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VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN


AUS DEM ZENTRAL-SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 2 KARTENBEILAGEN

9. Religiöses, Krankheit, Subachen, Tod, Kuli

Mit der Schilderung des Lebenslaufes sind wir nun nahe dessen .Abschluß bei der Behandlung der Anschauungen und Sitten, die mit Krankheit und Tod in Zusammenhang stehen, angelangt, und betreten somit das Gebiet der Religionsforschung. Da muß ich denn voraussenden, daß auf diesem Felde bei den Nupe nicht mehr viel gewonnen werden kann, und zwar infolge der geschichtlichen Zerstörungen des letzten Jahrhunderts einerseits, der islamischen Übermacht zum zweiten und der Konzentration aller besseren Kräfte in den islamitischen Städten zum dritten. Gewiß sind die Bauern auf dem Lande noch so unbedingte Heiden wie nur irgend denkbar. Aber sie stehen unter dem Druck der Verarmung, sie haben ihre geistigen Symbole in dem Vernichtungskrieg der Fulbe eingebüßt, sie werden überall von den eifrigen Fulbepriestern überwacht, und so kommt es, daß diese alte Religion, wie alle Anschauungsformen solcher Art, mehr und mehr der äußeren Ausdrucksformen, ihres Ruhepunktes beraubt, den Nährboden der Phantasie verloren hat. Denn alle diese Religionen bedürfen der äußeren Darstellung, der Bildwerke, Maskeraden, heiligen Orte und allerhand ererbten alten Tandes, an dem die Erinnerung mit Wurzeln und Ranken haften kann. — Ich habe immer gefunden, daß überall da, wo die alten Symbole und Inkarnationsmonumente - und wenn es noch so kümmerliche Holzstücke, Lehmklumpen oder morsche Bäume sind -verlorengehen, auch der Gehalt seiner Forschung ledig in die Vergessenheit entfiattert. Und die rigorosen orthodoxen Fulbe der Invasionsperiode haben damit entschieden gründlich aufgeräumt, so daß es fast ein Wunder ist, daß auf dem flachen Lande einige Masken noch ein verstecktes Dasein führen. Die Religionen dieser Art sind so schwächliche Kinder der Menschheit, so schwach an wahrem Innenbau, daß sie eine solche Drangsaiszeit nicht überleben können.

Hier nun das, was ich von den alten Leuten über Anschauung und Brauch der alten Zeit noch erfahren konnte. Ich beginne die Zusammenstellung des wenigen, was zu retten war, in Anlehnung an die Schilderung der Schattenseiten des Lebens.

Wenn ein Knabe oder Mädchen erkrankt ist, geht der Vater alsbald zu einem Bassa-tschi, das ist eine Art Wahrsager. Er begrüßt ihn demütig und bittet ihn um seine Hilfe. Er sagt ihm, wer in seinem Haushalte erkrankt ist. Er sagt, was er davon sagen kann und schließt: "Nun gib uns bitte Medizin, damit dem Burschen (der Frau, dem Manne usw.) geholfen werden kann." Der Bassa-tschi nimmt darauf seine Ebba. Es ist das ein Wurforakel anscheinend auch hier aus acht Kürbisscherben bestehend, die aneinander befestigt



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sind. Das Ebba entspricht dem Oquella der Joruba und der ganz gleichen Orakelform der Jukum usw. Zuweilen besteht es statt aus Kürbisscherben aus Teilen von Fruchtschalen. Dies Ebba wirft der Bassa-tschi genau wie sein Jorubakollege, der Babalawo, aus. Wenn im Hause des bedrängten Gehöftsherren noch ein Kuti (das ist eine Art Orissa, eine Art Gottheit, Dämon, magische Kraft oder so) aus alter Zeit erhalten ist, so wird die erste durch den Mund des Bassa-tschi erteilte Antwort der Ebba immer lauten: "Gib deinem Kuti zu essen." Danach wird aber für den Patienten noch Medizin erbeten und gegeben.

Heimgekehrt, wird dem Kranken die Medizin appliziert, dann erst dem Kuti das feierliche Opfer dargebracht. Von medizinischer Behandlung erfuhr ich 4 Typen. Die erste Art besteht in einer Art Inhalation, Turare genannt. Auf eine Scherbe wird glimmende Asche gelöffelt, auf die angeblasene Glut dann ein Pulver gestreut. Der Erkrankte setzt sich nun mit den Kleidern darüber, so wie manche Marktfrauen Norddeutschlands im Winter ihre Wärmöfchen unter den Röcken haben. Nun kriecht der kranke Nupe mit dem Kopf unter die Kleider und hält sie über dem Haupte zusammen, so daß er in einem Stoffraume sitzt, der von dem Qualm des Feuerchens angefüllt wird. Das "Rauchopfer" dampft nun an seinem Körper empor, es umzieht den Rumpf und Kopf, es dringt ihm in Mund und Nase. Erst wenn es der Kranke nicht mehr aushält oder wenn das Medizinpulver herabgebrannt ist, darf er wieder den Kopf aus der Kleiderhülle herausziehen.

Die zweite Art von Medikamenten wird eingenommen. Man nennt sie Tschigbe-fitsche. Es sind allerhand Kräuter und Pulver, die in Wasser aufgelöst in Kalebassen gefüllt und getrunken werden. Von dieser Art Medikamente hat jeder Medizinmann seine eigenen Kenntnisse und sollen die Rezepte einerseits sehr geheim gehalten, andererseits sehr verschiedenartig sein.

Zum dritten ist sehr geschätzt die Tschigbe-Naka(g)bo, welche in einem Einreiben von Pulvern, und zwar solchen aus trockenen Blättern, Rinde oder auch wohl Erde, in die Haut besteht. Der Kranke wird zu diesem Zwecke von seinem Lager genommen und von oben bis unten mit der Substanz eingerieben. Darauf legt man ihn wieder ins Bett.

Zum vierten endlich kennen die Leute sehr wohl die Massage. Sie wird im allgemeinen als Bin (g) binneku bezeichnet. Wunderlicherweise soll sie hauptsächlich nach zeitlichen Besessenheiten Anwendung finden, wenn es gilt, dem krampfartig erstarrten Körper die gewöhnliche Geschmeidigkeit wiederzugeben. — Ich kann das nicht näher schildern. Selbst gesehen habe ich die Massage nicht, und die Erzählungen über die Anwendungsweise waren sogar in Mokwa recht



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abweichend. Sicherlich kommt Massage bei Magenverstimmungen hier und da in Anwendung. Die bei Joruba häufigen Klistiere sind bei den Nupe nicht nachweisbar gewesen, dagegen sah ich auf allen Märkten viele Schröpfköpfe.

Nachdem derart der Körperpflege genügend Raum gegeben und der Kranke wieder auf sein Bett gelegt ist, macht die Familie sich an die Behandlung der anderen Verordnungen des Bassa-tschi, an das Opfer für den alten Kuti des Hauses. Diese Opferung, verbunden mit entsprechender Orakelbefragung, gilt als eine wesentliche Zeremonie, also ein großer Akt, an dem sich Frauen nicht beteiligen dürfen. Der Familienvater sucht einen Hahn oder eine Henne und besorgt einen Topf mit Bier (Ege). Dann reibt der Vater selbst Mehl auf dem Mehistein. Die Frauen dürfen das schon nicht sehen. Das Mehl mischt er mit Wasser. Sind die Vorbereitungen soweit abgeschlossen, so ruft der Vater alle Männer der Familie im Hause zusammen und sorgt dafür, daß die Frauen in gehöriger Entfernung gehalten werden. Denn der Kuti leidet es nicht, daß eine Frau in der Nähe sei, wenn der Priester der Familie mit ihm Rücksprache nimmt.

In jeder größeren Familie war früher und ist hier und da noch ein Opferer, der Jigi genannt wird. Der Jigi kommt nun mit den Männern. Er läßt sich vor dem Kuti auf die Knie nieder. Er hält die Kalebasse mit Wasser, in dem das Kornmehl verrieben wird, in der rechten Hand, kreuzt aber die Hände über dem Schoß, so daß die rechte Hand nun auf der linken Seite ist. Er setzt die Kalebasse auf die Erde. Er ergreift das Huhn, streut von dem feuchten Mehl aus der Kalebasse ein wenig auf die Erde und hält das Huhn mit dem Kopfe darüber, so daß die Haltung einer Aufforderung, davon zu genießen, gleichkommt. Der Jigi spricht dann zu dem Huhn: "Hier liegt im Zimmer der und der Mann. Er hat die und die Krankheit. Wir haben ihm Tschigbe gegeben. Der Bassa-tschi hat aber gesagt, wir sollten zu dir kommen. Deshalb bitten wir dich, dieses Essen zu nehmen."

Auf diesen freundlichen Zuspruch hin beginnt nun das Huhn das Mehl aufzupicken oder auch nicht, und davon hängt sehr viel ab. Beginnt das Tier sogleich emsig damit, den Mehlbrei zu genießen, so ist das ein vorzügliches Zeichen. Wenn das Huhn sich aber nicht hierzu überreden läßt, auch nicht durch emsigen Zuspruch und Draufstossen, dann steht die Sache übel. Es bleibt nun nichts anderes übrig, als das Huhn für divinatorisch untauglich zu erklären und ein anderes zuzuziehen, das dann eventuell geeigneter ist. Vielleicht ist das verständnisvoller, vielleicht nicht. Dann wird eben noch ein anderes genommen, so lange, bis das Huhn oder Hähnchen gefunden ist, das im Namen des Kuti bereit ist, das Mehl aufzupicken und somit den opfernden Leuten eine Last vom Herzen zu wälzen.



