummi da. Dagbatschi ging auf diese Figur zu. Dagbatschi fragte die Figur: "Warum sind die anderen Leute alle weggelaufen? Warum bist du nicht weggelaufen?"Dagbatschi sah die Figur an. Dagbatschi sagte (bei sich): "Ich glaube, die Person will sich über mich lustig machen."Dagbatschi trat ganz dicht zu der Gummifigur. Dagbatschi sagte: "Willst du mir auf meine Frage antworten oder willst du nicht antworten?"Dagbatschi sagte: "Wenn du mir nicht antwortest, gebe ich dir einen Schlag auf den Kopf!"Dagbatschi trat ganz dicht heran. Dagbatschi gab der Figur mit der rechten Hand einen Schlag. Dagbatschis Hand wurde festgehalten, sie klebte fest. Dagbatschi konnte seine Hand nicht wegnehmen. Dagbatschi sagte zu der Figur: "Was? Du willst meine Hand festhalten. Willst du denn, daß ich dich noch mehr schlage? Laß los, oder ich schlage auch noch mit der anderen Hand."Dagbatschi schlug mit der linken Hand die Figur an den Kopf. Dagbatschis Hand blieb an dem Kopf der Figur haften. Dagbatschi sagte: "So, so machst du es. Man muß dich treten!"Dagbatschi trat mit dem rechten Fuß. Der rechte Fuß blieb an der Gummifigur haften. Dagbatschi sagte: "Auch diesen Fuß willst du festhalten? Nun, dann nimm noch einen Tritt!" Dagbatschi trat mit dem linken Fuß. Der linke Fuß blieb auch an der Gummifigur haften. Dagbatschi sagte: "Warte, ich will dir einen Stoß mit dem Bauch geben."Dagbatschi schlug mit dem Bauch gegen die Gummifigur. Er haftete auch mit dem Bauch. Dagbatschi sagte: "Wenn es so ist, dann nimm auch noch einen Stoß mit dem Kopf."Dagbatschi stieß mit dem Kopf gegen den Kopf der Gummifigur. Der Kopf haftete an der Gummifigur. Dagbatschi war nun ganz festgeklebt. Dagbatschi sagte: "So ist es recht. Nun ist es gut. Aber warte, mein Freund. Du sollst einen anderen Gast in dein Haus bekommen."



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Dagbatschi klebte nun ganz fest an dem Gummimann. Dagbatschi zog hier und da, oben und unten. Dagbatschi sagte: "Die Sache ist nicht gut. Die Sonne ist viel zu warm. Ich muß doch einmal sehen, ob ich nicht jemand finde, der sich an meine Stelle setzt."

Nach einiger Zeit kamen Hundskopfaffen vorbei. Die Affen liefen zum Wasser hin, um zu trinken. Dagbatschi sagte zu den Affen: "Meine Freunde, kommt doch und bringt mir ein wenig Wasser herbei. Ich sitze hier sehr angenehm, aber die Sonne scheint mir stark auf den Kopf, so daß ich großen Durst habe." Die Affen riefen: "Was? Ist das nicht Dagbatschi? Nein, Dagbatschi, du bist ein schlechter Mann. Wer sich mit dir in irgendeine Sache einläßt, der verliert dabei. Nein, Dagbatschi! Dir helfen wir nicht. Laß dir von jemand anderem Wasser bringen." Die Affen liefen vorbei zum Wasser. Dagbatschi saß fest an der Gummifigur.

