Projektseite Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung
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Kapitel 

[863]

Oswald Myconius an
Bullinger
[Basel],
15. Juli 1536

Autograph: Zürich StA, E II 336, 155 (neu: 174)(Siegelspur) Ungedruckt

Mochte wissen, was Bullinger von der [Wittenberger Konkordie] halt, und erklärt sich befriedigt von Theodor [Biblianders] [ablehnender] Stellungnahme. Man darf sich nicht wie von [Till]Eulenspiegel etwas vormachen lassen, besonders im konkordienfreundlichen Basel, wo vorläufig erst Bürgermeister [Jakob Meyer], die Dreizehn, er selbst und Grynäus Kenntnis von der Sache haben; die beiden letzteren haben sich gegen eine Unterzeichnung gewandt.

c in der Vorlage irrtümlich suo.
4 In den Landorten (Uri, Schwyz, Unterwalden, Glarus, Appenzell) herrscht wieder große Uneinigkeit (vgl. oben Nr. 840, 9-14; 841, 31-36).
5 Vgl. Ps 68,31.
6 Zürich verweigerte sowohl König Franz I. als auch Kaiser Karl V. jegliche militärische Unterstützung; s. oben Nr. 838, 8f mit Anm. 3.
7 Der Brief ist auf ein Blatt des seit Ende 1535 von Eustachius Froschauer hergestellten Papiers geschrieben (Wasserzeichen: Löwe mit Zürcher Wappen); vgl. Paul Leemann-van Elck, Die Offizin Froschauer. Zürichs berühmte Druckerei im 16. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte der Buchdruckerkunst anläßlich der Halbjahrtausendfeier ihrer Erfindung, Zürich/Leipzig 1940, S. 99f.

S. Opus est, ut habeam sententiam tuam de confessione Saxonica 1 . Quamobrem ne differas, queso, responsum. Theodorus scripsit 2 , et placet supra modum. Oportet nos tandem videre picturam Ulenspiegelii, videamus necne 3 , non quidem propter Lutherum aut Argentinenses, sed propter nostros, qui concordiam volunt velis nous 4 . Dic, quaeso, libere. Res apud nos iamdum latet apud consulem 5 et 13 viros, me et d. Gryneum; sed mox prodibit. Nos, hoc est d. Grynaeus et ego, abnuimus subscriptionem 6 . Hoc in cor tibi. Quamobrem movimus corda senatorum. Quamvis adiecerimus non futuros nos pertinaces, modo veritas maneat. Cave igitur, differas mentem tuam.

Vale. Pluribus non potui.

Raptim, 15. iulii anno 36.

Myco.

tuus.

[Adresse auf der Rückseite:] Domino Heinricho Bullingero suo in domino.

1 Myconius meint offenbar die Wittenberger Konkordie; Bullingers Stellungnahme vom gleichen Tag (oben Nr. 862) war ihm zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Ais "sächsisches Bekenntnis" wird in der Regel allerdings die Confessio Augustana bezeichnet, deren Anerkennung in Wittenberg ausdrücklich festgeschrieben wurde (s. oben Nr. 857, 13-15 mit Anm. 9). Auf diese bezieht sich denn auch Bullingers Antwort (unten Nr. 864).
2 Der undatierte Brief an Myconius (Zürich StA, E II 340, 150), in dem Bibliander scharfe Kritik an den Konkordienbestrebungen übt, ist auszugsweise zitiert in: Köhler, ZL 11467.
3 Myconius greift auf eine Anspielung Biblianders
zurück, der im genannten Brief davor warnt, die Konkordie wider besseres Wissen zu loben. Im bekannten Volksbuch wird erzählt, wie die Betrachter einer leeren Leinwand behaupteten, ein angeblich von Till Eulenspiegel gemaltes Bild zu erblicken, nachdem dieser erklärt hatte, nur unehelich Geborene konnten es nicht sehen (s. Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Nach dem Druck von 1515 ... hg. v. Wolfgang Lindow, Stuttgart 1966, S. 77-81).
4 auf jeden Fall; vgl. Otto 362, Nr. 1852.
5 Jakob Meyer.
6 Zur Stellungnahme von Myconius und Grynäus vgl. unten Nr. 866, 25-29 mit Anm. 14.