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Nun wird alles schön werden, und dies Hühnchen wird das zunächst mit dem feierlichen Opfertode büßen. Der Kopf wird ihm abgeschlagen. Die Federn werden ihm ausgerissen. Die Federn werden auf den Kuti gelegt, der von dem darübergeflossenen Opferblute klebrig genug ist, sie festzuhalten. Danach wird das Huhn über einer Flamme abgesengt. — Inzwischen haben die Frauen draußen Guineakorn gemahlen und Brei hergestellt. Jetzt bekommen sie auch das geopferte Huhn als veredelnde Beigabe der Breiopfer. Beim Zuschneiden werden dem Huhne der Kopf und die Füße abgeschnitten und die Leber sorgfältig herausgetrennt. Wenn das Gericht fertig ist, werden Kopf, Füße und Leber obenauf gelegt. Ein Mann, gewöhnlich der Sohn des Jigi, bringt die Speise in das Haus, in dem der Jigi vor dem Kuti kauert.

Sobald der Jigi die Breischüssel in Empfang genommen hat, beginnt ein kompliziertes Uberbringungsverfahren. Zwischen dem Kuti und dem Jigi, diesem zur Rechten, steht eine leere Kalebasse. Auf der linken Seite des Jigi steht die eben angekommene Speise. Der Jigi reißt von dem Brei ab. Er legt das eine Stück in Kalebasse a, das andere in Kalebasse b. Die Leber und das Herz kommen ganz in die leere Kalebasse b. Vom Hühnerkopf werden der Schnabel und die Kopfhaut abgerissen, die beide in Kalebasse b kommen, während die Schädelreste mit Gehirn wieder in a Aufnahme finden. Flügelende und Steißbein werden in die Kalebasse b gelegt. Endlich kommt noch eine Handvoll Brei aus a nach b, und dann wird in der Kalebasse b alles, Schnabel, Füße, Herz, Leber usw. gründlich gemischt und durcheinandergeknetet.

Danach stellt der Jigi die Kalebasse b rechts weg, nimmt etwas von der Mischung heraus und teilt es in zwei gleiche Teile. Beide legt er unter den Kuti. Das wiederholt er dreimal, dann ist die Kalebasse bis auf einen kleinen Rest leer und aller Inhalt dem Kuti geweiht. Den letzten kleinen Rest aus der Kalebasse b verzehrt der Jigi selbst. Dagegen wird der Brei mit Huhn aus Kalebasse a von den anwesenden Gliedern der Familie verzehrt.

Nach Abschluß der Opferung geht der Vater wiederum zum Bassatschi und macht ihm die Mitteilung: "Wir haben dem Kuti geopfert, so wie du es uns vorgeschrieben hast." Der Bassa-tschi wirft dann wieder seine Orakelschnüre und findet wahrscheinlich als Ergebnis: "Der Kuti hat das Essen genommen" (d. h. gnädig angesehen). Im Anschluß hieran verabfolgt er dem Vater des Kranken noch irgendeine weitere Medizin mit der Erklärung, daß diese Gabe auf Veranlassung des zufriedenen Kuti übermittelt werde. Nach 7 Tagen soll dann die Krankheit besser, und wieder einige Tage später der Kranke gänzlich gesund sein. Sicherlich wird in solchem Falle die allgemeine Anschauung die sein, daß dieses günstige Resultat der



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gnädigen Hilfe des Kuti zuzuschreiben und daß er ohne diese dem Tode geweiht gewesen wäre.

Ehe ich auf die schwierige Untersuchung des Kuti eingehe, sollen einige andere Anschauungen und Sitten geschildert werden.

Natürlich kennt auch der Nupe Subachen, d. h. hier Galschi. Wenn z. B. ein schwerkranker Bursche nachts im Fieber plötzlich den Namen irgendeines Mannes laut und furchtsam ausruft, wenn er dann andern Tages tot auf seinem Lager gefunden wird, so sagt man, daß es ein Gatschi gewesen sein müsse, der den Knaben gepeinigt und getötet habe. Natürlich wird der ausgerufene Name damit in Verbindung gebracht. Ist der Junge nun tot, so läßt das Volk die Sache nach afrikanischem Schlendrian auf sich beruhen, betrachtet den durch den Knabenschrei aber in Mißkredit gebrachten Mann mit Scheu und Furcht. Der Mann ist gezeichnet.