Nach einiger Zeit kam eine große Äffin an der Figur vorbei, an der Dagbatschi klebte. Die große Äffin konnte nicht so schnell laufen wie die anderen, denn sie war schwanger. Dagbatschi rief der großen Äffin zu: "Meine Freundin, bring' mir doch ein wenig Wasser hierher, denn die Sonne macht mich sehr warm und durstig!" Die große Äffin blieb stehen. Die große Äffin sagte: "Bist du nicht der schlechte Dagbatschi, der alle Leute, die sich mit ihm einlassen, schlecht bezahlt?"Dagbatschi sagte: "Nein, ich bin nicht dieser Dagbatschi, es gibt einen weißen Dagbatschi im Wasser und einen gelben Dagbatschi im Busch. Diese beiden Dagbatschi sind sehr schlecht. Ich aber bin der schwarze Dagbatschi, der gut ist. Ich sitze auch nur hier, um meine Kinder warm zu halten. Denn ich habe Kinder im Leibe, die noch geboren werden sollen." Die große Äffin sagte: "Wenn du der gute Dagbatschi und außerdem noch schwanger bist, dann will ich dir gerne helfen, denn sieh, ich bin auch schwanger. Sage mir also, was du willst." Dagbatschi sagte: "Ich bitte dich, herunter zum Bach zu gehen und mir Wasser heraufzubringen." Die große Äffin sagte: "Das will ich tun." Die große Äffin lief zum Bach herunter und nahm den großen Mund ganz voll Wasser. Die große Äffin kam zurück.

Dagbatschi sagte zu der großen Äffin: "Meine Freundin, ich bitte dich, nimm die rechte Hand hier weg und tue einige Tropfen hierauf." Die große Äffin nahm die Hand Dagbatschis von der Figur und ließ einige Tropfen darauf fallen. Dagbatschi sagte: "Nun, meine Freundin, nimm die linke Hand hier weg und tue einige Tropfen Wasser darauf." Die große Äffin nahm die linke Hand



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Dagbatschis von der Figur und ließ einige Tropfen Wasser darauf fallen. Dagbatschi sagte: "Nun, meine Freundin, nimm den rechten Fuß hier weg und tue einige Tropfen Wasser darauf." Die große Äffin nahm den rechten Fuß Dagbatschis von der Figur und ließ einige Tropfen Wasser darauf fallen. Dagbatschi sagte: "Nun, meine Freundin, nimm den linken Fuß hier weg und tue einige Tropfen Wasser darauf." Die große Äffin nahm den linken Fuß Dagbatschis weg und ließ einige Tropfen Wasser darauf fallen. Dagbatschi sagte: "Nun, meine Freundin, nimm meinen Bauch hier weg und laß einige Tropfen Wasser darauf fallen." Die große Äffin nahm Dagbatschis Leib von der Figur und ließ einige Tropfen Wasser darauf fallen. Dagbatschi sagte: "Nun, meine Freundin, nimm mir auch den Kopf hier weg und lasse mir einige Tropfen Wasser auf die Stirne fallen." Die große Äffin nahm den Kopf Dagbatschis von der Figur und ließ ihm einige Tropfen Wasser auf die Stirn fallen.

Dagbatschi war von der Figur frei geworden. Dagbatschi sagte zu der großen Äffin: "Du hast mir Gutes getan. Du bist meine Freundin. Deshalb muß ich dir die Wahrheit sagen. Höre! Diese schlechte Person (die Gummifigur) hat dich beschimpft." Die große Äffin sagte: "Was, diese Figur hier hat mich beschimpft?"Dagbatschi sagte: "Ja, diese Figur hat dich beschimpft, als du zum Bach heruntergingst, um mir Wasser zu bringen." Die große Äffin sagte: "Was hat denn diese Person gesagt."Dagbatschi sagte: "Diese Person rief hinter dir her: ,Die große Äffin, die große Äffin! Ihr Bauch ist nur eine leere Trommel. Sie kann keine Kinder bekommen!' So hat sie geschrien." Die große Äffin sagte: "Was soll ich mit der Person tun?"Dagbatschi sagte: "Schlage sie, aber schlage sie schnell rechts und links. Denn sonst fühlt sie es nicht! Meine Freundin, diese Person hat dich schwer beschimpft, schlage sie rechts und links!"

Die Äffin ging auf die Gummifigur zu. Die Äffin schrie: "Wie kannst du mich schimpfen, da ich dir nie etwas getan habe!" Die Aff in schlug die Gummifigur rechts und links. Die beiden Hände der Äffin blieben an der Gummifigur kleben. Dagbatschi rief: "Sieh nur diese Person, jetzt will sie deine Hände festhalten. Tritt mit deinen Füßen! Wie kann diese Person dich so beschimpfen!" Die Äffin trat die Gummifigur mit beiden Füßen. Die beiden Füße der Äffin blieben kleben. Dagbatschi rief: "Sieh nur diese Person, jetzt will sie deine Füße festhalten. Stoße sie mit dem Bauch! Stoße sie mit dem Kopf! Wie kann diese Person dich so beschimpfen!" Die Äffin stieß die



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Gummifigur mit dem Bauch. Die Äffin blieb mit ihrem Bauch kleben. Die Äffin stieß den Kopf der Gummifigur. Der Kopf der Äffin blieb am Kopf der Gummifigur kleben. Dagbatschi sagte: "Das ist nun gut! Jetzt werde ich laufen und Leute rufen, die dich von der unverschämten Person nehmen!"Dagbatschi lief weg.

Dagbatschi lief den Menschen nach, die sich im Busch versteckt hatten. Dagbatschi rief: "Ihr Leute kommt! Ihr Leute kommt! Ich habe euren Bohnendieb gefangen. Kommt! Kommt!" Die Leute kamen. Die Leute sahen die große Äffin an der Gummifigur. Die Leute riefen: "Nun haben wir den Dieb, der uns immer weggejagt und dann unsere Bohnen gestohlen hat!" Die Leute schlugen die Äffin tot. Sie schnitten sie auf und verteilten das Fleisch. Die Leute sagten zu Dagbatschi: "Du hast uns bei dem Fang des Bohnendiebes geholfen. Was können wir dir nun dafür geben ?"Dagbatschi sagte: "Gebt mir die Haut des Diebes!" Die Leute gaben Dagbatschi die Haut der Äffin. Dagbatschi ging mit der Haut von dannen. Dagbatschi versteckte die Haut der Äffin im Busch. Dann lief Dagbatschi zu Dagba.

Dagbatschi kam sehr schnell zu Dagba und sagte: "Mein Dagba, denke dir! Es ist jemand dabei, deine Bohnenfarmen wegzutragen! Es sind so gute Farmen! Die Erde ist so gut! Und es hat soviel Arbeit gemacht, die Farmen anzulegen! Komm, Dagba, komm, wir wollen sehen, was zu machen ist." Dagba sagte: "Was? Diese Leute wollen mir meine guten Bohnenfarmen stehlen? Ich komme sogleich mit dir!"Dagba machte sich mit Dagbatschi auf den Weg dahin, wo Dagbatschi vor vier Monaten die Erde aufgeschaufelt hatte. Als sie ganz dicht bei den Farmen waren, sagte Dagbatschi: "Oh! Mein Dagba, nun habe ich vergessen einige Stricke mitzunehmen, mit denen wir das, was von den Farmen noch da ist, festbinden können, damit es nicht auch gestohlen werden kann! Nun müssen wir uns im Busch nach etwas Gumbara (das ist eine Pflanze, aus deren Rinde Nupe und Haussa sich feste Buschstricke drehen; bei Haussa heißt die Gumbara "Kalga") suchen. Warte hier ein wenig."Dagba sagte: "Du hast recht, mein Dagbatschi, wir müssen die Farmen festbinden, suche nach Gumbara."

Dagba blieb stehen. Dagbatschi ging in den Busch. Im Busch zog Dagbatschi an einem Strauch und rief (vor sich hin): "Laß mich! laß! Ich habe Dagba heute wirklich nicht gesehen. Ich habe den Elefanten nicht gesehen und weiß auch nicht, wo er ist."Dagba hörte, was Dagbatschi im Busch sprach. Dagbatschi kam mit Gumbararinde



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zurück. Dagba fragte Dagbatschi: "Mit wem sprachst du da im Busch."Dagbatschi sagte: "Oh! es war nur ein Jäger. Der Jäger sagte mir: ,Du bist der Sopha Dagbas, ich will heute einen Elefanten schießen, sage mir, wo Dagba ist!"Dagba sagte: "Was, der Jäger ist hier? Der Jäger will mich schießen?"Dagba rannte so schnell er konnte von dannen. Dagba rannte weit weg nach der anderen Seite in den Busch hinein. Dagbatschi sagte: "Der Dagba ist so groß und so dumm! Ich werde jetzt auch das Haus Dagbas gewinnen."

Dagbatschi nahm das Fell des Affen und ging damit zu dem Hause des Elefanten. Dagbatschi machte mit dem Fell des Affen Töne (der Erzähler kann keine genaue Erklärung geben, er sagte einmal, Dagbatschi hätte auf dem Fell geblasen, ein zweites Mal, Dagbatschi hätte es hin und her geschlagen) und sang: "Dagba ist dumm, Dagba ist dumm. Wenn Dagba in sein Haus zurückkommt, so wird er getötet." Dagba lief lange in dem Busch herum. Dagba kam endlich zu seinem Haus zurück. Dagba hörte aus der Ferne den Gesang: "Dagba ist dumm! Dagba ist dumm. Wenn Dagba in sein Haus zurückkommt, so wird er getötet."Dagba fürchtete sich, in sein Haus zu gehen. Dagba rief den Frosch. Dagba sagte zum Frosch: "Gehe in mein Haus und siehe, wer in meinem Hause singt."

Der Frosch ging in das Haus Dagbas. Der Frosch kam zu Dagbatschi und sagte: "Dagba hat mich gesendet, daß ich sehe, wer hier singt."Dagbatschi sagte: "Geh zu Dagba und sage ihm, ich wäre hier, sänge und wartete auf ihn. Ehe du aber gehst, trinke von meinem Bier."Dagbatschi nahm Bier. Dagbatschi warf ein kleines Holzstück in das Bier. Der Frosch trank das Bier. Der Holzstift blieb im Halse des Frosches sitzen. Der Frosch konnte nicht mehr sprechen. Dagbatschi sagte: "So, mein Frosch, nun gehe zu Dagba zurück und sage ihm meine Worte."

Der Frosch ging zu Dagba zurück. Dagba fragte den Frosch: "Was hast du gesehen? Was ist in meinem Hause." Der Frosch wollte sprechen, aber er konnte nicht sprechen. Dagba sagte: "Ich werde einen anderen Boten senden: "Dagba rief die Spinne. Dagba sagte zur Spinne: "Gehe in mein Haus und sieh, wer in meinem Hause ist. Achte aber darauf, daß dich niemand sieht!" Die Spinne lief zu Dagbas Haus. In Dagbas Haus saß Dagbatschi. Dagbatschi hatte eine Schale mit Bier vor sich stehen. Dagbatschi machte mit dem Fell des Affen Töne und sang: "Dagba ist dumm! Dagba ist dumm! Wenn Dagba in sein Haus zurückkommt, so wird er getötet."



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Die Spinne setzte sich unter die Schale mit Bier. Dagbatschi konnte die Spinne nicht sehen. Dagbatschi sang. Die Spinne sah Dagbatschi. Die Spinne hörte Dagbatschi. Die Spinne lief zurück zu Dagba und sagte: "In deinem Hause ist nur Dagbatschi. Dagbatschi macht mit einem Affenfell Töne und beschimpft dich!"Dagba sagte: "Das ist alles?" Die Spinne sagte: "Ja, das ist alles!"Dagba wurde zornig. Dagba lief in sein Haus. Dagba sah Dagbatschi und hörte Dagbatschi. Dagba lief auf Dagbatschi zu, ergriff ihn und warf ihn gegen die Steine, so daß er in viele Stücke zersprang.

Dagbatschi lag in viele Stücke zerbrochen umher. Die Termiten waren in der Nähe. Dagbatschi bat die Termiten: "Setzt mich wieder zusammen!" Die Termiten kamen und setzten Dagbatschi wieder zusammen. Seitdem kann man aber sehen, in wieviele Stücke Dagbatschi zerworfen war.


Copyright: arpa, 2015.

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