Einleitung

Der vorliegende zweite Band von Heinrich Bullingers Briefwechsel enthält die Briefe des Jahres 1532. Wie sich in zunehmendem Maße herausstellt, war diese Zeit für das Weiterbestehen und Wiedererstarken der zürcherischen wie auch der ganzen schweizerischen Reformation von großer Bedeutung. Hauptereignisse des Jahres waren die Berner Synode, das Täufergespräch in Zofingen, der Streit um die konfessionellen Regelungen in den Gemeinen Herrschaften und die Auseinandersetzung wegen des Zürcher Religionsmandates. Zugleich gab das Jahr 1532 den Anhängern der Reformation Anlaß zur Neubesinnung vor allem über die Frage nach Ursachen und Folgen der Kappeler Niederlage, über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit des Fortbestehens einer konfessionell gespaltenen Eidgenossenschaft, über die Kirchenzucht und das Verhältnis zwischen kirchlicher und politischer Obrigkeit, über die heiklen Beziehungen zum Luthertum in Deutschland und zu den oberdeutschen Städten, besonders Straßburg. Für den jungen Großmünsterpfarrer brachte das Jahr 1532 eine Zeit der Bewährung.

Die Korrespondenz Bullingers erfährt in diesem Jahr eine rasche Ausbreitung; sie umfaßt nun die ganze reformierte Eidgenossenschaft und auch einige oberdeutsche Städte. Zum Quellenbefund läßt sich, im Vergleich zum ersten Band, feststellen, daß die Fundorte von Briefen aus dem Jahr 1532 weiter zerstreut sind. Der Schwerpunkt liegt allerdings nach wie vor auf den bekannten Beständen der Zentralbibliothek und des Staatsarchivs in Zürich. Daran wird sich auch bei den späteren Briefbänden kaum etwas ändern.

Zur Entstehung dieses Bandes sei noch folgendes angemerkt: Die Herstellung sowohl der Brieftexte als auch des textkritischen und sachlichen Anmerkungsapparates wurde unter den Bearbeitern aufgeteilt. Eine Endredaktion strebte dann eine möglichst große Einheitlichkeit zwischen den einzelnen Teilen an.

Nachdem das Manuskript des Bandes im wesentlichen fertiggestellt war, wurden auf Wunsch der 1977 eingesetzten Bullinger-Kommission des Zwinglivereins noch einige Änderungen vorgenommen, welche vor allem der sparsameren Gestaltung der weiteren Edition dienen sollten. Die inhaltlichen Änderungen sind:

Im Briefkopf wird auf Angaben über Umfang und Zustand des Originals weitgehend verzichtet.

Im textkritischen Apparat werden nur auffallende Änderungen oder solche Varianten berücksichtigt, welche die Absicht des Verfassers erkennen lassen, bzw. eine inhaltliche Änderung zum Ausdruck bringen.

Der Umfang des sachlichen (sprachlichen, biographischen und historisch-theologischen) Anmerkungsapparates wird, soweit es die wissenschaftliche Qualität erlaubt, im Vergleich zum ersten Band stark gekürzt.

Auf biographische Rückweise bei den im Brieftext erwähnten Personennamen wird im Anmerkungsapparat verzichtet; über den Ort der jeweiligen biographischen Anmerkung gibt das Register Auskunft.

Die Editionsgrundsätze sind nur unwesentlich geändert (s. unten S. 11).

An Änderungen der äußeren Gestaltung sind zu nennen:

Die einzelnen Briefe werden unmittelbar aufeinander folgend abgedruckt, sie beginnen jeweils nicht mehr auf einer neuen Seite.

Der Anmerkungsapparat wird in zwei Spalten gesetzt.

Randbemerkungen werden im textkritischen Apparat untergebracht.

In den vorliegenden zweiten Band von Bullingers Briefwechsel wurden folgende Schriftstücke nicht aufgenommen:

1. Eine an Bullinger adressierte «Nüwe Zytung» über die Belagerung der ungarischen Festung Köszeg (Güns) durch die Türken (siehe unten S. 244, Anm. 5).

2. Ein Brief von Valentin Furtmüller an «Michel», [1532], Zürich StA, E II 441, 527-542 und 351, 207r.-209v. Obwohl der Brief von Traugott Schieß in seine Abschriftensammlung von Bullingers Korrespondenz aufgenommen wurde, läßt sich nachweisen, daß Bullinger dieses Schreiben erst 1548 und nicht als direkter Adressat durch Joachim Vadian zugeschickt bekam (s. unten S. 40, Anm. 1)

Die Bearbeiter möchten allen, die die Herausgabe des Bandes gefördert haben, an dieser Stelle ihren herzlichen Dank aussprechen: Dem Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung für die verständnisvolle und großzügige Unterstützung der Edition; dem Theologischen Seminar und dem Institut für Schweizerische Reformationsgeschichte der Universität Zürich (Leiter Prof. Dr. Fritz Büsser), in dessen Rahmen das Manuskript des Bandes im wesentlichen fertiggestellt wurde; dem Personal von Staatsarchiv und Zentralbibliothek Zürich; Herrn Jean Rott, Straßburg, der den Text des umfangreichen Bucer-Briefes von Ende August 1532 (Nr. 128) mit dem Autograph kollationierte, den gesamten Teil der Korrespondenz zwischen Bullinger und den Straßburgern durchsah und Sacherklärungen beisteuerte; Herrn Dr. Hans Wanner, Hedingen-Zürich, der die deutschen Texte überprüfte und Worterklärungen lieferte; Herrn lic. phil. Bernhard Bonsack, dessen philologische Mitarbeit an den lateinischen Texten weit über das übliche Maß hinausging; und schließlich unseren Arbeitskollegen, Herrn Dr. Hans Ulrich Bächtold für seine mannigfaltige Hilfe bei den Vorbereitungsarbeiten und Herrn lic. phil. Kurt Jakob Rüetschi für seine Mitarbeit bei der mühsamen Aufgabe von Revision und Korrektur. Ein besonderer Dank gebührt Herrn Prof. Dr. Rudolf Schnyder, der im Auftrag des Zwinglivereins in Zürich die Reorganisation der Briefwechsel-Edition und ihre Vertretung gegenüber dem Schweizerischen Nationalfonds tatkräftig an die Hand nahm.

Ulrich Gäbler Kurt Maeder Matthias Senn Endre Zsindely

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Bullinger - Briefwechsel © Heinrich Bullinger-Stiftung