Anders verlief vordem die Sache, wenn nach solcher nächtlichen Anklageanrufung der Leidende am andern Tage nicht gestorben war oder gar noch mehrere Tage das wiederholte, dabei sichtlich schwächer werdend. Dann ging der Familienvater zum Häuptling und trug dem die Sache vor. Der versprach Hilfe. Es wurden in aller Stille in alle umliegenden Ortschaften Boten gesandt; es wurden die Dako Boea oder Dako Boeha (Maskierte, siehe weiter unten) gerufen. Die riesigen, bis 4 Meter hohen Masken kamen am andern Morgen gegen Sonnenaufgang zusammen, an die 30-40. Sie standen wie aus dem Boden gewachsen auf dem Marktplatze, nicht Weib, nicht Kind durfte auf die Straße gehen, wenn der Zweck der Masken ein Strafgericht war. Tagelang strömten nun die Dako Boea (auch Gunu-Ko genannt) in dem Städtchen zusammen, bis endlich auch der ganz große Gunu-Ko mit der Maske aus Perihuhnstoff, der von unten bis oben mit magischen Medizinkalebassen bedeckt war, eingetroffen war. Und alle warteten auf diese oberste Bundesgottheit, deren Sitz wenigstens für die diese Stadt umlagernden Länder Guschis Hauptort war.

Wenn der große Gunu-Ko nahe herangekommen war, begann der Tanz. Schon auf kilometerweite Entfernung hörte man die Schreie und Rufe. Er kam heran in die Stadt, auf den Marktplatz und gebot Schweigen. Wenn das vollständig war, schrie er mehrmals den Namen des Kranken. Ein kleiner Gunu-Ko beantwortete den Schrei. Er nannte auch den Namen des Kranken, und darauf antwortete der große Dako Boea wieder mit Nennung des Namens des Mörders. Nun mußte der Mörder des Gatschi gefangen werden. Erst sandte der große Dako Boea einen kleinen Boten, der sich mit der Sache versuchen sollte. Aber es war von vornherein keine große Hoffnung auf ein glückliches Gelingen, denn auch die Gatschi verfügten über ganz große magische Kräfte. So kam denn der kleine Gunu-Ko



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zurück und meldete seine Ohnmacht. Der kleine Dako Boea sank dann nach dem erfolglosen Versuche sterbend auf dem Marktplatz nieder. Bis zu vier Masken wurden so ausgesandt, und alle mochten ergebnislos zurückkommen und auf dem Marktplatz vor dem "großen Vater" sterbend niedersinken.

Dann aber machte sich der große Dako Boea selbst auf den Weg. Er schwankte zu dem Hause des Angeklagten. Die Phantasie der von magischen Verwandlungen im Sinne der Sorokomythologie oder der Borireligion feiert in der Beschreibung des nun sich abspielenden Kampfes Triumphe. — Plötzlich stand der große Dako Boea auf dem Dache des schlechten Mannes aufgerichtet, "wie eine mächtige Rauchwolke an Tagen, wenn kein Wind geht, oder wie eine Aschentombe, wie sie zur Trockenzeit über die Felder hinzieht." Der Dako Boea kam dann durch die Dachspitze herab in das Haus. Der Kampf begann und wirbelte in wildem Formwechsel, bis die Gatschi gefangen war. — Man sagt, daß die Gatschi vor allem Frauen, seltener Männer seien, und daß diese Gatschi in alter Zeit mächtige Verwandlungskraft besessen hätten. Just im selben Maße aber auch der Gunu-Ko. — Verwandelt sich z. B. die Subache in ein Huhn, dann nimmt Gunu-Ko sogleich die Gestalt einer Schlange an,. die hinter dem Federvieh hersetzt. Geht die Subache nun den Wechsel in eine Maus ein, so wird Dako Boea als Katze hinter ihr hersetzen; verwandelt sich jene in einen Hund, so droht ihr Gunu-Ko als Hyäne usw. Es ist ein langer Verzweiflungskampf, der erst damit abschließt, daß Dako Boea die Gatschi endgültig fängt, in welcher Form es auch immer sei, und mit der Gefangenen wieder durch die Spitze des Hauses emporsteigt.

Vor dem Hause bindet die gewaltige Maske das gefangene Menschenkind auf die Spitze der Hülle und mit der Last auf der Maskenspitze tanzt der große Gunu-Ko dann vor den Leuten. Alle kleinen Dako Boea schließen sich dem "großen Vater" an. Es ist ein Wald wallender Säulen, die hin und her, auf und nieder schwanken, bis der große Dako Schweigen befiehlt.

In dem Schweigen beginnt dann für die als Subache angeklagte Frau das Todesmartyrium. Der "große Vater" fordert sie zunächst auf, mit den Fingern ohne jedes Werkzeug eine Grube zu graben. Die Frau wimmert, sie könne das nicht, ihre Finger wären zu schwach für eine Arbeit, die kaum eine eiserne Hacke bewerkstelligen könne. Wenn sie nicht sobald beginnt, schlagen die Umstehenden auf sie ein. Die Frau bettelt: "Eso! Eso! Eso!" Es nützt ihr nichts. Die Leute schlagen weiter auf sie ein. Sie muß den Boden aufkratzen, muß schaben und schaben, bis ihre Fingernägel sich ablösen. Das ist der Zweck. Die Fingernägel der Gatschi müssen bei Lebzeiten heruntergeschält werden, von ihr selbst, sonst wirkt ihre



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magische Kraft nach dem Tode weiter. Während sie zu dieser Selbstverstümmelung gezwungen wird, tanzt der Dako Boea im Dorfe umher, bald hier, bald dort. Es ist ein Reinigungstanz, der auch die im Entstehen begriffenen Subachen abtötet. Gegen 4 Uhr nachmittags kehrt er zurück.

