Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

ERZÄHLUNGEN AUS DEM WESTSUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1922

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_08-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT DREI TAFELN

123. Die Schöpfung

Seinerzeit ward Uende-Naba (Gott) durch einen Greis geboren. Der Greis setzte seinen Sohn, Uende-Naba, erst als Hirt ein über die Ziegen und Schafe. Eines Tages wollte sich Uende-Naba unter seinen Ziegen waschen. Da bekamen die Ziegen Angst und flohen von dannen. An einem anderen Tage wusch er sich unter den Schafen; die liefen nicht fort. So ist es bis heute geblieben. Die Ziegen fliehen das Wasser, die Schafe lassen sich aber durch das Wasser treiben. Denn gleichzeitig, als er sich badete, sprach Uende-Naba damals gegen die Ziegen Zauberworte und gegen die Schafe nicht. Damals starben von den Ziegen täglich sieben. Und so können sie bis heute noch nicht das Baden ertragen.



Atlantis Bd_08-283 Flip arpa

Der Greis sagte zu Uende-Naba: "Tue das nicht weiter so, fahre nicht so fort, sonst wirst du eines Tages dich zuletzt gar selbst töten." Uende-Naba sagte: "Gut, ich werde eines Tages abziehen, ich werde an meinen eigenen Ort gehen." Der Greis sagte: "Tu das nicht, denn dann bin ich einsam und verlassen." Uende-Naba sagte: "Wenn ich gehe, mache ich dir Menschen und gebe sie dir als Ersatz für mich." Uende-Naba war damals noch ein Knabe.

Als Uende-Naba etwas größer war, sagte er eines Tages zu seinem Vater: "Vater, ich gehe jetzt. Ich werde auf jenen Berg steigen." Uende-Naba machte sich auf den Weg und stieg auf den Berg. Auf dem Berge machte er Menschen von verschiedener Sorte. Ehe er ging, hatte Uende-Naba zu seinem Vater gesagt: "Wenn du mich sehen willst, lege viel Hirsestroh auf einen Haufen und zünde das an. Im Rauch werde ich so jede Nachricht von dir empfangen.

Der Greis zündete unten Hirsestroh an, das in Haufen aufgeschichtet war. Uende-Naba aber machte oben auf dem Berge allerhand Tiere. Der Greis verrichtete drei Tage lang Rauchopfer. Als aber am dritten Tage Uende-Naba auf das Rauchopfer hin nicht kam, machte der Alte sich selbst auf den Weg und stieg auf den Berg. Er kam oben an. Als Uende-Naba seinen Vater ankommen sah, ward er sehr zornig. Er ergriff einen mächtigen Felsblock und schleuderte ihn gegen den Alten. Als er ihn aber abgeworfen hatte, tat es ihm nachher selbst leid. Im letzten Augenblick rief er dem fliegenden Felsblöcke noch zu: "Fall zu Boden! Töte meinen Vater nicht!" Der Felsblock fiel sogleich auf die Erde, kurz vor dem Alten. Er wurde zu Djurru, das ist Bleiglanz (Antimon). Der Greis brach ein Stück von dem Bleiglanz ab und nahm es mit sich in das Dorf. Ehe er ging, sagte ihm Uende-Naba: "Ich sage dir nochmals: Wenn du mir eine Nachricht senden willst, so sende nie Menschen; sende mir alle Botschaft im Rauch!"

Dann fuhr Uende-Naba fort, Tiere zu machen. Er bildete erst die Schlange, dann den kleinen Skorpion, dann die Ratten, dann die Katze. Er sagte: "Nun will ich die Tiere aber auch essen machen." Er sagte zu der Katze: "Nimm von dem Antimon und streiche es nachts auf die Augen, so wirst du nachts sehen und dir leicht Nahrung ergattern können." Dann gab er ein Stück Antimon der Schlange und sagte: "Ehe du beißt, tu davon auf deinen Zahn. Dazu sprich den Namen Gottes aus. Unterläßt du das letztere, so werden auf deinen Biß hin die Menschen zwar schlaff und krank werden; sie werden aber nicht sterben." Dann wandte er sich an



Atlantis Bd_08-284 Flip arpa

den kleinen Skorpion. Der kleine Skorpion sagte: "Ich, der kleine Skorpion, werde niemals den Namen Gottes aussprechen. Ich werde, wenn ich etwas erreichen will, das mit meinem Schwanz machen." Darum stirbt der Mensch nicht, wenn er vom kleinen Skorpion gestochen wird, wenn er auch krank wird.

(Leider war es nicht möglich, mehr als dies noch obendrein reichlich unklare Bruchstück zu ergattern. Im Südosten sollen die Leute aber mehr davon wissen.)


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt