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[711]

Hans Jakob Adlischwyler an
[Bullinger]
Rötteln,
4. Januar 1536

Autograph: Zürich StA, E II 355, 76 (Siegelspur) Ungedruckt

Möchte, dass ihm Bullinger in Zürich zu einer Stelle verhilft; ist beim Landschreiber von Rötteln. Lässt seine Base, Bullingers Ehefrau, grüssen und bittet, ihm umgehend durch den Briefboten zurückzuschreiben.

22 Ein Auszug, d. h. eine für den Druck bestimmte, gekürzte Fassung der Chronik, wurde von Stumpf noch im selben Jahr in Angriff genommen, blieb aber unvollendet (s. Zürich ZB, Ms A 97; vgl. auch Müller aaO, S. XXVI).
23 Zur vertraulichen Behandlung der Bücher 8 und 9, welche die Reformationsjahre umfassen, vgl. ebd., S. XXIVI.
24 Stumpf hielt sich wohl bei seinem Schwiegervater Heinrich Brennwald auf, der 1529-1536 Amtmann des Klosters Töß war (vgl. HBBW III, S. 26, Anm. I).
1 Hans Jakob Adlischwyler. von Rheinfelden (Kt. Aargau), geb. vor 1520, gest. 1564, war ein Sohn des Halbbruders von Bullingers Frau Anna. Nach seiner Ausbildung beim Landschreiber zu Rötteln ist er bis 1540 als Gerichtsschreibersubstitut in Basel bezeugt und erscheint 1543 als Statthalter von Hans Friedrich von Landeck im Fricktal. Zahlreiche Streitereien, Prozesse, Gefängnisaufenthalte prägten Adlischwylers Lebensweg. Im
Jahre 1544 hatte er, wie sein Vater Johannes 1550 an Bullinger schrieb (Zürich StA, E II 335, 2156), ein Mädchen geschändet und war in Haft gekommen, worüber seine Mutter vor Kummer gestorben sei. Seines unsittlichen Lebenswandels wegen war er auch 1548 in Basel eingesperrt; zur gleichen Zeit stritt er sich mit den Rheinfeldern derart heftig, daß sein Vater sogar die Stadtschreiber-Stelle verlor (vgl. ebd.). Im Jahr 1550 entzogen ihm schliesslich die Rheinfelder das Bürgerrecht, verbannten ihn für 5 Jahre aus der Stadt und auferlegten ihm 100 Gulden Strafgeld. In der Folge ließ er sich in Nollingen (Rheinfelden, Baden-Württemberg) nieder und trat in württembergische Dienste. Im November 1554, als er einmal mehr in Rheinfelden im Gefängnis sass, glückte ihm mit Hilfe seines Dieners Barth Eckstein die Flucht; im zürcherischen Ottenbach fand er, wohl bei Bullingers Bruder Johannes, Unterschlupf (vgl. Bullingers Mahnschreiben vom 5. Jan. 1555, Zürich StA, E II 338, 1513). Bereits im März schrieb er Bullinger

Mein underthenig, gehorsam, willig dienst zuvor.

Hochgelerter, lieber her vetter 3 , ich laß uch wüssen, das ich frusch und gesundt bin, gott hab lob etc.

Lieber her vetter, ich bitt uch fruntlich, wo es ye gesein mag, das ir mir umb ein herren hulffen, damit ich by uch, auch by meiner lieben besin a4 sein möchte; dann ich ein groß verlangen nach uch und iren hab. Furs ander loß ich wissen, das ich zu Roteln by dem landtschriber 5 bin.

Nit me, dann griessen mir mein hertzliebe bese, uwer husfrouwen. Bitt ouch uch, wo es geschefften halb möchte sein, das ir mir schriben, wie es uch, ouch meiner hertzlieben besen gang, und mir solhe schrifft by zeigern dis brieffs 6 zuschicken.

Datum Roteln, inn il, uff zinstag nach dem neuwen jar anno etc. 36.

E[wer]gehorsamer

vetter

Hans Jacob Adelschwiler.

[Adresse auf der Rückseite:]:] Dem hochgelerten herren hern Heinrichen N., bredicant zu Zurich, meinem hertzlieben vettern zu handen.

a vor besin gestrichenes bess.
aus Augsburg über seine Geschäfte und über seine geplante Reise zu Pfalzgraf Ottheinrich (Zürich StA, E II 356, 1021; s. auch Ottheinrich an Bullinger, 1. April 1555, ebd., E II 363, 64). Adlischwyler, vom Kaiser geadelt, bewegte sich mit Vorliebe in höfischen Kreisen, ein Wesenszug, den Bullinger in seinem Mahnschreiben gerügt hatte. Ais im Jahre 1561 Eckstein in Rheinfelden gefangen und hingerichtet wurde, zog sich Hans Jakob Adlischwyler nach Augst (Kt. Basel-Land) zurück, wo er drei Jahre später hochverschuldet starb. Aus dem Briefwechsel mit Bullinger sind drei Schreiben Adlischwylers und zwei von Bullinger überliefert. — Lit.: Amerbach, Korr. VII 290-293. IX 467-470; Verzeichnis des Geschlechts der Bullinger und was sie der Kirche zu Bremgarten vergabet haben; verfasst durch Heinrich Bullinger, den altern, Pfarrer bei dem großen Münster in Zürich, im Jahr 1568, in: Helvetia. Denkwürdigkeiten für die XXII Freistaaten der Schweizerischen Eidgenossenschaft, hg. y. Joseph Anton Balthasar, Bd. I, Zürich 1823, S. 104; HBLS I 109.
2 Die Angaben zum verwandtschaftlichen Verhältnis (Z. 4: Vetter; Z. 5, 8 und 10: Base) ergeben zusammen mit der Anschrift (Z. 161: Heinrich, Pfarrer in Zürich) den Adressaten eindeutig.
3 Onkel, männlicher Verwandter (SI I 1133).
4 Tante, weibliche Verwandte (SI IV 1648); gemeint ist Bullingers Frau Anna.
5 Petermann Gebwiler (ursprünglich Petermann Sattler, bzw. Petrus Sellatoris) scheint 1536, vielleicht schon im Jahr 1535, Landschreiber der Herrschaft Rötteln gewesen zu sein; sein Vorgänger Johannes Zech hatte wohl bis zum Jahr 1535 geamtet; vgl. Christian Martin Vortisch, Landschreiber und Juristen der Oberen badischen Herrschaften, in: Das Markgräfler-Land 2/1988, S. 164.
6 Der Überbringer ist nicht bekannt.