Das Schwert des Dako Boea liegt nun in den Händen des Daro. Der Daro tötet die Subache durch Kopfschlag, so daß das Blut weit umher spritzt und als Lache am Boden steht. Alle Dako Boea-Masken tanzen dann in diesem Blute, um ihr Kleid mit dem Subachenblute zu netzen. Das steigert die Kraft der Maskengottheiten. Und so sehen wir auch hier wieder die beiden Pole der Anschauungsweit sich berühren. Hiernach wird ein großes Feuer angezündet. Der Leichnam der Subache wird hineingeworfen. Das Feuer wird unterhalten, bis die Leiche zu Asche verkohlt ist. Die Asche wird dann aber auf das Wasser gestreut. — Nach solcher gründlichen Vernichtung des bösen Widersachers wird der bedrohte Kranke sicher geheilt. Wenn der Kranke ein Weib war, das zufälligerweise auch noch schwanger war, so wird das erwartete Kind nach der Geburt Gunu-Ko genannt.

Vergegenwärtigen wir uns nun die Anschauungen und Maßnahmen, die nach der Volksüberzeugung einen Menschen dazu bringen, sich selbst und freiwillig dem Subachentum in die Hände zu werfen und selbst danach zu trachten, Subache zu werden. — Wenn ein Mann viele Kinder hat, kann er sehr wohl für diese fürchten oder aber die Hoffnung hegen, mit ihrer Hilfe, indem er nämlich einen Teil von ihnen opfert, einen besonderen, uns natürlich unverständlichen Genuß zu erobern. Er wendet sich dann an einen außerordentlich zuverlässigen und mit besonders hohen Kenntnissen und magischen Kräften ausgestatteten Bassa-tschi und bittet ihn unter vier Augen: "Gib mir eine gute Sache, die bis an das Ende meines Lebens reicht." Der vorsichtige Bassa-tschi sagt: "Ich weiß nicht, was du meinst." Der Besucher: "Ich bitte dich nur um eine Sache." Der Bassa-tschi: "Welche Sache meinst du?" Der Mann: "Gib mir eine gute Medizin, die ich mit heimnehmen kann, die ich dann in einen Topf tun und die ich für mich und meine Kinder gebrauchen kann." Der Bassa-tschi: "Geh wieder nach Hause; ich will über die Sache nachdenken und werde dir dann Bescheid sagen." Der Besucher: "Gib mir eine gute Tschibe, damit ich jedermann meine Kraft zeigen kann." Der Bassa-tschi: "Geh nur, in drei Tagen werde ich dir das, was du haben willst, geben können." Der Besucher geht.

Der Bassa-tschi geht nun mit der Hacke in den Busch. Er hackt von jedem Baume, der magische Kräfte besitzt, am Wurzelansatz etwas ab. Dies muß er nachts tun. Dann fängt der Bassa-tschi



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Fliegen, Schlangen, Kröten, kurz allerhand Tiere, die nach der Anschauung der Eingeborenen Gift enthalten. Das alles fügt er zusammen. Eines Tages ruft er den Mann wieder zu sich, gibt ihm die Sammlung und sagt zu ihm: "Das alles koche zusammen. Wenn es gut gekocht ist, eßt es, du und alle deine Kinder." Zu der Sammlung fügt er noch irgendeine andere Art von Medizin und sagt: "Dieses hier hat anderen Zweck. Wenn du entdeckt wirst, nimm diese zweite Medizin. Nach ihrem Genuß gewinnst du die Kraft wieder, gesund und lebend zu werden, gleichwohl was man dir zugefügt hat." Der Besucher kehrt mit dem Zaubermaterial heim. Die Sache wird aufgekocht. Er und seine Kinder trinken sie. Nach einiger Zeit fordert der Bassa-tschi seine Bezahlung. Der Familienvater fragt ihn: "Wie viel willst du haben?" Der Bassa-tschi sagt: "Es ist eine große Sache, gib mir 30000 Kauri." Der Familienvater ist seinerseits nicht abgeneigt, soviel dafür zu erlegen. Er will nur erst einmal den Effekt sehen. Also sagt er: "Erst warte noch ein wenig, wenn es gut geht, sollst du es haben." — So erfolgt der Eintritt in das Subachentum.

Wenn der Subache nun auf die Jagd gehen will, legt er die Haut ab wie ein Kleid. Er ist immer feuerrot. Aus seinem Munde weht feurige Asche. Den Austritt aus der Behausung nimmt er durch die Dachspitze. Will er bei dem Opfer eintreten, so lehnt er sich entweder mit dem Rücken gegen die Wand, worauf diese sich ihm von selbst öffnet, oder aber er schlüpft auch durch die Dachspitze hinein. Dann bemächtigt er sich des Opfers. Er lastet auf ihm wie ein Alp und packt es ganz fest. Auf eine unerklärliche Weise zieht er das Blut aus dem Menschen, der nun schon erkrankt. Der Gatschi hat eine kleine Trommel, die schlägt er. Von allen Seiten kommen darauf die andern Gatschi zusammen. Sie alle genießen von dem Blute.

Oft versammeln sie sich schon am Abend, gehen nach allen Seiten auseinander, verteilen sich, ziehen weithinaus, rauben und kommen um 3 Uhr morgens am Versammlungsplatze wieder zusammen, um das gewonnene Blut zu verteilen.

Wenn ein Gatschi stirbt, beginnt er eine Generalbeichte, genau also wie die Subachen der Soroko. Dann erkennt man ihren scheußlichen Lebenswandel auch an roten Flecken, die hier und da auf der Haut auftauchen. Der sterbende Subache wird scheckig. Alle Leute, denen einmal Kinder starben, sagen dann: "Nun wissen wir doch, wer unsere Kinder tötete. Seht die Zeichen der Gatschi!" Und sie schimpfen weidlich über ihn. Soweit die Subachen.

In den Begräbnissitten ist bei den Nupe eine große Änderung vor sich gegangen. Früher gab es mächtige Totenhallen. Sie sind verfallen, aber die Alten haben sie selbst noch gesehen, als sie jung waren. Im Kaba-Bunulande soll es heute noch solche geben, in die



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man hineingehen kann. Schon in Ibadan hörte ich das und später ward mir oft darüber berichtet. Auch in Mokwa wissen sie von mehreren solcher Begräbnishallen. Eine lag da, wo früher der Fürstenpalast stand und heute die Mission errichtet ist. Wenige hundert Meter hinter der Mission ist die geweihte Stelle. Die Halle ist aber vor ungefähr 60-70 Jahren eingestürzt. Sie war unterirdisch. Man betrat sie durch ein großes rundes Eingangsloch. Von ihm zweigte sich sowohl nach links wie nach rechts ein etwa mannshoher Kanal ab, der nach allen Beschreibungen etwa 3-4 Meter breit war. In dem linken Kanal fanden die weiblichen, in dem rechten die männlichen Leichen angesehener und allgemein geachteter Leute Aufnahme. Die Leichen wurden zu dieser Aufstellung fest in große Mengen breiter Baumwollbande eingewickelt, so daß sie steif waren wie Mumien. So wurden sie dann gegen die Wand gelehnt. Nur den allerangesehensten Männerleichen hängte man einen alten Nuperock über. Damit die Leichen nicht seitwärts umsinken konnten, war für den Kopf einer jeden eine Höhlung in die Wand gemacht, in der er ruhte. So stand die Leiche oft monate-, ja angeblich jahrelang aufrecht, bis sie innerlich ganz zerfallen war und nun trotz der festen Umwicklung als Knochenhaufen zusammenstürzte. Die Alten meinen, daß in jedem Kanal dieser Leichenhalle wohl 50 Verstorbene aufbewahrt worden seien. Es hat aber vordem noch mehrere andere gegeben. Das sagen Leute, die sie selbst noch gesehen haben. Nur Angesehene und Vornehme fanden darin Aufnahme. Gewöhnliche Sterbliche wurden dagegen im eigenen Gehöft bestattet. —Die Sitte der Leichenhallen soll bis auf die Zeit vor Edegi zurückgehen.

Heute hat diese alte Sitte keinen Raum mehr. Im Fulbekriege brachen die alten Mausoleen zum Teil zusammen. Einige werden verheimlicht.

Wenn heute ein alter Mann ernstlich erkrankt, kommt alle Welt zusammen, um nach ihm zu sehen und in unbedachter Weise die so schon genügend üble Luft noch ganz gründlich zu verderben. Ist er unter allgemeiner Teilnahme dann endlich gestorben, so wird vor allem das Gemeindeoberhaupt davon benachrichtigt. Nun kleiden sich alle angesehenen Leute sehr schön und machen der Leiche ihre Abschiedsvisite. Nachts wachen bei ihr 6 Männer der Familie (an der Frauenleiche entsprechend 6 Frauen). Hat der Verstorbene viele erwachsene Kinder, so bringt ein jedes ein Kleid herbei. Inzwischen wird im Hause oder auf dem Hofe das Grab ausgehoben, das genau der Länge des Toten entspricht und zunächst in der doppelten Breite des Leichnams ausgehoben wird. So breit ist aber nur der Oberteil, der Unterteil erhält nur die halbe Breite, so daß eine Art Stufe in das eigentliche Grab führt, das so tief ausgeschachtet wird, daß die eingeschlagene Leiche nicht über die Stufe in die Höhe hinausragt.



