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[681]

Hans von Waldkirch an
Bullinger
[Schaffhausen],
16. November 1535

Autograph: Zürich StA, E II 362, 3-5 (Siegelspur) Gedruckt: QGTS II 116f

Weist die in Zürich ausgestreuten Verdächtigungen zurück, wonach er falsche [nämlich täuferische] Lehren begünstige, und bittet Bullinger, ihn bei allen zu rechtfertigen. Dankt für die Übermittlung[?]eines Berichts an Herzog Ulrich von Württemberg.

Gnad unnd frid von gott, dem vatter, durch Jhesum Christum.

Lieber Maister Hainrich, mich ist glouplich angelangt, wie ich vor uch, unnd ane zwyvell nitt ainig 1 vor uch, sunder ouch vor anndern minenn gunstigen, lieben hem, als ainem ersamen ratt by uch, ettlicher fallschen leren und maynungen halb verschraitt a2 , deren ich nitt allain anhengig, ja dero ain sunderlicher unnd furnemer schirmer sye 3 . Welichs mich nitt wenig (alls billich ainen jeden christen soll) beduret 4 ; dann ich es fur die gröst unnd ergerst schmach acht, wo man ainem ettwas, das gott, der warhaitt unnd synem hailigen wortt, ouch waren, christenlichen glouben ungemäß unnd zewider ist, zulaitt, unnd das mitt unwarhaitt b . Darumb ich mich uß mergklicher miner aischenden 5 nothurfft nach dißmall in der kurtze nitt anderst unnd wytter enntschlahen 6 wil (in hoffnung, es schick sich 7 , das ich es gegenwurtig 8 vor uch mit mer worten thüge), wann ich deren artigklen unnd uffschuben 9 glych alls wenig gemaintt will syn, alls lutzell 10 ich ir gesinntt bin, ja so wenig, alls vyl unnd starck diejhänigen es von mir redent. Sunder zum beschluß mich berüff unnd bezug uff c gott unnd Christum (dem doch min zügen verborgen syn müste, wo ich in nitt Wytter, dann ich vilicht verdacht möchte werden, hiellte), fi4 ||4 was ich von gott gloub unnd warhaitt hallt, namlich nüntzit verkertts oder

c Textverlust beim Öffnen des Siegels.
a nach verschraitt gestrichenes syg.
b vor unwarhaitt gestrichenes we.
c uff übergeschrieben.
1 allein.
2 verleumdet, in üblen Ruf gebracht (SI IX 1456-1458).
3 Vgl. die Briefe der Schaffhauser Pfarrer zum Fall Rosenbaum oben Nr. 634. 644. 649.
4 betrübt (SI XIII 1309).
5 heischenden (SI II 1754).
6 vom Verdacht entlasten (SI IX 412-416).
7 es füge sich (SI VIII 507).
8 persönlich.
9 Vorwürfe.
10 wenig (SI III 1571).

zerthailits von gemainer und ordenlicher christenlicher killchen, die allain uff Christum unnd syn hailigs wortt gebuwen ist, sunnder alles nach wysung göttlichs wortts d unnd maß deß hailigen, waren, christenlichenn gloubenß. Amen. Hierumb, allerliebster Maister Hainrich, min fruntlich, ernnst, vlyssig unnd trungenlich e pitt an uwer ersamkaitt ist, ir wellennd mich mitt diser miner unnvermydlichen, ainfalltigen unnd ungeschicktenn verannttwurtung vor uch lassen enntschlagen syn, ouch mich by allen fromen unnd christglöubigen (vor denen in uwerm bywäsen sölich ungegrundtt erdichtungen angezaigtt unnd gerett)11 gunstigklichen verannttwurten unnd enntschulldigen, biß vilicht gott fügtt, das ich selbs munttlich unnd zugegenn aller ding, stucken unnd artigklen halb verannttwurtung thun mag, das ich dann von hertzen mitt bestenndiger warhaitt hoffenn unnd ze thund gedenncken. Der allmechtig gott verlyhe uch syn gnad unnd chrafft, in der fryhaitt (dero der hailig Paulus begertt) 12 syn ewig wortt mitt stanntthaffte ze verkunden. Wellennd uch ouch harinn minem sundern vertruwen nach bewysenn; das statt mir ganntz frunttlich und willig ||5 umb uch ze beschullden 13 .

Ich sag uch ouch dannck von wägen uwer guttwilligkaitt deß berichts zum hertzogen von Wirtemberg 14 .

Dattum zinstags Otmari anno etc. 35.

Johanns Walldkilch, burgermaister zu Schaffhusen.

[Adresse auf S. 6:] Dem wolgelertten, ersamen Maister Hainrich Bullinger, wonhafft in Zurich, minem besonndem, gunstigenn, lieben herrnn.

d nach wortts gestrichenes gebuwen.
e vor trungenlich gestrichenes frunttlich.
11 Spielt wohl auf Erasmus Ritters Gespräch mit den Zürcher Pfarrern vom 21. August 1535 an (vgl. oben Nr. (i34. Anm. 17).
12 Vgl. z. B. 2Kor 3, 17 oder Gal 5, 1.
13 euch zu vergelten (SI VIII 659f).
14 Es ist nicht bekannt, worum es sich hier handelt.