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Nachdem durch genaue Maßnahme festgestellt ist, ob die Grube lang genug ist, und im Falle mangelnder Länge unter der Böschung eine Aushöhlung vorgenommen ist, in die der Fußteil geschoben wird, beginnt man den Leichentransport.

Zwei junge Leute heben die Leiche auf. Sie werden ermahnt, sie gut zu tragen. Bei der Aufnahme stehen alle Anwesenden ehrfurchtsvoll auf. Sie wird zur Grabstätte gebracht und in der Weise gebettet, daß sie auf der rechten Seite liegt, die rechte Hand unter der rechten Wange, das Antlitz der aufgehenden Sonne zu, Männer und Weiber in gleicher Lage. Die Leiche liegt auf einer Matte und ist in zwei Kleider gehüllt. Darüber kommt wieder eine doppelt gelegte Matte. Wenn die Leiche nun in der tiefen Grube liegt und bedeckt ist, werden von der Stufe aus vorher zugeschnittene Querlatten, dann darüber Längslatten gelegt, so daß bei dem Aufwurf der Erde die Leiche nicht von ihr berührt und eingedrückt wird, sondern in einem hohlen Raum gebettet bleibt. Über die Längsbretter kommt bei vorsichtigen Leuten nochmals eine doppelt gelegte Matte, und die Aufschüttung erfolgt auch nicht gleich mit Erde, sondern erst mit Luftziegeln und Lehmklößen und dann erst mit Erde.

Am gleichen Tage weinen die Frauen, und die Männer klagen in Worten; vor allem aber essen und trinken sie sehr viel. Man hat in der Mitte eines Hauses des Gehöftes eine große Kalebasse aufgestellt, in diese wirft jeder Besucher des Trauerhauses, ob Mann oder Weib, Knabe oder Mädchen, einige Kaurimuscheln, bis sie ganz angefüllt ist. Ist nun die Bestattung zu Ende, so müssen die Burschen, die das Grab aushoben, die ganze Summe zählen. Sie wird halbiert. Die eine Hälfte erhalten die Totengräber, die andere wird zur Anschaffung von Bier verwendet, das an Ort und Stelle getrunken wird. Ist das Gelage zu Ende, fragt man noch: "Wann ist das Biki (Totenfest) für den Verstorbenen", und begibt sich nach entsprechender Kenntnisnahme heim. Wenn die Familie des Toten so wohlhabend ist, daß die Geldbeschaffung keine Schwierigkeiten bereitet, so erfolgt das Biki schon nach 7 Tagen, wenn aber der Kostenaufwand weitgehende Darlehen erfordert, dann können leicht 20 Tage ins Land gehen, ehe man diese Festlichkeit hält. Wenn die Zeit des Festes naht, wird viel Bier und viel Idji (Guineakornspeise) bereitet, beizeiten eine große Trommelei begonnen und auf einem genügenden Platze die Zusammenkunft abgehalten. Das Fest beginnt damit, daß ein wenig Speise und Trank auf das frische Grab gesetzt wird. Die alten Leute sind im Durchgangshaus, in der Katamba, alle Weiber im Hause mit dem Essen vereinigt. Die jungen Leute sind mit ihren Trommeln auf der Straße. Der Familienälteste verteilt an alle Leute Essen und Bier. Abends um 6 Uhr ist das Fest zu Ende, nachdem es am Morgen begonnen hat. Der Kuti erhält bei der Gelegenheit



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nichts. Die Festteilnehmer begeben sich am anderen Morgen zum Trauerhause und bedanken sich für das schöne Fest.

Die Regelung der Erbschaft übernehmen alte Leute, und zwar nicht nur solche, die mit der Familie verwandt sind, sondern die Nusadji. Alle vorhandenen Kauri, Stoffe, Perlen und sonstige Mobilien werden in drei Teile geteilt. Einen davon erhalten die alten Leute selbst, einen zweiten der älteste Sohn und seine Kinder, den dritten die Brüder und die andere Familie. Die Witwen werden, soweit solche vorhanden, je eine an je einen Bruder gegeben. Das Gehöft erhält der älteste Bruder. Die Witwen erhalten ein wenig von dem Sohnesanteil, von dem der alten Leute und von dem der Familie, also von jedem einzelnen. Die Farm erhält der älteste Sohn.

Wir wollen uns aber nicht noch weiter in dem Übergangsgebiet zwischen Religiösem und Wirtschaftlich-Sozialem aufhalten, sondern wollen uns erst noch einmal den Begriff der Kuti klarmachen und dann zur Behandlung der Frage übergehen, welchen Einfluß und welche Beziehung die religiösen Institutionen auf die staatsbildenden und staatsformenden Kräfte haben.

Ich ging davon aus, daß die Institution der Kuti stark in Zersetzung übergegangen sei und daß nur mit Mühe noch wesentliche Bestandteile an das Tageslicht befördert werden konnten. Zu den Kuti gehören allerhand kleine magische Töpfchen, allerhand Steine und Hölzer. Hier und da dient ein an der Wand aufgehängter Sack mit Fellbehängen und einer Druckquietschvorrichtung als Orakelkuti, der dem befragenden Priester besonders hinsichtlich der Schwangerschaftsfragen neugieriger Frauen gern gegen Entschädigung Auskunft erteilt. Aber das sind mehr Amulette und Zauberapparate, die ebenso wie die nachher zu besprechenden Maskenvielfach schlechtweg als Kuti bezeichnet werden, ohne aber solche zu sein. Ich habe nur noch von vier Kuti etwas mehr als die Namen gehört. I Der Kuti Sautschi, den die Nupe mit den benachbarten Bassakomo, zumal in Lom bei Liaba, gemeinsam haben. Der Kuti Sautschi ist ein Eisenstab, ähnlich einem Ossenji der Joruba, in die Erde gesteckt, und zwar in einem kleinen heiligen Haine im wilden Busch. Um den Eisenstab ist eine Hütte gebaut. Dieser Kuti Sautschi ist vor allem ein freundlicher Regenspender, und darin äußert er seine bedeutsamste Kraft. Aber außerdem schützt er gegen die bösen Gatschi, gibt den Farmen Fruchtbarkeit und schützt vor Dako nigua, der Pocken-Gottheit. Wenn die Anhänger ihm opfern wollen, müssen sie ihm vollkommen nackt nahen. Die ihm angenehmen Opfer bestehen in schwarzem Hahn (Esi-chuko), schwarzem Bullen (Nankochuko), schwarzem Hengst (Doko-chuko), schwarzem Schafbock (Bische chuko) und einem schwarzen Manne (Sa-chuko), also lauter schwarzen männlichen Geschöpfen. Um alles in der Welt darf kein



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Weib der Opferstätte nahen oder von dem Opfergetier essen. Das würde schweres Unheil auf die Gegend laden.

2. Der Kuti Tschelle wird hergestellt aus einem zerbrochenen alten Topf, der in die Farm gebracht wird. Man tut hinein einen Frosch, eine Varanus, einen Geier, eine Schlange, ein Chamäleon (Djama oder Jama), einen Hundekopf usw., vor allem aber einen Menschenschädel. Das Ganze wird in dem zerbrochenen Topf zu Kohle verbrannt. Dann kommen die Teilnehmer an dem Kuti, jeder mit einer ganz kleinen Kalebasse, in die Farm und füllen sich dieses kleine Gefäß mit den verkohlten Substanzen. Begießt man das nun mit dem Blute eines geopferten Huhnes, so ergibt sich ein ausgezeichnetes Schutzmittel gegen die Gatschi.

3. Der Kuti Sogba, der genau dem Schango der Jorubavölker entspricht und im Gogurmalande, in Usiri und bei der Foketschifamilie große Verehrung findet. Das sinnliche Symbol der Verehrung ist auch hier ein Donnerkeil, der in einem kleinen Hause Aufnahme findet. Die Gottheit selbst ist der Donnergott Sogba, über dessen Funktionen und Tätigkeiten ich nichts hörte, da ich nicht im Hauptlande der Verbreitung dieser Kultur war. Heilige Opfertiere für Sogba sind auch hier wieder ein weißer Schafbock (Kingbangba bekung), weißer Ziegenbock (Wurr(i)n bokung) und weißer Hahn. Jedes Jahr werden dem Gotte zur Erntezeit diese Opfertiere geopfert und Feste veranstaltet. In einigen Gegenden des Nupelandes führt er auch den Namen Baitsa.

4. Der Kuti Dako nigua, d. h. Großvater des Eisens. Es ist der Schankpanna der Joruba, der Gott der Pocken, ein unheimlicher Geselle. Sein Symbol ist ein großer Eisenblock, der in der Mitte einer Hütte Aufstellung gefunden hat, und dem außer reichlichem Bier schwarze männliche Tiere, schwarze Ziegenböcke, schwarze Hähne, schwarze Hunde und schwarze Bullen geweiht werden.

Wie gesagt, sind das nur einige wenige Beispiele. In Wahrheit wird es früher eine große Anzahl von Kuti gegeben haben und heute noch geben. Sie treten aber stark zurück gegen früher. Sie sind den Leuten selbst unwichtig geworden. Vor allem haben die Nupe die soziale Konstruktion, die mit diesen Bildungen verbunden war, so weit geringschätzen gelernt, daß sie sich ihrer nur noch mit Mühe erinnern. — Darüber im folgenden.


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